Rezension: Princess Principal – Vol. 1 (Blu-ray)

Fünf Agentinnen erfüllen in Princess Principal Volume 1 im geteilten London einer alternativen Vergangenheit Aufträge in einem Schattenkrieg.

Durch die Entdeckung des Materials Cavorite ist das Königreich Albion am Ende des 19. Jahrhunderts zur vorherrschenden Macht auf der Welt geworden. Allerdings haben die schlechten Bedingungen für die Arbeiterschicht zu einer Revolution und schließlich zur Teilung des Landes in Ost und West geführt. Eine riesige Mauer teilt Albion und die Hauptstadt beider Staaten London seither in das Königreich und die Republik. Im Zuge des vorherrschenden Schattenkriegs zwischen den beiden Ländern, wird die jugendliche Agentin Ange für die Mission Kuckuckskind ausgewählt. Aufgrund ihrer großen Ähnlichkeit mit Prinzessin Charlotte, soll sie diese ersetzen. Hilfe erhält Ange dabei von ihrer Ausbildungskameradin Dorothy. Allerdings ist die Prinzessin anders als erwartet und hat eigene Pläne, die dazu führen, dass sich die Agentinnen mit der Adeligen verbünden. Als neues Team erfüllen Ange, Charlotte, Dorothy sowie die Freundin der Prinzessin Beatrice und die Japanerin Chise Geheimaufträge.

Episodische Spionage

Die Original-Anime-Serie Princess Principal ist in einer alternativen Steampunk-Vergangenheit angesiedelt und spielt in einem von einer großen Mauer geteilten London. Als Hauptfiguren der eher seichten, aber dennoch spannenden Spionage-Geschichte agieren fünf jugendliche Agentinnen, die episodische Aufträge erfüllen. Dabei wird die Handlung der Serie von Regisseur Masaki Tachibana und Drehbuchautor Ichirou Ookouchi unchronologisch erzählt. Ist es noch eine bekannte Vorgehensweise, dass die erste Episode mitten in der Handlung einsteigt, um ein Gefühl für das zu bieten, was von der Serie zu erwarten ist, springt Princess Principal Volume 1 auch im Anschluss gerne hin und her. Erkennbar ist das an den Episodentiteln, die jeweils mit einer Case-Nummer versehen ist. So ist Episode eins beispielsweise Case dreizehn, während die Episoden zwei und drei die Cases eins und zwei darstellen. Anschließend springt die Serie von Case neun zu sieben und schließlich zu sechzehn. Angesichts der episodischen Gestaltung der Geschichte, bleiben größere Verständnisprobleme aus, jedem gefallen dürfte die Erzählweise trotzdem nicht.

Ein richtiger Spionage-Thriller sollte bei Princess Principal in den ersten sechs Episoden nicht erwartet werden. Obwohl sich Ange, Charlotte, Dorothy, Beatrice und Chise auf Bälle einschleichen, feindliche Anlagen infiltrieren, nach einem Mörder suchen und dabei auch selbst verletzt werden und töten müssen, bleibt die Serie in erster Linie ein kurzweiliges Action-Abenteuer. Negativ ist das aber in keinem Fall. Vielmehr passt die Ausrichtung sehr gut zu Geschichte, Szenario und Charakteren. Schließlich agieren die fünf Protagonistinnen entsprechend ihres Alters – Dorothy ist mit zwanzig eindeutig die Älteste – in einer Tarnung als Schülerinnen. Kein Auftrag der Gruppe zieht sich über mehrere Episoden, stets wird am Ende ein Abschluss des aktuellen Falls geboten. Das mag die einzelnen Geschichten noch etwas seichter wirken lassen, allerdings sorgt die aufgebaute Hintergrundhandlung für zusätzliche Spannung und Tiefe. Relativ schnell ist zu erahnen, dass niemand wirklich mit offenen Karten spielt und hinter vielem ein großes Geheimnis steckt. Wird manches davon nur angedeutet, sind bei anderen die Hinweise recht früh offensichtlich, was aber weder an Spannungsaufbau noch möglichen Wendungen kratzt. Nur das als Bonus beiliegende Booklet sollte gemieden werden, da hier Spoiler vorhanden sind.

