Rezension: Bravely Default Flying Fairy HD Remaster (Switch 2)
Vier Helden müssen in Bravely Default Flying Fairy HD Remaster, die Elementarkristalle heilen und die Welt retten.
Erstmals ist Bravely Default 2012 in Japan für den Nintendo 3DS erschienen, bevor das Rollenspiel ein Jahr später eine auch in Europa und Nordamerika veröffentlichte erweiterte Version erhalten hat. Mit Bravely Second für den Nintendo 3DS und Bravely Default II für die Nintendo Switch erschienen 2015 beziehungsweise 2016 und 2021 zwei Fortsetzungen. Zum Launch der Nintendo Switch 2 hat Square Enix dem Reihenerstling eine lang verdiente Neuauflage spendiert. Das von Cattle Call entwickelte Bravely Default Flying Fairy HD Remaster setzt auf verbesserte Grafik inklusive höherer Auflösung, kleinere notwendige Gameplay-Änderungen, Quality-of-Life-Anpassungen und zwei neue Minispiele.
Schicksalhaftes Abenteuer
Die Geschichte von Bravely Default Flying Fairy HD Remaster fällt auf den ersten Blick relativ klassisch aus. Vier Helden, die zufällig zusammenfinden, brechen zu einer Reise auf, um die vier Elementarkristalle wieder zu erwecken und die Welt vor einer großen Katastrophe zu bewahren. Dabei setzt das Rollenspiel nicht nur auf gut ausgearbeitete, vielschichtige und sympathische Figuren, sondern auch auf einige überraschende Wendungen. Zwar fallen auch ein paar pathetische Handlungsabschnitte auf, die allgemeine Qualität der Geschichte können diese aber kaum trüben. Dafür ist die Geschichte zu spannend. Schon der Prolog, in dem Tiz, der als einziger das plötzliche Auftauchen eines Abgrunds, der das Dorf Norende verschluckt, überlebt, die junge Vestalin Agnés, den an Amnesie leidenden Frauenhelden Ringabell und die eigentlich feindliche Ritterin Edea kennenlernt, zeigt das Potential der Erzählung.
Es sind die sympathischen und vielschichtigen Charaktere, die spannende Erzählweise und die gelungenen Wendungen, die an Bravely Default fesseln. Gerade angesichts der Spielzeit von rund fünfzig Stunden für die Hauptgeschichte und inklusive Nebenquests und weiteren Beschäftigungen fast hundert Stunden, ist es wichtig, dass das Rollenspiel motiviert. Leider trüben kleinere Leerläufen und das etwas durchwachsene Ende den positiven Eindruck von Bravely Default ein wenig. Wirklich an der hohen Qualität ändert das aber nichts, zumal die Geschichte trotz der genannten Schwächen fesselt und dank den Charakteren immer interessant bleibt. Neuerungen sollten Fans des Nintendo-3DS-Originals allerdings nicht erwarten.
Warten und zuschlagen
Das gilt auch für das Gameplay. Hier setzen Square Enix und Cattle Call lediglich auf eine Umsetzung des Originals auf die Nintendo Switch 2. Entsprechend spielt sich Bravely Default noch immer klassisch und wirklich gut. Tiz, Agnés, Ringabell und Edea besuchen zahlreiche Orte auf der Welt, die über eine Weltkarte bereist wird. Sowohl auf dieser als auch in Dungeons warten zahlreiche Zufallskämpfe, deren Häufigkeit bereits früh im Spiel in Stufen festgelegt werden kann. Das ist auch praktisch beim gerade zum Ende hin notwendigen Grinden von Erfahrungspunkten und kann diese Schwäche des Rollenspiels etwas ausgleichen. Ansonsten gilt es weiterhin der Haupthandlung zu folgen, Nebenquests zu erfüllen und in Städten und Dörfern einzukaufen. Klassisch japanisches Rollenspiel können die vier Hauptfiguren mit Waffen und Kleidung ausgerüstet und somit zusätzlich zu Levelaufstiegen verbessert werden. Gegenstände wie Heiltränke sind zudem wichtige Hilfsmittel, um das Abenteuer zu überstehen.
