Rezension: Gate – Vol. 1 (Blu-ray)

Auf insgesamt acht Volumes veröffentlicht Anime House die beiden Staffeln von Gate Volume 1 bringt zum Auftakt die ersten drei Episoden.

Wie aus dem Nichts taucht im Shopping-Viertel Ginza im Herzen von Tokio ein mysteriöses Tor auf, aus dem eine Armee aus allerlei Gestalten wie in einem Fantasy-Film erscheint. Orks, Drachen, Ritter und mehr greifen die Bevölkerung der japanischen Großstadt an. Eigentlich auf dem Weg zu einer Convention, handelt der Otaku Yoji Itami, der sein Dasein als Soldat nur fristet, um sich sein Hobby finanzieren zu können, schnell und bedacht. So gelingt es ihm, zahlreichen Menschen das Leben zu retten, bevor die Einsatzkräfte von Polizei und Militär die Invasoren besiegen können. Kurzerhand wird Yoji zum Helden von Ginza erklärt und befördert. Die Regierung erklärt den Bereich hinter dem Tor zur japanischen Sonderbezirk und entsendet einige Monate nach dem Vorfall in Ginza eine Spezialeinheit der Selbstverteidigungstreitkräfte (JSDF) durch das Tor in die unbekannte Welt. Unter ihnen auch Leutnant Yoji Itami, der über seine Beförderung nicht erfreut ist. Nach einigen Kämpfen gegen die Armeen der fremden Welt, wird Yoji als Kommandant des dritten Aufklärungstrupps beauftragt, Kontakt zur Bevölkerung herzustellen und die Umgebung zu erkunden.

Fantasy trifft Military

Die auf der Web- und Light-Novel-Reihe des ehemaligen JSDF-Soldaten Takumi Yanai basierende Anime-Serie Gate vermischt klassische Fantasy mit Military-Action und einem Hauch von Polit-Thriller. Dabei zeigt sich die 12-teilige Serie zum Auftakt der ersten Staffel in drei Episoden noch etwas stereotypisch und klischeehaft, lässt aber auch vorhandenes Potenzial erahnen. Bereits der Angriff der Fantasy-Armee auf Tokio ist ein interessanter Aspekt und macht die surreale Ader von Gate. Es wirkt ein wenig seltsam, wenn an römische Legionäre erinnernde Soldaten den schwerbewaffneten japanischen Selbstverteidigungsstreitkräften gegenüberstehen. Trotz des anfänglich vorhandenen Humors, der auch dazu dient den nerdigen Yoji vorzustellen, stellt sich schnell heraus, dass Gate nicht zimperlich ist. Blutig greifen die Fantasy-Invasoren die Zivilbevölkerung an und auch die Verteidiger richten mit ihren modernen Waffen großen Schaden beim Feind an. Noch deutlicher wird der Stärkenunterschied nachdem die JSDF-Spezialeinheit das Tor durchschritten hat und der anschließende Konflikt zehntausende Tote auf Seiten des Kaiserreichs und seiner Vasallenstaaten anrichtet. Hierbei zeigt Gate den Schrecken des Krieges und wie schnell ein überlegener Kriegsteilnehmer einen Kampf beherrschen kann.

Als Kontrast dazu dient nach dem anfänglichen Aufbau die Erkundung des dritten Aufklärungstrupps unter dem Kommando von Yoji, der ein wenig mit einem Friedens- und Hilfseinsatz verglichen werden kann.. Leider lässt sich die Serie etwas zu viel Zeit, um ihn zu entsenden. Während der Erkundung durch Yoji und seine Untergebenen, wird die recht klassische Fantasy-Welt zumindest ein wenig vorgestellt. Diese erfüllt die üblichen Genre-Standards und zeigt eine mittelalterlich-europäische Gesellschaft, die von Menschen dominiert wird, während neben Elfen auch Orks und Drachen in ihr leben. Ob es die Serie schafft die üblichen Stereotypen zu umgehen, bleibt abzuwarten, da viele Charaktere noch nicht ausführlich genug vorgestellt werden, um wirklich ein Urteil darüber zu ermöglichen. Allerdings zeichnet sich ab, dass der überaus friedensliebende und hilfsbereite Yoji zukünftig Unterstützung von der Elfe Tuka Luna Marceau, der Magieschülerin Lelei La Lelena und der Gothic-Lolita-Priesterin Rory Mercury erhält. Während Tuka, durch ihre fast das gesamte erste Volume anhaltende Ohnmacht, bisher noch keine wirkliche Persönlichkeit zeigt und auch Lelei hauptsächlich einige amüsante Szenen mit ihrem Merlin-verschnitt-Meister Kato El Altestan hat, ist es Rory, die etwas heraussticht. Die Priesterin ist ein Apostel des Gottes der Finternis Emroy und beweist bereits bei ihrem ersten Auftritt wie gut sie mit ihrer riesigen Axt umzugehen weiß. Zudem scheint sie eine wichtige Rolle in der Gesellschaft der Fantasy-Welt einzunehmen und zeigt einen wachen und bissigen Verstand.

