Rezension: Scurge: Hive (Switch)

Kopfgeldjägerin Jenosa Arma untersucht in Scurge: Hive ein Forschungslabor und stellt sich parasitären Aliens entgegen.

Obwohl Scurge: Hive zumindest ordentliche Wertungen erzielte, gehört das 2006 für Game Boy Advance und Nintendo DS veröffentlichte Metroidvania zu den unbekannteren Genrevertretern. Stark von Nintendos Metroid-Reihe inspiriert, setzte Entwicklerstudio Orbital Media statt auf die bekannte Seitenansicht auf eine isometrische Vogelperspektive. Ein durchaus interessanter und kreativer Ansatz, der allerdings nicht vollständig funktioniert und schon bei der Erstveröffentlichung die wahrscheinlich größte Schwäche von Scurge: Hive war. Ratalaika Games hat dem Action-Adventure ein Remaster für Nintendo Switch, PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X|S, Xbox One und den PC spendiert.

Parasitäre Gefahr

Die Geschichte von Scurge: Hive ist im Kern relativ simpel und erinnert an die Metroid-Reihe, besonders Metroid Fusion. Jenosa Arma, eine Kopfgeldjägerin, wird vom Militär beauftragt, ein Forschungslabor auf dem Planeten Inos zu untersuchen. Da der Kontakt abgebrochen ist, ist nicht bekannt, was vorgefallen ist. Allerdings wurde in dem Labor unter anderem der parasitäre und gefährliche Organismus Scurge untersucht. Da dieser auch einen Virus freisetzt, der alle organische Leben langsam infiziert, muss Jenosa vorsichtig und schnell vorgehen. Die Infektion ist eine zentrale Mechanik und wird mit einer langsam steigenden Prozentzahl angezeigt. Erleidet Jenosa Schaden oder bewegt sich auf versuchtem Untergrund, nimmt die Virenbelastung noch mehr zu. Ist Jenosa vollständig infiziert, sinken die Lebenspunkte langsam und das Ableben der Kopfgeldjägerin droht. Heilung gibt es an speziellen Stationen, die gleichzeitig als Speicherpunkte dienen. Notwendig sind letztere allerdings nicht, da über das übergeordnete Menü des Remasters jederzeit Speicherpunkte angelegt werden können.

Gerade der stets vorhandene Zeitdruck trägt viel zur dichten Atmosphäre, die für ein Handheld-Spiel wirklich dicht ist, bei. Allgemein motiviert Scurge: Hive mit der stimmungsvollen Inszenierung und das, obwohl das Action-Adventure in einem bunten Comic-Stil gehalten ist und sich Zwischensequenzen auf Text und Charakterbilder beschränken. Die Geschichte wird allerdings zusätzlich in ordentlich ins deutsche übersetzen Textnachrichten wiedergegeben. Dabei gehört die Handlung zu den Stärken von Scurge: Hive. Jenosas Mission auf Inos ist spannend und weiß zu motivieren. Mehr als vielleicht beim ersten Eindruck erwartet wird.

Bekannte Mechaniken mit Perspektiven-Problem

Beim Gameplay setzt Scurge: Hive auf klassische Action-Adventure-Mechaniken und erinnert ebenfalls an die Metroid-Reihe – nur in isometrischer Draufsicht. Bedeutet, als Jenosa setzt ihr eure Schusswaffe ein, um die zahlreichen Gegner zu bekämpfen, springt über Abgründe, klettert an Röhren entlang und erhaltet mittels Upgrades neue Fähigkeiten, die zuvor verschlossene Wege öffnen. Ein wenig eingeschränkt wird das durch die Kapitel, die den Zugang zu den Gebieten beschränken. Das ist für ein ehemaliges Handheld-Spiel aber durchaus sinnvoll, um den Überblick zu wahren und den aktiven Bereich klein zu halten. Dennoch kommt das Gefühl wachsender Freiheit auf, wenn mit der Zeit das Schwingen mittels Enterhaken möglich ist oder neue Waffenarten den Kampf gegen bestimmte Feinde erleichtern und zum Aktivieren von Schaltern genutzt werden können.

