Anime-Simulcast-Herbstsaison 2021 Teil 1

Auf Crunchyroll und Wakanim sind pünktlich zum Beginn der Anime-Herbst-Saison 2021 neue Serien als Simulcasts gestartet.

Wie zum Beginn jeder Anime-Saison werden wieder ausgewählte Simulcasts in einer Erster-Blick-Artikelreihe vorgestellt. Dabei gilt wie üblich, dass Fortsetzungen, OVAs, Kurz-Anime und Filme nur in besonderen Ausnahmen berücksichtigt werden.

Im ersten Teil der Erster-Blick-Artikelreihe zur Anime-Herbst-Saison 2021 suchen Hologramm-Geister die Menschen in Digimon Ghost Game heim, versucht Schülerin Miko in Mieruko-chan Geister zu ignorieren, wird Muteki in Muteking the Dancing Hero in den Kampf gegen Aliens gezogen, versuchen Mädchen in Selection Project bei einer Show zum Idol zu werden und suchen Spione in Tesla Note nach gefährlichen Kristall-Fragmenten, die der Erfinder Nikola Tesla zurückgelassen hat.

Digimon Ghost Game

Studio: Toei Animation Co., Ltd.
Genre: Abenteuer, Action, Science-Fiction, Comedy
Termin: 03. Oktober 2021
Stream bei Crunchyroll

Worum geht’s?
Seit einiger Zeit tauchen immer wieder fehlerhafte Hologramme auf, die mit paranormalen Phänomenen in Verbindung stehen sollen. So lauten zumindest zahlreiche Großstadtlegenden wie die vom Mann mit dem zugenähten Mund. Auch an Hiro Amanokawas Schule soll der Hologramm-Geist gesichtet worden sein. Weshalb sollte auch sonst die Polizei vorort sein? Hiro ahnt nicht, dass eine Erfindung seines Vaters ihm schon bald eine komplett neue Welt eröffnet, die direkt mit den Hologramm-Geistern in Verbindung steht.

Ersteindruck
Digimon Ghost Game ist der mittlerweile neunte Ableger des Franchises. Als eigenständige Serie sind Vorkenntnisse zumindest nach aktuellem Stand nicht erforderlich, um die Geschichte von Hiro Amanokawa zu erleben. Schon die Auftaktepisode verdeutlicht, welche Richtung die Serie wahrscheinlich einschlägt. Nach einer kurzen Erläuterung der Hologramm-Geister und der auf ihnen resultierenden Großstadtlegenden, wird auch schon eine Schülerin von einem dieser Wesen angegriffen. Natürlich passiert das an der Schule von Hauptcharakter Hiro, der, wenig überraschend, selbst mit dem digitalen Geist in Kontakt kommt. Genauso wenig überrascht es, dass er im Laufe der ersten Episode die digitale Welt – die scheinbar eher eine augmentierte Dimension der realen Welt ist – sowie ein Digimon kennenlernt. Schließlich handelt es sich bei Digimon Ghost Game um eine neue Digimon-Serie. Gemeinsam mi Gammamon, der sowas wie Hiros kleiner Bruder wird, stellt sich Hiro eher zufällig dem Hologramm-Geist entgegen. Dabei wird deutlich, dass Digimon Ghost Game sehr wahrscheinlich eine fortlaufende Geschichte mit episodischen Handlungssträngen erzählt. Entsprechend dürften Hiro und Gammamon ganz klassisch jede Woche auf einen neuen Hologramm-Geist und somit das typische „Monster der Woche“ treffen. Angenehm kurzweilige, charmant und mit grundsätzlich sympathischen Charakteren, die nicht alle dem ersten Eindruck entsprechen, versteht es die erste Episode von Digimon Ghost Game, durchaus leichtgängige Genre-Kost zu bieten. Die Ausrichtung auf ein jüngeres Zielpublikum ist zwar deutlich zu merken, dem Unterhaltungswert schadet das aber nicht. Wer auch mal eine Jugend-Anime-Serie für zwischendurch sucht und Digimon mag, kann definitiv einen Blick wagen.

