Rezension: Immortals of Aveum (PS5)

Dieb Jak stürzt sich als Neu-Magier in Immortals of Aveum in einen ewigen Krieg gegen einen Tyrannen.

Der Schwerpunkt des First-Person-Shooter-Genres liegt abgesehen von einigen Ausnahmen aktuell auf militärischen Szenarien und umfangreichen Mehrspieler-Partien. Da wirken Titel wie Immortals of Aveum von Ascendant Studios wie kleine Exoten. Statt auf ein realistisches modernes Szenario, einen vergangenen Krieg oder die nahe Zukunft, setzt das kalifornische Studio auf klassische Fantasy. Pistolen, Gewehre und Schrotflinten weichen in Immortals of Aveum Magie mit der wir gezielt unsere Feinde bekämpfen. Eine schöne Besonderheit im Genre, die zudem mit einer etwa zwanzigstündigen Geschichte sowie spaßigem Gameplay zu überzeugen weiß.

Magischer Krieg mit Klischees

Seit langer Zeit befinden sich die fünf Königreiche von Aveum in einem ewigen Krieg. Mittlerweile hat das Königreich Rasharn unter der Herrschaft des Tyrannen Sandrakk fast alle Widersacher bezwungen. Das Ziel Sandrakks ist die Kontrolle sämtlicher Magie. Lediglich das Königreich Lucium stellt sich Rasharn noch entgegen. Protagonist Jak lebt als Waise und Dieb in der Stadt Selen. Gemeinsam mit Luna und weiteren Kindern versucht er irgendwie zu überleben. Eines Tages greift die Armee von Rasharn Seren an, es kommt zur Tragödie und Jaks Magie erwacht. Jak ist jedoch nicht irgendein Magier, sondern beherrscht alle drei Magiearten. Eine Seltenheit, weshalb er eine besondere Ausbildung erfährt, um möglichst bald im Krieg zu kämpfen. Etwas, das er bisher abgelehnt hat, aber recht bald akzeptiert.

Wirklich neu ist die Geschichte von Immortals of Aveum nicht. Vielmehr wird auf bekannte Fantasy-Klischees und -Standards gesetzt. Dazu zählt auch Jaks Rolle als ungewöhnlicher Magier mit Affinität für alle Magiearten oder der überdramatisierte Antagonist Sandrakk. Dem Unterhaltungswert schadet das jedoch nicht. Zwar sollte kein Fantasy-Higlight erwartet werden, trotzdem versteht es Immortals of Aveum eine ausreichend spannende und motivierende Geschichte zu erzählen. Zu verdanken ist das auch den sympathischen Charakteren sowie dem gelungenen Humor und einiger gut verbauter ernster Themen wie Gesellschaftskritik. Diese sind nie zu präsent, um der Handlung zu schaden, verleihen Immortals of Aveum aber die benötigte Tiefe.

Spaßige Magie-Schießereien

Da es sich bei Immortals of Aveum um einen First-Person-Shooter handelt, spielen wir das Geschehen aus Jaks Perspektive und schießen wie in anderen Genre-Vertretern auf unsere Feinde. Allerdings setzen wir dabei auf die Jak zur Verfügung stehenden Zauber. Diese sind in die Farben blau, grün und rot eingeteilt, was jeweils abweichenden Angriffsarten entspricht. So erinnern rote Zauber an Schrotflinten, während grüne Zauber eher ein Sturmgewehr und blaue Zauber ein Jagdgewehr sind. Insgesamt fünfundzwanzig Zauber und achtzig Talente bringen trotz der Einschränkung von lediglich drei Angriffsarten ausreichend Abwechslung ins Spiel.

Ein allzu ausgearbeitetes Gunplay sollte dabei jedoch nicht erwartet werden. Statt auf übermäßige Präzision setzt Immortals of Aveum auf kurzweiligen Shooter-Spaß und das gelingt auch. Deckung spielt dabei abseits unseres Schildes, das leicht in Mitleidenschaft gezogen werden kann, keine Rolle. Genauso verzichtet Immortals of Aveum auf andere Genre-Standards wie Ducken oder Sliden im Kampf. Stattdessen dürfen wir auf Doppelsprünge oder Ausweichmanöver setzen und flitzen dank der flüssigen und inutitiven Steuerung regelrecht durch die Level. Zudem setzen wir auf unsere Talente und mächtige Spezialangriffe. Dadurch reihen wir Zauberschüsse an Schildeinsätze, ziehen Gegner mit unserer Peitsche zu uns und verpassen ihnen einen harten Nahkampfangriff. Das spielt sich angenehm flott und ist überaus spaßig. Zumal die Zauber nicht übermächtig sind, da wir nachladen, Mana auffüllen oder Abklingzeiten abwarten müssen.

