Rezension: Castlevania Advance Collection (PS4)
Konami bringt in der Castlevania Advance Collection vier Klassiker der Reihe von Game Boy Advance und SNES zurück.
Bereits 2019 hat Konami klassische Castlevania-Spiele in einer Sammlung veröffentlicht und so erneut zugänglich gemacht. Fans haben anschließend schon lange auf weitere Portierungen aus der Reihe gehofft. Nachdem erste Gerüchte eine baldige Ankündigung nahe gelegt haben, hat Konami in der Nintendo Direct vom 24. September dem Warten ein Ende bereitet und die Castlevania Advance Collection offiziell angekündigt und noch am selben Tag veröffentlicht. Enthalten sind entgegen des Namens, nicht nur die drei Castlevania-Teile Circle of the Moon (in Europa einfach nur Castlevania), Harmony of Dissonance und Aria of Sorrow, sondern auch Castlevania: Vampire’s Kiss, die SNES-Umsetzung des exklusiv für PC Engine erschienen Rondo of Blood.
Stimmungsvolle Klassiker
Gleich zu Beginn sei daraufhin gewiesen, dass es sich bei den vier Spielen der Castlevania Advance Collection um keine modernen Titel handelt. Die drei GBA-Teile stammen aus den Jahren 2001, 2002 und 2003; Vampire’s Kiss ist sogar bereits 1995 erschienen. Grafisch kann keines der Spiele das Alter von mindestens achtzehn Jahren verbergen. Doch der schicke Pixelstil hat uns auch heute noch überzeugt und verfügt über seinen ganz eigenen Charme. Besonders, weil Circle of the Moon, Harmony of Dissonance, Aria of Sorrow und auch Vampire’s Kiss atmosphärisch mehr als gelungen sind. Dank grandioser Soundtracks und einem zur Reihe passenden, stilsicheren und düsteren Design, verstehen es die vier Castlevania-Teile schnell, wieder in ihren Bann zu ziehen.
Etwas anders sieht es bei Story und Gameplay aus. Gerade Vampire’s Kiss fällt hinsichtlich der Geschichte etwas ab und ist auch nur eine gekürzte Umsetzung des Klassikers Rondo of Blood. Doch auch die GBA-Teile verfügen, trotz wesentlich umfangreicherer Erzählungen als so manch vorheriger Teil, noch über simple Grundkonzepte. Grob lässt sich sagen, dass wir aus irgendeinem Grund Draculas Schloss betreten, dort Geheimnisse enthüllen und das Böse bezwingen müssen. So einfach das auf den ersten Blick wirkt, die gelungene Inszenierung, die GBA-typisch nicht sonderlich aufwendig ist, schafft es, den jeweiligen Geschichten die nötige Tiefe zu verleihen. Zusätzlich verstehen es die unterschiedlichen Charaktere, ihren Teil zu den Erzählungen beizutragen, zumal es auch einige durchaus gelungene Wendungen gibt.
Metroidvania Klassiker
Hinsichtliches des Gameplays orientieren sich Circle of the Moon, Harmony of Dissonance und Aria of Sorrow am 1997 veröffentlichten Genre-Klassiker Castlevania: Symphony of the Night, das gemeinsam mit Super Metroid das Sub-Genre der Metroidvanias geprägt hat. Entsprechend durchstreifen wir als Nathan Graves, Juste Belmont oder Soma Cruz aus der 2D-Seitenansicht die zusammenhängende Spielwelt. Sobald wir neue Fähigkeiten oder Gegenstände erhalten, können wir in zuvor bereits besuchten Bereichen, neue Geheimnisse finden, zuvor verschlossene Türen öffnen oder zu bisher unerreichbaren Absätzen gelangen, um so langsam alles zu erkunden. Dabei weisen die drei Teile kleinere Eigenständigkeiten auf. In Circle of the Moon sammeln wir beispielsweise Karten, die uns zusätzliche Fertigkeiten gewähren, während wir in Aria of Sorrow Seelen von Gegnern erhalten und ausrüsten können, um spezielle Fähigkeiten wie weitere Sprünge freizuschalten.
