Anime-Simulcast-Herbstsaison 2019 Teil 3

Sieben Simulcast-Neustarts schließen die Erster-Blick-Artikel-Reihe zur Herbstsaison 2019 ab.

Junge Softtennisspieler, schnelle Jetski-Rennen, kochen im alten China, ermittelnde Staatsanwälte, finstere Samurai-Rache, ein Assassine auf Abwegen und ein Cyborg mit Pistolenkopf bestimmen die Simulcast-Neustarts bei Amazon Prime, Anime on Demand, Crunchyroll und Wakanim. Im dritten Teil mit dabei sind die Ersteindrücke zu Assassins Pride, Babylon, Blade of the Immortal, Kandagawa Jet Girls, No Guns Life, Stars Align und True Master Cooking Boy.

Assassins Pride

Studio: EMT Squared
Genre: Action, Fantasy, Romantik
Termin: 10. Oktober 2019
Stream bei Anime on Demand
Stream bei Crunchyroll

Worum geht’s?
Melida Angel sollte eigentlich über magische Kräfte verfügen, scheint aber vollkommen talentlos zu sein. Deshalb äußert ihr Großvater den Verdacht, sie könnte aus einer Affäre ihrer Mutter entsprungen und somit kein Mitglied der einflussreichen Fürstenfamilie Angel sein. Um die Wahrheit herauszufinden, wird der Assassine Kufa Vanpiel als Melidas Tutor beauftragt, sie zu unterrichten. Sollte das Mädchen wirklich über keinerlei Kräfte verfügen, ist es sein Auftrag sie zu töten.

Ersteindruck
„Lass mich dicht nicht töten“ ist der entscheidende Satz von Assassins Pride, offenbart aber gleichzeitig auch das größte Problem der ersten Episode: den Handlungsaufbau. Assassine Kufa Vanpiel wird mit einem kurzen Kampf eingeführt und begibt sich dann zu seinem nächsten Auftragsziel. Dabei wird grob das interessante Szenario mit sich unter Glaskuppel befindenden und wie bei einem Kerzenständer miteinander verbundenen Viertel des Stadtstaats, der als Handlungsort dient, aufgezeigt. Kufa soll herausfinden, ob Melida Angel tatsächlich eine Nachfahrin der großen Fürstenfamilie ist, da bei ihr noch immer nicht das Mana erwacht ist. Diese magische Kraft müsste sie als Teil einer Familie mit blauem Blut eigentlich besitzen. Sollte sie tatsächlich talentlos sein, soll der Assassine sie töten. Eine recht simple Grundlage. Direkt nach seiner Ankunft begleitet Kufa Melida in die Akademie und wird Zeuge eines Übungskampfes, der mehr als deutlich zeigt, dass sie nicht in der Lage ist irgendwelche Kräfte zu nutzen. Trotzdem macht die Geschichte in der ersten Episode eine Wendung, die die Grundlage verändert. Das mag nicht gänzlich negativ sein, aber der Aufbau und die Begründung, weshalb Kufa eine folgenschwere und weitreichende Entscheidung trifft, bleibt zu oberflächlich. Der gesamte Handlungsverlauf wirkt dadurch konstruiert, um irgendwie die Ausgangslage der Serie zu erreichen und die bereits angedeutete mögliche Romanze zwischen Lehrer und Schülerin einzuleiten. Sicherlich zeigt sich dank Melidas sie mobbenden Mitschülern, ihrer Cousine sowie monsterartigen Erscheinungen, auch etwas Potenzial, aber ob das ausreicht, um die Serie in den kommenden Episode wieder in bessere Bahnen zu lenken, bleibt abzuwarten.

Babylon

Studio: Revoroot Inc.
Genre: Drama, Krimi
Termin: 06. Oktober 2019
Stream bei Amazon Prime

Worum geht’s?
Bei Ermittlungen in einem Fall von Medikamententestbetrugs und Bestechung, stößt Zen Seizaki, Sonderermittler der Staatsanwaltschaft Tokyo, auf ein blutiges Dokument. Gemeinsam mit seinem jungen Kollegen Atsuhiko Fumio, beginnt er der Spur nachzugehen. Statt eine Zeugenaussage zu erhalten, finden sie die Leiche eines Unversitätsprofessor in dessen Wohnung. Neue Spuren führen sie immer tiefer in einen Fall, der direkt mit den anstehenden Bezirkswahlen und einem der wichtigsten und bekanntesten Kandidaten zusammenhängt.

