Rezension: The Cruel King and the Great Hero (Switch)

The Cruel King and the Great Hero erzählt die märchenhafte JRPG-Geschichte der kleinen Yuu, die bei einem Drachenkönig aufwächst.

Am 11. März veröffentlichen Nippon Ichi Software und NIS America das bereits im Sommer 2021 in Japan erschienene japanische Rollenspiel The Cruel King and the Great Hero auch in Europa. Angesiedelt ist die Geschichte in einer Welt, die einst von einem bösen Dämonenkönig bedroht wurde. Ein großer Held, hat die finstere Bestie jedoch bezwungen und für Frieden gesorgt. Seither leben die Monster im Wald, während die Menschen ein ruhiges Leben in ihren Städte verbringen. Auf einem Berg, nahe eines Menschendorfes, herrscht außerdem der Drachenkönig über sein kleines Reich. Hier wächst auch das Menschenmädchen Yuu, Tochter des großen Helden, als Ziehkind des Drachenkönigs unter allerlei Monstern auf. Ihr großer Traum ist es, eines Tages selbst eine Heldin zu werden. Allerdings ahnt sie nicht, dass der Drachenkönig ein dunkles Geheimnis hat.

Märchenhaftes Abenteuer

The Cruel King and the Great Hero wird, genauso wie das 2019 erschienene The Liar Princess and the Blind Prince, in einem wunderschönen Bilderbuch-Zeichenstil präsentiert. Die Gemeinsamkeit ist kein Zufall, für das Design beider Spiele war Sayaka Oda verantwortlich. Doch trotz der Ähnlichkeit, präsentiert sich The Cruel King and the Great Hero von der ersten Minute an als eigenständiges Rollenspiel-Abenteuer. Als liebenswerte Yuu, erleben wir in Kapitel eingeteilte Abenteuer rund um das Königreich des Drachenkönigs. Langsam erschließen wir uns neue Gebiete des Waldes, des Monsterdorfes und anderer Gebiete, begegnen den unterschiedlichsten Charakteren und erleben, wie sich Yuus Weg als junge Nachwuchsheldin, die allen bereitwillig hilft, langsam weiter entfaltet. Yuus Darstellung ist überaus herzerwärmend und auch die Inszenierung der Geschichte selbst hat etwas zauberhaftes an sich. Wie in einem Bilderbuch werden Seiten umgeblättert und stellen wunderschöne Bilder die Zwischensequenzen dar. Eine exzellente japanische Sprecherin liest zudem die Geschichte vor und vertont dabei auch mit verstellter Stimme sämtliche Figuren. Das ist einfach nur wunderschön, trägt viel zur märchenhaften Bilderbuch-Atmosphäre von The Cruel King and the Great Hero bei und wird von den gut geschriebenen englischen Texten hervorragend begleitet.

Zudem versteht es das japanische Rollenspiel, mit einer spannenden, abwechslungsreichen und durchaus auch überraschenden Geschichte zu fesseln. Mit großer Begeisterung haben wir Yuu auf ihren Abenteuern begleitet, mit ihr neue Freundschaften geschlossen oder gegen böse Monster gekämpft. Ja, The Cruel King and the Great Hero hat trotz aller Märchenhaftigkeit auch Konfrontationen mit Gegnern. Diese werden, abgesehen von vorbestimmten Auseinandersetzungen, zufällig beim Erkunden der detailreichen 2,5D-Umgebungen ausgelöst. Das Geschehen wechselt in solchen Momenten in eine typische rundenbasierte Arena. Wir wählen zwischen Angriff, Spezialfähigkeiten, Itemeinsatz, Verteidigung oder Flucht, welche Aktion wir in einer Runde ausführen wollen. Dabei wird Yuu regelmäßig von anderen Charakteren begleitet, die sie auch im Kampf unterstützen. Große Besonderheiten weist das Kampfsystem nicht auf. Allerdings können wir Gegner auch inspizieren, so ihre Schwächen herausfinden und diese ausnutzen, um einen Feind, auch ohne ihn zu besiegen, entkommen zu lassen. Dafür winken besondere Belohnungen. Außerdem passt diese Vorgehensweise zur herzensguten Persönlichkeit von Yuu. Witziges Detail: Da Yuu selbst eigentlich keine besonderen Fähigkeiten hat, ist es ihr drachiger Ziehvater, der beispielsweise Yuus Schwert in Flammen setzt, wenn sie eine entsprechende Fähigkeit auslöst. Das sorgt für noch mehr liebevolle Wärme und zeigt, mit wie viel Liebe zum Detail die Entwickler The Cruel King and the Great Hero entworfen haben.

