Rezension: Game – Lust ohne Liebe – Band 1 (Manga)

Prickelnde Erotik und ein Liebesspiel zwischen zwei Kollegen erwartet euch in Game – Lust ohne Liebe Band 1.

Sayo ist eine echte Karrierefrau. Erfolgreich arbeitet sie bei einer großen Steuerberatungsfirma und genießt das Vertrauen ihres Chefs und das der Kunden. Allerdings geht für Sayo die Arbeit immer vor. Das schreckt die Männer ab. Keiner scheint mit einer Frau, die erfolgreich ist, umgehen zu können und oft muss sich Sayo anhören, dass sie mehr ein Mann als eine Frau sei. Als Ryochi Kiriyama in ihrer Firma anfängt und sie ihn einarbeiten soll, kommt es schnell zu Annäherungsversuchen des neuen Kollegen. Aus Frust lässt sich Sayo nach anfänglicher Gegenwehr auf ein erotisches Spiel ein.

Sex – und sonst?

Mai Nishikatas Game – Lust ohne Liebe wird offiziell dem Romantik-Genre zugeordnet. Grundsätzlich stimmt das, aber der erste Band offenbart bereits früh, dass die Geschichte von Sayo und Kiriyama kein einfacher Romance-Manga ist. Viel mehr handelt es sich um einen Josei-Titel, der sich inhaltlich vorwiegend an Erwachsene und hierbei besonders an Frauen richtet. Außerdem zeigt sich Game – Lust ohne Liebe von Anfang an als erotisch und mit einem starken Fokus auf Sex. Liebe und Romantik sind zwar grob angerissene Themen, doch vorwiegend basiert das Spiel der beiden Hauptfiguren auf einer rein körperlichen Beziehung. Dabei fällt auf, dass gerade im weiteren Verlauf des ersten Bandes die erotisch, aber nicht zu explizit dargestellten Sex-Szenen immer stärker in den Vordergrund rücken und nicht selten den Großteil eines Kapitels ausmachen. Zwar wird auch das Arbeitsleben von Sayo und Kiriyama angerissen, doch dieses wirkt mehr wie ein Rahmen, der dazu dient, die beiden zusammenzuführen. Immerhin verstärken diese Szenen die Glaubwürdigkeit des normalen Alltags etwas.

Im Mittelpunkt von Game – Lust ohne Liebe stehen ganz klar Sayo und Kiriyama. Andere Figuren nehmen entweder nur Statistenrollen ein oder sind kaum ausgearbeitet. Lediglich Takahata und Yuka Eshima, Kollegen der beiden, werden etwas genauer charakterisiert und haben relevantere Auftritte. Dennoch bleiben sie weitgehend blass. Sayo und Kiriyama müssen die Geschichte alleine tragen. Das ist angesichts des starken Fokus auf das erotische Spiel logisch. Vollkommen überzeugen können beide Hauptfiguren nicht. Sayo tritt als starke Karrierefrau, die ihr Leben selbst in der Hand hat, auf und ist als solche eine angenehme Abwechslung zur Standardprotagonistin. Allerdings ist es gerade diese Stärke, die manche ihrer Entscheidungen und Verhaltensweisen gegenüber Kiriyama weniger verständlich machen. So wirkt es nicht selten so, als würde sie sich eher unfreiwillig auf ihren neuen Kollegen und das Spiel einlassen, nur um im nächsten Moment wieder einen ganz anderen Eindruck zu erwecken. Das mag ihre Unentschlossenheit zeigen, funktioniert aber nicht immer. Ein Grund dafür ist Kiriyama. Nicht nur fällt er überaus unsympathisch auf und scheint wenig Respekt vor Frauen zu haben, er wirkt häufig auch noch zu unmenschlich und passend auf die Rolle des verführerischen Playboys getrimmt. Das kratzt an der Glaubwürdigkeit seiner Persönlichkeit, was lediglich durch wenige Szenen etwas relativiert wird.

Das größer Problem ist aber: Angesichts Sayos scheinbarer Abneigung gegen Kiriyama, ist meist nicht nachvollziehbar, weshalb sie sich auf das Spiel einlässt. Besonders, weil sie sich als eigentlich starke und selbstbewusste Frau zu oft gefühlt unfreiwillig von ihm kontrollieren lässt. Hier müssen die kommenden Bände noch deutlich zulegen um sowohl das Verhalten der Hauptfiguren nachvollziehbarer zu machen, als auch die Geschichte interessanter zu gestalten. Immerhin kann Game – Lust ohne Liebe beim Kernelement mit prickelnder Erotik überzeugen. Maßgeblich beteiligt daran sind die insgesamt gelungenen Zeichnungen, die in den meisten Fällen die knisternde Atmosphäre gut vermitteln können. Leider zeigen sich aber auch einige Schwächen. Die Figuren wirken in manchen Szenen schlicht zu schlank, was besonders bei manchen Händen oder den langen Hälsen seltsam wirkt und selten sogar dafür sorgt, dass die Proportionen nicht mehr stimmen. Ansonsten kann Game – Lust ohne Liebe durchaus überzeugen, auch wenn das Charakterdesign Geschmackssache ist und sich in Richtung hübsche, junge, schlanke Erwachsene bewegt.

Fazit

Sex und Erotik. Game – Lust ohne Liebe konzentriert sich zum Auftakt klar auf die beiden Kernelemente der Reihe. Damit wird sicherlich genau das erfüllt und geboten, was beabsichtigt war, aber die Geschichte weckt bei mir auf diese Weise auch wenig Interesse. Vielleicht wäre das anders, wenn Kiriyama sympathischer wäre. Sayo ist als starke Karrierefrau durchaus gelungen und funktioniert für mich deutlich besser als ihr neuer Kollege. Trotzdem kann ich manche Entscheidungen und Entwicklungen nicht nachvollziehen. An sich wäre das nicht schlimm, wenn dadurch manche Szene nicht etwas aufgesetzt oder konstruiert wirken würde. Schlecht ist Game – Lust ohne Liebe Band 1 trotzdem nicht. Schließlich ist durch das Arbeitsleben, angerissene Beziehungen oder Interessen zu und von Kollegen sowie eventuell genauer ausgearbeitete Persönlichkeiten, noch Potenzial vorhanden. Zumindest Genre-Fans können einen Blick wagen, sollten sich aber auf eine stark auf die Erotik fokussierte Geschichte einstellen.

Kurzfazit: Stark auf Erotik ausgerichtete Story, die teilweise konstruiert wirkt und von den nur teilweise sympathischen Hauptfiguren dominiert wird.

Vielen Dank an altraverse für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Game – Lust ohne Liebe – Band 1!

Details
Titel: Game – Lust ohne Liebe – Band 1
Originaltitel: Game: Suit no Sukima
Genre: Erotik, Romantik
Verlag: altraverse
Text/Zeichnungen: Mai Nishikata
Seiten: 192
Preis: 7,00 €
ISBN: 978-3-96358-018-5
Verlagsseite: Game – Lust ohne Liebe – Band 1 bei altraverse
Erscheinungsdatum: 26. April 2018

Bilder Copyright altraverse / Hakusensha