Anime-Simulcast-Wintersaison 2020 Teil 4

In der Anime-Simulcast-Wintersaison 2020 sind bei Crunchyroll und Wakanim in den vergangenen Tagen weitere Serien gestartet.

Der vierte Teil der Erster-Blick-Reihe zur Anime-Simulcast-Wintersaison 2020 befasst sich mit ernsten Idols, einem in seiner Fantasiewelt lebenden Schüler, Kätzchen in einer Konditorei, wissenschaftlicher Liebe, Träumen in der Modewelt und dem Geist einer Schultoilette.

Dieses Mal mit dabei sind die Serienneustarts 22/7, A Destructive God Sits Next to Me, Nekopara, Science Fell in Love, So I Tried to Prove it, Smile Down the Runway und Toilet-Bound Hanako-kun.

22/7

Studio: CloverWorks, A-1 Pictures
Genre: Drama, Musik, Idol
Termin: 11. Januar 2020
Stream bei Wakanim

Worum geht’s?
Takigawa Miu ist schüchtern, schweigsam und hält nicht viel von der Welt der Erwachsenen. Für sie zählt nur, dass es ihrer Mutter und kleinen Schwester gut geht. Als sie eines Tages nach Hause kommt, findet sie den Brief einer Talentagentur im Briefkasten. Obwohl sie skeptisch ist, folgt Miu der Einladung, die auch sieben andere Mädchen erhalten haben. Gemeinsam sollen sie eine neue Idolgruppe bilden. Miu ist jedoch skeptisch und hat wenig Interesse ins Rampenlicht zu treten.

Ersteindruck
Die erste Episode von 22/7 fällt weitaus nachdenklicher und ernster aus, als ich es von einer neuen Idolserie erwartet hätte. Schon der Einstieg ist mit Mius Gedanken zur Welt vergleichsweise düster und pessimistisch. Diese Einstellung behält die Schülerin die gesamte Episode bei. Gleichzeitig werden die anderen sieben Mitglieder der künftigen Idolgruppe vorgestellt und auch die Talentagentur wird ausreichend thematisiert. Dabei fallen durchaus übliche Stereotypen, aber genauso Individualität auf. Vor allem ist letzteres bei Miu und ihrer düsteren Weltanschauung zu finden. Wie die Serie selbst bereits früh verrät, ändert sie ihre Meinung bezüglich des Idoldaseins im Laufe der Folge. Allerdings fallen ihre Gründe anders aus, als es bei anderen Genrevertretern üblich ist. Auch das so oft gesehene Strahlen fällt weg, dafür wissen die schönen Charakterdesigns und Animationen mit gut eingefangenen Figuren und Umgebungen zu überzeugen. Insgesamt erhält 22/7 dadurch eine ernsteren, aber auch erwachseneren Stimmung als bei so manch anderer Idolserie. Ob dieser Weg beibehalten wird, müssen die künftigen Episoden zeigen. Mein Interesse konnte die erste Folge jedenfalls wecken.

A Destructive God Sits Next to Me

Studio: EMT Squared
Genre: Comedy
Termin: 11. Januar 2020
Stream bei Crunchyroll

Worum geht’s?
Koyuki ist genervt von seinem Klassenkameraden Hanadori. Dieser lebt seine Fantasien ungezügelt aus, läuft mit Augenklappe herum und spricht von Mächten des Lichts und der Dunkelheit. Zu allem Überfluss versucht er stets Koyuki in die Sache miteinzubeziehen. Klassenkamerad Tsukimiya hingegen scheint sich einen Spaß aus Hanadoris Verhalten und Koyukis Reaktionen darauf zu machen.

Ersteindruck
Ein Oberschüler, der unter den Fantasien seines am Achtklässler- oder Chunibyo-Syndroms leidenden Klassenkameraden leidet, klingt erstmal nach einer guten Grundlage für eine witzige Comedy-Serie. Mit entsprechenden Erwartungen bin ich an die erste Episode von A Destructive God Sits Next to Me rangegangen. Leider hat mich der Serienauftakt trotz hoher Gagrate nur teilweise überzeugen können. Viele Witze zünden nicht oder verleiten lediglich zum müden Schmunzeln. Immerhin funktioniert der Humor in manchen Szenen trotzdem ausreichend, um kurzzeitig zu unterhalten. Dafür fallen die Charaktere unerwartet anstrengend und unsympathisch aus. Koyuki ist gefühlt immer schlecht gelaunt und genervt, nicht nur von Hanadori, dessen Agieren in seiner Fantasiewelt durchaus witzig sein kann, oft aber zu simpel bleibt. Ergänzt werden die beiden vom stets gut gelaunten Tsukimiya, der sich einen Spaß daraus macht Koyuki und Hanadori aufzuziehen und wenig Sympathien wecken kann. Obwohl durchaus Potenzial, etwa durch bessere Witze in den kommenden Episoden, vorhanden ist, bleibe ich skeptisch und bezweifel, dass die Comedy-Serie mehr als seichte Genre-Durchschnittskost bieten wird.

