Rezension: I’m Standing on a Million Lives – Band 2 (Manga)

Yotsuya, Shindo, Hakozaki und Tokitate geraten in I’m Standing on a Million Lives Band 2 bei der Erfüllung ihrer Quest in einen fallengespickten Dungeon.

Mit der Hilfe der Ritterin Kavahel und ihren Untergebenen, ist es Yotsuya gelungen, Shindo, Hakozaki und Tokitate aus den Fängen der Banditen zu befreien. Allerdings stellt sich den vier Helden noch immer die Frage, welche Fracht sie laut Quest des Game-Masters nach Radodorobo bringen sollen. Als sie auf ihrer Reise einer Gruppe fremder Soldaten und deren Gefangenen begegnen, entsteht ein Gewissenskonflikt zwischen den Ansichten eines Königreichs und der persönlichen Moral von Yotsuya, Shindo, Hakozaki und Tokitate. Bevor sie sich jedoch genauer mit der Situation befassen können, werden sie in einem Dungeon voller tödlicher Fallen eingesperrt.

Moralische Entscheidungen

I’m Standing on a Million Lives Band 2 knüpft direkt an den Vorgänger an und setzt kurz nach der Befreiung von Shindo, Hakozaki und Tokitate aus der Gefangenschaft der Banditen ein. Dabei zeigt der Manga schnell wieder ernste und bedrückende Töne, etwa im Umgang Hakozakis mit ihrer Gefangenschaft. Bereits hier zeigt sich, dass der zweite Band wieder auf die ungewöhnliche Fantasy-Action-Drama-Mischung des Vorgängers setzt. Trotz eines wesentlich stärkeren Fantasy-Anteils, verzichtet die Geschichte nicht auf wichtige Charaktermomente in denen sich die Hauptfiguren mit ihren persönlichen Problemen, moralischen Vorstellungen oder abweichenden Ansichten auseinandersetzen müssen. Wirklich sympathisch werden Yotsuya, Shindo, Hakozaki und Tokitate auch im zweiten Band nicht, doch das zeichnet die Reihe längst aus. Stattdessen sind sie wieder glaubhaft menschlich und zeigen erneut unterschiedliche Eigenschaften. Dabei greift die Charakterdarstellung eindeutig auf die Erfahrungen der Charaktere zurück. So kann Tokitate etwa unterdrückendes Verhalten aus einer stärkeren Position aufgrund ihrer Mobbing-Erfahrungen nicht akzeptieren.

Gleichzeitig erzählt I’m Standing on a Million Lives Band 2 eine spannende, abwechslungsreiche und blutig-brutale Fantasy-Geschichte, die dieses Mal auch Konflikte zwischen den Bewohnern und Reichen der Welt aufzeigt. So trifft die Helden-Gruppe, der auch Kavahel und ihre Untergebenen angehören, relativ bald nach ihrem Aufbruch nach Radodorobo auf eine Gruppe fremder Soldaten. Diese stammen aus einem anderen Königreich und wollen Gläubige einer von ihrem König verbotenen Religion in Radodoboro hinrichten, weil sich dort die Hochburg der abgelehnten Glaubensrichtung befindet. Hieran zeigt sich nicht nur wie hart die Welt sein kann, sondern eben auch, wie sich Stärkere über Schwächere erheben. Gleichzeitig werden die moralischen Vorstellungen der vier Hauptfiguren auf eine deutliche Probe gestellt. Spätestens daran sollte erkennbar sein, dass I’m Standing on a Million Lives Band 2 wie der Vorgänger keine leichte Kost ist. Stattdessen warten Autor Naoki Yamakawa und Mangaka Akinari Nao mit einer ernsten und beklemmenden Geschichte auf.

Umso begrüßenswerter ist es, dass die Abwechslung trotz allem gelingt. Obwohl der Manga niemals wirklich leichtgängig oder gar witzig wird, gibt es zumindest kleinere Lichtblicke in den sonst bedrückenden Szenen. Diese dienen oft dazu, die Charaktere zusammenzubringen, ohne dass ihre Einstellung der Gruppe gegenüber wirklich ändert. Wie stark Yotsuya letztlich unter seiner von ihm verleugneten Einsamkeit leidet, wird jedoch genauso aufgegriffen, wie Shindos Frust über die Einschränkungen die das Spiel auf Leben und Tod in der realen Welt mit sich bringen. Angereichert mit reichlich klassischen Fantasy-Action-Elementen, bietet I’m Standing on a Million Lives Band 2 wie schon der Vorgänger ungewöhnliche Genre-Unterhaltung, die nicht jedem gefallen wird, aber bis zum packenden Cliffhanger spannend ist.

Fazit

I’m Standing on a Million Lives Band 2 bleibt dem eingeschlagenen Weg des Vorgängers treu und präsentiert sich als ungewöhnliches Fantasy-Action-Drama mit einem starken Fokus auf die glaubhaften Charaktere. Dabei zeichnen sich Yotsuya, Shindo, Hakozaki und Tokitate als vielschichtige Jugendliche mit ganz eigenen Problemen, Ansichten und moralischen Vorstellungen aus. Es sind gerade die vier Hauptfiguren sowie einige Nebenfiguren wie Kahavel, die I’m Standing on a Million Lives Band 2 tragen. Dazu gesellt sich eine spannende Geschichte, die mit allerlei ernsten und beklemmenden Themen sowie einer gewissen blutig-brutalen Note angereichert ist. Allerdings verkommen die Kämpfe niemals zum Selbstzweck, sondern fügen sich, genauso wie der Kampf der Charaktere gegen ihre persönlichen Schwierigkeiten, wunderbar in die Handlung ein. Egal ob es um Mobbing, Einsamkeit oder den Zweifel am eigenen Platz in der Welt geht, I’m Standing on a Million Lives Band 2 schafft es stets, mich zu fesseln und bis zum spannenden Cliffhanger konnte ich den Manga nicht mehr aus der Hand legen. Wer den Vorgänger bereits mochte, sollte unbedingt zugreifen.

Kurzfazit: Spannende Fortsetzung die erneut mit der ungewöhnlichen Genre-Mischung sowie den vielschichtigen, aber nicht immer sympathischen Charakteren und sozial-gesellschaftlichen Themen sowie moralische Fragen überzeugt.

Vielen Dank an Manga Cult für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von I’m Standing on a Million Lives – Band 2!

Details
Titel: I’m Standing on a Million Lives – Band 2
Originaltitel: 100-man no Inochi no Ue ni Ore wa Tatteiru
Genre: Fantasy, Drama, Action
Verlag: Manga Cult
Text: Naoki Yamakawa
Zeichnungen: Akinari Nao
Seiten: 192
Preis: 10,00 €
ISBN: 978-3-96433-464-0
Verlagsseite: I’m Standing on a Millione Lives – Band 2 bei Manga Cult
Erscheinungsdatum: 01. Juli 2021

© Naoki Yamakawa / Akinari Nao / Kodansha Ltd. / Manga Cult

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