Rezension: Yo-kai Watch 2: Knochige Gespenster (3DS)

Am 7. April hat Nintendo endlich das Level-5-Rollenspiel Yo-kai Watch 2 in Europa für den Nintendo 3DS veröffentlicht.

Wie schon bei Inazuma Eleven verfolgt Nintendo bei Yo-kai Watch eine jährliche Erscheinungsweise, um den Rückstand auf die in Japan bereits veröffentlichten Teile aufzuholen. Angesichts der Beliebtheit und Qualität des ersten Teils, ist das überaus begrüßenswert. Da Entwickler Level-5 beim bereits genannten Vorbild Inazuma Eleven, ab dem zweiten Teil ähnlich wie bei den Pokémon-Spielen auf mehrere Editionen gesetzt hat, überrascht es nicht, dass dies nun auch für Yo-kai Watch gilt. Yo-kai Watch 2 ist entsprechend mit den Untertiteln „Knochige Gespenster“ und „Kräftige Seelen“ erhältlich. Für diese Rezension habe ich mich intensiv mit erstgenannter Edition des Rollenspiels beschäftigt.

Rückkehr nach Lenzhausen

Zu Beginn ermöglicht euch Yo-kai Watch 2 zu wählen, ob ihr als Junge oder Mädchen spielen wollt. Auch den Namen dürft ihr frei vergeben. Das Charakterdesign ist dabei identisch dem des Vorgängers und der jeweiligen Figuren aus der Anime-Serie. Der jeweils nicht gewählte Charakter taucht erneut als NPC Nathan oder Katie im Spiel auf. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern fallen eher minimal aus, können aber Einfluss auf Dialoge oder zu betretende Räume haben. Weitaus größer ist die Auswirkung der gewählten Edition von Yo-kai Watch 2.

Die Geschichte beginnt damit, dass euch die Yo-kai Watch und sämtliche Erinnerungen an diese gestohlen werden. Im Anschluss verbringt ihr als Nathan oder Katie (oder welchen Namen ihr eurem Charakter auch gegeben habt) euren normalen Sommerferien-Alltag mit euren Freunden im, aus dem Vorgänger bekannten, Lenzhausen. Lange dauert es jedoch nicht, bis ein Déja-vu einsetzt und scheinbare Wiederholungen auffallen. Schließlich gelangt eine neue Yo-kai Watch in euren Besitz und kurz darauf kehren mit dem treuen Yo-kai-Butler Whisper und dem Katzengeist Jibanyan die bekannten Begleiter wieder zurück. Fortan erlebt ihr während eurer Sommerferien wieder allerlei Abenteuer, in die auch Yo-kai verwickelt sind, helft den Bewohnern eurer Heimatstadt oder tretet in Kämpfen gegen Yo-kai an und versucht euch mit ihnen anzufreunden.

Es dauert eine Weile bis die Geschichte richtig in Fahrt kommt und neue Gebiete wie etwa Petzlingen verfügbar werden. Ab diesem Punkt zieht Yo-kai Watch 2 maßgeblich an und besonders durch die Zeitreise-Funktion, die bereits in Trailern als wichtiges Story-Element aufgetreten ist, sorgt für interessante Möglichkeiten. Zu viel zur Geschichte sei hier aus Spoiler-Gründen aber nicht verraten. Allerdings bleibt sich die Reihe treu und erzählt eine durchaus interessante und gleichzeitig für jüngere Spieler geeignete Handlung rund um die namensgebenden Geistwesen. Gerade im späteren Verlauf gelingt es durch spannende Entwicklungen an den 3DS zu fesseln.

Sinnvoll angepasst

Beim grundlegenden Spielablauf bleibt Yo-kai Watch 2 dem Vorgänger treu. Erneut durchstreift ihr Lenzhausen, Petzlingen und die anderen Gebiet, löst Haupt- und Nebenquests und tretet in Kämpfen gegen Yo-kai an. Mit letzteren versucht ihr euch anzufreunden. Insgesamt finden sich über 380 der Geistwesen in Yo-kai Watch 2. Allerdings sind nicht alle von ihnen in jeder Edition verfügbar. Um euer Team auch neben den für die Geschichte relevanten automatischen Yo-kai-Freundschaften zu vergrößern, sind die Kämpfe das wichtigste Element. Das System des ersten Teils wurde fast unverändert übernommen, dafür aber sinnvoll erweitert. Bis zu sechs Yo-kai begleiten euch und treten als jederzeit über ein Rad wechselbar im dreier Team gegen die Feinde an. Aktionen führen eure Streiter automatisch aus. Lediglich die als Ultiseel-Schlag bekannten Spezialangriffe müssen bei Verfügbarkeit manuell ausgelöst werden. Hierfür gilt es erneut kleine Mikrospiele auf dem Touchscreen zu lösen. Das bekannte Repertoire hat Level-5 nur minimal erweitert. Das gilt auch für die Reinigung von feindlich beseelten Yo-kai eures Teams, die genauso funktioniert wie die Ultiseel-Schläge.

Vollkommen ohne Neuerungen kommt das Kampf-System jedoch nicht daher. Ab einem bestimmten Punkt in der Geschichte steht euch der Null-Modus der Yo-kai Watch zur Verfügung. Über diesen löst ihr statt Ultiseel-Schlägen die M-Kraft eurer Yo-kai aus. Dabei wird nicht nur die Seelenenergie des Anwenders, sondern auch der benachbarten Teammitglieder aufgebraucht. Die erfolgende Aktion ist allerdings um so stärker. Das bringt eine taktische Note ins Spiel, da gut überlegt sein will, wann mehrere Ultiseel-Schläge oder ein besonders mächtiger M-Kraft-Angriff sinnvoll ist. Speziell bei Bossgegnern kann das Vorteile bringe. Lediglich der gewohnt eher etwas niedrigere Schwierigkeitsgrad kratzt an der neuen taktischen Möglichkeit. Doch kehren wir noch einmal zu den Yo-kai-Freundschaften zurück. Diese schließt ihr, entweder automatisch, weil eines der Geistwesen nach einem Kampf von euch beeindruckt ist oder aber in dem ihr den Yo-kai ihre Lieblingsspeisen vorsetzt. Der Zufallsfaktor, ob es klappt, kann dadurch etwas verringert werden, spielt aber noch immer eine entscheidende Rolle.