Nekopara

Studio: Felix Film
Genre: Comedy, Slice of Life, Romantik
Termin: 14. Januar 2020
Stream bei Wakanim

Worum geht’s?
Die beiden Kätzchen Chocolat und Vanilla helfen ihrem Herrchen in dessen Konditorei La Soleil als Kellnerinnen aus. Gemeinsam verbringen sie ihre ruhigen und spaßigen Tage. Hilfe erhalten sie von den Katzen Azuki, Coconut, Maple und Cinnamon, die bei Shigure, der Schwester ihres Herrchens leben.

Ersteindruck
Zu Beginn schafft Nekopara die Grundlagen der auf Visual-Novel-Spielen basierenden Serie. Es wird erläutert, dass Katzen flauschig sind, ihre Gefühle mit ihrem Schwanz ausdrücken und auf zwei Beinen laufen. Genauer handelt es sich bei den Katzen in Nekopara um Kemonomimi. Entsprechend sehen Chocola, Vanilla und die anderen wie niedliche Mädchen mit Katzenohren und Schwanz aus. Die erste Episode stellt die Charaktere inklusive dem Herrchen der beiden und dessen Schwester vor, zeigt die Arbeit in der Konditorei und den Alltag bei Shigure zu Hause. In hellen Farben strahlt Nekopara eine fröhliche Atmosphäre aus, bleibt bei der Geschichte aber etwas seicht. Erst zum Ende passiert etwas mehr und auch das verspricht nicht unbedingt Drama, Action oder Spannung. Allerdings will die Nekopara auch gar nicht mehr sein. Die Serie erzählt in bester Slice-of-Life-Manier vom Leben der Kätzchen mit ihrem Herrchen und der Arbeit in der Konditorei La Soleil. Überaus niedliche Charakterdesigns treffen dabei auf gelegentliche Romantik und Girls-Love-Anleihen. Allzu großen Tiefgang verspricht Nekopara aber nicht, dafür könnte die Serie mit den Moe-Kätzchen kurzweilige Anime-Unterhaltung ohne größere Aufregung bieten. Viel mehr ist allerdings nicht zu erwarten.

Science Fell in Love, So I Tried to Prove it

Studio: Zero-G
Genre: Romantik, Comedy
Termin: 10. Januar 2020
Stream bei Crunchyroll

Worum geht’s?
Eines Tages gesteht Doktorantin Himuro Ayame ihrem Kollegen Yukimura Shinya, dass sie amouröse Gefühle für ihn empfindet. Ganz der Wissenschaft verschrieben, beginnen die beiden daraufhin beweise für diese mögliche Liebe zwischen ihnen zu finden und die Liebe an sich zu definieren. Dafür verwenden sie auch die anderen Studenten und Doktoranten des Forschungslabors für allerlei Experimente, die ihre Thesen beweisen oder widerlegen sollen.

Ersteindruck
Was machen zwei geekige Doktoranden, wenn sie vermuten, sich ineinander zu verlieben? Im Fall von Himuro und Yukimura natürlich erst einmal versuchen zu beweisen, ob das stimmt und wie Liebe wissenschaftlich zu definieren ist. Lange lässt sich Science Fell in Love, So I Tried to Prove it nicht Zeit. Noch vor dem Intro erwähnt Himuro fast beiläufig ihre möglichen amourösen Gefühle für Yukimura. Im Anschluss versuchen die beiden mit Tortendiagrammen, Grafiken, Experimenten und Gleichungen die mögliche Liebe zwischen ihnen zu beweisen. Die erforderlichen wissenschaftlichen Einwürfe haben relativ viele Texte zur Folge, haben aber keine negativen Auswirkungen. Ein wissenschaftlicher Einwurf wird auf witzige Weise vom Teddybärmaskottchen der Serie erklärt. Natürlich dürfen auch weniger auf Wissenschaft fokussierte und somit normalere Menschen nicht fehlen. Kaede, Studentin und Forschungslaborkollegin der beiden Protagonisten, nimmt diesen Part ein. Sie bereichert die Experimente mit so manch lustigem Gedankengang und persönlichen Erfahrungen. Schnell wird deutlich, dass die Serie von ihrem gut pointierten Humor und den abgedrehten, sympathischen Charakteren lebt. Episode eins verspricht eine kurzweilige, witzige Romantik-Komödie, die vielleicht keine wendungsreiche, dafür unterhaltsame Liebesgeschichte rund um geekige Wissenschaftler erzählt.

