Rezension: Atom: The Beginning – Vol. 1 (DVD)

Atom the Beginning Volume 1 umfasst die ersten vier Episoden der Vorgeschichte zum Anime- und Manga-Klassiker Astro Boy.

Fünf Jahre nach einer großen Katastrophe in Japan werden Roboter, deren technologische Entwicklung durch den Wiederaufbau schnell vorangeschritten sind, in allen Bereichen des Alltags eingesetzt. Zentrum der Roboter-Forschung ist die renommierte Nerima-Universität. Hier forschen die befreundeten Wissenschaftler Umataro Tenma und Hiroshi Ochanomizu an einem Roboter mit eigenem Bewusstsein und damit einem großen Schritt in der Entwicklung von KIs. Allerdings haben die beiden jungen Forscher den Ruf verrückt zu sein und sind, im auf dem Universitätsgelände abgelegenen Labor sieben untergebracht. Große Hoffnung stecken sie in ihre neuste Entwicklung, den Prototyp A106, der intelligenteste und leistungsfähigste KI-Roboter aller Zeiten. Allerdings sind die Kosten für ihre Forschung hoch und ihr Budget ist aufgebraucht. Deshalb verrichten Umataro und Hiroshi allerlei Nebenjobs. Unterstützung erhalten sie dabei von Hiroshis Schwester Ran und der Studentin Motoko.

Roboter mit Herz

Das Astro-Boy-Genre hat seit der Ursprungs-Manga-Reihe Tetsuwan Atom beziehungsweise Astro Boy von Manga-Legende Osamu Tezuka, die zwischen 1952 und 1968 in Japan erschienen ist, schon zahlreiche Ableger, Fortsetzungen und Adaptionen erhalten. Darunter etwa die erste Astro-Boy-Anime-Serie in den 1960er Jahren. Atom the Beginning basiert auf der gleichnamigen, 2014 in Japan gestarteten und bisher sechs Bände umfassenden Prequel-Manga-Reihe von Tetsuro Kasahara. Erzählt wird die Geschichte der beiden Wissenschaftler Umataro Tenma und Hiroshi Ochanomizu etwa 30 Jahre vor Astro Boy und wie sie versuchen den ersten Roboter mit Bewusstsein zu erschaffen. Angelehnt an das große Franchise, wecken Zeichenstil und Charakterdesign sofort Erinnerungen an die Ursprünge. Der leicht kindliche, nicht zu glatt polierte und mit kräftigen Farben ausgestattete Retro-Look verleiht Atom the Beginning zum Serien-Auftakt sofort eine angenehme, locker-leichte und fröhliche Atmosphäre, die sehr gut zur Handlung der vier Episoden passt.

Atom the Beginning Volume 1 präsentiert die Serie als kurzweilige Science-Fiction-Comedy mit Alltags- und Action-Elementen. Große Spannung oder dramatische Entwicklungen bleiben vorerst aus. Dafür sorgen Andeutungen bezüglich größerer Verschwörungen, Intrigen und Machenschaften im Hintergrund vorläufig dafür, Neugier zu wecken. Die Handlungsbögen der vier Auftakt-Folgen bleiben jedoch eher unspektakulär und witzig. Das ist jedoch nicht negativ, da die Serie mit dem seichten Humor, der ruhigen Tonart und den abgedreht-verrückt-sympathischen Charaktere zu unterhalten weiß. Schon in der ersten Episode werden alle wichtigen Figuren zumindest kurz eingeführt. Das gilt sowohl für die Protagonisten Umataro, Hiroshi und deren Roboter A106, als auch Hiroshis Schwester Ran und Studentin Motoko. Dazu gesellen sich einige Nebenfiguren, die im Laufe des ersten Volumes zum Teil größere Auftritte haben und den Eindruck eines gelungenen, individuellen und liebenswerten Ensembles noch verstärken.

