Rezension: Goldfisch – Band 1 (Manga)

goldfisch-band-1-nana-yaa-coverMitte Juli ist der erste von drei Bänden der neuen Shonen-Reihe Goldfisch von der deutschen Mangaka Nana Yaa bei Tokyopop erschienen.

Morrey ist ein einfacher Fischerjunge. Aufgedreht und ziemlich aktiv, träumt er von Abenteuern und den in der Welt verteilten Artefakten. Doch seit kurzer Zeit hat er eine besondere Fähigkeit: Alles was er anfasst verwandelt sich in Gold. Das ist allerdings wenig praktisch, wenn er sich anziehen möchte und bringt ihn auch durch die Gier der Dorfbewohner in Schwierigkeiten. Außerdem gibt es da ein schreckliches Ereignis, das durch seine Goldhände ausgelöst wurde und das er unbedingt rückgängig machen möchte. Auf seiner Suche nach einem Heilmittel trifft er auf die junge Erfinderin Shelly sowie den jungen Heiler Zaka, die ihm fortan zur Seite stehen.

Untergegangene Welt

Goldfisch ist in der nicht näher bezeichneten Zukunft angesiedelt. Ein ins Meer gestürzter Meteorit setzt Mutagene frei, die dazu geführt haben, dass die Welt überschwemmt wurde und zugleich ein enormes Wachstum bei Bäumen und Pflanzen eingesetzt hat. Doch auch auf Menschen und Tiere hat der gefährliche Stoff im Wasser Einfluss. Bei zu langem Kontakt drohen Mutationen. Besonders die Flora und Fauna zeigt deutliche Spuren davon. So existieren zahlreiche der sogenannten Anomale, Tiere, die sich durch das Mutagen verwandelt haben. Zu ihnen gehört auch Morreys tierischer Begleiter Otta.

Das im Manga vorkommende Dorf ist auf einem riesigen Baum errichtet. Dennoch weisen einige der Figuren leichtere oder schwerere Mutationen auf, wodurch deutlich wird, dass gerade die einfache Bevölkerung kaum vor den gefahren des Wassers geschützt ist. Morrey hingegen ist scheinbar Immun gegen das Mutagen und kann deshalb so lange im Wasser bleiben wie er möchte. Weshalb das so ist, weiß er allerdings nicht. Interessant ist der Ansatz der Welt, die gefährlich für die Menschheit geworden ist und das Leben sowie Überleben schwieriger gestaltet. Auch die vielen aggressiven Anomale zeigen sich im Auftakt der Geschichte als offensichtliche Bedrohung. Allerdings bleiben viele Details noch etwas unklar und die Einführung in die Welt wirkt anfangs ein klein wenig aufgesetzt. Trotzdem lernt man die Hintergründe von Goldfisch genug kennen und der Spagat zwischen Geschichte und Charaktervorstellung auf der einen und der ausführlichen Darstellung der Welt auf der anderen Seite ist weitgehend gelungen.

Charakter erzählt

Wie es bei den ersten Bänden neuer Reihen üblich ist, beschäftigt sich auch Goldfisch eine Zeitlang mit der Vorstellung der Charaktere. Allerdings gelingt es der Autorin und Zeichnerin Nana Yaa das alles gut in die Geschichte mit einzuflechten. Dadurch lernt man Morrey, Shelly, Zaka und die anderen Figuren langsam im Verlauf des Mangas kennen, ohne dass der Aufbau der Geschichte darunter leidet. Das ist besonders deshalb wichtig, weil die Reihe nur auf drei Bände ausgelegt ist und somit ein striktes voranschreiten der Handlung unabdingbar ist.

Der schnelle, aber nicht gehetzte, Erzählstil passt zu Goldfisch und wird stark von den sympathischen Figuren getragen. Besonders Morrey und Shelly sowie das Zusammenspiel der beiden Charaktere ist überaus gelungen und sorgt immer wieder für amüsante Momente. Sei es Morreys naive, fast schon ungebildet-dumme Art oder Shellys schnell ins pessimistische abgleitende Laune, beide Charaktere weisen Eigenheiten auf, die sie lebendig werden lassen. Dadurch schließt man sie schnell ins Herz. Ähnliches gilt auch für Zaka, der jedoch noch etwas zu blass bleibt, aber genügend Potenzial zeigt und sich bisher auch gut in das Team einfügt.

Artefaktsuche

Die Geschichte selbst dreht sich um Morreys Fähigkeit alles, was er anfasst in Gold zu verwandeln und den Versuch diese Gabe wieder loszuwerden sowie ein schreckliches Ereignis rückgängig zu machen. Man merkt früh, dass Morrey seine Kräfte noch nicht lange hat, weshalb die Möglichkeit besteht neue Aspekte einzubringen, die selbst dem Protagonisten unbekannt sind. Dieser gelungene Kniff sorgt dazu, dass auch in den beiden kommenden Bänden noch Platz für Überraschungen ist.

Bereits früh im Band werden die auf der Welt verteilten, sehr wertvollen Artefakte erwähnt, die in der Gesellschaft scheinbar eine wichtige Rolle spielen. Sie sind es dann auch, die Morrey, Shelly und Zaka suchen müssen, um die Möglichkeit zu erhalten ihr eigentliches Ziel zu erreichen. Natürlich verwundert es wenig, dass es auch Gegenspieler gibt, die sich den drei Hauptfiguren in den Weg stellen. Im ersten Band treten diese allerdings nur relativ wenig auf und werden mehr durch Erwähnungen eingeführt und vorgestellt. Das hilft allerdings dabei, sie mysteriös zu halten und gleichzeitig das spannende, offene Ende herbeizuführen.

Zeichnerisch können die Bilder von Nana Yaa durchaus überzeugen. Das Charakterdesgin hat einen hohen Wiedererkennungswert und besonders manche Gestik und Mimik ist humorvoll und etwas überzeichnet gestaltet. Das wirkt manchmal etwas befremdlich und unschön, scheint aber zu jederzeit genauso gewollt zu sein, um Reaktionen überspitzt darzustellen. Auch die actionreicheren Szenen sind gut umgesetzt und ordentlich in Szene gesetzt.

Fazit

Goldfisch Band 1 ist ein guter Auftaktband, der sowohl die Charaktere als auch die Welt auf gelungene Weise vorstellt und zugleich die Geschichte zügig, aber nicht gehetzt voran bringt. Das sorgt dafür, dass sich der Manga angenehm locker liest, dabei aber niemals zu einfach wirkt. Anspruchsvolle Unterhaltung wird zwar nicht geboten, dafür aber seichte, gute Shonen-Action-Kost in einem interessanten Setting mit liebevollen Figuren. Zudem sorgt das offene Ende für genug Spannung, um die Neugier auf die Fortsetzung zu wecken. Genre-Fans sollten auf jeden Fall einen Blick wagen – alleine schon wegen des sehr günstigen Einführungspreises von 4,95 Euro.

Kurzfazit: Gelungener Auftakt, der Charakter, Welt und Geschichte gut einführt und zudem mit einem interessanten Setting aufwartet.

Details
Titel: Goldfisch – Band 1
Genre: Action
Verlag: Tokyopop
Autorin/Zeichnerin: Nana Yaa
Seiten: 192
Preis: 4,95 €
ISBN: 978-3-8420-2787-9
Verlagsseite: Goldfisch – Band 1 bei Tokyopop
Erscheinungsdatum: 14. Juli 2016

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