Eine Stärke – und für einige vielleicht auch Schwäche – von Princess Principal sind die Charaktere. Nicht jedem dürfte gefallen, dass es sich bei Ange, Charlotte, Dorothy, Beatrice und Chise um junge, auf eine gewisse Niedlichkeit getrimmte Agentinnen handelt. Wirklich negativ wirkt sich das aber nicht aus, da die fünf Protagonistinnen gut charakterisiert und vorgestellt werden. Zudem haben sie alle ihre Eigenheiten. Ange lügt so oft, dass niemand wirklich weiß, wann sie die Wahrheit sagt. Dorothy hingegen ist dem Alkohol sehr zugetan und Beatrice kann ihre Stimme dank technischer Mittel perfekt verstellen. Sicher, mancher Stereotyp ist ebenfalls zu erkennen, in erster Linie sind die fünf Hauptfiguren aber individuell genug, um die Geschichte zu tragen und werden dabei zusätzlich vom interessanten Steampunk-Setting unterstützt. Diese sorgt für einige atmosphärische Umgebungen, Szenarien voller Zahnräder und Maschinen, die eine optische Vielfalt und Abwechslung versprechen. Genauso gelungen sind die flüssigen Animationen und schicken Effekte. Die hervorragende Musik- und Sounduntermalung wird von der sehr guten deutschen Synchronisation abgerundet. Ergänzend finden sich als Extras die Picture Drama Episoden eins bis drei auf der Disc und erzählen kleine Zusatzgeschichten rund um die Protagonistinnen.

Fazit

Princess Principal Volume 1 hat mich in den ersten sechs Episoden besonders mit dem interessanten Steampunk-Setting und der spannenden Agentinnen-Geschichte gefesselt. Obwohl die Handlung episodisch angelegt ist, zeitweise etwas seicht wirkt, kommt zu keiner Zeit Langeweile auf und stets wurde ich sehr gut unterhalten. Zu verdanken ist das neben den gefährlichen Aufträgen für die fünf Hauptfiguren, den Charakteren selbst. Ange, Charlotte, Dorothy, Beatirce und Chise sind für mich eindeutig eine der größten Stärken von Princess Principal. Sie sind vielschichtig, gut geschrieben und weisen individuelle Eigenheiten auf. Dass sie ein paar Stereotypen und Klischees erfüllen und eindeutig niedlich gestaltet wurden, stört mich dabei nicht. Schließlich passen sie in ihre Agentinnen-Rolle und wurden zumindest im Fall von Ange, Dorothy und in gewisser Weise Chise auch als solche ausgebildet und gezielt dafür ausgewählt. Obwohl aufgrund der interessanten, unchronologischen Erzählweise kein Cliffhanger vorhanden ist, bin ich neugierig, was die fünf Agentinnen noch erleben und freue mich auf das zweite und gleichzeitig finale Volume.

Kurzfazit: Spannende und kurzweilige Spionge-Action-Abenteuer-Serie die mit einem interessanten Steampunk-Setting und starken Protagonistinnen sowie einer unchronologischen, episodischen Erählweise überzeugt.

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Princess Principal – Vol. 1!

Details
Titel: Princess Principal – Vol. 1
Originaltitel: Princess Principal
Genre: Action, Abenteuer, Thriller, Drama
Regie: Masaki Tachibana
Studio: Actas Inc., 3Hz Inc.
Produktionsjahr: 201
Laufzeit: ca. 150 Minuten + 15 Minuten Extra
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Extras: 48-seitiges Booklet,Clean OP & ED, Picture Drama 1-3
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungstermin: 25. Mai 2020
Herstellerseite: Princess Principal – Vol. 1 bei Kazé Anime

©Princess Principal Project All Rights Reserved.