Rezension: Returnal (PS5)

Returnal präsentiert sich als knallharter Rogue-Like-Third-Person-Shooter in düsterem Science-Fiction-Szenario.

Bisher ist Housemarque vor allem für Download-Spiele für verschiedene Sony-Plattformen bekannt. Darunter etwa Resogun, Matterfall oder Aliennation. Returnal ist das erste große Spiel des Studios und vereint bekannt Shooter-Elemente der vorherigen Werke mit einer beeindruckenden audiovisuellen Präsentation und hohem Schwierigkeitsgrad, der an das Souls-Like-Genre erinnert. Allgemein nutzt der Rogue-Like-Third-Person-Shooter bekannte und beliebte Gameplay-Elemente etwa vom Metroidvania-Genre. Dabei setzt Returnal auf ein düsteres Science-Fiction-Erlebnis, das sich offensichtlich von H.R. Giger beziehungsweise den Alien-Filmen sowie dem Cthulhu-Mythos hat inspirieren lassen.

Knallharter Überlebenskampf

In Returnal spielen wir die Astronautin Selen, die zu Beginn auf einem mysteriösen und gefährlichen Planeten abstürzt. Schon kurz darauf sieht sie sich mit allerlei aggressiven Bestien und Maschinen konfrontiert und findet ausgerechnet ihre eigene Leiche. Wie das sein kann, wird enthüllt, sobald wir das erste Mal sterben, denn Selen ist in einer Zeitschleife gefangen. Das Ableben bedeutet den erneuten Absturz auf dem Planeten und den Neubeginn unseres Überlebenskampfes. Dabei verlieren wir fast sämtlichen Fortschritt. Nur einige wenige permanente Verbesserungen, Fähigkeiten oder Gegenstände dürfen wir dauerhaft behalten. Waffen, Items, Währung und dergleichen gehen unwiederbringlich verloren. Ganz Rogue-like eben und aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrades ein Frustgarant.

Das Gameplay von Returnal ist schnell und verlangt uns einiges ab. Gerade in späteren Gebieten beißen wir uns an Gegnern die Zähne aus und müssen aufpassen, da wir von zahlreichen Geschossen umgeben sind. Allgemein fokussiert sich der Rogue-like-Third-Person-Shooter stark auf den Fernkampf. Dafür finden wir im Laufe der verschiedenen Durchgänge diverse Waffen, können aber stets nur eine bei uns tragen. Es ist also an uns zu entscheiden, womit wir uns den Feinden entgegenstellen wollen und welche Zweitfunktion uns am besten liegt. Zusätzlich müssen wir Selens Bewegungsrepertoire vollkommen beherrschen. Sie bewegt sich schnell und das ist auch wichtig. Springen, rennen, den Schub nutzen um auszuweichen, Nahkampfangriffe sinnvoll platzieren – nur wenn wir alles gekonnt aneinanderreihen und im richtigen Moment einsetzen, überleben wir. Spätestens bei den riesigen, knallharten Bossgegnern ist das essenziell. Besonders der Schub ist hilfreich, da wir sogar durch feindliche Projektile hindurch dashen können und so kurzzeitig unverwundbar sind.

Veränderte Level

Bei jedem neuen Durchgang werden die Level aus unterschiedlichen Räumen neu zusammengesetzt. So wissen wir nicht, welcher der zahlreichen kleinen Abschnitt sich hinter der nächsten Tür befindet. Mit der Zeit lernen wir aber die verschiedenen Räume kennen und können unsere Taktik schnell anpassen, sobald wir wissen, wo wir uns befinden. Das ist wichtig, da wir nur mit dem richtigen Vorgehen unnötigen Schaden vermeiden und dadurch länger Überleben. Zusätzlich finden wir regelmäßig hilfreiche Items, die uns etwa Heilung gewähren oder unseren Waffenschaden verbessern können. Artefakte hingegen gewähren uns für den aktuellen Durchgang anhaltende Boni. Ähnliches gilt für Parasiten, diese bringen jedoch gleichzeitig einen zuvor ersichtlichen Nachteil mit sich. Hier müssen wir abwägen, ob der jeweilige Vorteil die Abstriche, die wir hinnehmen müssen, wert ist. Etwas anders verhält es sich mit Anzugstörfunktionen. Wir wissen zwar wodurch sie ausgelöst werden, aber nicht, welchen Nachteil sie bringen. Deshalb müssen wir uns gut überlegen, ob wir etwa eine verseuchte Kiste in, der Hoffnung eine gute Waffe zu finden, öffnen oder nicht.

