Rezension: Danganronpa – Vol. 1 (Blu-ray)

danganronpa-vol-1-coverFünfzehn Schüler, gefangen in einer Schule, in der nur der perfekte Mord zur Freiheit führt – Danganronpa Volume 1 bringt zum Auftakt drei Episoden der Videospiel-Umsetzung.

Makoto Naegi scheint der größte Glückspilz überhaupt zu sein. In einem Brief wurde dem Schüler mitgeteilt, dass er die Aufnahme an die renommierte, staatlich anerkannte Privatschule Hope´s Peak High gewonnen hat. Eigentlich besucht nur die oberste Elite aus den verschiedensten Bereichen die Schule. Seien es Prominente oder Kinder einflussreicher Familien. Doch Makotos Glück wendet sich schlagartig, nachdem er das Gelände der Hope´s Peaks High betreten hat. Ohnmächtig geworden, erwacht er alleine in einem Klassenzimmer, dessen Fenster mit Stahlplatten verschlossen sind. In der Aula trifft er auf vierzehn weitere Jugendliche, die ebenfalls neu an der Schule sind und ähnlich wie er in den Klassenräumen alleine aufgewacht sind. Unter Makotos neuen Klassenkameraden befindet sich auch die bekannte Sängerin einer Idol-Band, Sayaka Maizono, die einst an die selbe Grundschule wie Makoto gegangen ist. Die Freude über das Wiedersehen währt jedoch nur kurz, da der Schuldirektor, ein schwarz-weißer Teddybär namens Monokuma, verkündet, die fünfzehn Schüler würden fortan ihr restliches Leben an der Hope´s Peak High verbringen. Die einzige Möglichkeit das Gebäude zu verlassen besteht darin einen Mord zu begehen – und dabei nicht erwischt zu werden.

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Darstellungsstark

Danganronpa ist eine 13-teilige Anime-Umsetzung des gleichnamigen Visual-Novel-Adventure-Spiels von Spike Chunsoft, das in Japan erstmals 2010 für Sonys Playstation Portable erschienen ist. Die Geschichte beschäftigt sich mit fünfzehn Schülern, die in Gefangenschaft sind und nur durch gegenseitigen Verrat und das Töten eines Mitschülers die Freiheit zurück erlangen können. Hier zeigt sich eine klare gesellschafts- und systemkritische Haltung, da zwar das Recht des Stärkeren gilt, aber Regelübertretungen mit aller Härte bestraft werden. So ist nur ein perfektes Verbrechen wirklich ein Garant für die Freiheit. Gleichzeitig muss der Täter weit mehr als nur einen Mord auf sich laden.

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Lange Zeit lässt sich Danganronpa nicht. Die Serie beginnt direkt mit dem Eintreffen von Makoto an der Hope´s Peak High. Sowohl die sechzehn relevanten Charaktere als auch die Grundlagen für die Geschichte werden innerhalb der ersten Episode vorgestellt. Natürlich fehlt es manch einer Figur noch etwas an Tiefe, dennoch sind die Persönlichkeiten und Ausrichtungen jedes Schülers zumindest bereits zu erahnen. Das liegt zum Einen an der Vorstellung, bei der neben dem Namen auch das wichtigste Talent – also Model, Baseballspieler, Wahrsager und so weiter – eingeblendet wird; und zum anderen am Design der Charaktere. Jede Figur ist einzigartig gestaltet und weist wichtige Eigenheiten auf, die eine schnelle Charakterisierung ermöglichen. Dank dieses hervorragenden Kniffs kann sich die Serie zu lange Erklärungen sparen – ohne dass diese gänzlich ausbleiben – und die Konzentration stärker auf die Handlung legen.

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Gefangenschaft

Es gelingt bereits in der ersten Episode eine beklemmende, packende Atmosphäre aufzubauen, die perfekt zur Gefangenschaft der fünfzehn Jugendlichen in der Hope´s Peak High passt. So fügen sich manche Charaktere besser in die Situation ein, versuchen Zusammenzuarbeiten, während andere eher negativ eingestellt sind und früh mit dem ersten Mord rechnen. Einige verzweifeln auch an der Situation. Besonders, da Monokuma ein hartes Mittel einsetzt, um seinen Gefangenen ein Motiv für einen Mord – oder zumindest eine möglichst schnell erlangte Freiheit – zu liefern. Deshalb überrascht es auch nicht, dass bereits die ersten drei Episoden, die sich auf Volume eins befinden, Todesfälle mit sich bringen.

