Rezension: Paper Mario: Die Legende vom Äonentor (Switch)

Mario begibt sich in Paper Mario: Die Legende vom Äonentor auf die Suche nach Prinzessin Peach und den Sternjuwelen.

Vier Jahre nach dem ersten Paper-Mario-Spiel für das Nintendo 64, erschien 2004 Paper Mario: Die Legende vom Äonentor für den GameCube. Nintendo und Intelligent Systems haben dem Rollenspiel Ende Mai 2024 und damit fast zwanzig Jahre nach der Erstveröffentlichung, ein Remake für die Nintendo Switch spendiert. Der Fokus der Neuauflage liegt dabei auf technischen und optischen Verbesserungen sowie einigen Quality-of-Life-Funktionen. Inhaltliche Neuerungen bleiben fast gänzlich aus. Das ist aber nicht negativ, vielmehr erhält der GameCube-Klassiker dadurch ein verdientes modernes Remake, das zwar einige alte Schwächen behält, aber vor allem mit den bekannten Stärken des Originals erneut glänzt.

Abenteuerliche Schatzsuche

Paper Mario: Die Legende vom Äonentor erzählt von der Suche nach den legendären Sternjuwelen, die das geheimnisvolle Äonentor öffnen sollen. Prinzessin Peach kauft zu Beginn des Rollenspiels auf dem Markt der gefährlichen Stadt Rohlingen eine Karte, die zu den Sternjuwelen führen soll. Als Mario mit der Karte, die Peach ihm zusammen mit einer Einladung zur gemeinsamen Schatzsuche geschickt hat, in Rohlingen eintrifft, ist Peach allerdings verschwunden. Kurzerhand verbündet sich Mario mit der Archäologie-Studentin Gumbrina und Professor Gumbarth um die vermisste Prinzessin und die Sternjuwelen zu finden. Allerdings sind sie nicht die einzigen, die auf der Suche nach den Sternjuwelen sind.

Die Geschichte ist, gemeinsam mit den Charakteren, die wahrscheinlich größte Stärke von Paper Mario: Die Legende vom Äonentor. Spannend, witzig und abwechslungsreich erleben wir mit Mario und seinen neuen Freunden ein unterhaltsames Rollenspiel-Abenteuer, das nicht nur in der Paper-Mario-Reihe heraussticht, sondern zum besten gehört, was bezüglich Handlung mit Mario bis heute umgesetzt wurde. Die Suche nach den Sternjuwelen und Prinzessin Peach mag einige typische Mario-Elemente nutzen, versteht es aber, diese amüsant zu inszenieren. Allgemein beweist Paper Mario: Die Legende vom Äonentor, weshalb die Rollenspiel-Reihe oft mit dem großartigen Humor assoziiert wird. Dazu tragen neben dem gekonnt genutzten Papier-Stil auch die skurrilen Charaktere bei.

Einzigartige Freunde

Auf seinem Abenteuer schließen sich Mario verschiedene Figuren an. Dazu zählt direkt zu Beginn die Gumba und Archäologie-Studentin Gumbrina sowie noch im ersten Kapitel der Koopa Koopio. Mit einzigartigen Persönlichkeiten und reichlich eigenwilligen Eigenschaften, verstehen es die Charaktere herauszustechen, so dass wir uns unweigerlich fragen, weshalb die späteren Paper-Mario-Teile auf solche Figuren verzichtet haben. Doch auch Nebenfiguren und Gegenspieler brillieren mit viel Individualität und präsentieren sich als abgedrehte, witzige Charaktere, die viel zum Spielspaß beitragen. Das gilt natürlich auch für bekannte Akteure wie Luigi, Peach oder Bowser. Während Luigi nur als kleiner Komparse auftritt, dürfen wir Bowser und Peach in kleinen Abschnitten sogar selbst spielen. Diese fallen jedoch meist eher unspektakulär aus und gerade die Peach-Szenen wissen lediglich mit Geschichte und Humor zu überzeugen.

Doch nicht nur bei der Geschichte, den Charakteren und dem Humor versteht es Paper Mario: Die Legende vom Äonentor zu begeistern. Auch spielerisch präsentiert sich das Rollenspiel als nahezu perfekter Genre-Vertreter. Als Mario durchstreifen wir begleitet von einem unserer Freunde die abwechslungsreichen Umgebungen. In Rohlingen dürfen wir verschiedene Läden besuchen, Geheimnisse entdecken, Aufträge annehmen oder den Untergrund erkunden. Das Abenteuer führt uns aber schnell in die Gebiete außerhalb der Stadt. Diese wissen mit viel Individualität zu überzeugen. So besuchen wir etwa einen Mario-typische-Ebene oder einen zauberhaften Wald. Zusätzlich warten in den Regionen weitere Dörfer und Städte auf uns.