Auseinandersetzungen mit Gegnern laufen rundenbasiert ab. Dabei wirkt das Kampfsystem auf den ersten Blick recht klassisch. Die vier Hauptfiguren können angreifen, Zauber oder Spezialfähigkeiten einsetzen, Gegenstände verwenden oder die Befehle Brave und Default nutzen. Letztere geben dem Rollenspiel nicht nur den Titel, sondern sind auch essentiell für die taktischen Konfrontationen. Während Tiz, Agnés, Ringabell und Edea mit Default verteidigen und ihre Aktion aufheben, können mit Brave gleich mehrere Aktionen gleichzeitig ausgeführt werden – egal, ob das Kontingent vorhanden ist oder nicht. Im Zweifelsfall sinken die Aktionspunkte in den Minusbereich, wodurch der jeweilige Charakter untätig bleibt, bis die vorab genutzten Aktionen wieder aufgeholt sind. Wie mit den Brave- und Default-Befehlen umgegangen wird, kann maßgeblichen Einfluss auf den Erfolg eines Kampfes haben. So ist es manchmal sinnvoll, direkt mit vier Aktionen pro Charakter loszulegen, um einen sofortigen Sieg zu erringen. Andererseits kann das Sparen von Aktionen manchmal ebenfalls essentiell sein, um später richtig reagieren zu können. Dadurch sind die Auseinandersetzungen in Bravely Default immer spannend und motivierend.
Verschiedene Berufungen
Ebenfalls großen Einfluss auf die Kämpfe hat das Job-System. Tiz, Agnés Ringabell und Edea können in Bravely Default jederzeit zwischen verschiedenen Berufen wie Schwarzmagier, Krieger, Dieb, Händler oder Ninja wechseln. Jede der über zwanzig Professionen hat eigene Fähigkeiten, Angriffe, Zauber und passive Effekte. Zudem hängt die verfügbare Ausrüstung vom aktuellen Job ab. Neue Jobs, die den Klassen aus anderen Rollenspielen entsprechen, werden innerhalb der Geschichte oder durch Nebenquests freigeschaltet. Die taktischen Möglichkeiten sind enorm, zumal die Joblevel durch siegreiche Kämpfe langsam steigen. Die sich verbessernden Professionen gewähren wiederum neue Fähigkeiten, die teilweise auch ausgerüstet werden können, wenn ein Charakter einen anderen Job annimmt. Dadurch sind Kombinationen aus Krieger mit Schwarzmagie genauso möglich wie ein Dieb, der die Kampffertigkeiten eines Mönchs einsetzen kann. Passive Fertigkeiten ergänzen die Anpassungsmöglichkeiten, weshalb das Optimieren der Gruppe immer wieder aufs Neue motiviert und mit wachsenden Möglichkeiten zunehmend komplexer wird.
Allerdings zeigt Bravely Default Flying Fairy HD Remaster nicht nur die Stärken des Nintendo-3DS-Originals. Auch die Schwächen des Rollenspiels sind erhalten geblieben. So hilft zwar die Einstellung der Kampfhäufigkeit beim aufleveln der Charaktere, dennoch kann das notwendige gezielte Sammeln von Erfahrungspunkten mitunter störend sein und den Spielfluss ausbremsen. Zudem fallen die Dungeons eher simpel aus. Wirklich am Spielspaß ändert das aber wenig, zumal Square Enix und Cattle Call die Sonderfunktionen des Nintendo 3DS gut auf die Nintendo Switch 2 übertragen haben. Dadurch funktioniert auch der Wiederaufbau des Dorfes Norende sehr gut.
Ordentliches Remaster
Wie bereits erwähnt, wurde bei dem Remaster von Bravely Default auf Neuerungen verzichtet. Lediglich zwei Minispiele, die direkt über das Hauptmenü ausgewählt werden können, haben es in die Neuauflage des Rollenspiels geschafft. Diese werden mit der Mausfunktion der Joy-Con-2-Controller gespielt und sind eine nette Beigabe. Im Minispiel „Licht des Ansporns – Rhythmusjagd“ wartet, wie es der Titel erahnen lässt, eine Rhythmus-Musik-Spiel Herausforderung. „Ringabels Panikfahrt“ wiederum weckt das Gefühl, als Luftschiffkapitän das Steuer zu übernehmen, Gefahren zu meistern und auch an Bord für Zufriedenheit zu sorgen. Obwohl die Minispiele nicht nur bloße Gimmicks sind, sind sie auch keine wirkliche Bereicherung. Kurzweiliger Spaß für ein paar Runden sind definitiv vorhanden, danach steht aber wieder das große Abenteuer von Tiz, Agnés, Ringabell und Edea im Mittelpunkt.
