Rezension: Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung (Switch)

Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung erzählt als Action-Spin-off die Vorgeschichte von The Legend of Zelda: Breath of the Wild.

Seit der Ankündigung auf der E3 2019 warten The-Legend-of-Zelda-Fans auf den Nachfolger zu Breath of the Wild. Lässt dieser noch auf sich warten, hat Nintendo im November ein neues Hyrule Warriors veröffentlicht. Mit dem 2014 erstmals für Wii U erschienen und später auf 3DS und Switch portierten Vorgänger, hat Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung abseits von Titel und Musō-Gameplay aber nichts zu tun. Stattdessen erzählt das Zelda-Action-Spin-off die Vorgeschichte des 2017er Action-Adventure-Hits Breath of the Wild. Erstmals dürfen wir Hyrule vor dem Untergang durch die Verheerung Ganon selbst erleben und mit Charakteren wie Impa oder den vier Recken Mipha, Urbosa, Daruk und Revali in die Schlacht ziehen.

Actionreiches Prequel

Hyrule ist in The Legend of Zelda: Breath of the Wild bereits von der Verheerung überrannt worden. Das Königreich ist untergegangen, als Link aus einem hundertjährigen Schlaf erwacht. Was genau geschah, bevor der Held in seinem Schlummer geruht hat, wird zwar im Laufe des Action-Adventures von 2017 deutlich, aber niemals ausführlich erzählt. Diese Lücke füllt nun Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung. Die Geschichte des Musō-Spiels von Koei Tecmo, Omega Force und Nintendo setzt bereits mit der aufziehenden Bedrohung ein. Schloss Hyrule wird von Monsterhorden angegriffen. Als Link stellen wir uns mit anderen Soldaten den Feinden entgegen und retten dabei nicht nur die königliche Beraterin Impa, sondern treffen auch einen seltsamen kleinen Wächter, der aus der Zukunft in die Vergangenheit gereist ist, um die in seiner Zeit bereits siegreiche Verheerung doch noch aufzuhalten. Nach den Ereignissen der ersten Mission, wird Link zum Leibwächter von Prinzessin Zelda und gemeinsam mit Impa gilt es nun, mehr über die Relikte vergangener Zeit, namentlich die Wächter und Titanen, herauszufinden und die Piloten von letzteren zu rekrutieren.

Wer Breath of the Wild gespielt hat, weiß natürlich, dass es sich bei den Piloten der Titanen um die vier Recken handelt. So treffen wir nach und nach auf den Goronen-Helden Daruk, die Zora-Prinzessin Mipha, Gerudo-Herrscherin Urbosa und den Orni-Krieger Revali. Hierbei dürfen wir über eine Karte, die der aus Breath of the Wild entspricht, die Reihenfolge der Missionen selbst wählen. Meist bleibt Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung aber linear und wir absolvieren die Kapitel-Schlachten in vorgegebener Reihenfolge. Zusätzlich dürfen wir uns Herausforderungen stellen oder erfüllen Hyrule-Missionen. Während erstere zusätzliche, kleine Schlachten sind, handelt es sich bei den Hyrule-Missionen lediglich um Aufträge, für deren Erfüllung wir die richtigen Materialien besorgen und abliefern müssen. Das läuft ausschließlich über die Karte ab, bringt uns aber einige Vorteile. Neben Läden zum Einkaufen, einer Schmiede für unsere Waffen oder einem Trainingsplatz, verbessern wir über die Hyrule-Missionen unsere Charaktere. So schalten wir etwa längere Komboangriffe oder mehr Herzen für die verschiedenen Figuren mit denen wir in die Schlacht ziehen dürfen frei. Eine schöne Einbindung der Charakterentwicklung direkt ins Spiel.

Gewohnte Warriors-Action

Beim grundsätzlichen Spielablauf bleibt Zeit der Verheerung dem direkten Vorgänger sowie dem Musō-Genre weitgehend treu. Je nach Mission treten wir mit vorgegebenen oder frei wählbaren Charakteren in einer Schlacht an, erfüllen die relativ abwechslungsreichen Ziele und bezwingen hunderte von Gegnern. Während Herausforderungen lediglich kleine Zusätze sind, werden die Story-Schlachten von schön animierten und inszenierten Zwischensequenzen begleitet. Während der Schlachten treiben Gespräche zwischen den Charakteren, die am linken unteren Bildschirmrand in Textform dargestellt werden, das Geschehen weiter voran. Es ist besonders die Geschichte, die uns mehr über die Zeit vor Breath of the Wild verrät, die Zeit der Verheerung so motivierend macht. Aber auch das Action-Gameplay bietet stets viel Spielspaß. Mit großer Freude kämpfen wir gegen die Gegnermassen, erobern Stützpunkte, bezwingen besonders starke Monster, eilen zur Rettung oder beschützen unsere Verbündeten.