Zusätzlich erhält Jenosa von besiegten Feinden Erfahrungspunkte und steigt stetig im Level auf. Das bedeutet jedoch vorwiegend, dass die maximale Gesundheit und Energie steigen. Letztere beeinflusst, wie lange die Waffe ohne Pause eingesetzt werden kann. Dadurch erhalten die Kämpfe eine kleine zusätzliche taktische Note, die allerdings vorwiegend von den verschiedenen Waffentypen getragen wird. Umso bedauerlicher ist es, dass sich Auseinandersetzungen mit Feinden nicht immer natürlich anfühlen. Viel zu oft kommt es dazu, dass aufgrund der Perspektive die Position eines Gegners falsch eingeschätzt wird und der Schuss verfehlt. Da Jenosa beim Schießen nicht laufen kann, ist es anschließend notwendig sich neu zu positionieren. Durch die recht nahe Kamera und die teilweise sehr hohe Gegnerdichte kann das manchmal nervig werden. Besonders wenn ihr mehrmals zwischen Waffentypen wechseln müsst. Damit nicht genug werden die regelmäßigen Geschicklichkeitseinlagen ebenfalls von der Perspektive negativ beeinflusst. Vor allem Sprünge sind manchmal schwer einzuschätzen, weshalb es kaum zu vermeiden ist, immer wieder das angepeilte Ziel zu verfehlen. Ärgerlich. Trotz der Macken, ist Scurge: Hive aber spaßig. Gerade das Erkunden der verschiedenen Gebiete, das Erlangen neuer Upgrades und das Fortschreiten in der Geschichte kann motivieren. Außerdem stellt sich mit der Zeit eine Gewöhnung an die Perspektive ein, wodurch das Zielen und die Geschicklichkeitsabschnitte etwas leichter fallen, ohne jemals wirklich perfekt von der Hand zu gehen. Für die rund zehn bis fünfzehn Stunden, die bis zum Abspann vergehen, ist das aber ausreichend.

Pixelig schön

Vollkommen überzeugen kann Scurge: Hive hingegen mit der schönen Pixelgrafik, die auf modernen Konsolen und dem PC noch besser zur Geltung kommt als auf dem Game Boy Advance oder dem Nintendo DS. Für das Remaster wurde die alte Optik beibehalten, während die Auflösung erhöht und verbessert wurde. Ebenso wurde das Format beibehalten, weshalb links und rechts schwarze Ränder zu sehen sind. Diese fallen jedoch nicht störend auf. Der stimmungsvolle Soundtrack passt gut, trägt zur Atmosphäre bei, könnte aber manchmal etwas präsenter sein. Eine Sprachausgabe sollte nicht erwartet werden, dafür dürft ihr euch über kleine Boni wie eine Mini-Galerie mit Packshots, dem Handbuch und Erfolgen freuen.

Zusätzlich sind umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten vorhanden. So ist es möglich, verschiedene Bildfilter, Zoomstufen oder Shader zu aktivieren, die Steuerung anzupassen oder das Spiel vor- und zurückzuspulen. Wie bei anderen Neuauflagen von Ratalaika Games, stehen auch einige Cheats zur Verfügung. Darunter beispielsweise Unbesiegbarkeit, unendliche Schusswaffen-Energie, das maximale Charakterlevel oder das Freischalten aller Extras. Sogar einen Heil-Knopf könnt ihr in den Cheats aktivieren. Eine schöner, optionaler Zusatz für alle, die Scurge: Hive ein wenig leichter erleben wollen.

Fazit

Vor der Veröffentlichung für aktuelle Systeme habe ich von Scurge: Hive nichts gehört. Entsprechend ist das Metroidvania auf dem Game Boy Advance und Nintendo DS an mir vorbei gegangen. Deshalb war ich froh, dank des Remasters die Möglichkeit zu haben, Jenosas Mission auf Inos nachholen zu können. Geschichte und Atmosphäre haben mich schnell überzeugt, was leider nicht komplett für das Gameplay gilt. Gerade an die isometrische Top-Down-Perspektive musste ich mich erst gewöhnen. Es hat etwas gedauert, bis ich relativ zielsicher bei Schüssen und Sprüngen war. Bis dahin hat mich das Action-Adventure immer wieder etwas ernüchtert. Anschließend hat mich Scurge: Hive mehr motiviert. Ein zeitloser Genre-Klassiker kehrt mit der Neuauflage zwar nicht zurück, aber ein kleiner Geheimtipp ist Scurge: Hive alle Mal. Metroidvania-Fans können also ruhig einen Blick wagen und dürften, wenn sie sich an die Perspektive gewöhnt haben, gute Genre-Kost erhalten.

Kurzfazit: Gelungenes Metroidvania, das unter der Kameraperspektive leidet, aber mit Geschichte, Atmosphäre und grundlegendem Gameplay motiviert.

Vielen Dank an Ratalaika Games für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Scurge: Hive!

Details
Titel: Scurge: Hive
Genre: Action, Adventure, Metroidvania
Publisher: Ratalaika Games
Entwickler: Orbital Media
Spieler: 1
Syteme: Switch (getestet), PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X|S, Xbox One, PC
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 10. Oktober 2025