Returnal ist gnadenlos und hält sich mit heftigen Momenten nicht zurück. Da wir normalerweise keine Extraleben besitzen, kann jeder Treffer unseren Tod und somit einen vollständigen Neuanfang bedeuten. Lediglich eine Speicherstation finden wir pro Level und Durchgang. Hier können wir ein Abbild erschaffen, wodurch wir nach unserem Ableben einmalig nicht von vorne beginnen müssen. Allerdings kostet ein solcher Speicherpunkt wertvollen Äther. Zusätzlich können wir eine seltene Astronauten-Figur finden, die uns ein Extraleben gewährt und an Ort und Stelle wiederbelebt. Wirklich viel leichter wird Returnal dadurch allerdings nicht. Um so frustrierender ist es, wenn wir bereits lange gespielt haben, endlich mit einer guten Ausrüstung bei einem Boss angelangt sind und dann doch im letzten Moment scheitern. Zwar bedeuten Erfolge auch ähnlich große Glücksmomente, doch ob wir uns bis dahin dem Stress hingeben wollen, muss jeder für sich entscheiden. Motivierend und spaßig kann Returnal definitiv sein, die nötige Frustresistenz und Bereitschaft an den eigenen Fähigkeiten zu arbeiten, ist jedoch essenziell, um Gefallen an dem Rogue-Like-Third-Person-Shooter zu finden.

Brilliante Präsentation, kleine Probleme

Abgesehen von der knallharten Ausrichtung wirkt Returnal wie ein großartiges Spiel, das Genre-Fans lange unterhalten dürfte. Leider zeigen sich aber auch einige deutliche Probleme. Und diese fangen nicht mit Bugs, sondern der fehlenden Speicherfunktion an. Damit ist nicht gemeint, dass Returnal komplett am Stück durchgespielt werden kann. Sobald wir sterben, wird unser Fortschritt gespeichert und permanente Verbesserungen bleiben erhalten. Doch innerhalb eines Durchgangs haben wir keine Möglichkeit abzuspeichern, etwa, weil wir eine Pause einlegen wollen oder aus Zeitgründen nicht mehr weiterspielen können. Das ist enorm ärgerlich, besonders wenn wir bereits zwei Stunden gespielt haben. Ähnlich gravierend sind die möglichen Abstürze, die einen Durchgang zunichte machen können. Immerhin arbeitet Housemarque an den vorhandenen Fehlern und merzt diese konsequent aus. Ob sich an der Speicherproblematik etwas ändert, bleibt abzuwarten. Die entsprechend negative Kritik, haben die Entwickler mitbekommen und eine Lösung versprochen.

Brillianz beweist Returnal bei allen möglichen Störfaktoren eindeutig bei der audiovisuellen Präsentation. Grafik, Musik und Sound sind wahrlich beeindruckend. Returnal sieht einfach nur wunderschön aus und erschafft eine dichte, packende Atmosphäre, die wunderbar zur spannenden, oft kryptisch erzählten Geschichte passt. Untermalt wird das alles vom hervorragenden Soundtrack sowie der erstklassigen Effektkulisse, die besonders von der 3D-Audio-Funktion der PlayStation 5 profitiert – entsprechende Kopfhörer allerdings vorausgesetzt. Doch auch ohne kann die Soundkulisse von Returnal absolut überzeugen. Abgrundet wird das von der sehr guten deutschen Synchronisation. Selen wird wahrlich Leben eingehaucht und es fällt leicht sich in sie zu versetzen, ihre Gefühle und Gedanken nachzuvollziehen und mit ihr den Überlebenskampf bestreiten zu wollen. Returnal zeigt einfach, welche technischen Möglichkeiten die PlayStation 5 bietet.

Fazit

Obwohl ich durchaus meinen Spaß mit Returnal hatte und auch noch immer motiviert bin, mich in den Überlebenskampf zu stürzen, bin ich etwas zwiegespalten was den Rogue-Like-Third-Person-Shooter angeht. Vor allem der knallharte Schwierigkeitsgrad inklusive unvermeidbarer Frustmomente sowie der Verlust sämtlichen Spielfortschritts stoßen mir immer wieder sauer auf. Sicher, gerade letzteres gehört zu einem Rogue-Like und Returnal schafft es wunderbar, mir trotzdem immer wieder Erfolge an die Hand zu geben. Dennoch sind mir diese meist zu selten und zu klein. Das heißt aber nicht, dass Returnal ein schlechtes Spiel ist. Im Gegenteil. Returnal ist ein packendes, audiovisuell beeindruckendes Erlebnis, das jedoch eine enorme Frustresistenz und Bereitschaft sich selbst zu verbessern und Rückschläge hinzunehmen erfordert. Wer sich darauf einlässt und etwas mit dieser Art Spiel anfangen kann, erhält einen der vielleicht besten Genre-Vertreter und den nächsten großen PlayStation-5-Hit. Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade hätten Returnal trotzdem nicht geschadet, um die spannende Geschichte und die faszinierenden Gebiete des Planeten für deutlich mehr PS5-Besitzer zugänglich zu machen.

Kurzfazit: Knallharter Rogue-Like-Third-Person-Shooter, der enorme Frustresistenz voraussetzt, aber genauso zu motivieren weiß und audiovisuell beeindruckt.

Vielen Dank an Sony Interactive Entertainment für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Returnal!

Details
Titel: Returnal
Genre: Action
Publisher: Sony Interactive Entertainment
Entwickler: Housemarque
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 30. April 2021

Returnal™ ©2020-2021 Sony Interactive Entertainment Europe. Herausgegeben von Sony Interactive Entertainment Europe Ltd. Entwickelt von Housemarque Oy. „Returnal“ ist eine Marke von Sony Interactive Entertainment Europe. Alle Rechte vorbehalten.