Viel zu tun

Bereits früh im Spiel fällt auf, dass Yo-kai Watch 2 allem Anschein nach noch mehr Nebenaufgaben bereit hält als der Vorgänger. Nicht selten ist es sogar notwendig bestimmte Quests zu erfüllen, damit die Geschichte weitererzählt werden kann. Dadurch vermittelt das Spiel regelmäßig die Möglichkeit der verfügbaren Bitten der im Spiel auftretenden Menschen und Yo-kai. Allerdings ist das noch nicht alles. Zusätzlich ermöglicht euch Yo-kai Watch 2 erneut zu angeln oder Insekten zu fangen. Neu hinzu kommen zudem die Portale der Launen und die Quizze. Bei ersteren handelt es sich um Türen zu speziellen Räumen, die euch vor bestimmte Aufgaben stellen. So gilt es beispielsweise innerhalb eines Zeitlimits den Ausgang zu finden oder alle Gegner zu besiegen. Die zur Belohnung erhaltenen Kugeln werden wiederum zur Absolvierung einer Nebenaufgabe benötigt. Etwas rätsellastiger wird es bei den Yo-kai-Quizzen. Diese an bestimmten Punkten zu findenden Schildern beschreiben durch Stichpunkte einen Yo-kai. Nun gilt es die Lösung korrekt einzugeben und anschließend den entsprechenden Yo-kai dorthin zu bringen, um etwas besonders auszulösen. Was genau passiert, kann gänzlich unterschiedlich sein.

Auch die Schreckenszeit, in der ihr aus einem begrenzten Gebiet vor einem Oni fliehen müsst, kehrt zurück. Dieses Mal steht sie sogar als lokaler Mehrspieler-Modus, in dem ihr in die Rolle eines Yo-kai schlüpft, zur Verfügung. Außerdem könnt ihr Yo-kai mit anderen Spielern tauschen und in den Yo-kai-Kämpfen gegen Teams anderer Spieler antreten. Hierbei spielen auch die Editionen eine Rolle, da ihr entsprechend einem Team zugeordnet werdet. Allgemein ist der Versionsunterschied größer als bei den Pokémon-Spielen. So hat die gewählte Fassung von Yo-kai Watch 2 auch Einfluss auf einige Elemente der Geschichte. In welcher Form genau, sei hier aus Spoilergründen jedoch nicht verraten. Allerdings bleibt die grundlegende Handlung im Kern unberührt. Dennoch könnte für einige Spieler gerade das ein Grund sein, sich beide Editionen genauer anzusehen.

Zum Schluss noch ein paar Worte zur Technik von Yo-kai Watch 2. Am grundlegenden Stil hat sich im Vergleich zum Vorgänger nichts verändert. Die farbenfrohe an Animes angelehnte Grafik strotzt erneut von zahlreichen Details und zeigt mit welcher Liebe die Entwickler das Spiel entworfen haben. Deshalb fällt es auch nicht negativ auf, dass wir bereits bekannte Gebiete erneut erkunden und rein optisch wenig Neues geboten bekommen. Viel mehr fühlt es sich wie die Rückkehr nach Hause an. Außerdem sorgen die zahlreichen, kreativen und abwechslungsreichen Yo-kai für genau den richtigen Ton an Neuem, den ein Spiel wie Yo-kai Watch 2 benötigt. Unterstützt wird es dabei vom fröhlich-beschwingten Soundtrack, der sich stets hervorragend den Geschehnissen im Spiel anpasst.

Fazit

Wahrscheinlich ist es euch bereits aufgefallen; mir hat Yo-kai Watch 2 sehr gut gefallen. Bereits den Vorgänger habe ich überaus positiv aufgenommen und mit großem Vergnügen durchgespielt. Der zweite Teil steht dem in nichts nach. Eher im Gegenteil. Durch die kleinen, aber sinnvollen Anpassungen und die insgesamt etwas bessere Geschichte, ist es Level-5 gelungen, das grandiose Yo-kai Watch noch zu übertrumpfen. Ein wenig tragen dazu auch der farbenfrohe Stil, die hohe Liebe zum Detail und die maßgebliche Kreativität der Entwickler bei. Lediglich das manchmal etwas ins Abgrasen abdriftende Suchen bestimmter Yo-kai, um weiterzukommen, hat zeitweise an meiner Motivation gekratzt. Yo-kai Watch 2 ist wieder einmal ein Meisterwerk von Level-5 und übertrumpft für mich auch Pokémon. Fans des Vorgängers müssen zugreifen, doch auch Anhänger von Pikachu und Co sollten sich Yo-kai Watch 2 nicht entgehen lassen.

Kurzfazit: Grandioses Sammelmonster-Rollenspiel, das trotz seiner kindgerechten Art mit einer spannenden Geschichte unterhält und hoher Detailverliebtheit und Kreativität brilliert.

Details
Titel: Yo-kai Watch 2: Knochige Gespenster
Genre: Rollenspiel
Publisher: Nintendo
Entwickler: Level-5
Spieler: 1
Syteme: 3DS
Altersfreigabe: ab 0
Erscheinungsdatum: 07. April 2017

Bilder Copyright Nintendo / Level-5