Rezension: Lost Soul Aside (PS5)

Um die Seele seiner Schwester zu retten, stellt sich Kaser in Lost Soul Aside mit der Hilfe eines alten Drachen den gefährlichen Voidrax.

Ursprünglich begann Director und Produzent Yang Bing die Arbeiten an Lost Soul Aside 2014 als Solo-Projekt, mit dem er schließlich die Aufmerksamkeit von Sony weckte und Teil des PlayStation Hero Projects beziehungsweise China Hero Projects wurde. Das Team rund um Lost Soul Aside wuchs und brachte schließlich das Entwicklerstudio Ultizero Games hervor. Als Inspirationen für das Action-Adventure mit Hack-&-Slash- und Rollenspiel-Elementen dienten unter anderem die Final-Fantasy-Reihe oder Action-Spiele wie Devil May Cry, Bayonetta und Ninja Gaiden.

Klischeehaft, hölzern & stereotypisch

Die Geschichte von Lost Soul Aside folgt Kaser, der gemeinsam mit seiner jüngeren Schwester Louisa der Widerstandsgruppe GLIMMER angehört. Mit dem Ziel, das despotische Celestria Imperium zu stürzen, wollen sich die noch unbekannten Rebellen bei einer großen Parade einen Namen machen. Allerdings kommt es zu einem unvorhergesehenen Zwischenfall. Meteoriten stürzen auf die Hauptstadt und aus diesen entsteigen gefährliche Monster. Kaser wird von Louisa getrennt und stürzt in eine geheime Untergrundbasis des Imperiums. Hier trifft er den alten Drachen-Lord Arena, der Kaser seine Kräfte leiht und scheinbar mehr über die Monster, die er als Voidrax bezeichnet, weiß. Trotz seiner neuen Kräfte schafft es Kaser nicht, Louisa zu retten, und ihr wird von den Voidrax die Seele ausgesaugt. Um diese zurückzuholen und seine Schwester zu retten, nimmt Kaser den Kampf gegen die Voidrax auf.

Schon die Ausgangslage von Lost Soul Aside klingt nicht unbedingt neu. Ein cooler Held, ein böses Imperium, geheimnisvolle Monster und eine geliebte Person in Not. Vielmehr sollte von der Geschichte nicht erwartet werden. Statt mit Wendungen aufzutrumpfen, bleibt die Handlung des Action-Spiels durchgehend ohne Überraschungen. Das wäre grundsätzlich nicht schlimm, wenn die Erzählweise und Inszenierung nicht so flach wäre. Tiefe sucht ihr vergebens – auch bei den Charakteren. Kaser, Louisa, Arena und die anderen Akteure bleiben durchgehend eindimensional und zeigen keinerlei komplexe Ansätze. Hier verschenkt Lost Soul Aside viel Potential, da die grundsätzliche Welt durchaus interessant sein könnte. Nur fehlen dafür die richtigen Grundvoraussetzungen. Dass die Charaktere auch noch hölzern animiert sind und oft wie leblose Puppen wirken, was von der schwachen und englischen Synchronisation noch verstärkt wird, hilft ebenfalls kaum.

Rasante Kämpfe, wenig Abwechslung

Beim Gameplay sieht es etwas anders aus. Hier kann Lost Soul Aside zumindest teilweise überzeugen. Die größte Stärke sind die actionreichen Hack-&-Slash-Kämpfe, die eindeutig von Spielen wie Devil May Cry, Bayonetta oder Ninja Gaiden inspiriert sind. Kaser reiht Angriffe zu Kombos aneinander, nutzt Spezialfähigkeiten oder eine besonders mächtige kurzzeitige Verwandlung, um Gegnern zuzusetzen. Das spielt sich schnell und ist recht eingängig. Zudem garantieren verschiedene Waffen, die jeweils über eigene Fähigkeitenbäume verfügen, für ausreichend Abwechslung. Doch so gut sich die Kämpfe spielen, mit der Zeit nutzen sie sich trotzdem ab. Das ist vor allem dem Aufbau der schlauchartigen Level geschuldet.