Überall lassen sich kleine Geheimnisse finden, die wir oft erst mit später erlangten Fähigkeiten oder Begleitern freilegen können. Auf witzige Weise verpackt und hervorragend mit dem Papier-Stil in Einklang gebracht, können wir uns beispielsweise in einen Papierflieger verwandeln und mit etwas gewöhnungsbedürftiger Steuerung Abgründe überqueren. Auch können wir uns auf Tastendruck drehen und somit als Papier-Flacher Mario durch enge Lücken bewegen. Zudem setzen wir auf die Talente unserer Gruppenmitglieder. Während uns Gumbrina auf Knopfdruck Informationen zu Städten, Dörfern, Regionen oder Personen gibt, können wir Koopio in seinen Panzer schießen, um etwa an unerreichbare Gegenstände oder Schalter zu gelangen. Entsprechend führt uns das Abenteuer immer wieder an bereits besuchte Orte. Hier schafft es das Remake zwar, das Backtracking dank neuem Schnellreise-System ein wenig zu entschärfen, gänzlich wird das Hin- und Herlaufen in bekannten Gebieten jedoch nicht aufgehoben. Das ist jedoch nichts, was den Spielspaß merklich schmälert.

Theatralische Kämpfe

Treffen wir auf Gegner, wechselt das Geschehen in eine als Theaterbühne dargestellte Arena. Hier treten wir gegen die vielfältigen Widersacher des Rollenspiels in rundenbasierten Kämpfen an. Nacheinander agieren wir mit Mario und unserem aktuell ausgewählten Begleiter, bevor schließlich die Gegner agieren dürfen. Als Angriffsarten kann Mario auf seinen berühmten Sprung setzen oder einen Hammer verwenden. Außerdem stehen uns verschiedene Gegenstände und besondere Sternfähigkeiten, die Mario im Laufe des Abenteuers lernt, zur Verfügung. Das aktive Gruppenmitglied greift mit der individuellen Technik an. Gumbrina verpasst Gegnern beispielsweise eine Sprung-Kopfnuss, während Koopio sich in seinen Panzer zurückzieht und Gegner rammt. Zusätzlich können Mario und die anderen auch Spezialattacken einsetzen, die jedoch die gemeinsamen Blumenpunkte der Gruppe aufbrauchen.

Bei jedem Angriff können wir die Trefferpunkte mit der richtigen Eingabe zum korrekten Zeitpunkt verstärken. Drücken wir etwa den A-Knopf, wenn Mario auf einen Gegner springt, wird direkt ein zweiter Sprung hinzugefügt. Welche Aktionseingabe erforderlich ist, hängt vom jeweiligen Angriff ab. Dadurch erfordern die Rundenkämpfe stets Aufmerksamkeit und bleiben spannend. Welche Angriffsart wir wählen ist ebenfalls essentiell, da die Gegner gegen manche Attacken immun sind oder uns sogar schaden können. Während ein einfacher Gumba sowohl von Marios Sprung als auch Hammer getroffen wird, sollten wir einen Lanzo lieber nur mit dem Hammer angreifen, da ein Sprung Mario selbst Schaden zufügt.

Stetige Verbesserungen

Für das Besiegen von Gegnern erhalten wir nach jedem Kampf Sternenpunkte. Für jeweils hundert Sternenpunkte steigt Mario einen Level auf. Anschließend dürfen wir wählen, ob wir unsere Lebenspunkte, Blumenpunkte oder Ordenspunkte erhöhen wollen. Anders als andere Rollenspiele, bleibt Paper Mario: Die Legende vom Äonentor bei den Werten niedrig, sodass wir nicht mit riesigen Zahlen hantieren. Ein Umstand, der gerade Rollenspiel-Neulingen sowie jüngeren Spielern zu Gute kommt. Anders als Mario steigen Gumbrina, Koopio und die anderen Begleiter übrigens nicht auf, wenn Marios Level steigt. Um unsere Freunde zu verbessern, müssen wir in der Spielwelt Insignien sammeln. Mit diesen können wir den Rang unserer Gruppenmitglieder erhöhen. Allerdings gilt das für jeden Charakter individuell, sodass wir uns stets gut überlegen sollten, wer stärker werden soll. Zumal die einzigartigen Fähigkeiten unserer Begleiter trotz des eher niedrigen Schwierigkeitsgrades entscheidend sein können.