Politische Machenschaften

Obwohl die Erkundung von Yoji und den anderen Soldaten unterhaltsam ist und eine interessante Fantasy-Welt voller Gefahren offenbart, sind es andere Aspekte, die Gate in den kommenden Volumes vom Genre-Standard abheben könnten. Durch einige wenige Szenen wird deutlich, dass neben Japan auch andere Nationen Interesse an der Welt hinter dem Tor haben. Dazu gesellen sich die politischen Verstrickungen des Kaiserreichs und seiner Nachbarstaaten. So zeigt Kaiser Molt Sol Augustus Tendenzen eines Despoten, was noch interessante Möglichkeiten bieten könnte. Auch mit Blick auf seine Tochter Piña Co Lada, die bei ihrem recht kurzen Auftritt einen eher rechtschaffenen Eindruck hinterlässt. Sollte die Serie das vorhandene Potenzial ausnutzen, könnte Gate zumindest in Teilen, Züge eines Polit-Thrillers annehmen. Besonders die hoffentlich kommenden Verhandlungen zwischen der japanischen Regierung und Vertretern der Fantasy-Welt versprechen interessant zu werden. Auch angesichts der bereits zehntausenden Opfer, die der Konflikt gefordert hat.

Für die Produktion von Gate zeichnet sich A-1 Pictures (u.a. Sword Art Online, Shigatsu Wa Kimi No Uso) verantwortlich. Die Animationen bewegen sich im oberen Bereich für eine TV-Produktionen und können trotz weniger etwas seltsam anmutender Bewegungen überzeugen. Passend zum Fantasy-Setting orientiert sich das Charakterdesign an üblichen Genre-Standards und liefert somit Wiedererkennungswert, verzichtet aber zugleich auf Individualität. Immerhin wird mit Yoji ein für Anime-Verhältnisse recht alter Protagonist in den Mittelpunkt gestellt und der Konrast zwischen den eher farbenfrohen Bewohnern der Fantasy-Welt und dem japanischen Militär ist überaus interessant. Abgesehen von kleineren Schwächen, ist die deutsche Vertonung gelungen. Bedauerlich ist, dass trotz eigentlich fremder Sprachen sowohl die JSDF-Soldaten als auch die Fabelwesen deutsch sprechen und nur selten mit Untertiteln gearbeitet wird. Dadurch entstehen etwas seltsam anmutende Szenen, wenn sich Figuren gegenseitig nicht verstehen. Dieses Problem ist allerdings bereits der japanischen Originalfassung zu entnehmen. Hier hätte bei der Produktion der Serie mehr Wert auf Authentizität gelegt werden müssen. Den Unterhaltungswert von Gate trübt das jedoch nur minimal.

Fazit

Als Fantasy-Fan hat mich das Konzept von Gate bereits im Vorfeld interessiert und trotz der bisher eher klassischen Genre-Elemente, haben mir die drei ersten Episoden gefallen. Die Ausgangslage wird gut vorgestellt und wichtige Charaktere gekonnt eingebaut. Außerdem zeigt Gate bereits interessante Aspekte, die bei richtiger Ausnutzung zu einer Abgrenzung von anderen Fantasy-Serien dienen könnte. Vieles lässt sich aber noch schwer einschätzen, da sich Gate in den ersten drei Episoden zumindest in der ersten Hälfte auf die Schaffung von Grundlagen konzentriert. Interessanter dürfte es in den kommenden Fortsetzungen werden, wenn hoffentlich die politische Seite eine noch wichtigere Rolle einnimmt. Allgemein ist die Veröffentlichung der Serie mit nur drei Episoden pro Volume fragwürdig angesichts des Umfangs beider Staffeln von Gate. Dennoch sollten Fantasy-Fans und Anhänger von Serien wie The Heroic Legend of Arslan oder No Game No Life sich Gate genauer ansehen.

Kurzfazit: Unterhaltsamer Fantasy-Military-Mix, der zum Auftakt mit düsteren Tönen und Humor überzeugt, Potenzial zeigt, aber bei den Charakteren und durch Klischeehaftigkeit schwächelt.

Vielen Dank an Anime House für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Gate – Vol. 1!

Details
Titel: Gate – Vol. 1
Genre: Fantasy, Action
Regie: Takahiko Kyōgoku
Studio: A-1 Pictures, Genco
Produktionsjahr: 2015
Laufzeit: ca. 80 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch (DTS HD MA 2.0)
Untertitel: Deutsch
Bonus: Postkarten, Booklet
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 10. Februar 2017
Herstellerseite: Anime House

Bilder Copyright A-1 Pictures / Genco / Anime House