Rezension: Prinny Presents NIS Classics Volume 1 (Switch)

Prinny Presents NIS Classics Volume 1 bringt die Strategie-Rollenspiel-Klassiker Phantom Brave: The Herumda Triangle und Soul Nomad & the World Eaters auf die Switch.

Im Portfolio von Nippon Ichi Software finden sich zahlreiche bekannte und weniger bekannte Spiele, die seit den 1990er-Jahren für verschiedene Konsolen bekannte sind. Dazu zählen auch die ursprünglich 2004 beziehungsweise 2007 für PlayStation 2 veröffentlichten Strategie-Rollenspiele Phantom Brave: The Herumda Triangle und Soul Nomad & the World Eaters. Im Zuge der neu gestarteten Spielesammlung-Reihe Prinny Presents NIS Classics, veröffentlicht NIS America die beiden Titel für Nintendo Switch. Während Phantom Brave unter anderem Portierungen für Wii, PSP und PC spendiert bekommen hat, erscheint Soul Nomad & the World Eaters erstmals auf einem anderen System als der PS2. Dieser Unterschied ist den beiden Strategie-Rollenspielen gerade optisch anzumerken. Während Phantom Brave gerade bei den Umgebungen etwas schicker als im Original wirkt, weckt Soul Nomad & the World Eater den Eindruck, als sei in die Neuauflage wesentlich weniger Zeit geflossen. Von beiden Spielen solltet ihr keine vollwertigen Remaster mit aufwendigen Neuerungen erwarten, sondern eher leicht überarbeitete Portierungen.

Phantome und Weltenfresser

Phantom Brave: The Hermuda Triangle Remastered, so der offizielle Titel der in der Prinny Presents NIS Classics Volume 1 enthaltenen Version des Strategie-Rollenspiels, erzählt die Geschichte der 13-jährigen Marona. Das Mädchen lebt zusammen mit dem Phantom Ash auf einer Insel und verdient sich ihren Lebensunterhalt mit allerlei Aufträgen, die sie von anderen Bewohnern der Inselwelt Ivorie erhält. Allerdings wird Marona gemieden, da sie die Fähigkeit hat, Phantome zu sehen, mit ihnen zu interagieren und sie sogar zeitweise an einen Ort zu binden und den Seelen somit einen Körper zu geben. Mit der Zeit führen die Aufträge Marona immer näher an Ashs Vergangenheit und decken so manche Geheimnisse auf. Die Handlung ist durchaus spannend und motivierend erzählt, lässt aber auch ein paar Schwächen bei Inszenierung und Charakteren, die jedoch auf das Alter des Titels zurückzuführen sind, erkennen.

Soul Nomad & the World Eaters ist in einer Welt angesiedelt, die zweihundert Jahre zuvor vom finsteren Gig und den Weltenfressern bedroht wurde. Nur dank des Eingreifens der heiligen Layla, konnte Gig aufgehalten werden. Seither sind er und die Weltenfresser versiegelt. Zu Spielbeginn wählen wir aus, ob wir männlich oder weiblich sein wollen und dürfen unseren Namen festlegen. Gemeinsam mit unserer Freundin Danette sind wir in einem versteckten Dorf aufgewachsen und streben danach, als Kämpfer und Beschützer der noch immer lebenden Layla zu werden. Als es endlich soweit ist, erhalten wir ein schwarzes Schwert in dem die Seele von Gig schlummert. Sofort versucht dieser die Kontrolle über unseren Körper zu erlangen, doch wir setzen uns erfolgreich zur Wehr. Gemeinsam mit Danette ist es nun unsere Aufgabe, die wiedererwachten Weltenfresser aufzuhalten.

Klassische Strategie-Rollenspiele

Beim Gameplay ähneln sich Phantom Brave und Soul Nomad & the World Eaters weitaus mehr als bei Grundstimmung, Präsentation und Geschichte. Als klassische Strategie-Rollenspiele stellen wir uns in beiden Titeln rundenbasierten Schlachten gegen verschiedene Feinde. Dabei dürfen unsere Einheiten stets eine vorgegebene Entfernung zurücklegen und/oder verschiedene Aktionen wie Angriffe oder Zauber ausführen. Besonderheit beider Spiele ist dabei die Zusammensetzung unserer Truppe. Marona in Phantom Brave ist nicht sonderlich stark und beschwört deshalb Phantome. Darunter neben Ash generische Figuren wie Krieger oder Heiler, die wir zuvor in unserem zu Hause rekrutiert haben. Auch in Soul Nomad & the World Eaters müssen wir Einheiten beschwören. Hier allerdings nicht einzeln, sondern in zuvor von uns erstellten Sets, die dann gemeinsam gegen Feinde in den Kampf ziehen. Neue Fähigkeiten und Zauber können wir kaufen und Einheiten erhalten wie im Genre üblich Erfahrungspunkte und steigen im Level auf. Wirklich frisch fühlen sich beide Spiele nicht an. Vielmehr fällt teilweise deutlich das Alter von Phantom Brave und Soul Nomad & the World Eaters auf. Dabei zeigt sich auch, dass keine größeren Anpassungen vorgenommen wurden. Macken wie etwa das hakelige Anvisieren von Gegnern wurden nicht verbessert. Stellt euch also auf wirklich klassische Strategie-Rollenspiele mit altbackenem, aber noch immer funktionierendem und motivierendem Gameplay ein.

