Rezension: Shibuya Goldfish – Band 2 (Manga)

Aki Touji und ihr Bruder Haku versuchen in Shibuya Goldfish Band 2 zu überleben und treffen auf den legendären Marder von Shibuya.

Unglaublich brutal, ein verrückter Mörder, ein Feinschmecker der auf Menschenfleisch steht oder jemand der Wünsche erfüllt, wenn man ihm Essen schenkt? All diese Geschichten ranken sich um den Marder von Shibuya. Bei ihm handelt es sich um einen Obdachlosen, der nicht davor zurückschreckt, sich mit der Yakuza anzulegen. Als plötzlich monsterhafte Goldfische in Shibuya erscheinen und zahlreiche Menschen töten, beginnt für den Marder ein Kampf auf Leben und Tod – für ihn alles andere als eine schreckliche Vorstellung. Anders sehen es die Oberschülerin Aki Touji und ihr kleiner Bruder Haru, die nur zufällig in Shibuya waren. Verzweifelt versuchen sie irgendwie zu überleben und begegnen dabei dem Marder. Noch ahnen sie nicht, dass er weitaus gefährlicher ist, als er anfangs wirkt.

Kampf ums Überleben

Statt direkt an den Vorgänger anzuknüpfen, beginnt Shibuya Goldfish Band 2 wieder am 3. März, dem Tag an dem die menschenfressenden Goldfische in Shibuya erschienen sind. Dabei folgt der Manga mit dem Marder von Shibuya sowie den Geschwistern Aki und Haru neuen Figuren, die sich ebenfalls dem ungeahnten Horror stellen müssen. Mangaka Hiroumi Aoi gelingt es, Wiederholungen weitgehend zu vermeiden. Sicher, erneut müssen die Charaktere irgendwie vor den Goldfischen fliehen, sich verstecken und Wege finden, ihnen dauerhaft zu entgehen. Doch hier folgt Band zwei einem etwas anderen Weg, was vor allem dem Marder zu verdanken ist. Der Obdachlose ist legendär, um ihn ranken sich schaurige Geschichten und er scheut es nicht, direkt gegen die riesigen Goldfische zu kämpfen oder sich mit einigen Yakuza anzulegen. Letztere bringen ebenfalls eine etwas andere Note in die Geschichte, da sie keineswegs am Überleben anderer Menschen interessiert sind. Für sie sind Aki, Haru und die anderen, die in einer Schule Unterschlupf gefunden haben, bestenfalls Köder.

Entsprechend hart fällt die Geschichte aus. Der wahre Wahnsinn entwickelt sich aber erst langsam und besonders der Marder zeigt sich auf unterschiedliche Weise. Erst mit der Zeit wird ersichtlich, wie er wirklich denkt und was sein handeln zu bedeuten hat. Leider ist der Marder insgesamt etwas zu stereotypisch Delinquent, Schlägertyp oder fieser Draufgänger. Sowohl seine optische Erscheinung als auch sein Auftreten sind nicht neu, sondern schon in zahlreichen anderen Manga und Anime auf ähnliche Weise vorhanden. Das ist nicht zwingend negativ, da er sich gut in die Geschichte einfügt und eine wichtige Rolle in dieser einnimmt. Zudem werden durch ihn und die Yakuza auch andere Aspekte des Überlebenskampfes gezeigt. Vor allem die Ansicht, dass jeder für sich steht und selbst aktiv werden muss, um gegen die Goldfische zu bestehen. Um so härter wirken manche Momente, wovon Spannung und Atmosphäre spürbar profitieren. Spätestens hier erfüllt der Marder seine Rolle hervorragend.

Dass es sich bei ihm um einen relativ jungen Obdachlosen handelt, wirkt jedoch bis zum Ende ein wenig befremdlich. Auch aufgrund der zahlreichen urbanen Legenden, die sich um ihn ranken. Doch das ist angesichts der fesselnden Geschichte, ihrer funktionierenden Wendungen und dem steten Gefühl von Bedrohung kein wirklicher Makel. Im letzten Kapitel wird es zudem noch einmal richtig spannend und letztlich gipfelt Shibuya Goldfish Band 2, wie schon der Vorgänger, in einem packenden Cliffhanger – oder sogar mehreren, wenn offene Handlungsfäden, die im Laufe des Bandes aufkommen, mitgezählt werden. Lediglich die Ähnlichkeit mit dem Ende des ersten Bandes und das sich abzeichnende Erzählprinzip, lassen eine sich zu sehr wiederholende Struktur befürchten. Spannend ist das offene Ende aber trotzdem, so dass der Wunsch möglichst bald weiterlesen zu können, geweckt wird.

Fazit

Shibuya Goldfish Band 2 hat mich genauso gefesselt wie der Vorgänger. Zwar bin ich mit dem Marder anfangs nicht ganz warm geworden – was auch an seinem viel zu jungen Alter und seinem stereotypischen Erscheinungsbild liegt – doch mit der Zeit entwickelt er sich zu einem wichtigen, wenn auch nicht wirklich sympathischen Charaktere. Genauso wie einige Yakuza oder die Geschwister Aki und Haru bringt der Marder eine neue Sichtweise in den Überlebenskampf ein. Ansonsten bleibt sich die Reihe treu und setzt weiterhin auf die Schrecken und Bedrohung der riesigen Goldfische, um für eine stets gefahrvolle Atmosphäre und packende Spannung zu sorgen. Allerdings stellt sich bereits ein wenig Normalisierung ein, was zwar nicht die Wirkung der Wendungen und des offenen Endes beeinträchtigt, aber befürchten lässt, dass Shibuya Goldfish langsam einem zu vorhersehbaren Pfad folgen könnte. Dennoch bin ich gespannt, wie es im dritten Band weitergeht. Genre-Fans können genauso wie alle, die den Vorgänger mochten, bedenkenlos zugreifen.

Kurzfazit: Packender Überlebenskampf-Horror-Manga der neuen, nicht komplett überzeugenden Charakteren folgt und erneut mit bedrohlicher Grundstimmung und spannender Geschichte fesselt.

Vielen Dank an altraverse für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Shibuya Goldfish – Band 2!

Details
Titel: Shibuya Goldfish – Band 2
Originaltitel: Shibuya Kingyo
Genre: Horror, Mystery, Drama, Action
Verlag: altraverse
Mangaka: Hiroumi Aoi
Seiten: 212
Preis: 10,00 €
ISBN: 978-3-96358-863-1
Verlagsseite: Shibuya Goldfish – Band 2 bei altraverse
Erscheinungsdatum: 17. September 2021

© 2017 Hiroumi Aoi / Square Enix Co., Ltd. / altraverse

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