Mieruko-chan

Studio: Passione Co., Ltd.
Genre: Horror, Comedy
Termin: 03. Oktober 2021
Stream bei Wakanim

Worum geht’s?
Geister gibt es nicht, richtig? Daran glauben wahrscheinlich viele. Für Miko ändert sich das aber, als sie eines Abends an der Bushaltestelle plötzlich eine grausige Gestalt erblickt. Statt auf diese zu reagieren, ignoriert Miko das geisterhafte Wesen einfach und unterdrückt ihre Angst. Ähnlich geht sie auch später vor, als sie zu Hause und in der Schule erneut schaurige Gestalten, die das Blut in den Adern gefrieren lassen, erblickt. Offenbar kann nur sie die Geister sehen. Was gäbe es also besseres, als sie einfach zu ignorieren?

Ersteindruck
Mieruko-chan adaptiert den ab 2022 bei Manga Cult erscheinenden gleichnamigen Manga von Tomoki Izumi. Die Horror-Komödie befasst sich mit der Oberschülerin Miko, die urplötzlich schreckliche Gestalten sieht. Noch am Abend zuvor hat sie sich mit ihrem kleinen Bruder im Fernsehen eine Gruselsendung angesehen. Wirklich an Geister glaubt Miko aber nicht. Kurzweilig erzählt die erste Episode von Mikos Alltag und baut früh erste Anzeichen für die schaurigen Wesen ein. Ein Handabdruck auf dem Spiegel, ein Schemen der am Klassenzimmer vorbeigeht oder ein Schatten in einem dunklen Raum – Miko spürt etwas, aber natürlich ist dort nichts. Genau diese Stimmung vermittelt die erste Episode von Mieruko-chan wunderbar. Irgendwie gruselig und doch unglaubwürdig tastet sich die Folge langsam an jenen Moment heran, in dem sich erstmals einer der wirklich abstoßend gestalteten Geister blicken lässt. Da jeder normale Mensch in so einer Situation ausrasten, wegrennen oder schreien würde, ist es umso amüsanter, wie Miko reagiert. Sie ignoriert die Geister einfach. Selbst, wenn diese sie fragen „Kannst du mich sehen?“ bleibt Miko ruhig und lenkt sich mit Smartphone, Spiegel oder etwas anderem ab. Dass sie trotzdem Angst hat wird mit schön eingebauten Details wie zitternden Händen, Tränen in ihren Augen und natürlich ihren Gedanken vermittelt. Schön animiert und mit gut eingebundenen CGI-Elementen, bietet Mieruko-chan auch optisch gelungene Horror-Unterhaltung mit einer guten Prise Humor, ohne in alberne oder zu offensichtliche Witze abzutauchen. Der Komödienfaktor liegt eher in Mikos Umgang mit ihrer ungewöhnlichen Situation. Da sie auch im Beisein von Freunden, Klassenkameraden und Familie die Geister sieht, dürfte künftig für noch mehr Lacher gesorgt sein. Kleinere Ecchi-Elemente, die vorwiegend auf leicht erotische Posen der Hauptfiguren setzen, werden nicht jedem gefallen, trüben den positiven Ersteindruck aber zu keiner Zeit und schaden dem Unterhaltungswert von Mieruko-chan keineswegs. Ich bin bereits gespannt, was Miko in den kommenden Episoden für Gruselgestalten zu sehen bekommt und wie sie sich von diesen ablenkt.

Muteking the Dancing Hero

Studio: Tatsunoko Production Co., Ltd.
Genre: Action, Comedy, Science-Fiction
Termin: 02. Oktober 2021
Stream bei Wakanim

Worum geht’s?
Muteki ist gerade erst in Neo San Francisco eingetroffen und wird schon von den neuen Eindrücken und der Geschwindigkeit der Großstadt mitgerissen. Erst rettet er eine Maus vor einem wütenden Ladenbesitzer, dann trifft er einen seltsamen Kerl namens DJ, der selbsternannter DJ ist und schließlich muss er auch noch, verwandelt in den Superhelden Muteking, gegen Aliens kämpfen. Muteki weiß gar nicht wie ihm geschieht und was wirklich vor sich geht.

