Rezension: Tormented Souls 2 (PS5)

Um ihre kleine Schwester Anna zu retten, muss Caroline Walker in Tormented Souls 2 ein finsteres Kloster erkunden und sich alptraumhaften Kreaturen stellen.

Tormented Souls war im August 2021 ein überraschender Survival-Horror-Geheimtipp und eine Liebeserklärung an klassische Genre-Vertreter der 1990er-Jahre wie Resident Evil und Silent Hill. Etwa vier Jahre später schickt das chilenische Studio Dual Effect Protagonistin Caroline Walker erneut an einen schrecklichen Ort voller Gefahren. Wie der Vorgänger setzt Tormented Souls 2 auf bekannte Genre-Elemente und das vom ersten Teil etablierte Gameplay, verfeinert dieses aber sinnvoll. Besonders atmosphärisch ist das Survival-Horror-Spiel grandios.

Verschwundene Schwester

Die Geschichte von Tormented Souls 2 beginnt einige Zeit nach dem ersten Teil. Caroline Walker ist mit ihrer kleinen Schwester Anna auf dem Weg in das abgelegene Dorf Villa Hess. Dort hofft sie in einem Kloster, das als Kur- und Heilort bekannt ist, Hilfe bei der geheimnisvollen Erkrankung von Anna zu finden. Nach einer freundlichen Begrüßung und einer kurzen Pause wacht Caroline alleine auf. Anna ist verschwunden. Sofort begibt sie sich in dem düsteren Gebäude auf die Suche, stößt auf die entführte Anna, wird selbst überwältigt und hat eine unschöne erste Begegnung mit der Oberin des Klosters. Natürlich gehören die Nonnen zu einem finsteren Kult und gieren nach dem Blut der Schwester – wie sollte es auch anders sein? Caroline verliert das Bewusstsein und wacht schließlich mit allerlei riesigen Nadeln durchbohrt und eingesperrt wieder auf. Trotz ihrer körperlichen Verfassung, ist sie entschlossen, Anna zu finden und zu retten.

Zu viel solltet ihr von der Geschichte trotz einiger gelungener Wendungen nicht erwarten. Die Suche nach Anna ist eine emotionale Motivation, die gut funktioniert und auch sonst trägt die Geschichte zum spannenden Spielerlebnis bei. Besonders das Setting des finsteren Klosters und der umgebenden Stadt, die in begrenzten Abschnitten erkundet werden darf, hat maßgeblichen Anteil an der Atmosphäre und der Wirkung des Horrors. Allerdings rückt die Geschichte mit der Zeit immer mehr in den Hintergrund, erhält einige charmant trashige Elemente, bleibt aber immer unterhaltsam. Das ist auch der nicht immer ganz ernsten Erzählweise und Inszenierung zu verdanken. Die Entwickler wissen, dass Tormented Souls 2 nicht überrealistisch wie andere moderne Genre-Vertreter ist und versuchen das auch gar nicht umzusetzen. Stattdessen soll Stil und Charme der 1990er-Survival-Horror-Spiele eingefangen werden und das funktioniert sehr gut.

Atmosphärisches Kloster

Wie schon im ersten Teil, ist es ein beklemmendes Gefühl, die düsteren Gänge und Räume zu erkunden. Überall könnte etwas lauern und dieser Eindruck wird von der dichten Atmosphäre und der grandiosen Soundkulisse noch verstärkt. Allerdings ist es essentiell, alles genau zu untersuchen. Leicht wird aufgrund der festen und stimmungsvoll eingesetzten Kameraperspektive die Ecke eines Raums und damit ein wichtiger Gegenstand übersehen. Das kann für zusätzlichen Stress sorgen, schließlich sind die Ressourcen begrenzt. Besonders im späteren Spielverlauf sind Munition und Heilgegenstände überaus wertvoll. Umso besser will geplant sein, welche Gegner wirklich bekämpft werden sollten und vor welchen ihr besser flieht. Wichtig ist ebenfalls, dass ihr euer Feuerzeug zur Hand habt. Hat Caroline dieses nicht gezückt, ist ein zu langer Aufenthalt in der Finsternis ebenfalls tödlich.

Stellt ihr euch den schaurig-schönen, ekligen und teilweise vollkommen übertrieben gestalteten Gegnern entgegen, müsst ihr euch auf das behäbige Kampfsystem einlassen. Caroline zielt zwar automatisch, bewegt sich aber langsam und kann auch kaum mehr als Schießen und mittels Sprung nach hinten zurückweichen. Daran zeigt sich, dass Tormented Souls 2 nicht auf rasante Action ausgelegt ist. Vielmehr sollen die Begegnungen mit Gegnern stressig, angsterfüllt und gefährlich sein. Es ist wichtig im Vorfeld zu überlegen, wo ihr euch am besten positioniert, um einen Gegner mit Schusswaffen ins Visier zu nehmen und möglichst nicht selbst getroffen zu werden. Jedem Survival-Horror-Fan werden die Kämpfe nicht gefallen, wer aber das Spielgefühl der 1990er-Jahre liebt, wird glücklich. Dazu trägt auch die wahlweise zur Verfügung stehende Panzersteuerung bei. Diese muss nicht erst aktiviert werden, da ihr entweder per linkem Analog-Stick Caroline auf moderne Weise bedient oder die klassische Survival-Horror-Steuerung über das Steuerkreuz verwendet. Der rechte Analog-Stick kann praktischerweise mit vier Schnellauswahl-Gegenständen versehen werden, wodurch der aufwendige Gang ins Inventar nicht mehr notwendig ist. Dafür kann dort während der Kämpfe nicht mehr nachgeladen werden, wodurch noch mehr Stress in die Auseinandersetzungen fließt – großartig!

