Rezension: Before We Leave (PC)

Im Strategiespiel Before We Leave gilt es, eine Zivilisation wieder aufzubauen und bis in Weltall zu expandieren.

Auf den ersten Blick erinnert Before We Leave an die Civilization-Reihe, doch das Strategiespiel geht trotz Gemeinsamkeiten eigene Wege. Statt rundenbasiertem Zivilisationsaufbau müssen wir in Echtzeit unsere Siedler aus einem Bunker zurück an die Oberfläche führen und dort das Überleben sicherstellen. Aufgeteilt in Hexfelder, heißt es, Wohnhäuser zu bauen und für Wasser und Nahrung zu sorgen. Später müssen weitaus komplexere Gebäude errichtet, neue Technologien erforscht und sogar ein Raumschiff zu Expansion auf andere Planeten repariert werden. Auf Kämpfe und andere Fraktionen verzichtet Before We Leave komplett.

Rückkehr an die Oberfläche

Doch bevor wir ans Ausweiten unserer Zivilisation denken können, müssen wir ganz klein Anfangen. Weshalb sich die Menschen in einen Bunker zurückziehen mussten, verrät Before We Leave anfangs nicht. Wichtig ist das aber auch nicht, da wir viel mehr daran interessiert sind, das Überleben unserer Siedler zu sichern. Nachdem wir erste Wohnhäuser errichtet haben, bauen wir auch noch einen Brunnen und legen erste Kartoffelfelder an, um die Grundversorgung sicherzustellen. Dabei gilt es zu beachten, dass jedes Bauwerk an eine Straße, die ebenfalls eines der Hexfelder einnimmt, gebaut werden muss. Spätere Gebäude benötigen mehr Platz, weshalb von Anfang an sinnvolles Planen notwendig ist. Zudem erhalten wir Boni, wenn wir bestimmte Einrichtungen nebeneinander platzieren. Zwei Wohnhäuser in direkter Nachbarschaft fassen beispielsweise mehr Einwohner. Bauen wir hingegen einen Brunnen direkt neben ein Kartoffelfeld, geht das zu Lasten unseres Wasserertrags. Entsprechend müssen wir auch hier auf mögliche Nachteile achten.

Mit der Zeit wächst unsere Siedlung, wir benötigen mehr Platz und Rohstoffe, die nicht auf unserer Insel zu finden sind. Entsprechend errichten wir einen Hafen und eine Werft, bauen ein Schiff und weiten unsere Zivilisation mit neuen Kolonien aus. Hier müssen wir jedoch nicht nur darauf achten, mit Schiffshandelsrouten die notwendigen Grundbedürfnisse zu erfüllen, sondern auch die unterschiedlichen Gebiete beachten. In Wüsten erschöpfen Arbeiter beispielsweise schneller. Abhilfe kann bessere Kleidung bringen. Im Gegenzug können wir dort andere Rohstoffe finden, neue Gebäude errichten und auch andere Luxusgüter herstellen. Letztere sind wichtig um die Bedürfnisse unserer Bevölkerung zu erfüllen und für zufriedene Einwohner zu sorgen. Bei zu niedriger Zufriedenheit sinkt die Effizienz von Arbeitern. Wichtig hierfür ist auch, Gebäude die ihre Umgebung verschmutzen nicht in der Nähe von Wohngebäuden oder Landwirtschaft zu bauen. Allerdings legen unsere Siedler auch Wert auf einen halbwegs sauberen Arbeitsplatz, weshalb wir uns auch hier entsprechend planen müssen.

Forschung, Management und Expansion

Um unsere Zivilisation weiter voranzubringen, erforschen wir immer wieder neue Technologien und erhalten dadurch neue Bau-Möglichkeiten, Luxusgüter und dergleichen mehr. Zuvor müssen aber die notwendigen Forschungspunkte, die über die Inseln verteilt sind, abgebaut werden. Gleichzeitig heißt es darauf zu achten, dass in allen Siedlungen die Bedürfnisse unserer Bevölkerung gestillt ist. Dafür sind sinnvoll eingesetzte Handelsrouten notwendig. Diagramme helfen uns bei der recht kleinteiligen Management-Aufgabe, die uns hier erwartet. Logistiker können sich wahrlich austoben, um die besten Transportwege zu finden. Etwas ärgerlich dabei kann aber sein, dass manchmal Luxusgüter verlangt werden, die wir noch gar nicht produzieren können, worunter wiederum die Zufriedenheit leidet. Immerhin wirkt sich das nicht zu oft auf den Spielspaß aus, etwas nervig kann es aber trotzdem sein.