Die Charakterdarstellung ist neben den interessanten und amüsanten Alltags-Situationen mit denen sich die Figuren herumschlagen müssen eine der großen Stärken von Atom the Beginning Volume 1. Egal ob der egozentrisch-arrogante Umataro, der sich selbst als Genie sieht, sein sanfter und freundlicher, aber auch etwas naiver Freund Hiroshi, dessen roboterfixierte und technisch versierte Schwester Ran oder die gewitzt agierende Motoko, sie alle wissen zu überzeugen und werden hervorragend vorgestellt und in die Serie eingeführt. Dem schließt sich das interessante, gut umgesetzte Science-Fiction-Roboter-Setting, das besonders von A106, aber auch anderen Robotern getragen wird, an. Wie im Franchise und vergleichbaren Anime üblich, wird dabei auch die Frage nach dem Herzen eines Roboters thematisiert und durch die Forschung von Umataro und Hiroshi sogar als wichtiger Bestandteil in die Handlung eingeflochten. Zu ernst oder tiefgründig behandelt Atom the Beginning diesen Aspekt im ersten Serien-Drittel aber noch nicht. Dafür sorgen sanfte, gefühlvolle oder actionreiche Momente für genau die richtige Abwechslung. Gemeinsam mit dem sehr guten Soundtrack und der hervorragenden deutschen Synchronisation überzeugt Atom the Beginning bereits mit dem ersten Volume als kurzweilige, kindgerechte Science-Fiction-Comedy-Unterhaltung und zeigt zudem großes Potenzial bezüglich Spannung, Story-Tiefe, Charaktere und Action.

Fazit

Viel aus dem Astro-Boy- beziehungsweise Atom-Franchise habe ich bisher nicht gesehen, so dass ich an Atom the Beginning Volume 1 fast völlig unbelastet herangehen konnte. Lobenswert ist, dass der Serien-Auftakt ohne jegliches Vorwissen funktioniert. Zwar sind vereinzelte Charaktere bereits aus dem Manga- und Anime-Klassiker bekannt, doch Verständnisprobleme treten nicht auf. Etwas überrascht hat mich die locker-leichte, fröhliche und humorvolle Stimmung der Serie. Zwar habe ich keine düstere Science-Fiction-Story erwartet, doch Atom the Beginning wirkt in den ersten vier Episoden fast wie eine Alltags-Comedy-Serie im Science-Fiction-Setting mit einem seichten, aber unterhaltsamen Humor. Persönlich hat mir das sehr gut gefallen und die kleinen Erlebnisse von Umataro, Hiroshi, Ran, Motoko und den anderen haben mich ausgezeichnet unterhalten. Nur manchmal kam mir die Serie etwas zu belanglos vor, was aber schnell wieder durch auflockernde Action, Spannung und neugierig stimmende Intrigen sowie interessante Handlungsbögen wett gemacht wird. Dank des Retro-Looks, den verrückt-symphatischen Figuren und der leichtgängigen Art, versprüht Atom the Beginning einen angenehmen, liebenswerten Charme, den wenige Serien haben. Perfekt ist das Astro-Boy-Prequel sicherlich nicht, aber wer kurzweilige Science-Fiction-Geschichten die sich nicht zu ernst nehmen mag, dürfte Spaß haben mit den vier Episoden des ersten Volumes.

Kurzfazit: Charmant-kurzweilige Science-Fiction-Comedy, die zum Serien-Auftakt mit verrückt-sympathischen Figuren, amüsanten Alltags-Geschichten, guter Action, einer interessanten Roboter-Thematik und dem farbenfrohen Retro-Look überzeugt und unterhält.

Vielen Dank an Universum Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Atom: The Beginning – Vol. 1!

Details
Titel: Atom: The Beginning – Vol. 1
Originaltitel: Atom: The Beginning
Genre: Action, Science-Fiction, Comedy, Slice of Life
Regie: Tatsuo Satou, Katsuyuki Motohiro
Studio: Signal MD, Production I.G., OLM
Produktionsjahr: 2017
Laufzeit: ca. 96 Minuten (Blu-ray), ca. 92 Minuten (DVD)
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 26. Oktober 2018
Herstellerseite: Atom: The Beginning – Vol. 1 bei Universum Anime

© TEZUKA PRODUCTIONS,Masami Yuuki,Tetsuro Kasahara,HERO’S/ATOM THE BEGINNING Project