Optisch kann sich die Neuauflage durchaus sehen lassen. Gerade die höhere Auflösung sorgt dafür, dass Bravely Default in einer nie dagewesenen Qualität erstrahlt. Allerdings fällt dadurch auch die Nintendo-3DS-Herkunft deutlich auf. Obwohl Umgebungen und Charaktermodelle überarbeitet wurden, wird keine grafische Qualität wie bei einem modernen Spiel erreicht. Besonders die chibi-artigen, polygonarmen Figuren erinnern deutlich an den Nintendo 3DS, wissen in ihrem einzigartigen Stil aber noch immer zu gefallen und haben innerhalb der Reihe einen hohen Wiedererkennungswert. Zudem brilliert Bravely Default Flying Fairy HD Remaster mit den an wunderschöne Gemälde erinnernden Städten, durch die sich die Hauptfiguren und Nebencharaktere bewegen. Diese profitieren am deutlichsten von der höheren Auflösung der Nintendo Switch 2. Wenig überraschend läuft das Rollenspiel auf der neuen Hybrid-Konsole durchgehend flüssig. Untermalt wird das Geschehen von einem fantastischen Soundtrack. Die englische und japanische Sprachausgabe geben die emotionalen Szenen zudem herausragend wieder und auch die deutschen Texte wissen diesbezüglich zu überzeugen. Damit ist Bravely Default Flying Fairy HD Remaster eine würdige Neuauflage eines großartigen, wenn auch nicht perfekten Rollenspiels.
Fazit
Bis heute gehört Bravely Default zu meinen persönlichen Rollenspiel-Favoriten auf dem Nintendo 3DS. Zahlreiche Stunden habe ich damit verbracht, mit Tiz, Agnés, Ringabell und Edea die Welt zu retten. Dabei habe ich die Welt erkundet und zahlreiche Geheimnisse gelüftet. Bravely Default Flying Fairy HD Remaster hat mich auf der Nintendo Switch 2 sofort wieder in den Bann der Geschichte gezogen und erneut habe ich Luxendarc bis in den hintersten Winkel durchwandert, um die vier Kristalle wiederzuerwecken. Dabei bleibt das Rollenspiel beim Gameplay sehr originalgetreu, was keineswegs negativ ist. Lediglich Schwächen wie das Grind-lastige, sich etwas ziehende Ende, hätten Square Enix und Cattle Call anpassen können. Abgesehen davon, ist Bravely Default auf der Nintendo Switch 2 aber wieder ein großartiges Rollenspiel-Erlebnis, dessen Schwächen wenig an der Faszination ändern. Dank höherer Auflösung, verbesserter Grafik und flüssigen sechzig Bildern pro Sekunde, ist Bravely Default Flying Fairy HD Remaster zudem die bisher beste Version des Rollenspiels. Genre-Fans sollten sich die Weltrettung mit Tiz, Agnés, Ringabell und Edea nicht entgehen lassen.
Kurzfazit: Großartige Neuauflage eines Nintendo-3DS-Rollenspiel-Hits, das trotz kleiner Schwächen mit spannender Geschichte, sympathischen Charakteren und motivierendem Gameplay fesselt und fasziniert.
Vielen Dank an Square Enix für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Bravely Default Flying Fairy HD Remaster!
Details
Titel: Bravely Default Flying Fairy HD Remaster
Genre: Rollenspiel
Publisher: Square Enix
Entwickler: Cattle Call (Remaster), Silicon Studio (Original)
Spieler: 1
Syteme: Switch 2
Altersfreigabe: 12
Erscheinungsdatum: 05. Juni 2025
© SQUARE ENIX