Rezension: Kaoru und Rin

Nach einer zufällig Begegnung in der Konditorei seiner Familie lernt Rintaro die gleichaltrige Kaoruko in Kaoru und Rin immer besser kennen.

Rintaro Tsumugi hat ein einschüchterndes Erscheinungsbild. Groß gewachsen, düsterer Blick, blond gefärbte Haare und Ohrpirecings lassen sein Umfeld auf Distanz zu ihm gehen. Zu allem Überfluss besucht er auch noch die Chidori-Jungen-Oberschule, die für ihre problematischen Schüler bekannt ist. Kaoruko Wakuri hingegen ist klein, hübsch und offenherzig und genießt als Schülerin der Elite-Mädchenschule Kikyo Ansehen. Zufällig treffen die beiden in der Konditorei von Rintaros Eltern aufeinander. Anfangs glaubt Rintaro, dass er Kaoruko, die als Stammkundin immer wieder Kuchen kauft, verschreckt hat, doch bereits am nächsten Tag kehrt sie zurück und will mit Rintaro sprechen. Es entwickelt sich eine ungewöhnliche, vorsichtige Freundschaft, die von verwirrenden Gefühlen begleitet wird. Aber können Rintaro und Kaoruko wirklich Zeit miteinander verbringen, wenn sich ihre direkt nebeneinander liegenden Schulen in Hass gegenüberstehen. Besonders Rinatros Freunde Shōhei, Saku und Ayato sowie Kaorukos Freundin Subaru haben eine große Abneigung gegen die jeweils andere Schule. Trotzdem kommen sich Rintaro und Kaoruko langsam immer näher.

Sanfte Beziehung

Mit rund zwei Monaten Verspätung, ist Kaoru und Rin Anfang September 2025 bei Netflix endlich auf deutsch gestartet. Der Streaming-Dienst hat der Slice-of-Life-Romantik-Anime-Serie, die im Englischen unter dem Titel The Fragrant Flower Blooms with Dignity bekannt ist, direkt eine gute, wenn auch nicht immer perfekte deutsche Vertonung spendiert. Basierend auf der gleichnamigen, auf deutsch bei Egmont Manga erscheinenden, Manga-Reihe von Saka Mikami, erzählt Kaoru und Rin vom Kennenlernen und der sich langsam entwickelnden Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren. Dabei nutzt die Geschichte bekannte Genre-Elemente und Anleihen aus großen Romantik-Klassikern. So erinnern die sich in Hass gegenüberstehenden Schulen ein wenig an die Rivalität der Häuser Capulet und Montangue aus William Shakespeares Romeo und Julia. Allerdings wird das nur angedeutet, da die Abneigung der Schulen nur für die Charakterisierung der Figuren eine Rolle spielt und nicht tiefer ausgebaut wird.

Allgemein reißt Kaoru und Rin einige Handlungsaspekte nur an, um Charaktere und Geschichte voranzubringen. Das fällt aber kaum auf, da der Fokus auf der liebevollen Beziehung von Rintaro und Kaoruko sowie ihrer Freundschaft zu Shōhei, Saku, Ayato und Subaru liegt. Hier zeigt die Slice-of-Life-Romantik-Serie eine ihrer großen Stärken. Die Charaktere sind gut geschrieben, zeigen viel Tiefe und wachsen mit der Zeit. So stellen sich Rintaro, Kaoruko und die anderen ihrer Vergangenheit, ihren Sorgen und ihren Vorurteilen und wandeln sich anhand der Konfrontation mit neuen Erfahrungen. Zwar wird hierbei auf eine gewisse Friedlichkeit gesetzt, dennoch funktionieren die Konflikte wirklich gut. Es kommt vielmehr der Atmosphäre zugute, dass auf zu viel Drama verzichtet wird. Zumal damit das Risiko gängiger Klischees umgangen wird.

Gleichzeitig ist es weitaus mehr der normale Alltag der Charakter, der die Serie bestimmt. Ob sich Rintaro und seine Freunde nun beim Lernen abmühen, Kaoruko ihre geliebten Kuchen isst oder sich unerwartete Figuren besser kennenlernen, Kaoru und Rin trumpft mit einem wirklich starken Slice-of-Life-Anteil auf. Dieser ist perfekt mit der romantischen Geschichte verknüpft, so dass beide zentralen Genre-Ausrichtungen Hand in Hand gehen und maßgeblich an der charmanten Stimmung der Serie beteiligt sind. Es ist wirklich schön, Rintaro und Kaoruko bis zum gelungenen, wenn auch vielleicht etwas zu kitschigen Ende zu begleiten. Hier findet die wunderschön gezeichnete und großartig animierte Serie zwar einen würdigen Abschluss, da die Manga-Vorlage bisher noch nicht abgeschlossen ist, wäre eine zweite Staffel aber mehr als wünschenswert.

Fazit

Schon als der erste Band der Manga-Vorlage 2024 bei Egmont Manga erschienen ist, hat Kaoru und Rin mein Interesse geweckt. Die Veröffentlichung der Anime-Adaption habe ich nun genutzt, um die Geschichte von Rintaro und Kaoruko erstmals zu erleben. Mit der sanften Stimmung und der unterhaltsamen Genre-Mischung hat mich die Slice-of-Life-Romantik-Geschichte schnell überzeugt. Zu verdanken ist das besonders den sympathischen Charakteren. Rintaro und Kaoruko sind liebenswerte Protagonisten, denen die vier wichtigen Nebenfiguren Shōhei, Saku, Ayato und Subaru in nichts nachstehen. Sie alle sind gut geschrieben, zeigen viel Tiefe und wandeln sich im Laufe der dreizehn Episoden. Zudem gelingt es Kaoru und Rin trotz ein paar bekannter Genre-Elemente, große Klischees oder kitschige Romantik zu vermeiden. Sogar die enthaltenen Drama-Momente sind bodenständig und leichtgängig umgesetzt, so dass hier niemals übertrieben wird. Umso angenehmer ist die Stimmung der sanften und liebevollen Slice-of-Life-Romantik-Serie, die mich bis zum gelungenen Ende großartig unterhalten hat. Gerne würde ich mehr Zeit mit Rintaro, Kaoruko und den anderen verbringen. Deshalb wäre eine zweite Staffel für mich mehr als wünschenswert. Bis diese vielleicht irgendwann erscheint, werde ich mich der Manga-Vorlage zuwenden. Romantik- und Slice-of-Life-Anime-Fans sowie alle, die die Manga-Reihe mögen, sollten sich Kaoru und Rin auf keinen Fall entgehen lassen.

Kurzfazit: Liebenswerte Slice-of-Life-Romantik-Anime-Serie, die eine charmante Geschichte mit gut geschriebenen, sympathischen Charakteren erzählt und beste Genre-Unterhaltung garantiert.

Details
Titel: Kaoru und Rin
Originaltitel: Kaoru Hana wa Rin to Saku
Genre: Romantik, Slice of Life
Regie: Miyuki Kuroki
Studio: CloverWorks Inc.
Produktionsjahr: 2025
Laufzeit: 312 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch u.a.
Untertitel: Deutsch u.a.
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin (Netflix): 07. September 2025 bis 23. November 2025
Streaming: Kaoru und Rin bei Netflix

© Saka Mikami, Kodansha Ltd. / Produtioncommittee „Kaoru Hana wa Rin to Saku“