Eine große Besonderheit von Soul Nomad & the World Eaters stellt Gig dar. Seine Anwesenheit im Körper der Hauptfigur ist nicht nur ein Storyelement. Tatsächlich erhalten wir immer wieder die Gelegenheit auf Gigs Kräfte zurückzugreifen oder seinen Vorschlägen zu folgen. So können wir beispielsweise auch Dörfer angreifen. Selbst das frühzeitig Bezwingen des letzten Bossgegners ist mit Gigs Hilfe möglich. Allerdings kostet uns das immer mehr von unserer Seele und führt zu einem finsteren Ende. Das erhöht ein wenig den Wiederspielwert, falls wir bereit sind, zahlreiche identische Abschnitte mehrmals zu spielen. Ein willkommenes und erfrischendes Spielelement ist Gigs Anwesenheit aber auf jeden Fall.

Wie bereits erwähnt handelt es sich bei Phantom Brave und Soul Nomad & the World Eaters um siebzehn beziehungsweise vierzehn Jahre alte Spiele. Das ist beiden Strategie-Rollenspielen deutlich anzusehen. Die optischen Anpassungen beschränken sich auf eine höhere Auflösung für die Umgebungen. Charaktere hingegen wirken selbst im Handheld-Modus der Switch reichlich verwaschen und wecken den Eindruck, als seien sie bei der Portierung der Spiele nicht angepasst worden. Ähnliches gilt auch für einige Zwischensequenzen, die meist in Spielgrafik gehalten sind, sowie Menüs. Neben dem altmodischen, aber immerhin noch immer funktionalen Gameplay, müssen wir uns also auch mit einer reichlich angestaubten Optik arrangieren. Die durchaus spannenden Geschichten und die stimmungsvollen Soundtracks werten Prinny Presents NIS Classics Volume 1 allerdings noch einmal etwas auf. Zudem dürfen wir zwischen japanischer und englischer Synchronisation wählen. Die Texte liegen aber lediglich in ordentlichem Englisch vor.

Fazit

Phantom Brave: The Hermuda Triangle hatte schon seit der PC-Veröffentlichung mein Interesse geweckt, während ich Soul Nomad & the World Eaters vor der Ankündigung von Prinny Presents NIS Classics Volume 1 nicht kannte. Beide Strategie-Rollenspiele haben mich zumindest eine zeitlang an die Switch gefesselt. Zu verdanken ist das vor allem den durchaus spannenden Geschichten und weniger dem mittlerweile arg angestaubten Gameplay. Schon kleine Anpassungen, etwa das Ausmerzen von Fehlern, hätte viel geholfen, um beide Spiele frischer wirken zu lassen. So können sie mit modernen Genre-Vertretern wie der ebenfalls von Nippon Ichi Software stammenden Disgaea-Reihe nicht mithalten. Dennoch ist die eher einfach gehaltene Portierung gelungen und gerade Retro-Fans, die kein Problem mit älteren Strategie-Rollenspielen haben, könnten Gefallen an Phantom Brave und Soul Nomad & the World Eaters finden.

Kurzfazit: Ordentliche Spielesammlung mit zwei PS2-Strategie-Rollenspielen deren altmodisches Gameplay und die wenig angepasste, arg angestaubte Optik den positiven Eindruck der spannenden Geschichten etwas trüben.

Vielen Dank an Koch Media und NIS America für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Prinny Presents NIS Classics Volume 1!

Details
Titel: Prinny Presents NIS Classics Volume 1: Phantom Brave: The Hermuda Triangle Remastered / Soul Nomad & the World Eaters
Genre: Strategie-Rollenspiel
Publisher: NIS America
Entwickler: Nippon Ichi Software, Codeglue, System Prisma
Spieler: 1
Syteme: Switch
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 03. September 2021