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Hier spielt Danganronpa dann mit den Möglichkeiten, die der Spielvorlage zu verdanken sind, und zeigt zugleich seine intelligente und spannende Erzählweise. Denn einen Mord zu verüben reicht nicht aus, um die Hope´s Peak High zu verlassen. Weitaus wichtiger ist, dass die anderen Schüler den Täter durch ihre Ermittlungen und das anschließend anstehende Strafverfahren nicht entlarven. Die ersten drei Episoden werden sehr gut genutzt, um das Grundprinzip der Serie zu erläutern. Nach der Einführung und kurzen Vorstellung der Charaktere, geht die Serie schnell zum ersten Mord – der tatsächlich überraschend kommt, besonders was das Opfer angeht – und den damit verbundenen Ermittlungen. Witzigerweise wird sogar eine Einblendung angezeigt, die auf die eingeleitete Phase hinweist. Ebenfalls dem Spiel entnommen, ist die Anzeige der gefundenen Beweisstücke, so als würden sie in ein Inventar oder eine Akte gelegt werden.

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Umsetzungsstark

Die letzte Episode von Volume 1 beschäftigt sich schließlich mit dem Strafprozess. Allerdings leidet die Spannung bei diesem etwas durch die aufgeworfenen Regeln und möglichen Bestrafungen. Das stört jedoch kaum, da die Umsetzung an sich überaus gelungen ist und die Wortgefechte der Schüler interessant zu beobachten und unterhaltsam sind. Weit mehr überrascht die Serie mit den frühen Opfern, da wenigstens bei einer Figur nicht mit einem Ableben zum Auftakt der Serie gerechnet werden konnte. Allerdings nutzt Danganronpa die Möglichkeiten gut, um sowohl die Gefahren als auch die Bestrafungen zu erläutern. Damit sorgt Volume 1 nicht nur für Spannung und unerwartete Wendungen, sondern stellt die zu erwartetenden Ereignisse der Serie gekonnt vor, ohne dabei zu viel Zeit zu verschwenden.

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Ebenfalls stark präsentiert sich Danganronpa bei der technischen Umsetzung der Spielevorlage. Bewegen sich die Animationen und Effekte weitgehend auf einem hohen Durchschnittsniveau, sind es die immer wieder eingesetzten verschiedenen Stilmittel, um Szenen besonders hervorzuheben, die für einzigartige Momente sorgen. Dazu gesellen sich die bereits erwähnten Anspielungen auf das PSP-Adventure, die den Videospielcharakter erhalten. Doch auch bei der Sounduntermalung kann Danganronpa überzeugen. Die Musik bleibt zwar nur bedingt in der Erinnerung haften, passt aber gut zur Serie. Lediglich Intro und Outro konnten mich nicht voll überzeugen, das ist aber eine Geschmackssache. Ähnlich gelungen ist die deutsche Synchronisation. Die Sprecher vertonen die Dialoge gekonnt und vermitteln sie stets passend.

Fazit

Da ich die Videospiel-Vorlage bisher nicht gespielt habe, bin ich ohne größere Vorbelastung an Danganronpa ran gegangen. Meine trotzdem vorhandenen – durch begeisterte Meinungen zum Adventure angefeuerte – Vorab-Meinung wurde weitgehend bestätigt. Der Auftakt der Serie kann durch seine schnelle erzählweise, spannende Ereignisse und eine unerwartete Wendung inklusive überraschendem Tod überzeugen. Es war zu erwarten, dass nicht alle Schüler überlebe, genauso war zumindest ein früher Mord logisch, doch das Opfer und die weiteren Todesfälle sowie ihre Art kommen unerwartet. Dadurch zeigt sich, dass kaum eine Figur in Danganronpa wirklich sicher ist und jeder das nächste Opfer sein kann. Genauso kristallisiert sich neben Makoto Naegi erst langsam heraus, welche Figuren größere Rollen innerhalb der Serie übernehmen könnten – und selbst das ist zum Ende von Volume 1 nicht sicher, da das Überleben der Charaktere nicht gesichert ist. Die größte Gefahr der Serie besteht nun darin sich zu sehr auf das Konzept zu verlassen und das Schema endlos zu wiederholen. Sollten die Macher aber trotz der weiteren Verfolgung des eröffneten Weges weiterhin überraschen können, hat Danganronpa das Potenzial zu einer spannenden und unterhaltsamen Anime-Serie.

Kurzfazit: Spannender Serien-Auftakt, der mit überraschenden Wendungen daherkommt, allerdings auch mögliche Schwächen erahnen lässt.

Vielen Dank an FilmConfect für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Danganronpa – Vol. 1!

Details
Titel: Danganronpa – Vol. 1
Genre: Mystery, Thriller
Regie: Seiji Kishi
Studio: Lerche
Produktionsjahr: 2013
Laufzeit: ca. 75 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch (DTS-HD Master 2.0)
Untertitel: Deutsch
Bonus: Booklet
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungstermin: 26. August 2016
Herstellerseite: Danganronpa bei FilmConfect
Spezialseite: Danganronpa

Bilder Copyright Lerche / FilmConfect