Rezension: Shirobako – Vol. 1 (Blu-ray)

KSM Anime ermöglicht mit Shirobako einen Blick hinter die Kulissen der Anime-Produktion. Das erste Volume der Slice-of-Life-Serie umfasst die ersten vier der insgesamt 24 Episoden.

An der Oberschule waren Aoi, Ema, Shizuka, Misa und Midori gemeinsam im Animationsklub und produzierten gemeinsam ihren ersten Anime, den sie auf dem Schulfest zeigten. Sie alle träumten damals davon irgendwann professionell in verschiedenen Berufen der Branche zu arbeiten. Zwei Jahre später arbeitet Aoi als Produktionsassistentin bei einem kleinen Studio und ist an der Produktion einer neuen Anime-Serie beteiligt. Auch ihre Freundin Ema hat es geschafft, als Zeichnerin beim selben Studio wie Aoi angestellt zu werden. Beide erfahren nun den stressigen und anstrengenden Alltag, den ihr Traum mit sich bringt. Derweil versucht Shizuka als Synchronsprecherin durchzustarten und auch Misa und Midori verfolgen den einstigen Traum noch immer.

Stressiger Alltag

Shirobako Volume 1 folgt abseits des kurzen Blicks auf die Oberschulzeit der fünf Protagonistinnen zu Beginn der ersten Episode fast ausschließlich den Erlebnissen von Aoi. Die junge Produktionsassistentin ist erstmals an einer Anime-Serie beteiligt und muss sich gemeinsam mit ihren Kollegen mit allerlei Problemen rumschlagen, die sich während der Produktion ergeben. Verzögerte Zeichnungen, kurzfristige Änderungen und technische Probleme drücken auf den engen Zeitplan und setzen Aoi einem übermäßigen Druck aus. Auf diese Weise versucht die von P.A. Works unter der Regie von Tsutomu Mizushima produzierte Serie den harten Alltag hinter den Kulissen der Anime-Branche aufzuzeigen. Allerdings wird dabei nicht auf einen locker-leichten Grundton verzichtet. Erreicht wird dieser durch kleinere Comedy-Elemente und die trotz ihrer Arbeit unter Druck stehenden eher positiv gestimmten Charaktere.

Dennoch dürfte Shirobako zumindest einen groben Eindruck davon vermitteln, mit welchem Aufwand und Stress die Produktion einer Anime-Serie verbunden ist und welchen Schwierigkeiten sich die Mitarbeiter ausgesetzt sehen. Dass auf die absolut ernste Härte verzichtet wird, kommt dem Unterhaltungswert zu Gute und ist nicht nur aus diesem Grund verständlich und richtig. Auch die Charakterdarstellung profitiert davon. Gerade bei Aoi ist das wichtig, da sie im Angesicht des Stresses einige Schwierigkeiten bekommt und eine leicht positive Note bei ihr als Protagonistin nicht Fehl am Platz ist. Allerdings wird Shirobako trotz allem nicht zu seicht oder fröhlich.

Später dürfen auch die Freundinnen von Aoi langsam größere Rollen einnehmen. Das gilt insbesondere für die eher zurückhaltende Zeichnerin Ema, die zumindest im Hintergrund von Besprechungen häufig zu sehen ist. Aber auch Shizuka darf mit einigen Szenen aufwarten. So begleitet man sie zu einem wichtigen Vorsprechen, bei dem deutlich die Herausforderung gezeigt wird, der sich angehende, junge Nachwuchssprecher ausgesetzt sehen. Lediglich Misa und Midori kommen in den ersten vier Episoden noch etwas kurz und erhalten erst in der letzten Folge etwas größere Rollen. Aktuell lässt sich noch schwer abschätzen, ob sich das im Verlauf der Serie noch ändert oder ob der Fokus weiterhin verstärkt auf Aoi liegt.