Ersteindruck
Muteking the Dancing Hero ist eine Neumsetzung der Serie Tondemo Senshi Muteking aus den Jahren 1980 und 1981. Wie im Original tritt der Hauptcharakter als rollschuhfahrender Superheld Muteking gegen Monster und Aliens an. Die erste Episode dient dabei eindeutig dazu, das Szenario und möglichst viele wichtige Charaktere vorzustellen. So stolpert Protagonist Muteki von einer abgedrehten Situation in die nächste, hat (von anderen herbeigeführtes) Pech, trifft einen seltsamen Kerl namens DJ, eine süße Kellnerin in einem Diner und geht auf ein Konzert. Dass er dann auch noch zu Muteking wird und in einer vollkommen überladenen Sequenz ein Alien-Monster besiegt, wirkt kaum noch skurril. Zwar ist die Handlung durchaus nachvollziehbar, aber gerade für eine Auftaktepisode passiert einfach zu viel. Sicher, das Erzähltempo ist in Ordnung, aber manche Storydetails werden so oberflächlich angedeutet, dass nicht einmal Neugier bezüglich ihrer Fortführung aufkommen kann. Zusätzlich bleibt für mich die Zielgruppe nicht ersichtlich. Stil und Präsentation lassen auf Jugendliche tippen, während Erzählweise und Charaktere durchaus auch für ein jüngeres Zielpublikum gedacht sein könnten. Die verwendete Technologie mit Verbindung von Science-Fiction-Elementen zu Gegenständen der 1980er-Jahre wie etwa Rollschuhe und Kassetten, deuten wiederum an, dass auch die mittlerweile erwachsenen Fans von Tondemo Senshi Muteking irgendwie an Land gezogen werden sollen. Zusätzlich fällt Muteking the Dancing Hero auch bei Animationen, Synchronisation und Musik lediglich durchschnittlich aus. Es bleibt abzuwarten, ob die Serie in den kommenden Episoden etwas unterhaltsamer und weniger flach daherkommt. Wirkliches Interesse kann die Auftaktfolge aber nicht wecken.

Selection Project

Studio: Doga Kobo
Genre: Musik, Idol
Termin: 01. Oktober 2021
Stream bei Wakanim

Worum geht’s?
Zum mittlerweile siebten Mal findet die Idol Audition Reality Show „Selection Project“, in der junge Mädchen versuchen sich den Traum ein Idol zu werden zu erfüllen, statt. Die Vorrunden finden in neun Regionen statt und entscheiden darüber, wer am landesweiten Finale teilnimmt. Suzune Miyama träumt schon seit sie als Kind im Krankenhaus den Sieg von Akari Amasawa beim ersten Selection Project gesehen hat davon, selbst Idol zu werden. Deshalb nimmt sie an der siebten Ausgabe der Show teil und stellt sich dem Finale in der Region Kita-Kantou. Auf die Siegerinnen aller Vorrunden wartet das Finale mit Doku-Inhalten und Live-Auftritten. Über den endgültigen Erfolg entscheidet das Publikum. Die Teilnehmerinnen sind zugleich Mitstreiterinnen und Rivalinnen, die um die Gunst der Fans kämpfen.

Ersteindruck
Selection Project nimmt sich als Idol-Serie das Thema der Talent-Show an und lässt die Hauptfiguren um die Gunst der Fans wetteifern. Die erste Episode widmet sich dabei vor allem den Vorrunden-Finalen, die in sämtlichen Regionen gleichzeitig stattfinden. Zuvor wird allerdings die Siegerin der ersten Selection-Project-Show, Akari Amasawa, gezeigt und Protagonistin Suzune Miyama, wie sie sich deren Auftritt auf ihrem Smartphone im Krankenhaus ansieht. Hier wird bereits deutlich, dass Suzune nicht nur vom Idoldasein träumt, sondern auch eine nicht näher definierte Krankheit hat. Nach einem Zeitsprung nimmt sie am Finale der Vorrunde in der Kita-Kantou-Region teil. In wie weit ihre gesundheitlichen Einschränkungen der Kindheit noch eine Rolle spielen, bleibt abzuwarten. Vorerst präsentiert sich Selection Project mit einer recht typischen Auftaktepisode, die Hauptfiguren und wichtige Nebenfiguren vorstellt und das grundlegende Szenario verdeutlicht. Entsprechend vorhersehbar scheint die Geschichte zu sein, nur um dann zum Ende hin eine unerwartete Wendung zu nehmen. Tatsächlich überrascht Selection Project hier mehr als ich gedacht hätte, doch gerade deshalb gelingt es der Idol-Serie, auch abseits der üblichen Genre-Standards, das Interesse an den kommenden Episoden zu wecken. Es ist zwar bereits zu erahnen, auf welches Ergebnis die Handlung zusteuert, wie das aber erreicht werden soll, ist aktuell noch unklar. Dank der bereits gelungenen Musik- und Gesangseinlagen, die natürlich typischen Idol-Songs entsprechen, Charakteren die zumindest erste gelungene Ansätze zeigen und dem neugierig stimmenden Ende, versteht es Selection Project zum Serienauftakt zu überzeugen und zu unterhalten. Genre-Fans sollten einen Blick wagen.

