Rezension: Atelier Sophie 2: The Alchemist of the Mysterious Dream (Switch)
Alchemistin Sophie sucht in Atelier Sophie 2: The Alchemist of the Mysterious Dream in einer Traumwelt nach ihrer Freundin Plachta.
Nicht ganz ein Jahr nach der Neuauflage der Mysterious-Trilogie der Atelier-Reihe, kehrt Entwicklerstudio Gust mit Atelier Sophie 2: The Alchemist of the Mysterious Dream in einem neuen Teil zur titelgebenden Alchemistin zurück. Der Nachfolger des erstmals 2015 in Japan veröffentlichten Atelier Sophie: The Alchemist of the Mysterious Book knüpft direkt an diesen an und ist somit noch vor dem zweiten Spiel der ursprünglichen Mysterious-Trilogie, Atelier Firis: The Alchemist and the Mysterious Journey angesiedelt. Sophie und Plachta haben Kirchen Bell verlassen, weil Sophie eine lizenzierte Alchemistin werden will. Auf ihrer Reise entdecken sie einen wunderschönen, großen Baum und werden plötzlich in ein unbekanntes Portal gezogen. Als Sophie wieder erwacht, findet sie sich in Erde Wiege wieder. Diese Traumwelt wurde von der Göttin Elvira, die alle dort lebenden Menschen eingeladen hat an diesem geheimnisvollen Ort ihre tiefsten Wünsche zu erfüllen, erschaffen. Nur Sophie scheint ohne Einladung und auf ungewöhnlichem Weg nach Erde Wiege gelangt zu sein. Doch weitaus wichtiger: Wo ist Plachta? Sofort setzt Sophie alles daran, ihre Freundin zu finden.
Traumhafte Welt
Gust und Koei Tecmo haben wir Atelier Sophie 2: The Alchemist of the Mysterious Dream eine gute Möglichkeit gefunden, eine weitere Geschichte mit Alchemistin Sophie zu erzählen, ohne auf die beiden anderen Mysterious-Spiele eingehen zu müssen. Gleichzeitig ist Sophie noch nicht so erfahren, wie sie es beispielsweise in Atelier Firis ist. Dennoch beginnen wir die Alchemistenlaufbahn nicht von vorne, sondern starten bereits mit einem hohen Alchemielevel, um die Erfahrung der Titelfigur aus dem direkten Vorgänger zu berücksichtigen. Gleichzeitig dient die Traumwelt Erde Wiege als komplett neuer, weitläufiger und fantasievoller Schauplatz für eine schön erzählte und interessante Geschichte, die gerade den neueren Atelier-Teilen in nichts nachsteht.
Nachdem Sophie plötzlich in der Traumwelt gelandet ist, versuchen wir die verschwundene Plachta zu finden. Dabei treffen wir auf eine fremde und junge Plachta, die sich schon recht bald als die Vergangenheitsversion von Sophies späterer Freundin und Mentorin herausstellt. Spätestens hier wird deutlich, dass die Traumwelt auch genutzt wird, um einige interessante Charakterkonstellationen zu ermöglichen. Neben Plachta und Sophie gilt das besonders für noch eine weitere Figur, die aus Spoilergründen hier aber nicht genannt werden soll. Sicher ist, dass Atelier Sophie 2 wieder die gewohnt entspannte und friedliche Stimmung der Reihe mit sich bringt und es zugleich schafft, eine spannende und interessante Fantasy-Geschichte zu erzählen. Gerade letzteres könnte dafür sorgen, dass das japanische Rollenspiel auch Genre-Fans, die mit der Reihe bisher nicht in Berührung gekommen sind, gefallen könnte. Ein optionaler Rückblick auf die Ereignisse des Vorgängers, bietet einen ausreichenden Einstieg in die Handlung.
Erkundung unter Wettereinfluss
Ein Kernelement von Atelier Sophie 2 ist das Erkunden von Erde Wiege. Die Traumwelt ist grundsätzlich zusammenhängend konzipiert. Das bedeutet, von der Stadt Roytale aus können wir theoretisch fließend die unterschiedlichen Gebiete erreichen. Allerdings steht uns relativ bald ein Schnellreisesystem zur Verfügung, weshalb wir früh im Spiel die einzelnen Regionen über die Weltkarte auswählen. Das geht nicht nur schneller, sondern ermöglicht es auch gezielt in der linearen Geschichte voranzuschreiten oder Aufträge, die wir im Restaurant von Roytale erhalten, anzugehen. Dabei sind die einzelnen Gebiete auch entsprechend markiert, sodass wir stets wissen, an welchem Ort wir ein Auftragsziel, etwa bestimmte Materialien oder Monster finden oder wo die Geschichte weitererzählt wird.