Erschlagend

Das wohl größte Problem von Shirobako liegt in der Übersichtlichkeit. Gerade zu Beginn erschlägt die Slice-of-Life-Serie den Zuschauer mit Charakteren und Fachbegriffen. Zumindest in ersterem Fall sind die in jeder Episode beim ersten Auftritt erfolgenden Namenseinblendungen samt Jobbezeichnung genau der richtige Weg, um den Überblick über die zahlreichen Figuren zu wahren. Neben den fünf Hauptfiguren sind das allerlei verschiedene Persönlichkeiten wie Regisseur, Episoden-Regisseure, Zeichner, Animatoren und viele mehr. Einen weiteren Anteil an der trotzdem nur anfänglichen Problematik hat das gelungene Charakterdesign, das fast komplett ohne große Extreme mit bodenständigen, aber individuellen Figuren mit Wiedererkennungswert aufwartet. Genauso ist ein großes Ensemble am besten in den Griff zu bekommen. Anders ist es bei den Fachbegriffen, die nur selten eine Erklärung erfahren und deshalb manchmal für Unklarheit sorgen könnten. Dem erzählerischen Fluss von Shirobako schadet das nicht, da die Geschehnisse immer gut zu verfolgen sind.

Zum positiven Gesamteindruck von Shirobako trägt der angenehme Stil der Serie bei. Abseits der eigenen Anime-Produktion in der Geschichte wird nur selten auf etwas weniger natürliche Elemente gesetzt. So etwa, wenn Aoi durch ihre Puppe und ihren Teddybär mit sich selbst spricht oder wenn die Hauptfiguren der produzierten Anime-Serie Exodus strahlend auf dem Tisch im Besprechungsraum erscheinen. Beide Stilmittel verkörpern perfekt die verschiedenen Seiten von Shirobako. So werden zum einen der Stress und der daraus resultierende Druck und zum anderen die Magie von Animes dargestellt. Auch sonst kann Shirobako mit flüssigen Animationen, einem gelungenen Soundtrack und einer überzeugenden deutschen Synchronisation überzeugen.

Fazit

Gespannt habe ich Shirobako herbeigesehent. Genre und Geschichte haben mich bereits bei der Lizenzierung durch KSM Anime angesprochen. Um so mehr habe ich mich gefreut, dass die Slice-of-Life-Serie in allen Belangen überzeugen konnte. Der angenehm bodenständige Stil, der nur durch wenig Magie und Stressreaktion unterbrochen wird, ist perfekt gelungen und passt hervorragend zur Serie. Ähnliches gilt für den Verzicht auf eine zu positive und gleichzeitig zu negative Herangehensweise. So werden Druck und Schwierigkeiten bei einer Anime-Produktion gut vermittelt, ohne dem Unterhaltungswert zu schaden. Die kleineren Comedy-Elemente passen zudem perfekt in die Serie und unterstützen das angenehme Flair. An der Spitze dieser gelungenen Eindrücke stehen jedoch die Charaktere, die trotz des großen Ensembles nur kurz für leichte Übersichtsprobleme sorgen und von wichtigen Nebenfiguren bis hin zu den Protagonistinnen überzeugen können. Besonders Aoi ist mir nach kurzer Zeit ans Herz gewachsen und ich habe bei jedem neuen Problem mit ihr mit gefiebert. Ähnlich erging es mir allerdings auch bei Shizuka und ihrem Vorsprechen oder Ema, die unsicher versucht, sich im Zeichnen zu verbessern. Auch deshalb hätte ich mir statt vier, sechs Episoden für Volume 1 gewünscht und sehne die Fortsetzung der Serie bereits voller Vorfreude herbei.

Kurzfazit: Shirobako Volume ist ein angenehmer bodenständiger Slice-of-Life-Serien-Auftakt, der mit ein wenig Comedy und einer guten Mischung aus locker-leichter-Fröhlichkeit und ernstem Alltag überzeugend eine Anime-Produktion vermittelt und bei Geschichte und Charakteren punktet.

Vielen Dank an KSM Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Shirobako – Vol. 1!

Details
Titel: Shirobako – Vol. 1
Genre: Slice of Life
Regie: Tsutomu Mizushima
Studio: P.A. Works Co., Ltd.
Produktionsjahr: 2014
Laufzeit: ca. 99 Minuten
Sprachen: Deutsch (DTS-HD MA 2.0), Japanisch (DTS-HD MA 2.0)
Untertitel: Deutsch
Extras: Schuber, Alternatives Opening, Alternative Endings, Trailer, Bildergalerie
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 0
Erscheinungstermin: 17. Juli 2017
Herstellerseite: Shirobako – Vol. 1 bei KSM Anime

Bilder Copyright P.A. Works / KSM Anime