Dabei stehen uns normale und starke Angriffe zur Verfügung. Ist unsere Spezialleiste aufgeladen dürfen wir zudem eine besonders mächtige Attacke ausführen. Gelungen sind dabei die spürbaren Unterschiede zwischen den Charakteren. Link spielt sich anders als Zelda von der wiederum Impa, Mipha, Daruk und all die anderen spielbaren Figuren abweichen. Das ermöglicht uns unterschiedliche Kampfweisen, erfordert aber auch ein wenig Eingewöhnung, obwohl die Steuerung grundsätzlich identisch ist. Manche Charaktere sind uns zudem deutlich lieber als andere, weshalb wir darauf achten müssen, dass niemand zu sehr hinterher hinkt und im Level nicht mitkommt, schließlich können wir irgendwann gezwungen sein, mit einer bestimmten Figur in die Schlacht zu ziehen. Im Zweifelsfall können wir die Level aber auch mit Juwelen bis zum Level unseres stärksten Charakters erhöhen. Alle Figuren können zudem auf verschiedene Elementarmagie sowie die Module des Shiekah-Steins zurückgreifen und somit etwa Bomben werfen oder den Magneten einsetzen. Gerade bei stärkeren Gegnern ist das überaus hilfreich und kann sogar dabei helfen, Schwächen auszunutzen.

Kampf mit Titanen

Eine der wohl größten Besonderheiten und Neuerungen im Vergleich zum Vorgänger sind die Titanen. An bestimmten Stellen im Spiel dürfen wir die Kontrolle über die vier mächtigen Relikte übernehmen und erleben so erstmals ihre wahre Macht. Zwar sind die Titanen-Abschnitte stets stark begrenzt, aufgrund ihrer sehr eingeschränkten Bewegungsfreiheit und behäbigen Steuerung stört das aber nicht. Dafür ist die Umsetzung überaus gut gelungen. Die Titanen fühlen sich nicht nur mächtig, sondern auch klobig und gigantisch an, genau so muss das sein. Gleichzeitig macht es viel Spaß, mit Vah Ruta, Vah Rudania und den anderen riesigen Relikten Feinde mittels Lasern und anderen Waffen zu beseitigen. Gerade als kleine, aber feine Abwechslung sind die Titanen mehr als willkommen und runden Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung wunderbar ab. Allgemein fühlt sich das Musō-Spiel wesentlich ernster an als der Vorgänger. Zu verdanken ist das der Geschichte, die im Gegensatz zu Hyrule Warriors nun direkt in die Zelda-Timeline eingebunden ist.

Optisch orientiert sich Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung sichtlich an Breath of the Wild. So übernimmt das Action-Spin-off den Grafikstil des Action-Adventures und setzt diesen gekonnt ein. Dabei sieht das Musō-Spiel wirklich schick aus, läuft weitgehend flüssig und brilliert mit einer fesselnden, düsteren Atmosphäre. Zu verdanken ist Letzteres neben der spannenden Geschichte vor allem der tollen Story-Präsentation inklusive der gelungenen deutschen Vertonung sowie dem erstklassigen Soundtrack, der Zelda-typisch wieder genau die richtigen Töne trifft, zu motivieren weiß und das Spiel perfekt untermalt. Damit ist Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung sowohl spielerisch als auch audiovisuell ein Switch-Highlight, das sich Zelda-Fans nicht entgehen lassen sollten, sofern sie keine komplette Abneigung gegen das Musō-Genre haben.

Fazit

Hyrule Warriors habe ich auf Wii U, 3DS und Switch etliche Stunden gespielt. Nachdem erst Fire Emblem einen eigenen Warriors-Titel spendiert bekommen hat, habe ich mir schon seit einiger Zeit einen neuen Musō-Ausflug ins Zelda-Franchise gewünscht. Dass Nintendo, Koei Tecmo und Omega Force diesen nutzen, um die für mich schon immer spannende Vorgeschichte von Breath of the Wild zu erzählen, hätte ich nie erwartet. Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung zeigt, dass dieser Schritt mehr als gelungen ist. Das Action-Spin-off bietet eine motivierende und spaßige Mischung aus Musō-Gameplay, packender Story, düsterer Atmosphäre und audiovisuellem Genuss. Damit setzt sich Zeit der Verheerung locker von seinem Vorgänger ab und beweist, dass ein Warriors-Zelda-Titel deutlich mehr sein kann, als nur eine kurzweilige Verbindung bekannter Teile des Franchises. Hyrule-Warriors-, Musō- und Zelda-Fans sollten unbedingt zugreifen. Besonders, wenn ihr schon immer mehr über die Vorgeschichte von Breath of the Wild erfahren wolltet oder euch die Wartezeit auf den Nachfolger des Action-Adventures verkürzen wollt. Ich hoffe nun auf einen Fire-Emblem-Warriors-Nachfolger, das genauso wächst und mehr ist, als der erste Musō-Ausflug der Strategie-Rollenspiel-Reihe.

Kurzfazit: Packendes Musō-Zelda, das die spannende Breath-of-the-Wild-Vorgeschichte erzählt und mit motivierendem Action-Gameplay und düsterer Atmosphäre fesselt.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung!

Details
Titel: Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung
Genre: Action
Publisher: Nintendo
Entwickler:
Spieler: 1-2
Syteme: Switch (getestet)
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 20. November 2020