Wichtig dabei ist jedoch auch, welches Wetter in dem jeweiligen Gebiet gerade vorherrscht. Betreten wir den Near-Forest etwa bei Regen, treffen wir auf andere Gegner als bei Sonnenschein und auch die Materialien unterscheiden sich. Damit nicht genug, verändert sich auch die Landschaft, wodurch uns manche Wege versperrt sind und neue öffnen. Können wir etwa an einer Stelle nicht weiter, weil ein Fluss unseren Weg versperrt, sollten wir dafür sorgen, dass die Sonne herauskommt, damit das Wasser verdunstet. Dafür stehen uns unterschiedliche Dreamscape Stones zur Verfügung. Mit diesen können wir an festgelegten Orten in den Gebieten das Wetter sofort verändern. Flüsse trockenen aus oder Schluchten überfluten und ermöglichen es uns, die jeweilige Region weiter zu erkunden. Das sorgt neben den sowieso schon thematisch unterschiedlichen Gebieten für noch mehr Abwechslung und bringt ein taktisches Element ins Spiel ein. Schließlich müssen wir manchmal mehrmals das Wetter wechseln, um etwa eine Schatztruhe oder den Übergang zum nächsten Abschnitt zu erreichen. Eine großartige Idee, die uns dazu verleitet, selbst bereits erkundete Regionen erneut zu besuchen, um herauszufinden, ob uns neue Dreamscape Stones neue Wege öffnen.
Dynamisches Kämpfen
Häufig treffen wir bei unseren Erkundungen auf Gegner, denen wir uns in einem dynamischen und fließenden Kampfsystem stellen. Das bedeutet, sobald wir einen Feind berühren oder die Auseinandersetzung mittels Schlag einleiten, wechselt das Geschehen in die rundenbasierten Kämpfe – jedoch nahtlos und komplett ohne Ladezeiten. Das fühlt sich überaus flüssig an und garantiert ein schnelles und überaus zusammenhängendes Spielgefühl. Ähnliches gilt auch für die Konfronationen selbst. Wie gewohnt, wählen wir mittels Menü aus, ob wir einen normalen Angriff einsetzen, auf Fähigkeiten oder Magie zurückgreifen oder Items verwenden wollen. Neu dabei ist, dass wir nicht mehr auf drei Charaktere in unserer Gruppe beschränkt sind. Das Angriffsteam besteht zwar weiterhin aus drei unserer Figuren, doch das Back-up Team ist genauso groß und der Wechsel zwischen den Charakteren fließend. Dadurch agiert endlich die gesamte Gruppe im Kampf und es wirkt nicht mehr so, als würde die Hälfte unserer Charaktere einfach nur zusehen wie die anderen sich den Gegnern stellen.
Zu verdanken ist das auch den Spezialaktionen, die uns zur Verfügung stehen. Ist die entsprechende Leiste ausreichend aufgeladen, dürfen wir Twin Attacks einsetzen. Bei diesen führen zwei Charaktere nacheinander eine Fähigkeit aus oder setzen ein Item an und stärken sich dabei gegenseitig. Im Laufe des Spiels stehen uns außerdem die mächtigen Dual Trigger zur Verfügung. Ist die Dual Gauge aufgeladen, dürfen wir einen dieser Spezialangriffe bei dem zwei Figuren gemeinsam agieren, einsetzen. Neue Dual-Trigger-Angriffe schalten wir im Laufe unseres Abenteuers mit steigendem Freundschaftslevel frei. Diesen erhöhen wir, indem wir die individuellen Charakterquests der Bewohner von Roytale erfüllen. Obwohl es sich dabei meist nur um einfache Gespräche handelt, sind diese überaus motivierend. Schließlich gewähren sie einen tieferen Einblick in die Persönlichkeit der sympathischen Charaktere.
Sammeln und Synthetisieren
Wie in jedem Atelier-Spiel nehmen das Sammeln von Materialien und Alchemie eine zentrale Rolle in Geschichte und Gameplay von Atelier Sophie 2 ein. Überall in den Gebieten von Erde Wiege finden wir die unterschiedlichsten Zutaten, die wir im Atelier für das Hersteller der verschiedensten Gegenstände benötigen. Allerdings können wir nicht alles einfach mitnehmen. Manche Materialien benötigen die richtigen Sammelitems, von denen wir insgesamt sechs ausrüsten dürfen. Wollen wir beispielsweise Fische aus einem Teich ziehen, geht das nicht ohne Angel. Zum Erzabbau wird eine Spitzhacke benötigt. Auch diese fertigen wir mittels Alchemie neu. Sammeln wir an einem der besonderen Materialienpunkte, können wir zudem mittels Minispiel, Einfluss auf das Ergebnis nehmen. Neben Geld, höherer Qualität oder Quantität können wir so, einem Material auch zusätzliche Elemente verleihen. Nicht unwichtig für erfolgreiches Synthetisieren mittels Alchemie.
Das Alchemiesystem selbst erinnert im Kern an die anderen Spiele der Reihe. Aus einer Liste wählen wir ein Rezept, das wir herstellen wollen. Anschließend müssen wir die jeweils benötigten Zutaten festlegen. Hierbei können entweder bestimmte Materialien oder Materialarten notwendig sein. Wichtig ist, dass wir auf die Elementeigenschaften des herzustellenden Objektes achten, um zusätzliche Eigenschaften freizuschalten. Wollen wir beispielsweise eine Bombe synthetisieren, benötigen wir Feuer und Eis. Entsprechend wählen wir Zutaten, die uns diese Elemente gewähren.Anschließend gilt es, die zugehörigen Elementbausteine der Zutaten in einem fünf mal fünf großen Feld zu platzieren. Dabei unterscheiden sich die Bausteine in ihrer Größe und Form deutlich voneinander. Zusätzlich verleihen einige Felder Boni, sofern sie mit dem richtigen Element belegt sind.
