Rezension: Daymare 1994: Sandcastle (PC)

H.A.D.E.S.-Agentin Dalila Reyes untersucht in Daymare 1994: Sandcastle die geheimnisvollen Vorgänge in Area 51.

Etwa vier Jahre nach Daymare 1998 und knapp drei Jahre nach der Ankündigung, haben Invader Studios, Leonardo Interactive und 4Divinity die Prequel-Fortsetzung Daymare 1994: Sandcastle veröffentlicht. Die Geschichte des Action-Survival-Horror-Spiels ist vier Jahre vor dem ersten Teil der Reihe angesiedelt und folgt H.A.D.E.S.-Agentin Dalila Reyes. Gemeinsam mit ihren Kollegen Radek und Foster soll Reyes im Auftrag des US-Verteidigungsministers einen Vorfall in Area 51 untersuchen. Derweil befindet sich eine konkurrierende Spezialeinheit des US-Präsidenten bereits auf dem Gelände. Als Reyes erkunden wir die geschichtsträchtige Militärbasis und entdecken nicht nur geheimnisvolle Experimente, sondern treffen auch auf schaurige Monster. Ganz Survival-Horror nach Resident-Evil-Rezept. Ein Vergleich, der bei Daymare 1994: Sandcastle häufiger anzubringen ist, orientiert sich der Third-Person-Shooter doch eindeutig an den Remakes der Teile zwei, drei und vier von Capcoms Survival-Horror-Reihe.

Rätselhafte Ereignisse

Aus der Third-Person-Perspektive erkunden wir als Reyes die verschiedenen Abschnitte von Area 51. Schnell wird jedoch deutlich, dass wir dabei nur wenig Freiheit genießen. Trotz gelegentlich etwas weitläufigeren Abschnitten oder Gebieten, in denen wir an zuvor bereits besuchte Orte zurückkehren müssen, ist Daymare 1994: Sandcastle strikt linear. Oft folgen wir sogar nur engen Gängen, die selten von abzweigenden Räumen unterbrochen werden. Dabei treffen wir immer wieder auf Gegner oder erreichen etwas größere Räume, in denen wir meist eine Horde an Feinden bezwingen müssen. Selbst die seltenen Rätsel, die meist kaum als solche bezeichnet werden können, bringen nur bedingte Auflockerung. Entsprechend repetitiv und abwechslungsarm fühlt sich Daymare 1994: Sandcastle häufig an. Selten auftretende neue Gegnertypen oder leicht überraschende Gebiete und Wendungen bringen zwar Spannung in den Spielablauf, insgesamt kann Daymare 1994: Sandcastle die Schwächen jedoch nicht ausgleichen.

Dabei sind die Grundlagen durchaus gelungen. Das grundlegende Third-Person-Shooter- und Horror-Survival-Gameplay funktionieren. Die Schießereien fühlen sich zwar nie so gut an wie etwa in den Resident-Evil-Remakes, fallen aber vollkommen zufriedenstellend aus. Zwar ist die geringe Waffenauswahl, die lediglich aus Maschinengewehr und Schrotflinte besteht, etwas gering, dafür bringt der Frost-Grip-Rucksack Eigenständigkeit ins Spiel. Wir erhalten diese dritte Waffe relativ früh und dürfen den Rucksack im weiteren Verlauf immer wieder verbessern. Mit dem Frost-Grip können wir entweder Frostspray vor uns versprühen oder Frostgeschosse abschießen. Beides ist sowohl im Kampf als auch für Rätsel oder das Vorankommen in den Level hilfreich. So frieren wir etwa Rohre, aus denen Feuer hervorschießt ein oder halten Gegner mit einer ordentlichen Ladung Eis auf. Auch die von besiegten Gegnern aufsteigenden Blitzkugeln, die herumliegende Leichen wiederbeleben können, können wir mit einem gezielten Frostgeschoss zerstören. Zudem dürfen wir eingefrorene Gegner mit einem Frost-Finisher ausschalten. Später erhalten wir weitere Möglichkeiten, um den Frost Grip nützlich zu verwenden.

