Rezension: Her Blue Sky (Blu-ray)

Eine ungewöhnliche Begegnung bringt in Her Blue Sky die Gefühle der Schwestern Aoi und Akane durcheinander.

Her Blue Sky ist das dritte Werk des Produzententrios Chou Heiwa Busters, die in Person von Regisseur Tatsuya Nagai, Drehbuchautorin Mari Okada und Character Designer sowie Chief Animation Director Masayoshi Tanaka hauptverantwortlich für die Umsetzung des Films waren. Wie schon bei der Serie Anohana und dem Film The Anthem of the Heart erzählt die Originalgeschichte von der Suche nach dem eigenen Platz im Leben und mischt die Coming-of-Age-Ansätze mit einer Romantik-Drama-Geschichte und übernatürlichen Elementen. Gerade Letzteres lockert den Film zeitweise etwas auf, sorgt aber auch für dramatische Liebesverstrickungen, die der Handlung selten eine etwas zu dramatischen Stimmung verleihen. Das wird jedoch mit einer durchweg angenehmen Erzählweise, glaubhaften Charakteren und einem gelungenen Handlungsaufbau locker wett gemacht.

Übernatürliches Gefühlschaos

Die Geschichte handelt von Aoi und ihrer älteren Schwester Akane, die nach dem Tod ihrer Eltern die Verantwortung übernommen hat. Um sich um Aoi kümmern zu können, ist Akane nicht mit ihrem Freund Shinno nach Tokio gezogen, sondern in der verschlafenen, kleinen Stadt geblieben. Nach einem Einstieg in die Jugend von Akane und Shinno, die wunderbar die Dynamik der Charaktere zeigt und auch die noch sehr junge Aoi sehr gut mit einbindet, springt Her Blue Sky um dreizehn Jahre. Aoi ist nun selbst Oberschülerin und Akane arbeitet im Rathaus. Ein bevorstehendes Stadtfest sorgt schließlich dafür, dass Shinno in seiner Funktion als Gitarrist einer Begleitband eines Schlagersängers wieder in seine Heimatstadt zurückkehrt. Just zu diesem Zeitpunkt trifft Aoi im alten Probenraum der Gruppe, in dem sie immer das Bass spielen übt, auf den jugendlichen Shinno von vor dreizehn Jahren. Im folgenden befasst sich Her Blue Sky mit den aufkommenden Gefühlen von Akane und Aoi sowie dem Bereuen und Nachdenken über verpasste Möglichkeiten.

Statt aber Akane oder Shinno als zentrale Hauptfiguren in den Mittelpunkt zu stellen, wird die Geschichte aus Aois Blickwinkel erzählt. Sie ist es, die den Vergangenheits-Shinno trifft und zugleich mit dem Gegenwarts-Shinno zu tun hat. Zugleich ist es Aoi, die sich ihrer eigenen Zukunft sicherer scheint, als sie es wirklich ist. Außerdem steht nicht rein die romantische Liebe im Blick des Films, sondern mindestens ebenso stark auch die Beziehung zwischen den Schwestern Akane und Aoi. Die Probleme, die sie zeitweise miteinander haben, sind gut aufgebaut und nachvollziehbar. Dabei schafft es Her Blue Sky nicht nur die Charaktere glaubhaft darzustellen, sondern auch eine realistische Entwicklung der Figuren zu zeigen. Auch hier trifft das besonders auf Aoi und in Teilen auf Akane und Shinno sowie ein, zwei Nebenfiguren zu. Eindeutig liegt die große Stärke des Films bei den gut geschriebenen Charakteren, die es verstehen, der Geschichte Leben einzuhauchen.

Leider setzt Her Blue Sky aber auch auf den romantischen Pfad, der mit einigen zu Vorhersehbaren und Klischeehaftem versehen und dennoch unverzichtbar für die Handlung ist. Schließlich spielt die Reue über Entscheidungen der Vergangenheit gerade für Akane und Shinno eine wichtige Rolle. Glücklicherweise wird auf zu emotionale Momente verzichtet. Das kommt eindeutig der Geschichte zu Gute, da abgesehen von den übernatürlichen Elementen mit Shinnos Vergangenheits-Ich, eine glaubhafte Episode aus dem Leben von Aoi, Akane, Shinno und ihrem ebenfalls gelungenen Umfeld erzählt wird. Dabei unterstützen die schönen Charakterdesigns und idyllischen Umgebungen wunderbar die Geschichte. Flüssige Animationen und eine gute deutsche Synchronisation runden Her Blue Sky ab.

Fazit

Nach Anohana und The Anthem of the Heart bleibt Her Blue Sky dem Stil der Produktionsteams Chou Heiwa Busters treu. Allerdings hat mir der Film nicht so gut gefallen wie die beiden vorherigen Werke der Trios. Das heißt aber keineswegs, dass Her Blue Sky schlecht ist. Die Geschichte von Aoi, Akane und Shinno kann mit einer glaubhaft erzählten Handlung sowie gut geschriebenen Charakteren überzeugen. Obwohl weitgehend auf zu emotionale Momente verzichtet wird, fällt ein leicht klischeehafter Romantik-Ansatz auf. Dieser stört aber nicht, da die nachdenkliche Stimmung über verpasste Chancen oder den Weg in die Zukunft gemeinsam mit dem stark präsenten Musikthema für genug Abwechslung sorgen. Genre-Fans können bedenkenlos einen Blick wagen, besonders wer Anohana und The Anthem of the Heart mag, dürfte auch Gefallen an Her Blue Sky finden.

Kurzfazit: Schön erzählter Coming-of-Age-Romantik-Film der trotz etwas klischeehafter Ansätze mit gut geschriebenen Charakteren und einer nachdenklichen Geschichte unterhält.

Vielen Dank an KSM Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Her Blue Sky!

Details
Titel: Her Blue Sky
Originaltitel: Sora no Aosa o Shiru Hito yo
Genre: Drama, Coming of Age, Romantik
Regie: Tatsuyuki Nagai
Studio: Clover Works
Produktionsjahr: 2019
Laufzeit: ca. 107 Minuten (Blu-ray), ca. 103 Minuten (DVD)
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Artcards, Trailer, Bildergalerie
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 17. September 2020
Herstellerseite: Her Blue Sky bei KSM Anime
Herstellershop: Her Blue Sky bei Anime Planet

© 2019 SORAAO Project / KSM Anime