Langsam aber sicher wächst unsere Zivilisation im Laufe des Spiels an. Besonders weil wir keine anderen Fraktionen berücksichtigen müssen, können wir uns frei ausweiten und überall neue Siedlungen errichten ohne auf eventuell dadurch erzürnte Nachbarn achten zu müssen. Damit aber nicht genug. Neben der Ausweitung auf unserem Startplaneten, erwartet uns in Before We Leave auch das Weltall. Eines der ersten großen Ziele des Strategiespiels ist die Reparatur eines Raumschiffs. Dafür erforschen wir die nötigen Technologien, bauen Materialien ab und können irgendwann Siedler auf andere Planeten schicken. Hier errichten wir ebenfalls Kolonien und weiten unsere Zivilisation so mit der Zeit über das gesamte System aus. Spätestens hier wird deutlich, wie kleinteilig das Verwalten unserer Zivilisation mit der Zeit werden kann und wie wichtig gut geplante Abläufe sind. Dank der fehlenden Gegner, lädt Before We Leave zudem stets zu erholsamem, gemütlichen Siedeln ein. Die Herausforderungen der Weltenwächter, die wir später im Spiel erhalten, bringen gemeinsam mit Szenarien und dem freien Spiel notwendige Abwechslung.

Leider kann Before We Leave optisch nicht komplett überzeugen. Siedler, Gebäude und Umgebungen sind etwas zu Detailarm und auch die Texturen hätten noch etwas Feinschliff vertragen. Das fällt besonders in höheren Zoomstufen, die beim Bauen hilfreich sind, auf. Betrachten wir unsere Kolonien aus größerer Entfernung, wirkt das Gewusel grafisch etwas besser. Dafür sind technischen Schwierigkeiten aufgetreten und auch Bugs haben wir nicht entdeckt. Überzeugen kann das Strategiespiel mit gelungener Musik- und Sounduntermalung, die das entspannte Siedeln wunderbar begleiten. Letztlich ist Before We Leave ein schönes, kleines Aufbaustrategiespiel, das besonders aufgrund der angenehmen Atmosphäre überzeugt.

Fazit

Before We Leave hat aufgrund der scheinbaren Ähnlichkeit zu Civilization mein Interesse geweckt. Aufgrund der Echtzeit-Ausrichtung und einem deutlich stärkeren Mikromanagement erinnert das Strategiespiel manchmal aber weitaus stärker an die Anno-Reihe. Dennoch geht Entwicklerstudio Balancing Monkey Games auch eigene Wege und verzichtet beispielsweise auf andere Fraktionen oder lässt uns auch im Weltall siedeln. Das bringt eine angenehm kurzweilige und gemütliche Atmosphäre mit sich, die zu entspanntem Siedeln einlädt. Zwar hat mich Before We Leave nicht so gefesselt wie die großen Vorbilder, dennoch hat sich manchmal der „Nur noch eine Runde“-Effekt eingestellt. Ich wollte nur noch dieses Bauvorhaben abschließen, nur noch diese Technologie erforschen, nur noch diese neue Siedlung errichten. Am Ende war schließlich über eine Stunde vorbei. Dadurch zeigt sich, wie hoch der Spielspaß sein kann. Aufbaustrategie-Fans, die einen etwas entspannteren Genre-Vertreter suchen, sollten sich Before We Leave genauer anschauen.

Kurzfazit: Entspanntes Echtzeit-Aufbaustragiespiel, das ohne Gegner mit gemütlichem Siedeln, kleinteiliger Zivilisationsverwaltung und Expansion bis ins Weltall unterhält.

Vielen Dank an Team17 für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Before We Leave!