Wollen wir sämtliche Eigenschaften freischalten, heißt es außerdem darauf zu achten, dass sich Sternenfelder der Bausteine miteinander verbinden können, um so die mögliche Leiste des herzustellenden Gegenstands zu erweitern. Der begrenzte Platz macht es jedoch oft schwierig, alle Zutatenbausteine zu platzieren. Wichtig ist hier nur, dass von jeder Zutat mindestens ein Baustein verwendet werden muss. Für jede vollständige Reihe oder Spalte in dem Alchemiefeld erhöht sich zudem unsere Chance besonders erfolgreich zu sein, was wiederum eine deutliche Qualitätssteigerung bedeutet. Hier fühlt sich Atelier Sophie 2 wieder wie ein Puzzlespiel an, das uns unglaublich motiviert. Stets wollen wir die bestmöglichen Ergebnisse erzielen und möglichst hochwertige Objekte erstellen. Erlangen wir durch das Finden neuer Materialien, Bücher oder auf anderem Weg neue Rezepte, wollen wir diese sofort ausprobieren und schnell entwickelt sich eine motivierende Alchemiespirale, die uns neben Geschichte, Erkunden und Kämpfen stundenlang fesselt.
Hübsche Traumwelt
Die Atelier-Spiele sind technisch nie auf der Höhe der Zeit und das gilt sicherlich auch für Atelier Sophie 2. Doch dem japanischen Rollenspiel ist eine deutliche grafische Verbesserung auf der Switch anzumerken. Weitaus weniger matschige Texturen, mehr Details wie Gräser, Schnee und dergleichen lassen Erde Wiege in einer in der Reihe nie dagewesenen optischen Brillanz erstrahlen. Dazu gesellen sich die detailreichen und schönen Charaktermodelle, gut inszenierte, wenn auch manchmal etwas hölzerne Zwischensequenzen und effektreiche Kämpfe die Atelier Sophie 2 gemeinsam zum bisher hübschesten Spiel der Reihe machen. Untermalt wird das Geschehen von einem traumhaften Soundtrack, der wunderbar zu Stimmung und Geschichte passt. Ähnliches gilt für die sehr gute japanische Synchronisation, die den Charakteren glaubhaft Leben einhaucht und von englischen Untertiteln begleitet wird. Eine schöne Abrundung für ein durchweg gelungenes und motivierendes Rollenspiel, das nicht nur Fans der Reihe gefallen wird.
Fazit
Als Atelier-Fan, dessen erster Teil der Reihe Atelier Sophie: The Alchemist of the Mysterious Book war, habe ich mich sehr auf Atelier Sophie 2: The Alchemist of the Mysterious Dream gefreut. Nachdem ich erst vergangenes Jahr die DX-Neuauflagen der Mysterious-Trilogie gespielt habe, war ich gespannt darauf, welches Abenteuer Sophie und Plachta in ihrem zweiten, eigenen Spiel erleben. Der Kniff, Atelier Sophie 2 direkt nach dem ersten Teil und damit vor Atelier Firis anzusiedeln, ist genauso sinnvoll wie die Traumwelt Erde Wiege. Beides ermöglicht viel Freiheit bei der Geschichte und den Gebieten, die ich als Sophie erkunden kann. Zudem lerne ich auf diese Weise einige interessante Figuren kennen, die Sophie normalerweise nicht hätte treffen können. Gleichzeitig gelingt es Entwicklerstudio Gust, die entspannte und friedliche Stimmung der Atelier-Reihe mit einer spannenden Fantasy-Geschichte zu verknüpfen. Dabei ist Atelier Sophie 2 etwas weniger Alltagsabenteuer, als es der Vorgänger in weiten Teilen war, hält aber wie beispielsweise Atelier Ryza auch an diesem Element fest. Ergänzt um ein dynamisches, spaßiges Kampfsystem, neue Materialsammelmöglichkeiten inklusive Minispielen und einem motivierendem Alchemiesystem, ist Atelier Sophie 2 ausgezeichnete Japan-Rollenspiel-Unterhaltung. Nicht nur Atelier-, sondern auch Genre-Fans, dürften viel Spaß mit Atelier Sophie 2 haben.
Kurzfazit: Spaßiges Japan-Rollenspiel das dank spannender Geschichte, sympathischen Charakteren, dynamischen Kämpfen und motivierendem Alchemiesystem großartige Genre-Unterhaltung bietet.
Vielen Dank an Koei Tecmo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Atelier Sophie 2: The Alchemist of the Mysterious Dream!
Details
Titel: Atelier Sophie 2: The Alchemist of the Mysterious Dream
Genre: Rollenspiel
Publisher: Koei Tecmo
Entwickler: Gust
Spieler: 1
Syteme: Nintendo Switch (getestet), PlayStation 4, PC
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 25. Februar 2022
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