Zauberhafte Geschichten

Abseits der Kämpfe erkunden wir die aus mehreren kleinen, zusammenhängenden Abschnitten bestehenden Gebiete der recht großen Spielwelt. Wir durchstreifen Wälder, Tundren, Dörfer und auch fantasievolle Areale, die alle aufgrund der wunderschönen und detailreichen Zeichnungen die Märchenatmosphäre des Rollenspiels hervorragend unterstreichen. In den Gebieten können wir Schatztruhen finden oder kleine Verstecke, die wir nur mit dem richtigen Begleiter erreichen können. Dadurch lohnt es sich, bereits zuvor besuchte Bereiche erneut zu erkunden. Zudem erhalten wir von den Bewohnern der Welt immer wieder Nebenquests, die kleine Geschichten erzählen, uns die unterschiedlichen Figuren näher bringen und eine schöne Ergänzung der Haupthandlung darstellen. Dass wir meist nur bestimmte Gegenstände sammeln, einen markierten Ort besuchen oder Gegner bekämpfen sollen, stört nicht wirklich, da die Questserzählungen zu sympathisch sind, um unter solchen Schwächen zu leiden. Für das Gameplay wäre hier aber etwas mehr Abwechslung und Kreativität schön gewesen.

Die größte Stärke von The Cruel King and the Great Hero bleibt aber eindeutig, die märchenhafte Bilderbuchgeschichte, die sowohl viel Wärme als auch einige dunkle und düstere Aspekte enthält. Gerade das sorgt dafür, dass die Erzählung stets spannend bleibt und wir bis zum Schluss von der zauberhaften Erzählung und ihren Wendungen gefesselt sind. Die hervorragende Atmosphäre, die neben der wunderschönen Grafik auch von dem stimmungsvollen Soundtrack und der erstklassigen Erzählerin getragen werden, unterstreichen zusätzlich, dass The Cruel King and the Great Hero eine wahre Japan-Rollenspiel-Perle und ein echter Geheimtipp für Genre-Fans ist.

Fazit

Schon The Liar Princess and the Blind Prince habe ich 2019 wirklich gerne gespielt, auch wenn sich einige Schwächen gezeigt haben. Besonders was den Grafikstil und die Erzählweise angeht, erinnert The Cruel King and the Great Hero deutlich an das Action-Adventure. Allerdings gefallen mir sowohl Geschichte, als auch Zeichnungen, Charaktere und Gameplay noch besser, als im indirekten Vorgänger. Yuus Abenteuer ist herzerwärmend und märchenhaft und schafft es, mich schnell zu fesseln und bis zum Ende nicht mehr loszulassen. Dass das Gameplay eher Japan-Rollenspiel-Standard bleibt, hat mich zu keiner Zeit gestört, da selbst die Kämpfe vor liebevollen Details nur so strotzen. Ähnliches gilt für die im Kern sehr typischen Nebenquests, die aber aufgrund der sympathischen Figuren und Geschichten zu unterhalten wissen. Außerdem ist Yuu eine der wohl niedlichsten und liebenswertesten Protagonistinnen, die ich seit langem in einem Rollenspiel gesehen habe. Alleine deshalb möchte ich unbedingt erfahren, wie ihre Geschichte endet und was mit ihr und ihrem Ziehvater, dem Drachenkönig, passiert. Fans etwas anderer japanischer Rollenspiele, sollten sich The Cruel King and the Great Hero unbedingt näher ansehen. Für mich ist Yuus Abenteuer bereits jetzt einer der großen Geheimtipps des Jahres.

Kurzfazit: Spielerisch eher typisches Japan-Rollenspiel, das mit einer märchenhaften Geschichte, zauberhafte Gestaltung, wunderschöner Grafik und einer der liebenswertesten Hauptfiguren begeistert. Eine wahre Genre-Perle und Geheimtipp!

Vielen Dank an Koch Media und NIS America für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Cruel King and the Great Hero!

Details
Titel: The Cruel King and the Great Hero
Genre: Rollenspiel
Publisher: NIS America
Entwickler: Nippon Ichi Software
Spieler: 1
Syteme: Switch
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 11. März 2022