Smile Down the Runway

Studio: Ezo’la
Genre: Drama
Termin: 10. Januar 2020
Stream bei Wakanim

Worum geht’s?
Chiyuki Fujito träumt davon eines Tages als Supermodel für die Agentur ihres Vaters an der Pariser Fashion Week teilzunehmen. Angespornt durch die Beteuerung ihres Umfelds und ihrem Erfolg als Kindermodel, ist sie davon überzeugt, es zu schaffen. Als sie aber mit einer Größe von 158 Zentimetern aufhört zu wachsen, scheint ihr Ziel unmöglich zu erreichen. Sie ist schlicht zu klein. Trotzdem hält Chiyuki an ihrem Traum fest und trifft eines Tages in der Schule auf ihren Klassenkameraden Iktuo Tsumura. Dieser träumt davon Modedesigner zu werden, kann sich aber die entsprechende Fachschule oder Universität nicht leisten und möchte lieber seine Geschwister unterstützen, damit diese ihre Ziele erreichen. Gemeinsam beginnen Chiyuki und Ikuto ihre Wünsche mit neuem Elan zu verfolgen.

Ersteindruck
Smile Down the Runway beginnt mit der noch jungen Chiyuki, die von allen versichert bekommt, dass sie es als Supermodel zur Pariser Fashion Week schafft. Dann kommt allerdings der Schnitt, Chiyuki wächst nicht mehr, ist mit ihren 158cm zu klein und wird schließlich von ihrem Vater als Model aus dessen Agentur entlassen. Damit beginnt die erste Episode erst richtig. Chiyuki verfolgt ihren Traum auch zwei Jahre später noch und findet zufällig heraus, dass ihr unscheinbarer Klassenkamerad Ikuto davon träumt, Modedesigner zu werden. Wenig überraschend führen ihre Träume Chiyuki und Ikuto zusammen. Die erste Episode stellt beide Hauptfiguren, ihre Ziele und Ikuto ihr jeweiliges Umfeld ausführlich vor, um ein gutes Bild von ihnen zu erhalten. In strahlenden, farbenfrohen Bildern wird der Beginn ihrer Geschichte erzählt. Meist sanft und warm, manchmal ernst und ein wenig bedrückend und oft etwas verträumt, wird eine angenehme, schöne Atmosphäre, die gut zum Thema passt, geschaffen. Dabei hat es mich überrascht wie gut mich das Alltagsdrama mit der ersten Episode unterhalten hat. Gut platzierter Humor, sympathische Figuren, schöne Bilder und eine gut erzählte Geschichte könnten Smile Down the Runway zu einer der Überraschungen der Wintersaison machen. Allerdings besteht die Gefahr, dass sich die Serie in überzeichnetem Drama verliert. Vorerst aber bin ich guter Dinge, dass zumindest kurzweilige Anime-Unterhaltung mit ungewöhnlicher Thematik geboten wird und werde mir die kommenden Episoden ansehen.

Toilet-Bound Hanako-kun

Studio: Lerche
Genre: Comedy, Mystery
Termin: 10. Januar 2020
Stream bei Wakanim

Worum geht’s?
Eines der sieben Mysterien der Kamome-Akademie handelt von Hanako-san. Es heißt, dass sie in dritten Kabine im dritten Stock des alten Schulgebäudes haust. Hanako soll, wenn sie herbeigerufen wird, jeden Wunsch erfüllen. Aus diesem Grund begibt sich Schülerin Nene Yashiro dorthin, um Hanako zu bitten ihre Liebesglück zu gewähren. Aber Yashiro erwartet eine Überraschung. Hanako ist kein Mädchen, sondern ein Junge.

Ersteindruck
Toilet-Bound Hanako-kun sticht mit einem ungewöhnlichen, eigenen Animations- und Zeichenstil aus der Masse an neuen Anime-Serien heraus. Hintergründe und Charakterdesigns sind gleichermaßen niedlich und gruselig und verleihen der Mystery-Comedy-Serie eine ganz eigene Atmosphäre. Die erste Episode beginnt mit der Erzählung über Hanako und steigt schließlich direkt mit Yashiro, die die entsprechende Toilette aufsucht, ein. Entsprechend liegt der Fokus die gesamte Folge auf Hanako und Yashiro, die sich von dem Geist Liebesglück wünscht. Genauer möchte sie mit ihrem Senpai zusammenkommen. Gemeinsam unternehmen Geist und Schülerin allerlei, um die Aufmerksamkeit des älteren Mitschülers zu erregen. Mit viel Witz erzählt, bietet Toilet-Bound Hanako-kun so einige Momente zum Lachen, wird zwischenzeitlich aber auch etwas schauriger. Genauso wie der exzellente Humor passen die Grusel-Mystery-Elemente perfekt zur Geschichte und verleihen der Serie die nötige Abwechslung. Bereits Episode eins bietet neben Hanako ein übernatürliches Wesen und schafft gleichzeitig das Band zwischen den beiden Protagonisten. Damit werden die Voraussetzungen für die kommenden, möglicherweise leicht episodisch erzählten Folgen geschaffen. Gleichzeitig beweist der Serienauftakt wunderbar, wie gut die Comedy-Mystery-Mischung funktioniert und wie spaßig Toilet-Bound Hanako-kun ist. Der bereits erwähnte einzigartige Animationsstil unterstreicht das und lässt hoffen, dass die Serie auf Dauer nicht zu simpel wird. Nach der ersten Episode freue ich mich darauf zu erfahren wie es mit Hanako und Yashiro weitergeht.