Rezension: Rare Replay (Xbox One)

rare-replay-coverRare wird 30 und Microsoft spendiert zum Jubiläum eine Sammlung mit 30 Spieleklassikern des Entwicklerstudios. Nostalgie-Fest oder Altwaren-Lager?

Von 8-Bit zu HD

Viele Spieler verbinden mit dem Namen Rare Erinnerungen an zahlreiche schöne Stunden in einigen der besten Spiele der späten 90er und frühen 2000er. Doch bereits vor dieser Zeit hat der britische Entwickler erfolgreiche und von den Kritikern gelobte Spiele auf den Markt gebracht. In Rare Replay bieten euch Rare und Microsoft einen Überblick über das gesamte Schaffen des Studios. Dass dabei aus lizenzrechtlichen Gründen gewisse Spiele wie die Donkey-Kong-Titel oder Starfox Adventures fehlen, dürfte wenig verwundern. Dafür erhalten interessierte Spieler auch die Möglichkeit in die Zeit vor der eigentlichen Gründung von Rare zu blicken. Sieben Spiele sind enthalten, die noch unter dem Label Ultimate Play the Game erschienen sind.

Darunter finden sich auch die Trilogie um Killer-Instinct-Charakter Sabre Wulf und die Jetpac-Spiele. Allerdings sind diese Spiele – wie auch einige andere – nicht unbedingt gut gealtert. Konnten sie bei ihrem Erscheinen in den 80ern noch für Aufsehen sorgen, wirken sie heute eher obskur oder zumindest nicht mehr erwähnenswert. Für einen kurzen Blick aus Neugierde, um die Anfänge von Rare kennenzulernen, eigenen sie sich aber dennoch.

Doch auch die weiteren Spiele sind aus heutiger Sicht nicht durchweg gelungen. Zwar ist bei den unter dem Namen Rare veröffentlichten Spielen bereits deutlich die Entwicklung zu erkennen, die das Gründerbrüdergespann Chris und Tim Stamper im Laufe der Jahre mit gemacht haben, dennoch sind viele Spiele aus der Ära des Nintendo Entertainment System aus heutiger Sicht einfach nur noch bedingt unterhaltsam. Selbst Spiele mit denen man – wie ich – Kindheitserinnerungen verbindet oder die einen großen Namen tragen, erreichen nicht den Status eines zeitlosen Klassikers. Den typischen Rare-Charme, der die späteren Spiele so besonders macht, versprühen aber auch sie schon. Egal ob es nun ein Snake Rattle N Roll oder Battletoads ist. Interessant ist, dass von letzterem auch die Automatenversion in der Sammlung zu finden ist. Damit erscheint Battletoads Arcade erstmals in einer Umsetzung für zu Hause. Zugleich macht der Titel etwas mehr Spaß als der NES-Vorgänger.

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Das goldene Zeitalter

Für viele Spieler dürfte erst mit den Spielen für das N64 der Name Rare wirklich eine Rolle spielen oder bewusst geworden sein. Egal ob Kill Instinct Gold, Blast Corps, Banjo-Kazooie, Jet Force Gemini, Perfect Dark, Banjo-Tooie oder Conker’s Bad Fur Day, die Spiele dieser Ära alleine wären schon ein absoluter Kaufgrund für Rare Replay und würden den günstigen Preis von zirka 30 Euro mehr als rechtfertigen. Und auch heute machen diese Spiele noch Spaß. Zwar kann ein gewisser Hang zu Retro-Spielen nicht schaden, aber auch Spieler, die normalerweise weniger Klassiker spielen, dürften ihren Spaß mit dem einen oder anderen Titel dieser Zeit haben. Gerade das 3D-Jump & Run Conker’s Bad Fur Day und der Ego-Shooter Perfect Dark gelten als Glanzstücke ihrer Zeit und die vielleicht besten Spiele, die Rare jemals entwickelt hat.

Aber auch beide Banjo-Spiele der N64-Ära können heute noch genauso überzeugen wie damals, auch wenn die Grafik trotz Xbox 360-Updates nicht mehr wirklich zeitgemäß ist, weiß der Stil noch immer zu gefallen. Doch Moment. Xbox 360-Update? Ja, denn sowohl die beiden Banjo-Spiele als auch Perfect Dark liegen in ihren überarbeiteten Varianten für Microsofts zweite Konsole der Sammlung bei. Schade ist, dass es keine Möglichkeit gibt auf die N64-Version der genannten Spiele zu wechseln. Weshalb bei Conker’s Bad Fur Day auf die für die erste Xbox erschienene Neufassung Conker: Live & Reloaded verzichtet wurde, ist nicht ganz klar, dürfte aber gerade Kenner der Originalversion freuen, da diese als die bessere gilt.