Zusätzlich verfügen alle drei Teile über grundlegende Rollenspiel-Aspekte wie Erfahrungspunkte, Levelaufstiege oder Ausrüstung. Auf diese Weise werden wir immer stärker und können uns den gefährlichen Monstern und Handlangern in Draculas Schloss entgegenstellen. Rein vom Spielgefühl fallen die drei GBA-Teile etwas unterschiedlich aus. Gerade Circle of the Moon, das erste 2D-Castlevania seit Symphony of the Night, unterscheidet sich von den beiden späteren, wesentlich flüssiger spielbaren Teilen. Hier fällt auf, dass die Entwickler bei Konami noch mit der neuen Plattform experimentiert haben und bei Harmony of Dissonance, dem vielleicht besten Titel der Sammlung, auf die erlangte Erfahrung zurückgreifen konnten. Das bedeutet aber nicht, dass Circle of the Moon ein schlechtes Spiel sei. Genauso wie Harmony of Dissonance und Aria of Sorrow handelt es sich um ein sehr gutes 2D-Action-Rollenspiel im Metroidvania-Stil. Jedes der drei GBA-Castlevanias der Collection ist lohnenswert und bringt garantierten Genre- und Reihen-Spielspaß.
Klassisches Gameplay
Ein klein wenig anders verhält es sich mit Vampire’s Kiss. Das ursprüngliche SNES-Spiel folgt noch dem ursprünglichen Action-Plattformer-Konzept der Reihe. Recht linear folgen wir Level für Level, lösen knifflige Sprungpassagen, treten gegen knackige Gegner und Bosse an und bahnen uns so langsam unseren Weg zum Ende. Weil für die SNES-Portierung im Vergleich zu Rondo of Blood massive Kürzungen und Anpassungen erforderlich waren, ist es allerdings fast schon sinnvoller, das umfangreichere und bessere Rondo of Blood zu spielen. Als Zusatz und zur Komplettierung der Reihe ist Vampire’s Kiss aber gerne gesehen und sicherlich mehr als nur ein netter Bonus.
Abgerundet wird die Castlevania Advance Collection von der Möglichkeit, alle vier Spiele in der jeweiligen europäischen, amerikanischen und japanischen Version zu spielen. Besonders große Fans der Reihe werden sich darüber freuen, da zumindest ein paar Unterschiede zwischen den regionalen Varianten vorhanden sind. Außerdem dürfen wir jederzeit auf ein Spielmenü zugreifen in dem wir Filter, Zoomstufen oder Hintergründe einstellen. Selbst jederzeit Speichern und Laden oder das Zurückspulen des Geschehens ist möglich. Zusätzlich dürfen wir uns in einer Galerie Artworks, Packshots und Anleitungen zu den enthaltenen Spielen anschauen und im Music Player den vier Soundtracks lauschen. Wir können sogar eine eigene Playlist mit unseren liebsten Liedern erstellen. Eine wunderbare Ergänzung, die uns auch außerhalb der Spiele in die wunderschöne Musik der Castlevania-Spiele eintauchen lässt und noch einmal zeigt, dass die Castlevania Advance Collection eine rundum gelungene Sammlung ist.
Fazit
Schon die Castlevania Anniversary Collection hat mich nostalgisch in die Vergangenheit der Reihe zurückblicken lassen. Über die Castlevania Advance Collection habe ich mich aber noch mehr gefreut, weil ich die GBA-Teile und Vampire’s Kiss bisher nicht gespielt habe. Besonders Circle of the Moon, Harmony of Dissonance und Aria of Sorrow standen auf meiner Wunschliste für eine weitere Castlevania-Sammlung weit oben. Obwohl ich mit Circle of the Moon nur bedingt warm geworden bin, hatte ich mit sämtlichen Spielen der Sammlung viel Spaß. Nicht nur, weil es ein Blick in die Vergangenheit der Reihe ist, sondern auch, weil die GBA-Teile selbst heute noch fast ohne Abstriche überzeugen können. Selbst die Pixelgrafik wirkt weit weniger veraltet, als es vielleicht auf den ersten Blick wirken mag. Doch besonders Gameplay, Spielablauf und Geschichten haben mich gefesselt und bis zum Abspann der einzelnen Teile nicht mehr losgelassen. Castlevania- und Metroidvania-Fans sollten sich die Castlevania Advance Collection nicht entgehen lassen.
Kurzfazit: Gelungene Castlevania-Sammlung mit vier Klassikern der Reihe, die trotz ihres Alters noch unterhaltsame Metroidvania- und Action-Plattformer-Stunden garantieren.
Vielen Dank an Konami für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Castlevania Advance Collection!
Details
Titel: Castlevania Advance Collection
Genre: Rollenspiel, Action, Metroidvania, Plattformer
Publisher: Konami
Entwickler: M2, Konami
Spieler: 1
Syteme: PS4/5 (getestet auf PS5), Xbox One, Xbox Series X, Switch, PC
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 24. September 2021
©Konami Digital Entertainment