Tesla Note

Studio: Gambit
Genre: Action, Thriller
Termin: 03. Oktober 2021
Stream bei Wakanim

Worum geht’s?
Bei einem geheimnisvollen Ereignis, verschwindet ein Zug auf dem Weg nach Oslo und taucht im selben Moment drei Kilometer entfernt im Innern der Stadt wieder auf und kracht in ein Gebäude. Hinter den Ereignissen scheinen die Tesla Fragmente, in denen Nikola Tesla seine Erfindungen zusammengefasst hat, zu stecken. Botan Negoro, japanische Schülerin und Nachfahrin eines Ninja-Clans, soll gemeinsam mit dem selbsternannten Top-Spion die Tesla-Fragmente finden. Schließlich wurde sie ihr ganzes Leben von ihrem Großvater zur Ninja und Spionin ausgebildet, um die Welt zu retten und an der nun beginnenden Mission T teilzunehmen.

Ersteindruck
Direkt zu Beginn sei verraten, inhaltlich kann Tesla Note durchaus überzeugen. Die Charaktere sind sympathisch, die Geschichte hat spannenden Ansätze, versteht es Neugier zu wecken und die Genre-Mischung kann mit Spionage, Action und ein wenig Comedy kurzweilig unterhalten. Also alles gut? Leider nicht. Tesla Note leidet unter einer unschönen Mischung aus sehr präsenten CGI-Elementen und gezeichneten Szenen und Figuren. Hauptsächlich setzt die Serie auf computeranimierte Charaktere. Grundsätzlich kein Problem, schon andere Serien und Filme haben gezeigt, dass hierbei eine schöne Optik möglich ist. Bedauerlicherweise trifft das auf Tesla Note nur zeitweise zu. In den stärksten Momenten kann die Serie mit einer zumindest ordentlichen Optik überzeugen. Allerdings sind diese Szenen eher selten. Meist zeigen sich einige der zahlreichen Fehler. Angefangen von seltsam anmutenden Bewegungen über unschön gezeichnete Gesichter bis hin zu sich unnatürlich von den Hintergründen absetzende Charaktere, die wie Fremdkörper in den Umgebungen wirken. Darunter leiden nicht nur die eher wenigen Action-Szenen, sondern auch die ruhigen, story- und charakterlastigen Momente, die fast zur größten Stärke von Tesla Note gehören. Angesichts der durchaus guten Ansätze in der Auftaktepisode, wiegen die misslungenen Animationen um so schwerer. Ein kompletter Reinfall ist die optische Umsetzung aber glücklicherweise nicht. Oft genug ist es möglich, sich mit den Bildern zu arrangieren, sofern offensichtliche Makel ignoriert werden können. Hier muss jeder persönlich entscheiden, wie störend die jeweiligen Faktoren wiegen. Angesichts der interessant beginnenden Geschichte, die zwar nicht gänzlich frisch wirkt, aber kurzweilige Action-Spionage-Kost bieten könnte, sollten Genre-Fans überlegen, ob sie über die mauen Animationen hinwegsehen können. Wirklich empfehlen kann ich Tesla Note aufgrund der schwachen optischen Umsetzung aber nicht.

©Akiyoshi Hongo, Toei Animation
©Tomoki Izumi,MIERUKOCHAN Partners.
©Tatsunoko Production/MUTEKING Production Committee
©SELECTION PROJECT PARTNERS
©Masafumi Nishida, Tadayoshi Kubo, Kota Sannomiya, KODANSHA/Mission T