Ersteindruck
Babylon beginnt mit einer Razzia der Staatsanwaltschaft Tokyo bei einem Pharmakonzern, der vier Universitäten bestochen haben soll, um die Freigabe eines Medikaments zu erhalten. Bereits hier fällt auf, dass die Thriller-Serie auf allzu große Action verzichtet. Schließlich werden im Anschluss Sonderermittler Zen Seizaki und sein Kollegen Atsuhiko Fumio vorerst lediglich im Büro beim Lesen der Akten gezeigt. Natürlich dauert es nicht lange bis die beiden auf ein blutverschmiertes Dokument stoßen und die Geschichte spürbar anzieht und im Verlauf der ersten Episode immer spannender wird. Ein unter fragwürdigen Umständen gestorbener Professor, anstehende Wahlen und ein Kandidat, der direkt in Verbindung mit dem Fall stehen könnte, scheinen nur die Spitze des Eisbergs zu sein. Da sind mögliche Bestechungen von wichtigen Personen schon fast nichts Besonderes mehr. Obwohl sich die erste Episode vorwiegend auf die Verfolgung der Spuren und den Aufbau des Falls konzentriert und somit weitgehend auf klassische Action verzichtet, wird Babylon zum Serienauftakt nie langweilig. Im Gegenteil, die Light-Novel-Adaption ist hochspannend und gipfelt in einen schockierenden Cliffhanger, der eine wendungsreiche Geschichte erhoffen lässt. Um so besser, dass bereits die Episoden zwei und drei bei Amazon Prime direkt mit der ersten veröffentlicht wurden. Ich werde Babylon definitiv weiter ansehen und hoffe, dass die Serie das Potenzial der ersten Folge zu nutzen weiß.

Blade of the Immortal

Studio: Liden Films
Genre: Historie, Fantasy, Action, Drama
Termin: 09. Oktober 2019
Stream bei Amazon Prime

Worum geht’s?
Rin ist fest entschlossen die Itto-Ryu, eine Gruppe Schwertkämpfer, die ihren Vater ermordet und ihre Mutter entführt haben, zu beseitigen. Mit nur zwei Jahren Training, sehen die Chancen der jungen Frau jedoch schlecht aus. Deshalb wendet sie sich an den unsterblichen Manji, genannt der „Hundert-Mann-Mörder“ und bitte ihn, ihr Leibwächter zu werden. Zuerst lehnt Manji ab, aber Rin erinnert ihn an seine verstorbene Schwester.

Ersteindruck
Blut, fliegende Körperteile und zahlreiche Tote. Schon in den ersten Minuten stellt Blade of the Immortal unter Beweis, weshalb vor Episodenstart ein Jugenschutzhinweis eingeblendet wird. Die in der Edo-Epoche angesiedelte Serie ist alles andere als zimperlich und konfrontiert bereits in der ersten Episode mit einigen brutalen Szenen. Angereichert ist das von teilweise etwas schwülstigen Dialogen. Typisch Samurai-Geschichte eben. Dabei kann Blade of the Immortal schnell eine packende Atmosphäre aufbauen. Erzählt mit teils interessanten, gelungenen Stilmitteln sticht die Serie sowohl optisch als auch bei der Handlung in der Herbstsaison 2019 hervor. Gerade Anhänger des feudalen Japans sollten unbedingt reinschauen und dürften mit ziemlicher Sicherheit Gefallen an Rins Rachefeldzug mit ihrem Leibwächter Manji finden. Besonders spannend ist, dass die Geschichte schon zum Ende der ersten Episode eine kleine Wendung vollzieht, ohne die Kernhandlung negativ zu beeinflussen. Wie oft bei Amazon-Prime-Simulcasts ist neben der ersten Episode direkt die zweite Folge mit veröffentlicht worden.

Kandagawa Jet Girls

Studio: TNK
Genre: Sport
Termin: 08. Oktober 2019
Stream bei Wakanim

Worum geht’s?
Rin Namiki träumt davon Jet-Racing-Profi zu werden. Die neuartige Wassersportart wird auf Jetskis ausgeübt. Zweier-Teams aus Fahrern und Schützen liefern sich auf Flüssen wilde Rennen. Eine der bedeutensten Jet-Racing-Athletinnen war Rins verstorbene Mutter. Um ihr nachzueifern, wechselt Rin an eine Schule in Tokyo, da sich hier einer der berühmtesten Flüsse für Jet Racing befindet. Als ihre Tasche kurz nach der Ankunft in Tokyo gestohlen wird, erhält sie Hilfe von Misa Aoi. Kurz darauf stellt sich heraus, dass Misa im Wohnheim Rins neue Zimmerpartnerin ist. Mit der offenherzigen und aktiven Art von Rin, kann Misa allerdings nicht umgehen. Dann kommt es jedoch zu einer Auseinandersetzung mit dem Jet-Racing-Klub einer anderen Schule und Misa muss Rin als Schützin bei einem Rennen unterstützen.