Zusätzlich verbessern wir Mario und unsere Gruppenmitglieder über Orden, die wir entweder finden oder kaufen können. Die Effekte der Orden reichen von neuen Spezialattacken über eine automatische Lebenspunkt-Regenration nach jedem Zug bis hin zu verbesserter Angriffs- oder Verteidigunskraft. Sogar den Soundtrack des GameCube-Originals dürfen wir mit einem Orden aktivieren. Während solche Bonus-Orden kostenlos ausgerüstet werden können, benötigen andere Orden ein bis drei Ordenspunkte. Die maximalen Ordenspunkte können wir wie bereits erwähnt bei einem Levelaufstieg erhöhen. Dauerhaft verbraucht sind Ordenspunkte jedoch nicht. Legen wir einen Orden wieder ab, stehen uns die von diesem belegten Ordenspunkte wieder zur Verfügung. Entsprechend passen wir die Orden regelmäßig an unsere aktuellen Bedürfnisse an.

Brillante Präsentation

Abseits der Geschichte dürfen wir in Rohlingen kleine Aufträge annehmen. Diese sind zwar zum größten Teil eher unspektakulär, bringen uns aber durchaus brauchbare Belohnungen ein. Allerdings verstärkt sich durch die Erfordernis bereits besuchte Gebiete erneut aufzusuchen das Backtracking spürbar. Dennoch ist es sinnvoll, die Aufträge zu erfüllen, um nichts zu verpassen. Zudem können wir uns im Kasino von Rohlingen im Glücksspiel versuchen. Die Nebenbeschäftigungen sind vielleicht nicht die größte Stärke von Paper Mario: Die Legende vom Äonentor, bringen aber etwas Abwechslung in unser Schatzsuche-Abenteuer.

Wie bereits eingangs erwähnt, konzentriert sich das Remake des GameCube-Klassikers vor allem auf Grafik, Technik und Musik. Hier versteht es die Switch-Version durchweg zu begeistern. Paper Mario: Die Legende vom Äonentor erstrahlt in wunderschöner Optik, die den Papier-Stil noch besser zur Geltung bringt. Ähnliches gilt für den großartigen Soundtrack. Technisch läuft das Rollenspiel sowohl am Fernseher als auch im Handheld-Modus flüssig. Hier muss jedoch im Vergleich zum Original ein Abstrich akzeptiert werden. Lief Paper Mario: Die Legende vom Äonentor auf dem GameCube noch mit sechzig Bildern pro Sekunde, liegt die Bildwiederholrate auf der Switch nur bei dreißig Bildern pro Sekunde. Negativ aufgefallen ist uns das zu keiner Zeit. Der Spielspaß leidet sowieso nicht darunter. Damit ist Paper Mario: Die Legende vom Äonentor auch auf der Switch ein herausragendes Rollenspiel, das zwanzig Jahre nach der Erstveröffentlichung beweist, wie gut es gealtert ist.

Fazit

Schon auf dem GameCube hat mich Paper Mario: Die Legende vom Äonentor begeistert. Das Nintendo-Switch-Remake steht dem Original in Nichts nach und schafft es erneut auf gleiche Weise zu faszinieren. Die witzige, spannende und abwechslungsreiche Geschichte, die skurrilen, individuellen Charaktere und das vielschichtige Gameplay sorgen dafür, dass Paper Mario: Die Legende vom Äonentor herausragende Mario-Rollenspiel-Unterhaltung bietet. Daran ändern auch kleine Schwächen wie das zu kleine Inventar, der etwas zu niedrige Schwierigkeitsgrad oder die lediglich dreißig Bilder pro Sekunde nichts. Mario- und Rollenspiel-Fans sollten sich Paper Mario: Die Legende vom Äonentor auf keinen Fall entgehen lassen.

Kurzfazit: Herausragendes Remake eines großartigen Rollenspiels, das mit Gameplay, Geschichte, Charakteren und Humor reichlich Spielspaß garantiert.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Paper Mario: Die Legende vom Äonentor!

Details
Titel: Paper Mario: Die Legende vom Äonentor
Genre: Rollenspiel
Publisher: Nintendo
Entwickler: Intelligent Systems
Spieler: 1
Syteme: Switch (getestet)
Altersfreigabe: ab 0
Erscheinungsdatum: 23. Mai 2024