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Aufbruch ins HD-Zeitalter

Als einziges Spiel der ersten Xbox findet sich Grabbed by the Ghoulies in der Sammlung. Das comichafte Action-Adventure ist grafisch zwar ganz nett anzusehen und auch spielerisch völlig in Ordnung, aber ganz sicher kein Glanztitel der Reihe. Anders verhält es sich bei den verbleibenden sechs Spielen von Rare Replay. Dabei handelt es sich nämlich tatsächlich um Rares Schaffenswerke für die Xbox-One-Vorgängerkonsole Xbox 360 und damit um waschechte HD-Titel. Gerade das etwas an die Zelda-Reihe erinnernde Kameo: Elements of Power oder die beiden Viva-Pinata-Spiele dürfen hier als Highlights betrachtet werden. Wer die Spiele noch nicht kennt, sollte auf jeden Fall einen Blick wagen. Dazu gesellt sich mit Jetpac Refuelled ein grafisch und spielerisch heutzutage angenehmeres Remake von Rares erstem Spiel Jetpac. Aber auch Perfect Dark Zero und Banjo-Kazooie: Nuts & Bolts sind schöne Ergänzungen für eine vollgepackte Sammlung.

Doch das war es noch nicht mit Rare Replay. Zusätzlich zu den Spielen selbst, hat Rare noch die sogenannten Schnappschüsse in die Sammlung gepackt. Dabei handelt es sich um Herausforderungen in den 8-Bit-Spielen von Rare. Diese basieren auf Elementen der Spiele selbst und geben bestimmte Ziele, die beispielsweise mit Zeitbegrenzung erledigt werden müssen. Gerade hierfür sind gute Fähigkeiten am Controller unbedingt erforderlich, da der häufig harte Schwierigkeitsgrad, der für Rare typisch ist und nicht selten ans unfaire grenzt, noch einmal eine ganz andere Note erhält. Schade ist allerdings, dass auch diese Herausforderungen nötig sind, um Stempel zu sammeln und Ränge aufzusteigen. Denn für allerlei Aktionen in Rare Replay werden diese Stempel verteilt und nur wer in den Rängen aufsteigt, erhält Zugang zu den Rare-Revealed-Videos in denen Mitarbeiter von Rare über die Entwicklung der Spiele oder auch gescheiterte Projekte sprechen. Diese sind ein klares Highlight der Sammlung, bleiben aber zum Teil all jenen verschlossen, die nicht in jedes Spiel der Sammlung viel Zeit investieren wollen.

Neben den Videos und der Auswahl der Spiele, ist gerade der Präsentation anzumerken wie viel Aufwand Rare in die Spielesammlung gesteckt hat. Die Menüs sehen toll aus und präsentieren die einzelnen Spiele zwar auf einfache, aber hübsche Art und Weise. Dazu kommt der Rare-Tribut-Titelsong, der einfach nur liebevoll ist und bei Kennern sofort nostalgische Gefühle auslöst. Hier hat der Entwickler ganze Arbeit geleistet und setzt Rare Replay mehr oder weniger die Krone auf.

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Fazit

Rare Replay ist eine fast perfekte Spielesammlung zum Tribut eines Entwicklerstudios. Zwar können gerade die älteren Spiele heute nicht mehr wirklich überzeugen, doch auch sie haben eine Berechtigung Teil der Sammlung zu sein – schließlich gehören sie zum Gesamtbild dazu. Außerdem entschädigen dafür die wesentlich umfangreicheren und heute auch noch höchst unterhaltsamen Spiele aus Rares N64-Hochzeit sowie der Xbox-360-Ära. Gerade alte Rare-Fans dürften mit Rare Replay ein Nostalgie-Erlebnis durchlaufen, aber auch Spieler, die bisher keinen oder kaum Kontakt mit Rare hatten können ihren Spaß mit der Spielesammlung haben. Ich persönlich freue mich besonders über liebgewonnene Spiele wie Banjo-Kazooie oder Blast Corps sowie die Möglichkeit verpasste Perlen wie Conker’s Bad Fur Day oder Kameo: Elements of Power nachholen zu können.

Kurzfazit: Gute Spielesammlung mit Nostalgie-Faktor, die zwar einige schwache Spiele, aber auch zeitlose Klassiker enthält.

Details
Titel: Rare Replay
Genre: Diverse/Spielesammlung
Publisher: Microsoft
Entwickler: Rare
Spieler: 1-4
Syteme: Xbox One
Erscheinungsdatum: 04. August 2015

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