Ersteindruck
Ein schneller Sport, Teams aus zwei Personen und gut gebaute Schülerinnen in hautenger Kleidung. Kandagawa Jet Girls erfüllt schon auf den ersten Blick allerlei Klischees von Ganbatte- und Ecchi-Anime-Serie, besonders wenn diese in Verbindung mit Wassersport stehen. Ähnliches trifft auch auf die aufgedrehte Protagonistin Rin und ihre künftige Teampartnerin, die mürrische Misa, die offensichtlich ihre Jet-Racing-Bestrebungen bereits aufgegeben hat, zu. Letzteres zeigt bereits einen klaren Stereotyp. Was in der Vergangenheit vorgefallen ist, weshalb Misa den Sport aufgegeben hat, bleibt noch unklar, offensichtlich ist es aber trotzdem. Ebenso typisch ist Rins verstorbene Mutter, die eine Top-Jet-Racerin war. Abgesehen von der durchaus interessanten Sportart, macht Kandagawa Jet Girls also wenig neu. Unbedingt schlecht fällt die erste Episode deshalb aber nicht aus. Rin und Misa funktionieren als Duo und auch die bereits angedeuteten gegnerischen Teams erfüllen, zumindest auf den ersten Blick, ihren Zweck. Da Jet Racing noch eine vergleichsweise kleine Rolle spielt, muss abgewartet werden, wie die Rennen letztlich umgesetzt sind und wie viel Spannung aufkommt. Wirkliche Überraschungen erwarte ich nicht von der Serie, für kurzweilige Sport-Unterhaltung mit deutlichen Ecchi-Elementen sollte aber gesorgt sein. Vor allem Genre-Fans könnten gefallen an der Originalserie finden.

No Guns Life

Studio: Madhouse
Genre: Science-Fiction, Action, Drama
Termin: 10. Oktober 2019
Stream bei Anime on Demand

Worum geht’s?
Nach einem bitteren Krieg, kehren die Soldaten wieder zurück in ihr einfaches Leben. Unter ihnen auch Extender, Menschen, deren Körper durch moderne Technologie zu Waffen verbessert wurden. Einer dieser Cyborgs ist Inui Juzou, der sich nicht mehr an seine Vergangenheit erinnern kann und deshalb auch nicht weiß, warum sein Kopf eine riesige Pistole ist. Noch merkwürdiger ist, dass der Abzug seines Pistolenkopfes an seinem Hinterkopf liegt und somit nur von jemandem, der hinter ihm steht betätigt werden kann. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, übernimmt er als Resolver bezeichnete Fälle, die alle Extender betreffen.

Ersteindruck
Eine düstere Science-Fiction-Welt mit cyborgisierten Menschen und einem dubiosen Konzern, der große Macht erlangt hat. Dazu ein Hauptcharakter, der als Ermittler in Fällen rund um Extender seinen Lebensunterhalt verdient. No Guns Life präsentiert sich nicht nur mit einem zum Setting passenden, sehr gut umgesetzten Stil und Design, sondern verströmt auch eine packende Noir-Stimmung. Die erste Episode vermittelt den Eindruck eines spannenden Science-Fiction-Noir-Thrillers, der zusätzlich mit einem ungewöhnlichen Hauptcharakter auftrumpft. Wo sonst als in der Adaption der gleichnamigen Manga-Reihe gibt es einen Detektiv mit riesiger Pistole als Kopf? Passend zu Szenario und Stil der Serie, offenbart bereits die erste Episode finstere Machenschaften, illegale Aktivitäten und eine Welt, die noch immer sichtlich vom Krieg gezeichnet ist. Natürlich mischt dabei auch der mächte Konzern Berühren mit. Fließend wird eine fesselnde Handlung aufgebaut und gleichzeitig ein Gefühl für den Protagonisten entwickelt. Angereichert ist das mit seltener, aber nicht störender Comedy sowie obligatorischer, gut inszenierter Action. Dank des Cliffhangers, möchte ich am liebsten sofort die nächste Episode sehen. Genre-Fans sollten sich No Guns Life unbedingt ansehen.