Lineares Erkunden

Statt auf eine Open World setzt Immortals of Aveum auf lineare Level, die teilweise etwas weitläufiger sind. Hier können wir abseits des Weges Truhen, Nebeltore mit Herausforderungen oder Rätsel finden. Als Belohnung winken vor allem Erfahrungs- und Aufstiegspunkte, Geld oder neue Ausrüstung. Zauber finden wir an Altären in den Leveln und dank eines Schnellreisesystems können wir in bereits abgeschlossene Level zurückkehren. Das ist deshalb notwendig, weil wir oft noch nicht die nötigen Zauber beherrschen, um alle Bereiche betreten zu können. Hier setzt Immortals of Aveum auf leichte Metroidvania-Einflüsse. Viel mehr bieten die Level allerdings nicht. Oft wirken sie eher leer, was durchaus der Atmosphäre schaden kann. Besonders wenn Türen oder kleine Hindernisse ein Weiterkommen an bestimmten Stellen verhindern. Auch die Einbindung von Nicht-Spieler-Charakteren gelingt aufgrund ihrer Schweigsamkeit nur bedingt. Das wirkt sich jedoch nicht merklich auf den Spielspaß aus.

Aufgelockert wird das Shooter-Gameplay von kleinen Rollenspiel-Elementen. So erhalten wir nicht nur beim Erkunden, sondern auch für besiegte Gegner Erfahrungspunkte. Dieser wiederum gewähren uns beim Stufenaufstieg Aufstiegspunkte, die wir im eher kleinen Fähigkeitenbaum in Talente investieren dürfen. Außerdem finden wir neue Ausrüstung, die Jaks Attribute beeinflussen. Zusätzlich können wir Ausrüstung schmieden, verbessern und zerlegen. Sonderlich tiefgründig ist das alles zwar nicht, doch eine passende und willkommene Abwechslung, die sehr gut zu Immortals of Aveum passt und sich sehr gut in den Spielablauf einfügt.

Flüssiges Erlebnis

Technisch überzeugt Immortals of Aveum mit flüssigen sechzig Bildern pro Sekunde, die ein schnelles Spielgeschehen ermöglichen. Zudem wissen die Magieeffekte zu beeindrucken und auch sonst überzeugt die Grafik trotz kleiner Macken wie manchmal unscharfen Texturen oder eher mauer Wasserdarstellung. Dafür ist die Mimik der Charaktere überaus gelungen. Dabei lassen sich natürlich die Gesichter der Schauspieler erkennen, die Jak und die anderen Charaktere darstellen und im englischen Original herausragend vertonen. Doch auch die deutsche Synchronisation ist sehr gut. Lediglich die fehlende Lippensynchronität und die Gesprächsanimationen fallen etwas ab und könnten natürlicher sein. Das trübt den Gesamteindruck jedoch nur teilweise. Zumal die Inszenierung der Zwischensequenzen und Geschichte überaus filmisch ist und mitzureißen weiß. Damit ist der Magie-Shooter ein unterhaltsames Fantasy-Erlebnis und besonderer Genre-Vertreter, der rund zwanzig Stunden Spielspaß bietet.

Fazit

Schon beim ersten Trailer von Immortals of Aveum, war ich neugierig auf das, was mich bei dem Magie-Shooter erwartet. Die Idee einen First-Person-Shooter in einem Fantasy-Szenario mit Zaubern statt Pistolen oder Gewehren zu verbinden, ist großartig und funktioniert hervorragend. Sicher, die Geschichte setzt auf einige Klischees, doch das hat mich zu keiner Zeit gestört. Dafür sind Welt, Handlung und Charaktere zu gelungen und bieten kurzweiligen Fantasy-Spaß. Dazu trägt auch das angenehme, motivierende Gameplay bei. Gerade weil Immortals of Aveum auf eine Open World verzichtet und stattdessen lineare Level bietet, passt sehr gut und sorgt gemeinsam mit den seichten Rollenspiel-Elementen für einen angenehmen Spielfluss, der mich nicht mehr losgelassen hat. Sowohl Fantasy- als auch Shooter-Fans sollten unbedingt einen Blick wagen.

Kurzfazit: Ungewöhnlicher Fantasy-Magie-Shooter, der mit einer zwar klischeehaften, aber gut erzählten Geschichte, überzeugenden Charakteren und tollem Gameplay kurzweiligen Spielspaß bietet.

Vielen Dank an Electronic Arts für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Immortals of Aveum!

Details
Titel: Immortals of Aveum
Genre: Shooter
Publisher: Electronic Arts
Entwickler: Ascendant Studios
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet), Xbox Series X|S, PC
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 22. August 2023