Rezension: Kirby Air Riders (Switch 2)

Kirby und seine Freunde stellen sich in Kirby Air Riders dem wahnwitzigen Rennchaos auf ihren unterschiedlichen Maschinen.

Die Ankündigung von Kirby Air Riders war eine der größten Überraschungen des Nintendo-Jahres 2025. Nicht einmal ein halbes Jahr nach Mario Kart World ist für die Nintendo Switch 2 ein weiterer Fun-Racer rund um einen bekannten Nintendo-Charakter erschienen. Ist das sinnvoll? Geht Nintendo damit nicht in Konkurrenz zu sich selbst? Beide Fragen lassen sich zumindest weitgehend mit Ja beantworten. Allerdings ist Kirby Air Riders anders als Mario Kart World und dürfte aufgrund des actionreichen, wilden und chaotischen Gameplays eine andere Zielgruppe ansprechen. Zumal der Nachfolger des 2004 erschienenen GameCube-Titels Kirby Air Ride von Smash-Bros.- und Kirby-Schöpfer Masahiro Sakurai stammt – und fast wie ein Smash Bros. als Rennspiel wirkt. So viel sei vorab verraten: Das Spielprinzip ist unglaublich spaßig und dürfte einigen sogar besser gefallen als Mario Kart World.

Ungewöhnliches Renn-Chaos

Obwohl Mario Kart World und Kirby Air Riders als Fun-Racer demselben Genre zuzuordnen sind, weichen die beiden Spiele in essentiellen Punkten maßgeblich voneinander ab. Ist Mario Kart World eher ein Party-Rennspiel, lässt sich Kirby Air Riders als Action-Rennspiel bezeichnen. Dabei zeigt schon das Gameplay Eigenheiten. So müsst ihr in Kirby Air Riders kein Gas geben. Die Maschinen, wie die Fahrzeuge genannt werden, beschleunigen eigenständig. Damit fällt bereits ein Knopf, den ihr drücken müsst, weg. Aber einfach nur lenken reicht nicht aus. Denn ihr könnt auf Knopfdruck euren Turbo aufladen. Gleichzeitig bremst ihr und könnt in Kurven driften. Damit sind drei zentrale Funktionen direkt miteinander verknüpft. Das mag seltsam klingen, geht aber schon nach kurzer Zeit in Fleisch und Blut über und spielt sich hervorragend und taktischer als erwartet.

Es ist wichtig, genau darüber nachzudenken, wann sich ein Turbo lohnt und wie lange ihr diesen aufladen wollt. Doch das ist nicht die einzige Entscheidung, die ihr während eines Rennens trefft. Überall auf der Rennstrecke finden sich Gegner, die ihr entweder mit einer Wirbelattacke besiegen oder klassisch für Kirby einsaugen beziehungsweise fangen dürft. Letzteres kann bei bestimmten Gegnern deren Fähigkeit verleihen, so dass es möglich ist kurzzeitig einen Bumerang zu werfen, nahe Gegner einzufrieren oder als Metallkugel alles platt zu walzen. Aber auch hier verzichtet Kirby Air Riders auf klassische Items, wie sie aus anderen Fun Racern bekannt sind. Stattdessen ist die Fähigkeit direkt nach Einsammeln aktiv und kann eingesetzt werden. Das geschieht entweder automatisch oder während ihr euren Turbo aufladet. Ebenfalls ungewohnt, aber nach einiger Zeit sehr intuitiv. Allgemein legt Kirby Air Riders viel Wert auf eine einfache Steuerung. Das Gameplay hingegen ist komplex und erfordert wesentlich mehr Eingewöhnung als Mario Kart World. Deshalb lässt sich das Kirby-Rennspiel auch nur bedingt mal eben schnell spielen, wenn jemand zu Besuch kommt. Es ist ratsam die umfangreichen Tutorials der Fahrschule zu spielen und Freunden zumindest die Grundlagen zu erklären.