Stars Align

Studio: 8bit
Genre: Sport, Drama
Termin: 10. Oktober 2019
Stream bei Wakanim

Worum geht’s?
Maki Katsuragi ist mit seiner Mutter gerade erst wieder in die Stadt gezogen und neu an der Schule, da bittet ihn sein Mitschüler Toma Shinjo, den er noch aus Kindheitstagen kennt, um Hilfe. Der Softtennisklub steht kurz vor der Schließung und muss beim anstehenden Sommerturnier unbedingt einen Sieg aufweisen. Aufgrund von Makis schnellen Reflexen, erhofft sich Toma, dass sie als Duo erfolgreich sein können. Allerdings hat Maki wenig Interesse daran sich einem Klub anzuschließen, schmeißt er zu Hause doch den Haushalt, während seine Mutter arbeiten geht. Toma lässt jedoch nichts unversucht, um Maki zu überzeugen.

Ersteindruck
Noch eine typische Sport-Anime-Serie? Stars Align widmet sich einem vor der Schließung stehenden Softtennisklub und einem neuen Schüler, der obwohl er noch nie gespielt hat, Talent zeigt. In der ersten Episode wird Softtennis vorwiegend durch das Training der Jungenmannschaft mit dem Mädchenteam gezeigt. Maki selbst wird noch nicht aktiv. Stattdessen lässt sich die Original-Anime-Serie Zeit, einen runden und guten Einstieg zu bieten. Charaktere werden vorgestellt, die problematische Situation für den Klub geschaffen und zudem noch das teils heikle Familienleben der beiden Hauptfiguren thematisiert. Gerade bei letzterem könnte Stars Align mit einem gelungenen Drama-Teil punkten. Es zeigen sich bereits mögliche Verwicklungen, die großen Einfluss auf die Geschichte haben könnten, aber trotzdem hoffentlich nicht zu viel Aufmerksamkeit erhalten. Besonders, weil hier Stolpersteine bezüglich des logischen Verhaltens von Figuren befinden. Vorerst bleiben diese glücklicherweise aus. Wirklich neu macht Stars Align zwar nicht, aber die erste Episode ist ein ordentlicher Einstieg in eine Sport-Anime-Serie mit Potenzial zur kurzweiligen Genre-Unterhaltung.

True Master Cooking Boy

Studio: Nihon Ad Systems
Genre: Abenteuer, Comedy
Termin: 11. Oktober 2019
Stream bei Crunchyroll

Worum geht’s?
Im China des 19. Jahrhunderts reist der junge Koch Mao mit seinen Freunden Zhi Lao und Mei Li durchs Land und stellt sich allerlei Herausforderungen rund um die Zubereitung von Essen. Der meisterhafte Koch möchte auf seiner Reise den Wunsch seiner Mutter, alle glücklich zu machen, erfüllen. Gleichzeitig erfüllt er ihre Aufgabe und beschützt legendäre Kochutensilien vor einer Untergrundorganisation.

Ersteindruck
Gourmet-Anime und -Manga sind mittlerweile recht weitverbreitet. True Cooking Master Boy verknüpft Kochen mit Komödie und Abenteuer und baut einen Kampf gegen eine Untergrundorganisation mit ein. In der ersten Episode ist davon jedoch nichts zu sehen. Stattdessen erreichen Mao, Zhi Lao und Mei Li die Stadt der Hühnerküche. Dort lernen sie Tia, deren Restaurant am Rande des Bankrotts steht, kennen. Grund dafür scheinen die pechschwarzen Hühner zu sein, die in der Stadt als Unglückbringer bezeichnet werden. Nach Tias trauriger Geschichte beschließt Mao ihr zu helfen und beim großen Hühner-Wettkochen anzutreten. Viel mehr passiert zum Serienauftakt nicht. Die drei Hauptcharaktere werden mit einem starken Fokus auf Mao vorgestellt. Kleinere Rückblicke führen seinen Rivalen sowie einen wichtigen Wettbewerb der Vergangenheit ein. Angereichert ist das mit ein klein wenig Kochen, wobei das Hühner-Wettkochen wesentlich mehr Wert auf die Bewertung des Gerichts, als die Zubereitung legt. Weder wird große Spannung aufgebaut, noch gibt es wirklichen Humor. Damit ist True Cooking Master Boy zwar nicht langweilig, aber bleibt in der ersten Episode recht seicht. Die einfach strukturierte und erzählte Geschichte erhält auch durch die simplen Charaktere wenig Mehrwert. Genre-Fans können trotzdem einen Blick wagen, genauso wie alle, die eine kurzweilige Serie für zwischendurch ohne viel Anspruch suchen. Zumindest gilt das für die erste Episode, wie sich True Cooking Master Boy noch entwickelt, lässt sich aktuell schwer vorhersagen. Deshalb werde ich der Serie wahrscheinlich noch eine Chance geben.