Rezension: Sonic Colours: Ultimate (PS5)

Sonic rast in Sonic Colours: Ultimate, der überarbeiteten Fassung des 2010 erschienen Wii-Jump-&-Runs wieder durch bunte Level.

Bei Spielen mit Segas Maskottchen Sonic lässt sich festhalten, dass die 2D-Teile den 3D-Ablegern meistens deutlich überlegen sind. Schließlich waren die meisten Ausflüge des blauen Igels in dreidimensionale Welten bestenfalls ordentlich, oft aber einfach nur schlecht. Das 2010 exklusiv für Nintendos Wii erschienene Sonic Colours zählt zu den Lichtblicken in der durchwachsenen Karriere der Videospielikone. Allerdings muss dabei auch berücksichtigt werden, dass zu damaliger Zeit einige wirklich miserable Sonic-Spiele erschienen sind – und natürlich, das Sonic Colours, das mittlerweile gut zehn Jahre alt ist. Bei Erwartungen an die Neuauflage des 3D-Jump-&-Runs als Sonic Colours: Ultimate, sollte das im Hinterkopf behalten werden.

Bunte Alien-Rettung

Wie im Jump-&-Run-Genre üblich, bleibt die Geschichte von Sonic Colours: Ultimate eher flach. Dr. Robotnik hat, vermeintlich um Reue für seine Missetaten zu zeigen, einen riesigen Vergnügungspark im Weltall gebaut. Skeptisch besuchen Sonic und Tails die aufwendige Raumstation und stellen bereits kurz darauf fest, dass ihr alter Widersacher doch wieder finstere Pläne ausheckt. Das überrascht niemanden mehr und natürlich ist es an uns, als Sonic, den bösen Wissenschaftler aufzuhalten und die außerirdischen Wisps aus seinen Fängen zu befreien. Erzählt in ordentlichen Zwischensequenzen mit ordentlicher deutscher Synchronisation aber einer typisch leicht nervigen Darstellung von Sonic, kann die Story durchaus ein wenig unterhalten. Zumindest soweit, wie es bei einem Jump & Run notwendig ist. Weitaus wichtiger sind hierbei sowieso die Level und bei einem Sonic-Spiel das Tempogefühl.

Letzteres kommt tatsächlich auf. Sonic rast blitzschnell durch die bunten, auf der PlayStation 5 wirklich hübscheren, aber dennoch sichtlich nicht modernen, Level. Bereits hier fällt auf, dass nicht einfach nur die Auflösung erhöht, sondern etwas mehr Arbeit in die optische Aufwertung von Sonic Colours: Ultimate gesteckt wurde. Zwar sieht das Jump & Run dadurch noch immer nicht aktuell aus, kann sich aber für ein zehn Jahre altes Spiel durchaus sehen lassen. Weitaus schwerer wirkt die schwammige Sprungsteuerung. Viel zu oft misslingen Sprünge oder wir werden durch kleinere Plattform-Abschnitte aus dem angenehm schnellen Gameplay rausgerissen. Notwendig ist das natürlich, schließlich ist Sonic Colours: Ultimate ein Jump & Run, doch mit etwas mehr feinschliff, hätten sich diese Abschnitte besser einfügen können. Zusätzlich wirken einige Abschnitte nicht mehr zeitgemäß. Wenn wir etwa über mehrere Rohre gleiten und einfach nur zwischen ihnen Wechseln müssen, um Lücken zu überwinden oder Gegnern auszuweichen, ist das weder herausfordernd noch spaßig. Dafür überzeugt der fließende Wechsel zwischen 3D- und 2D-Passagen, die dafür sorgen, dass die Level lebendig wirken.

Auch die Kämpfe gestalten sich als eher mäßig anspruchsvoll. Bei den meisten Widersachern müssen wir lediglich springen und anschließend erneut die Sprungtaste drücken, um automatisch einen Angriff auszuführen. Ein Prinzip, das Sega bereits früh in 3D-Sonic-Spielen für die Nintendo Wii eingeführt hat. Immerhin lockern die kleinen feindlichen Hindernisse das Spielgeschehen etwas auf und riesige Bosse können kurzweilige Unterhaltung ohne großen Anspruch bieten. Zumindest sofern die bereits erwähnte schwammige Sprungsteuerung nicht zu sehr herumzickt. Wirklich negativ wirkt sich diese aber immerhin nie aus.