Der Verzicht auf eine offene Welt oder weitläufige Abschnitte, ist nicht einmal negativ, vielmehr versucht sich Lost Soul Aside bewusst einzuschränken, um die Stärken des Gameplays hervorzuheben. Allerdings führt das auch dazu, dass zu wenig Abwechslung vorhanden ist. Gelegentliche Geschicklichkeitsabschnitte oder kaum nennenswerte Rätsel spielen sich entweder so behäbig, dass sie eher lästig sind, oder stellen keine wirkliche Herausforderung dar. Somit bleiben die Kämpfe das Kernstück und diese fühlen sich nach einiger Zeit zu gleichförmig an. Zumal ein Kampfbereich auf den nächsten folgt und es nur wenige unterschiedliche Gegner gibt. Dazu gesellt sich ein schwankender Schwierigkeitsgrad, der mitunter für Frust sorgen kann, aber glücklicherweise nur selten wirkliche Auswirkungen hat.

Ordentliche Präsentation

Weitere Spielmechaniken wie die Investition von Fertigkeitspunkten in passive Verbesserungen und neue Fähigkeiten oder das Anpassen und Stärken von Ausrüstung, sind zwar durchaus ordentlich, zeigen aber ebenfalls kaum Tiefe. Hier kann Lost Soul Aside die Schwächen nicht ausgleichen. Immerhin sieht das Action-Spiel als Double-A-Titel mit vergleichsweise kleinem Team recht schick aus. Besonders die Charaktere sind detailreich gestaltet, was ihre hölzernen, leblosen Animationen noch mehr hervorstechen lässt. Dazu gesellen sich einige seltsame Entscheidungen wie Kasers immer wehender Schal – egal ob nun Wind vorhanden ist oder nicht.

Die Level überzeugen mit durchaus schicken, wenn auch etwas leeren Umgebungen. Auffällig sind die wirklich guten Wasserspiegelungen und -effekte. Damit ist Lost Soul Aside optisch vielleicht nicht das schönste Spiel, aber auch nicht misslungen. Umso bedauerlicher ist, dass das Action-Spiel die durchaus interessante Welt nicht für eine ebenso spannende Geschichte nutzt. Zumal Lost Soul Aside flüssig läuft, keine größeren technischen Probleme zeigt und im Testzeitraum auch keine Bugs oder Abstürze aufgetreten sind. Somit ist Kasers Kampf um die Seele seiner Schwester nicht grundsätzlich misslungen, wenn ihr euch mit den Schwächen arrangieren könnt.

Fazit

Lost Soul Aside hat vor der Veröffentlichung etwas Aufmerksamkeit geweckt. Die Trailer sahen gut aus und die Hoffnungen auf ein gutes Hack-&-Slash-Action-Rollenspiel waren gegeben. Leider kann das ursprünglich als Solo-Projekt begonnene Action-Spiel meine eigenen Erwartungen nicht erfüllen. Die größte Stärke sind die rasanten Kämpfe, die sich wirklich gut spielen, aber mangels Abwechslung mit der Zeit abnutzen. Grundsätzlich könnte ich das sogar noch verzeihen, wenn mich Lost Soul Aside anderweitig ausreichend motiviert. Leider fällt die klischeehafte Geschichte flach aus und verzichtet gänzlich auf Überraschungen. Dazu gesellen sich stereotypische Charaktere ohne jegliche Tiefe, mit teilweise hölzernen, leblosen Animationen und einer schwachen englischen Synchronisation. Hier verschenkt Lost Soul Aside sehr viel Potential, weshalb das Action-Spiel ausschließlich großen Genre-Fans, denen das gute Kampfsystem ausreicht, zu empfehlen ist. Grundsätzlich kann Kasers Kampf um die Seele seiner Schwester durchaus unterhaltsam sein, aber immer nur für kurze Zeit. Ob das den Preis von siebzig Euro wert ist, muss jeder für sich entscheiden.

Kurzfazit: Durchwachsenes Action-Spiel, das mit rasanten Hack-&-Slash-Kämpfen überzeugt, aber bei Story, Charakteren und sonstigem Gameplay viel Potential liegen lässt und nur durchschnittliche Genre-Kost bietet.

Vielen Dank an Sony Interactive Entertainment für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Lost Soul Aside!

Details
Titel: Lost Soul Aside
Genre: Action-Rollenspiel
Publisher: Sony Interactive Entertainment
Entwickler: Ultizero Games
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet), PC
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 29. August 2025

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