Frustrierende Schwächen

Leider zeigen sich bei den Kämpfen die größten Schwächen des Gameplays. Oft übertreibt es Daymare 1994: Sandcastle mit der Masse an Gegnern oder wir haben kaum eine Chance richtig zu zielen, weil Monster uns kurz nach ihrem Erscheinen bereits packen. Das kann für Frust sorgen, besonders weil wir recht viel Schaden einstecken, bis wir uns, einmal von einem Feind gepackt, wieder befreit haben. Selbst auf dem vermeintlich einfachen Story-Schwierigkeitsgrad, kann Daymare 1994: Sandcastle mitunter frustrierend und nervig sein. Ein Grund dafür ist auch der oftmals zu unausgewogene Anspruch. Fühlt sich ein Abschnitt vergleichsweise leicht an, kann schon die nächste Gegner-Begegnung übermäßig schwer sein. Hier wäre etwas mehr Feinschliff an der Schwierigkeits-Balance dringend notwendig.

Doch trotz der genannten Schwächen ist Daymare 1994: Sandcastle kein wirklich schlechtes Spiel. Dafür zeigen sich zu oft die guten Ansätze, die immer wieder Spielspaß und Motivation aufkommen lassen. So versteht es etwa die für das Genre typisch an B-Movies erinnernde Geschichte, Spannung aufzubauen und unser Interesse zu wecken. Tatsächlich gehört die Handlung mit ihren simplen Charakteren und bekannten Elementen sogar zu den größten Stärken des Action-Survival-Horror-Spiels. Alleine um zu erfahren, was Reyes als nächstes erwartet und was sich wirklich hinter der Mission und Area 51 verbirgt, haben wir selbst die frustrierendsten Spielabschnitte absolviert und die geringe Abwechslung in Kauf genommen.

Um so bedauerlicher ist jedoch auch, dass Daymare 1994: Sandcastle die guten Ansätze nicht nutzen kann, um den Spielspaß durchgängig zu halten und auf einem Niveau mit der Geschichte zu halten. Zumal eine stimmige und hochwertige Grafik, die die Horror-Atmosphäre sehr gut trägt, geboten wird. Selbiges gilt auch für die stimmungsvolle Soundkulisse inklusive Musikuntermalung und ordentlicher englischer Synchronisation. Zwar zeigen sich immer wieder kleinere technische Probleme wie gelegentliche Ruckler, etwas zu dunkle Abschnitte, unschöne Treppcheneffekte oder Bild-Zerreißen, doch das alles bleibt in einem Rahmen, der den Spielspaß nicht einschränkt. Sogar auf dem Steam Deck läuft Daymare 1994: Sandcastle mit ein paar Abstrichen ziemlich gut. Letztlich verbaut sich das Action-Survival-Horror-Spiel mit den zu deutlichen Schwächen jedoch die gebotenen Möglichkeiten eines wirklich guten Genre-Vertreters.

Fazit

Daymare 1994: Sandcastle hat es mir nicht leicht gemacht, ein endgültiges Urteil zu fällen. Einerseits mag ich das Szenario, die Geschichte, die Charaktere, das grundlegende Gameplay sowie die Atmosphäre, andererseits erlaubt sich das Action-Survival-Horror-Spiel einige Schwächen, die den Spielspaß deutlich senken. Die mangelnde Abwechslung stört mich dabei nur bedingt. Weitaus schwerwiegender ist für mich der unausgewogene Schwierigkeitsgrad, der regelmäßig für Frust sorgt. Da hilft auch ein Story-Schwierigkeitsgrad wenig. Zusätzlich bietet Daymare 1994: Sandcastle insgesamt zu wenig, um dauerhaft zu motivieren. Immerhin fällt die Spielzeit mit etwa sechs bis zehn Stunden akzeptabel aus. Genre-Fans, die sich an den Schwächen nicht stören, können einen Blick wagen und erhalten ein ordentliches Action-Survival-Horror-Spiel, das jedoch leider nicht über Durchschnittskost hinauskommt.

Kurzfazit: Durchschnittliches Action-Survival-Horror-Spiel, dessen gute Gameplay- und Story-Ansätze unter zahlreichen Schwächen leiden.

Vielen Dank an Leonardo Interactive & Invader Studios für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Daymare 1994: Sandcastle!

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