Rezension: Children of the Sea (Blu-ray)

Ruka erlebt in Children of the Sea am und in den Tiefen des Meeres ein außergewöhnliches Abenteuer.

Zu Beginn der Sommerferien fliegt Ruka aus dem Handballteam ihrer Schule. Aus Langeweile besucht sie das Aquarium, in dem ihr Vater als Meeresbiologe arbeitet. Dort lernt sie die seltsamen Jungen Umi und Sora, die im Meer von Dugongs großgezogen wurden, kennen. Umi und Sora müssen regelmäßig ins Wasser, um nicht auszutrocknen und können große Distanzen tauchen und unglaublich schnell schwimmen. Während ihrer gemeinsamen Zeit mit den beiden Brüdern, wird Ruka klar, dass auch sie eine Verbindung zum Meer hat. Sie erfährt von einem großen Fest der Meeresbewohner und dass dazu ein besonderer Gast erwartet wird. Weltweit werden riesige Schwärme von Fischen und Walen beobachtet. Als schließlich ein Meteor gesichtet wird, nehmen die Dinge ihren Lauf und Ruka wird immer tiefer in die Verbindung zwischen der Welt über und unter Wasser gezogen.

Coming of Age trifft Weltanschauungsphilosophie

Basierend auf der in fünf Bänden abgeschlossenen, noch nicht auf deutsch erschienenen Manga-Reihe Kaijuu no Kodomo, erzählt Children of the Sea von Rukas ungewöhnlichen, prägenden Erlebnissen in den Sommerferien. Der Film beginnt relativ normal. Ruka schleicht sich an den leeren Bierdosen ihrer Mutter vorbei aus dem Haus, um zum Handballtraining zu gehen. Einige unschöne Ereignisse später wird sie heimgeschickt und quasi aus dem Team geworfen. Kurzerhand fährt sie zum großen Seepark und Aquarium, in dem ihr Vater arbeitet. Dort begegnet sie Umi, der im Meer aufgewachsen ist und genauso wie sein Bruder Sora überaus ungewöhnlich ist. Passend zu seinem Namen, Umi heißt übersetzt Meer, zieht Umi Ruka in ein Abenteuer, das sie nicht nur aufs, sondern auch in die Tiefen des weiten Ozeans bringt. Faszinierende Bilder, wunderschöne Landschaften, Unterwasserwelten und zahlreiche Meeresbewohner laden zum Staunen ein. Gleichzeitig versteht es Children of the Sea mit den gut geschriebenen, wenn auch nicht immer sympathischen, dafür umso glaubhafteren Charakteren zu überzeugen. Es ist vor allem Ruka, die den Film zeitweise trägt. Gemeinsam mit der fantasievoll-märchenhaften Stimmung sorgt sie trotz kleinerer Schwächen in der Erzählweise dafür, dass nie Langeweile aufkommt.

Children of the Sea ist also zu Beginn wie erwartet ein fantasievoller Coming-of-Age-Film, der sich zusehends mit der Frage nach dem Sein des Lebens, der Menschlichkeit, der Verbindung von Himmel und dem Meer und sogar dem Ursprung von Universen selbst befasst. Ob das tiefgründig, komplex oder nur verwirrend ist, lässt sich schwer sagen. Sicher ist, der Film kann zum Nachdenken, Reflektieren des Gesehenen und Diskutieren darüber anregen. Vielleicht ist auch das die größte Intention hinter Children of the Sea. Gerade deshalb wird Rukas Sommerferienabenteuer nicht jedem gefallen. Coming-of-Age- und Slice-of-Life-Fans sowie Anhänger von Geschichten, die mehr bedeuten könnten, dürfen einen Blick wagen. Allerdings sollte sich jeder bei Children of the Sea auf eine zeitweise Verwirrung und Unsicherheit, was gerade passiert und was der Film mitteilen möchte, einstellen. Wen das nicht stört, erhält ein wunderschön animiertes, sommerliches Abenteuer mit interessanter Prämisse und gelungenen Charakteren, das zum Nachdenken einlädt.

Optisch überzeugt Children of the Sea nicht nur mit flüssigen Animationen, sondern auch mit einem einzigartigen, schönen Zeichenstil, der vor allem die wundervollen Meerestiefen samt ihren Bewohnern hervorragend einfängt. Aber auch sonst brilliert der Film mit kräftigen Farben, zauberhaften Umgebungen am Meer, erstklassiger Regen- und Sturmdarstellung und sehr gut eingebundenen CGI-Effekten. Dazu gesellen sich die lebhaften, individuellen Charaktere, die besonders mit ihren großen Augen und sehr präsenten Wimpern auffallen und einen bleibendem Eindruck hinterlassen. Dank der hervorragenden deutschen Vertonung wirken die Figuren noch glaubhafter. Abgerundet wird Children of the Sea von einem zauberhaften, stets passenden und bewegendem Soundtrack aus der Feder des durch zahlreiche Ghibli-Filme bekannten Komponisten Joe Hisaishi. Ein wundervolles Klangerlebnis, das die Stimmung stets perfekt zu unterstreichen versteht und viel zum faszinierendem audiovisuellen Erlebnis beiträgt.

Fazit

Von Children of the Sea habe ich mir ein fantasievolles, vielleicht etwas märchenhaftes Coming-of-Age-Abenteuer am Meer erwartet. Zumindest teilweise bietet der Film auch genau das. Besonders zu Beginn dominiert Rukas Alltag, ihr Kennenlernen von Umi und Sora sowie das Leben am Meer die Geschichte. Schnell zeichnet sich aber ab, dass der Film weiter hinaus möchte. Ist anfangs nicht zu erkennen wohin, wird Children of the Sea mit der Zeit immer komplexer und gleichzeitig verwirrender. Das Sein des Lebens, die Verbindung von Meer und Sternen und die Gleichheit aller Wesen werden thematisiert. Es ist schwer einzuschätzen, ob Children of the Sea in erster Linie verwirrend ist und nur versucht Komplex zu sein oder ob der Film wirklich tiefgründig wird. Das ist etwas, das jeder für sich selbst entscheiden muss. Fest steht aber, dass die Geschichte zum Nachdenken über das Gesehene anregt. Erzählt in wunderschönen Bildern, die von zauberhafter und stimmungsvoller Musik begleitet wird, wird ein audiovisuelles Erlebnis geboten. Children of the Sea ist ein anspruchsvollerer Coming-of-Age-Film, der sicherlich nicht jedem gefällt, aber definitiv in Erinnerung bleibt.

Kurzfazit: In wunderschönen Bildern und mit zauberhafter Musik erzähltes, stimmungsvolles Coming-of-Age-Abenteuer, das aufgrund der komplexen, vielleicht zu gewollt tiefgründigen Geschichte zum Nachdenken anregt, aber nicht jedem gefällt.

Vielen Dank an polyband anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Children of the Sea!

Details
Titel: Children of the Sea
Originaltitel: Kaiju no kodomo
Genre: Drama, Abenteuer, Coming of Age
Regie: Ayumu Watanabe
Studio: Studio 4°C
Produktionsjahr: 2019
Laufzeit: ca. 112 Minuten (Blu-ray), ca. 107 Minuten (DVD)
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Extras (Limited Collector’s Edition): Hardcover-Box, Booklet, Artcards, Making-Of Clips, Original-Trailer
Extras: Making-Of Clips, Original-Trailer
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungstermin: 27. März 2020
Herstellerseite: Children of the Sea bei polyband anime

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