Alien-Fähigkeiten

Wichtigste Neuerung in Sonic Colours waren 2010 die außerirdischen Wisps. Diese sind nicht nur Bestandteil der Geschichte, sondern nehmen auch eine maßgebliche Rolle im Gameplay ein. Können wir zu Beginn kaum auf die Wisps zurückgreifen, sind sie später der Grund, weshalb Level vielseitiger werden und es sich sogar lohnt, in bereits abgeschlossene Welten zurückzukehren. Die verschieden farbigen Wisps, die dem Spiel seinen Namen geben, verleihen Sonic kurzzeitig besonders Fähigkeiten. So verwandelt sich Sonic etwa in einen blitzschnellen Laser, erhält einen Turbo, um noch mehr Tempo aufzunehmen oder wird zum Bohrer, mit dem wir uns durch Boden und Wände der Level graben können. Einige Geheimnisse finden wir sogar nur, wenn wir die richtigen Wisps einsetzen. Das kann anfangs ein wenig verwirrend sein. Schließen wir einen Level ab und wunder uns, weshalb wir nicht alles entdeckt haben, bleibt uns verborgen, dass wir erst die richtigen Wisps freischalten müssen. Dadurch sind die ersten Level weitaus weniger spektakulär und laden kaum zum Erkunden ein. Erst wenn wir zwei, drei Welten abgeschlossen und somit erste Wisps befreit haben, zieht Sonic Colours: Ultimate noch einmal etwas an und es lohnt sich, in bereits abgeschlossene Level zurückzukehren.

Über die Grafik hinaus wurden Sonic Colours: Ultimate auch weitere kleine Anpassungen und Neuerungen spendiert. So fangen wir nach dem Verlust eines Lebens wieder fast direkt an und auch nach einem Game Over müssen wir ein Level nicht von vorne, sondern vom letzten Rücksetzpunkt erneut anfangen. Dazu gesellt sich ein neuer Wisp samt neuer Fähigkeit, neu arrangierte Musik, die nicht immer genauso überzeugen kann wie der originale Soundtrack sowie ein Time-Attack-Modus für einen Level in jeder Welt. In diesem treten wir gegen Metal Sonic an. Es ist allerdings fraglich, weshalb dieser Modus nicht für alle Level verfügbar ist. Auf neue Level oder Welten wurde jedoch verzichtet. Dennoch kann der Umfang durchaus überzeugen und Sonic Colours: Ultimate macht als eines der besseren 3D-Sonic-Spiele eine ordentliche Figur, ohne jedoch wirklich komplett zu überzeugen. Dafür sind gerade die ersten Level etwas zu öde und das Gameplay leidet zu oft unter Macken wie der schwammigen Sprungsteuerung oder anspruchslosen Passagen. Deshalb lohnt sich Sonic Colours: Ultimate vorwiegend für Fans des blauen Igels, die das Spiel noch nicht kennen oder bereits 2010 gerne gespielt haben und sich mit den genannten Schwächen arrangieren können.

Fazit

Obwohl mir die 2D-Sonic-Spiele immer besser gefallen haben als die 3D-Teile, war ich ein wenig gespannt wie mir Sonic Colours: Ultimate gefällt. Schließlich hat das Wii-Original den Ruf, eines der besseren 3D-Jump-&-Runs mit dem blauen Igel zu sein. Leider konnte mich die Neuauflage nur bedingt überzeugen. Das liegt keineswegs an der Umsetzung für PlayStation 4. Sonic Colours: Ultimate sieht in der neuen Version deutlich schicker aus als auf der Wii. Sogar das Gameplay kann grundsätzlich überzeugen, zeigt aber zu viele Schwächen. Schwammige Steuerung, anspruchslose Passagen und teils viel zu ereignislose Level, haben zeitweise deutlich an meiner Motivation gekratzt. Immerhin bringen die Wisps einige abwechslungsreiche Fähigkeiten ins Spiel, die sogar ein erneutes Besuchen abgeschlossener Level lohnenswert machen. Dennoch hatte ich zu schnell kein Interesse mehr daran alle Geheimnisse zu finden, sondern wollte nur noch die Level beenden – wenn überhaupt. Das soll aber nicht bedeuten, dass Sonic Colours: Ultimate ein schlechtes Spiel ist. Zwar ist das 3D-Jump-&-Run sicherlich kein Genre- oder Sonic-Meilenstein, kurzweiliger Spielspaß kann aber trotzdem aufkommen. Besser als so manch anderer 3D-Sonic-Teil ist Sonic Colours: Ultimate auf jeden Fall. Aber an andere Genre-Vertreter kommt die Neuauflage nicht mal ansatzweise heran. Sonic-Fans, die bereits das Original mochten oder dieses endlich nachholen wollen, können aber ruhig einen näheren Blick wagen.

Kurzfazit: Ordentliche und hübsche 3D-Sonic-Jump-&-Run-Neuauflage die trotz guter Ansätze nur zeitweise motiviert und unter einigen Schwächen leidet.

Vielen Dank an Koch Media und Sega für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Sonic Colours: Ultimate!

Details
Titel: Sonic Colours: Ultimate
Genre: Jump & Run
Publisher: Sega
Entwickler: Blind Squirrel Entertainment
Spieler: 1-2
Syteme: PS4 (getestet), Xbox One, Switch
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 07. September 2021