Komplexe Charaktere und Maschinen

Diese sind noch weitaus umfangreicher als bisher erläutert. Denn bei Kirby Air Riders verfügt jeder Charakter und jedes Fahrzeug über eigene Statuswerte. In Kategorien wie maximales Tempo, Beschleunigung, Aufladen, Wendigkeit oder Flugtempo unterscheiden sich Rider und Maschinen teilweise deutlich voneinander. Dadurch, dass ihr beide frei kombinieren dürft, ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten und nicht jede eignet sich perfekt für jede Strecke oder Aufgabe. Entsprechend sollte je nach Modus gut überlegt sein, mit wem ihr auf welchem Gefährt antretet. Natürlich könnt ihr mit jeder Kombination gewinnen und die Balance ist fair gestaltet. Umso tiefgründiger können die Entscheidungen sein, wenn etwa gleichwertig erfahrene Spieler gegeneinander antreten.

Zugleich glänzt Kirby Air Riders mit einer großen Modi-Auswahl. So dürft ihr in Air Ride normale Rennen bestreiten oder in „Auf Zeit“ und „Freie Fahrt“ Bestzeiten aufstellen. Die drei Variationen stehen auch in Top Ride zur Auswahl. Hier gibt es aber die Besonderheit, dass die Rennen auf kleineren Strecken aus der Vogelperspektive ausgetragen werden. Ein komplett anderes Spielgefühl, das fast wie ein anderer Fun-Racer wirkt. Daran zeigt sich wie kreativ das Team um Masahiro Sakurai bei der Gestaltung von Kirby Air Riders war. Das gilt auch für die anderen Modi. So tretet ihr in City Trial im Stadtgeplänkel auf einer offenen Karte mit einem rudimentären Fahrzeug an. Hier gilt es mit Zeitbegrenzung Verbesserungen für eure Maschine zu sammeln. Ist die Zeit abgelaufen, steht einer der Stadion-Wettkämpfe an. Dabei handelt es sich im Prinzip und kurzweilige Minispiele oder kleine Rennvarianten. So gilt es in Kirby-Schlacht möglichst viele Gegner zu besiegen, während ihr in Remmidemmi-Derby die anderen Fahrer bezwingen sollt. Bei Gleit- und Hochsprung geht es darum möglichst weit beziehungsweise hoch zu springen. Formel Mampf wiederum lässt euch Punkte sammeln in dem ihr auf der Karte verteilte Speisen esst. Die Stadion-Wettkämpfe lassen sich auch einzeln anwählen, außerdem kann die offene Stadt frei erkundet werden.

Solo-Geschichte und Online-Wettkämpfe

Damit aber nicht genug, verfügt Kirby Air Riders mit Road Trip über einen Solo-Modus inklusive Geschichte, Zwischensequenzen und deutschem Erzähler. Hier folgt ihr einer geraden Straße und wählt zwischen drei möglichen Wettkämpfen den aus, den ihr als nächstes bestreiten wollt. Das können Rennen, Stadion-Wettkämpfe oder besondere Herausforderungen sein. Jedes davon bringt euch Verbesserungen für eure Statuswerte ein. Ebenso können neue Fahrzeuge freigeschaltet werden. Auf jeder Etappe warten ein Zwischen- und ein Endboss. Außerdem hängt vom kurz vor dem Ende eingesammelten Item ab, wie ihr die Etappe beendet, was wiederum Einfluss auf den Weg hat, den ihr anschließend bestreitet. Damit wird zumindest etwas Wiederspielwert geboten. Zusätzliche Motivation bringt die zwar nicht überragende, aber kurzweilige Geschichte.

