Rezension: A-Train: All Aboard! Tourism (Switch)

In der Wirtschaftssimulation A-Train: All Aboard! Tourism heißt es ein Eisenbahnunternehmen lukrativ zu leiten.

Seit dem ersten Teil aus dem Jahr 1985 hat Artdinks Wirtschaftssimulationsreihe A-Train einige Teile hervorgebracht. Außerhalb Japans sind die Spiele rund um das Verwalten eines Eisenbahnunternahmens kaum bekannt. Mit A-Train: All Aboard! Tourism ist der jüngste Teil der Reihe vor kurzem für Nintendo Switch erschienen. Dabei offenbart das offiziell auch als City Managment Simulation bezeichnete Spiel leider einige Schwächen, die dem komplexen Gameplay spürbar schaden.

Wirtschaftliche Herausforderung

A-Train: All Aboard! Tourism stellt uns vor die Aufgabe als neuer Chef eines Unternehmens Gewinn zu erzielen und gleichzeitig positiv zur Entwicklung der Stadt in der wir uns Niederlassen beizutragen. In verschiedenen Szenarien stellen wir uns dafür unterschiedlichen Herausforderungen. Die ersten beiden Szenarien dienen als Tutorials und bringen uns mit einer überraschend langen Spielzeit die komplexen Grundlagen bei. Unterstützung erhalten wir in den Übungsszenarien von unserer Sekretärin Ayaka Matsushima und anderen Mitarbeitern unseres Unternehmens sowie der Stadt. Langsam werden wir an sämtliche Gameplay-Mechaniken und die enorm verschachtelten Menüs sowie die überladene Steuerung herangeführt. Hier fällt bereits auf, dass A-Train: All Aboard! Tourism nicht nur mit zahlreichen Details vollgepackt ist, sondern uns auch einiges abverlangt, um wirklich alles zu beherrschen. Zahlreiche Menüs, Untermenüs, Tabellen und dergleichen verlangen erst einmal danach, alles zu durchschauen. Es dauert eine Weile, bis wir uns wirklich zurecht finden. Nicht selten geht die Sucherei nach einer Information oder die bloße Bedienung der Menüs mit der viel zu umständlichen Steuerung an die Nerven. Immerhin funktioniert die Bedienung im Handheld-Modus via Touchscreen etwas besser.

Damit nicht genug, zieht der Schwierigkeitsgrad nach den beiden Tutorial-Szenarien deutlich an. Fortan wird vorausgesetzt, dass wir alle Möglichkeiten des Spiels verstanden und verinnerlicht haben. Wir müssen Schienennetze verlegen, Bahnhöfe bauen, Züge und Fahrpläne verwalten, Güterverkehr einrichten, uns um Tourismus und Stadtwachstum kümmern, Berichte und Tabellen wälzen, auf Einnahmen und Ausgaben achten und allerlei mehr. A-Train muss sich keineswegs vorwerfen lassen nicht umfangreich zu sein und braucht sich hinsichtlich Komplexität nicht vor anderen Genre-Vertretern zu verstecken. Besonders Fans von detailreichen Wirtschaftssimulationen werden sich bei A-Train schnell heimisch fühlen. Vorausgesetzt es gelingt, sich mit der eher mäßigen Steuerung und den verschachtelten Menüs zu arrangieren. Anfänger dürften Schwierigkeiten mit dem Einstieg haben. Ergänzt wird der sowieso schon ordentliche Umfang mit frei erstellbaren Karten, die zusätzliche Herausforderungen abseits der Szenarien bieten.

Veraltete Technik

Schon im Intro, das wir bei jedem Spielstart zu sehen bekommen, fällt auf, wie mäßig die Optik von A-Train: All Aboard! Tourism ist. Grafisch wirkt die Wirtschaftssimulation trotz des recht charmanten Modelleinsenbahn-Eindrucks, durch den Blickwinkel aus der isometrischen Draufsicht, schlicht veraltet. Gerade wenn wir nah heranzoomen fällt auf, wie detailarm Umgebungen, Gebäude und Menschen sind. Dass A-Train nicht immer flüssig läuft, ist angesichts dessen noch unverständlicher. Grafische Einstellungen, die uns ermöglichen Sichtweite, Detailgrad, Passantenanzahl oder Bloom-Effekt anzupassen, helfen ebenfalls wenig. Drehen wir die Einstellungen hoch, geht das nicht nur zu Lasten der Performance, sondern die Switch kann auch hörbar ins Schwitzen kommen.

Untermalt wird das Geschehen von seichter, durchaus passender Musik, die dem Spiel eine entspannte Atmosphäre verleiht. Das ist eindeutig ein Pluspunkt, der jedoch darunter leidet, dass die Melodien viel zu abwechslungsarm und repetitiv sind. Schon nach kurzer Zeit wiederholen sich die Lieder und irgendwann nervt das stets gleiche Gedudel nur noch. Dass es zudem keine Sprachausgabe gibt, ist schade. Weitaus negativer wirken sich jedoch die fehlenden deutschen Texte aus. Das gesamte Spiel liegt lediglich in Englisch sowie einigen asiatischen Sprachen vor. Sehr gute Englischkenntnisse sind also erforderlich und können aufgrund von wirtschaftlichen Fachbegriffen trotzdem manchmal nicht ausreichen. Genre-Fans, die sich daran nicht stören, erhalten eine von zahlreichen Schwächen belastete, komplexe Wirtschaftssimulation.

Fazit

Da ich schon länger neugierig auf die A-Train-Reihe war, habe ich mich tatsächlich mit ein wenig Vorfreude auf A-Train: All Aboard! Tourism eingelassen. Trotz der schwachen Grafik, hat mich die Wirtschaftssimulation anfangs auch wirklich motiviert. Komplexes Gameplay und ein großer Umfang sowie charmant präsentierte Tutorials haben mich sofort für sich gewonnen. Leider wird das Spiel schon nach kurzer Zeit viel zu unübersichtlich. Verschachtelte Menüs und die überladene Steuerung haben irgendwann deutlich am Spielspaß gekratzt. Irgendwann ist es einfach nur noch lästig, Funktionen, Untermenüs und dergleichen ewig zu suchen. Selbst das Verwalten von Fahrplänen, Zügen, Schienennetz und anderem geht nicht so locker von der Hand, wie ich es mir wünschen würde. Gerade aufgrund des ordentlichen Grundgerüsts und des gezeigten Potenzials, ist das wirklich bedauerlich. Aufgrund des stark anziehenden Schwierigkeitgrades, der voraussetzt das nach dem Tutorial alle Handgriffe sitzen, erschwert es zudem Anfängern ins Genre und Spiel einzusteigen. Der Verzicht auf deutsche Texte ist gerade aufgrund englischer Fachbegriff eine zusätzliche Hürde. Damit ist A-Train: All Aboard! Tourism höchstens Wirtschaftssimulations-Fans mit sehr guten englisch Kenntnissen, die sich nicht an den Schwächen stören, zu empfehlen. Doch auch diese finden auf der Switch bessere Alternativen wie beispielsweise Railway Empire.

Kurzfazit: Komplexe Wirtschaftssimulation, deren Spielspaß unter zahlreichen Schwächen leidet und selbst Genre-Fans nur bedingt zu empfehlen ist.

Vielen Dank an Nintendo/Artdink für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Gnosia!

Details
Titel: A-Train: All Aboard! Tourism
Genre: Wirtschaftssimulation
Publisher: Artdink
Entwickler: Artdink
Spieler: 1
Syteme: Switch
Altersfreigabe: ab 0
Erscheinungsdatum: 12. März 2021