Düsteres Erkunden und Rätseln

Abseits der Kämpfe erkundet ihr, wie bereits erwähnt, die beklemmende Spielwelt. Hier warten zahlreiche verschlossene Türen und andere Hindernisse, die mit der Zeit erschlossen werden müssen. Findet ihr einen Schlüssel, könnt ihr in einem bereits bekannten Raum eine neue Tür öffnen, diese führt zu einem Gegenstand, der wiederum für ein Rätsel benötigt wird. Dadurch wird jede Entdeckung in Tormented Souls 2 miteinander verbunden, was ein unglaublich motivierendes wie befriedigendes Spielgefühl zur Folge hat. Es ist faszinierend, wie sich die Spielwelt langsam immer mehr öffnet, Notizen auf der anfangs leeren Karte Hinweise geben und ihr weiter voranschreitet. Dabei nehmen die teils knackigen Rätsel eine wichtige Rolle ein. Die Lösungen sind nicht immer offensichtlich, weshalb ihr genau überlegen müsst. Gegenstände können im Inventar untersucht werden und wenn ihr etwas findet, ist es an euch, daraus zu schließen, wo und wie ihr es benötigt. Das ist sehr motivierend und fordernd zugleich, kann aber auch dazu führen, dass ihr trotz eigentlich einfacher Lösung lange hängt, weil ihr die offensichtliche Lösung einfach nicht erkennt. Doch keine Sorge, das ist beabsichtigt.

Maßgeblich an der intensiven und stimmungsvollen Spielerfahrung beteiligt ist die dichte Atmosphäre, die von der großartigen gestalteten Spielwelt getragen wird. Besonders die Licht- und Schatteneffekt sind grandios, doch auch die Umgebungen bestechen mit einem hohen Detailgrad. Hölzerne Heiligenstatuen, verzierte Bibeln, goldene Kelche, Kerzenständer, Holzvertäfelungen und mehr verleihen dem düsteren Kloster einen schaurig unheiligen Eindruck. Hier nutzt Tormented Souls 2 das religiöse Setting sehr gut, ohne wirklich tiefgreifende theologische Themen anzusprechen. Allerdings ist die Grafik nicht immer perfekt. Gerade die Charaktere sehen nicht mehr zeitgemäß aus, was jedoch am packenden Survival-Horror-Erlebnis nichts ändert. Selbst die hölzernen Kampfanimationen haben nur einen bedingten Einfluss auf den Spielspaß. Eine gute englische Synchronisation und die gelungenen deutschen Texte runden Tormented Souls 2 ab.

Fazit

Da ich bereits den Vorgänger gespielt habe, war ich gespannt darauf, wie die Geschichte von Caroline und Anna Walker weitergeht. Tormented Souls 2 ist eine konsequente Weiterentwicklung des ersten Teils. Dabei setzt das Survival-Horror-Spiel wieder auf eine klassische Genre-Erfahrung, die sich besonders an den Spielen der 1990er-Jahre orientiert und diese um einige moderne Funktionen erweitert. Beim Gameplay bleibt Tormented Souls 2 dem Vorgänger weitgehend treu, passt jedoch einige Kleinigkeiten an. So ermöglicht mir eine Schnellauswahl über den rechten Stick jederzeit zwischen vier Gegenständen zu wechseln, was den aufwendigen Weg über das Inventar erspart. Gleichzeitig entfällt das pausierte Nachladen im Menü, wodurch es wesentlich stressiger ist, wenn mir im Kampf die Munition ausgeht. Allerdings weiche ich Gegnern angesichts der knappen Ressourcen sowieso lieber aus, als mich ihnen zu stellen. Die Geschichte ist angenehm trashig, während die dichte Atmosphäre für genau das richtige Maß an Grusel sorgt. Kleinere grafische Macken können den Spielspaß nicht trüben. Genre-Fans, die eine klassische Survival-Horror-Erfahrung suchen, sollten sich Tormented Souls 2 auf keinen Fall entgehen lassen.

Kurzfazit: Klassisches Survival-Horror-Spiel, das eine charmant-trashige Geschichte in atmosphärischem Setting erzählt und einen beklemmenden Genre-Spielspaß garantiert.

Vielen Dank an PQube für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Tormented Souls 2!

Details
Titel: Tormented Souls 2
Genre: Rollenspiel
Publisher: PQube
Entwickler: Dual Effect
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet), Xbox Series X|S, PC
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 23. Oktober 2025