Wer nun denkt, das war es an Umfang, liegt falsch. Zwar gibt es, abgesehen von zeitlichen Events, die gelegentlich stattfinden, nur noch den Mehrspieler-Modus, der uns abgesehen von der Story alles oben beschriebene Online bestreiten lässt, aber ihr könnt auch viel freischalten. Das geschieht ähnlich wie in Super Smash Bros. Ultimate über sogenannte Checklisten. Jeder der fünf Modi Air Ride, Top Ride, City Trial, Road Trip und Mehrspieler verfügt über eine solche mit jeweils einhundertfünfzig Herausforderungen. Insgesamt dürft ihr euch über siebenhundertfünfzig Aufgaben freuen. Erfüllt ihr diese, schaltet ihr neue Charaktere, Fahrzeuge, Strecken, Verzierungen für eure Maschinen oder Accessoires frei. Letztere könnt ihr den Fahrern anziehen. Außerdem lassen sich eure Fahrzeuge frei gestalten, speichern und in der Garage bewundern. Mit verdienten Meilen, der In-Game-Währung, könnt ihr zudem im Meilen-Shop einkaufen gehen. Bis ihr alles freigeschaltet habt, dürften viele Stunden vergehen.

Niedliche Optik in sauberer Technik

Doch nicht nur beim Spielspaß und Umfang überzeugt Kirby Air Riders. Technisch ist der Fun-Racer erstklassig umgesetzt. Die rasante Action läuft am Fernseher und im Handheld-Modus durchgehend flüssig, sieht toll aus und erstrahlt in knuffiger Kirby-Optik. Dabei wird immer wieder die Liebe zum Detail der Entwickler deutlich. Seien es kleine Feinheiten bei den Figuren, die kreativen Strecken oder einfach nur witzige Gimmicks im Menü. Genauso überzeugend ist der fantastische Soundtrack, der perfekt passt. Zudem lässt sich vieles in den Einstellungen anpassen. So dürfen die Buttons frei belegt werden und auch einige Barrierefreiheits-Optionen sind vorhanden. Lediglich das manchmal etwas zu große Chaos, bei dem die Übersicht verloren gehen kann, ist Kirby Air Riders negativ anzulasten. Das hat aber keinen Einfluss auf den Spielspaß, sodass Rennspiel-Fans sich über einen großartigen, niedlichen und rasanten Action-Fun-Racer ganz im Stil von Smash Bros. freuen dürfen.

Fazit

Anfangs war ich skeptisch, ob mir Kirby Air Riders gefallen wird. Weniger aufgrund des nur mittelmäßigen Vorgängers oder weil es nach Mario Kart World der zweite Nintendo-Fun-Racer des Jahres ist, sondern eher, weil ich beim Gameplay unsicher war, was mich erwartet. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit, hat mich Kirby Air Riders aber schnell begeistert. Es ist unglaublich spaßig über die Rennstrecken zu rasen, aus der Vogelperspektive alternative Rennen zu bestreiten, im City Trial ein möglichst brauchbares Gefährt zu bekommen oder die Story des Road Trip zu erleben. Sicher, manchmal kann Kirby Air Riders zu chaotisch sein, weshalb ich die Übersicht verliere, aber das ist etwas geringer in Mario Kart World und fast genauso in den Smash-Bros.-Spielen. Wirkliche Spielspaß-Einbußen hatte ich dadurch nie. Dafür ist Kirby Air Riders einfach zu spaßig. Die Runden mit Kirby und Co erinnern mich von ihrer Art mehr an Smash Bros. als Rennspiel, als an Mario Kart. Doch genau das ist gut so, weil sich die beiden Fun-Racer dadurch spürbar unterscheiden. Für mich ist Kirby Air Riders etwas besser als Mario Kart World und könnte Marios Open-World-Rennspiel den Platz in meiner Switch-2-Top-Fünf des Jahres rauben. Genre-Fans sollten dem rasanten Kirby-Rennspiel unbedingt eine Chance geben!

Kurzfazit: Chaotisches und wildes Action-Rennspiel, das mit charmanter Kirby-Grundlage, komplexem Gameplay und riesigem Umfang reichlich Spielspaß bietet.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Kirby Air Riders!

Details
Titel: Kirby Air Riders
Genre: Rennspiel, Action
Publisher: Nintendo
Entwickler: Sora Ltd., Bandai Namco Studios
Spieler: 1-4 (Einzelnes System), 2-8 (lokal), 1-16 (Online)
Syteme: Switch 2
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 20. November 2025