Rezension: Beacon Pines (PC)
Luka erlebt in Beacon Pines mit seinen Freunden ein sommerliches Abenteuer voller Geheimnisse und Gefahren.
Schon in den ersten Minuten unterstreicht Beacon Pines, ein etwas anderes, besonderes Adventure-Erlebnis zu sein. Eine fantastisch von Kirsten Mize auf englisch vertonte Erzählerin begrüßt uns zu ihrer eigenen Geschichte. Wir sollen ihr dabei helfen, das richtige Ende zu finden. Dafür schlüpfen wir in die Rolle des zwölfjährigen Luka, der in dem kleinen, ländlichen Städtchen Beacon Pines lebt. Nach dem Tod seines Vaters und dem Verschwinden seiner Mutter kümmert sich seine Großmutter um den Jungen. Schnell erinnert das Adventure an liebevoll geschriebene Märchen. Zu verdanken ist das neben der Erzählweise und der Geschichte auch den vermenschlichten Tieren, die als hervorragend geschriebene Figuren dem verschlafenen Beacon Pines glaubhaft Leben einhauchen. Zudem unterstreicht die optische Darstellung das einzigartige Erlebnis des Adventures. Wie aus einem illustrierten Buch wirken die wunderschön gezeichneten Umgebungen, in denen wir auf nicht weniger detailreiche und malerisch umgesetzte Bewohner und Bewohnerinnen des kleinen Städtchens treffen.
Entscheidungen mit Wörtern
Beacon Pines beginnt sanft und gefühlvoll. Als Luka stehen wir am Grab unseres Vaters und reden mit ihm. Kurz darauf taucht unser bester Freund Rollo auf. Er erzählt uns von seltsamen Vorkommnissen im verlassenen Lagerhaus in den nahegelegenen Wäldern. Natürlich weckt das Lukas, Rollos und unsere Neugier, weshalb ohne große Überlegung der Entschluss gefasst ist, das heruntergekommene Gebäude zu untersuchen. Zuvor gehen wir noch einmal zu Luka nach Hause, um unserer Großmutter Bescheid zu sagen. Dabei lernen wir die wichtigste Spielmechanik kennen, die Charms. Das sind Wörter, die wir an verschiedenen Stellen im Spiel finden können und die entscheidend für den Verlauf der Geschichte sind. Immer wieder kommt es vor, dass wir Entscheidungen fällen müssen. In Beacon Pines bedeutet das, dass wir eine Lücke im Text des Buches, das wir sehen, wenn die Ansicht regelmäßig heraus zoomt, schließen müssen. Damit entscheiden wir beispielsweise, ob Luka mit einer Situation entspannt oder aggressiv umgeht.
Jede dieser Entscheidungen führt uns auf einen anderen Pfad und hat merkliche Auswirkungen auf den Verlauf der Geschichte. Teilweise sind die Unterschiede in der Handlung so massiv, dass wir neugierig sind, was bei einer anderen Entscheidung passiert wäre. Allerdings haben wir gerade zu Beginn oft gar keine wirkliche Auswahl. Schließlich müssen wir erst die notwendigen Wörter finden. Dadurch werden wir anfangs noch etwas klarer auf einen Pfad geführt. Das dient auch dazu, eine weitere Spielmechanik einzuführen: den Geschichtsbaum. Jederzeit können wir uns diesen ansehen und so nachvollziehen, welche Entscheidungen wir bereits getroffen haben oder wo wir neu erhaltene Wörter verwenden können. Es gehört zur Spielerfahrung von Beacon Pines, an vorherige Momente der Geschichte zurückzuspringen, um einen anderen Weg zu wählen. Auf andere Weise ist es nicht möglich, in der Handlung voranzuschreiten und irgendwann das Ende zu erreichen.
Wechselnde Pfade
Bevor es allerdings nach sieben bis acht Stunden soweit ist, werden wir einige Ausgänge der Geschichte erleben. Jeder Pfad führt uns zu einem anderen Ende. Oftmals sind diese unschön, manchmal witzig oder einfach unbefriedigend. Das ist natürlich so gewollt und wird von der Erzählerin passend kommentiert. Schließlich will sie das richtige Ende finden, weshalb sie mit negativen Abschlüssen der Geschichte unzufrieden ist. Entsprechend werden wir aufgefordert, eine andere Entscheidung zu fällen und einem anderen Pfad zu folgen. Das ist derart gut umgesetzt und erzählt, dass wir stets in der Geschichte versinken. Zudem liefern uns die unterschiedlichen Pfade einige Antworten und Hinweise auf die vielen Geheimnisse, die sich in dem kleinen, verschlafenen Städtchen verbergen. Hier zeigt Beacon Pines, dass das Adventure nicht einfach ein märchenhaftes Abenteuer ist, sondern eine spannende Mystery-Geschichte erzählt. Entsprechend motiviert sind wir, jedes noch so kleine Geheimnis zu lüften und irgendwann die Wahrheit hinter den Vorgängen in Beacon Pines aufzuklären. Ein einzigartiges, fesselndes und spaßiges Erlebnis, das uns immer wieder an ein interaktives Abenteuerbuch erinnert hat.
Begleitet wird die malerische Optik von einem fantastischen Soundtrack, der die Mystery-Atmosphäre großartig unterstreicht. Selbiges gilt für die sehr gut geschriebenen englischen Texte, die jedem Charakter glaubhaft Leben einhaucht. Dass dabei abgesehen von der Erzählerin auf eine Sprachausgabe verzichtet und stattdessen auf Fantasielaute gesetzt wird, stört keineswegs, sondern passt gut zum Spiel. Einziger Wermutstropfen ist die fehlende deutsche Übersetzung, so dass zwingend ausreichende Englischkenntnisse benötigt werden, um Beacon Pines genießen zu können. Hier sei noch ein Lob für Kristen Mize als Erzählerin ausgesprochen: ihr Englisch ist sehr deutlich und dadurch einfach zu verstehen – großartig! Abschließend sei noch erwähnt, dass Beacon Pines absolut flüssig läuft und auch auf dem Steam Deck hervorragend funktioniert.
Fazit
Obwohl mich Optik und Geschichte schon im Vorfeld angesprochen haben, habe ich nicht erwartet, wie sehr mich Beacon Pines fesseln würde. Das hervorragend von Kristen Mize erzählte Mystery-Abenteuer hat mich mit der spannenden Geschichte, den liebenswerten Charakteren, den zahlreichen Geheimnissen und der spaßigen Spielmechanik beinah sofort in seinen Bann gezogen. Stunde um Stunde bin ich in dem titelgebenden kleinen Städtchen versunken und habe Luka auf der Suche nach dem wahren Ende der Geschichte begleitet. Das ist derart motivierend und unterhaltsam, dass ich es fast schon bedauert habe, als es vorbei war. Allerdings wird dadurch noch deutlicher, wie viel Spaß ich mit Beacon Pines hatte. Fans guter Geschichten und spaßiger Adventure, sollten unbedingt zugreifen.
Kurzfazit: Malerisches Mystery-Märchen-Abenteuer, das eine spannende Geschichte mit liebenswerten Charakteren erzählt und mit fantastischer Präsentation sowie spaßiger Spielmechanik stundenlange Unterhaltung garantiert.
Vielen Dank an Fellow Traveller und Hiding Spot für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Signalis!
Details
Titel: Beacon Pines
Genre: Adventure
Publisher: Fellow Traveller
Entwickler: Hiding Spot
Spieler: 1
Syteme: PC (getestet), Xbox One, Switch
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 27. Oktober 2022
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