Rezension: Warhammer 40.000: Dawn of War Definitive Edition (PC)
Nach einundzwanzig Jahren kehrt der Echzeit-Strategie-Krieg in Warhammer 40.000: Dawn of War Definitive Edition als Neuauflage zurück.
Als Warhammer 40.000: Dawn of War im September 2004 erstmals erschien, stellte das Echtzeit-Strategiespiel einen Meilenstein dar. Nicht nur konnte sich Relic Entertainment von anderen Genre-Vertretern wie Age of Empires und WarCraft 3 mit eigenen Ideen absetzen; Dawn of War war auch eines der bisher besten Spiele zu Games Workshops Tabletop. Die Schlachten zwischen Space Marines, Chaos Space Marines, Orks und Eldar auf dem Planeten Tartarus, brillierten mit einer dichten Atmosphäre und einer erstklassigen Umsetzung der Vorlage. Die später erschienenen Add-ons Winter Assault, Dark Crusade und Soulstorm erweiterten das Echtzeit-Strategiespiel um neue Fraktionen und Kampagnen. Die im August 2025 erschienene Definitive Edition bringt Warhammer 40.000: Dawn of War als Komplettpaket mit allen Erweiterungen zurück. Allerdings fallen die grafischen und technischen Anpassungen unerwartet rudimentär aus.
Zeitlose Echtzeit-Schlachten
Vier Kampagnen, neun spielbare Fraktionen und über hundert Mehrspieler-Karten versprechen einen riesigen Umfang und sehr viele Stunden an Spielspaß. Dabei zeigt sich schnell, dass Warhammer 40.000: Dawn of War noch immer mit dem motivierenden Gameplay überzeugt. Wie in vielen Echtzeit-Strategiespielen üblich, gilt es eine Basis zu errichten, Truppen auszubilden und die Feinde zu bekämpfen. Dabei geht Dawn of War allerdings eigene Wege. So werden nicht einzelne Soldaten, sondern Squads mit mehreren Einheiten in die Schlacht geschickt. Diese können teilweise noch um weitere Soldaten, Waffen und einen Kommandanten verstärkt werden. Helden und Fahrzeuge sorgen genauso wie die Infanterie-Einheiten für viel Abwechslung, die dank den neun individuellen Fraktionen noch größer wird.
Eine weitere Besonderheit ist das Ressourcen-Management. So werden neben Energie, die mit Kraftwerken gewonnen wird, Anforderungspunkte als einzige Ressource benötigt. Diese generieren Kontrollepunkte, die mit Einheiten eingenommen und anschließend verteidigt werden müssen. Seltene strategische Orte und Reliquien sind nützlich und können mit einer der verschiedenen Siegbedingungen in Verbindung stehen, auch wenn meist die Zerstörung aller Feinde schneller, effektiver oder sogar erforderlich ist.
Individuelle Fraktionen, abwechslungsreiche Kampagnen
Bei den Modi setzt Dawn of War auf einen umfangreichen Mehrspieler-Modus auf den bereits erwähnten über hundert Karten. Zudem können Gefechte bestritten werden. Herzstück des Echtzeit-Strategiespiels sind aber die Kampagnen. Diese fallen im Hauptspiel und den Add-ons unterschiedlich aus und sind eigenständig, weshalb sie in keiner festen Reihenfolge gespielt werden müssen. Während die Kampagnen von Dawn of War und Winter Assault linear verlaufen, sind Dark Crusade und Soulstorm freier gestaltet. Im Hauptspiel wird der Kampf um den Planeten Tartarus vorwiegend aus der Perspektive des Space-Marine-Ordens der Blood Ravens erzählt. Winter Assault bietet die Möglichkeit, die Geschichte entweder mit Imperialer Armee und Eldar oder Chaos Space Marines und Orks zu erleben. Schon hier ergibt sich ein hoher Wiederspielwert mit den beiden unterschiedlichen Ausrichtungen.
Noch flexibler gestalten sich die Kampagnen von Dark Crusade und Soulstorm. Mit einer frei gewählten Fraktion ist es die Aufgabe den Planeten Kronus (in Dark Crusade) beziehungsweise das Kaurava-System (in Soulstorm) zu erobern. Dafür müssen die verschiedenen Gebiete erobert werden. Auf einer Welt- beziehungsweise Systemkarte kann rundenweise ein Zug gemacht werden. Die Armee zwischen den eigenen Provinzen bewegen oder feindliche Gebiete angreifen, die taktische Wahl kann entscheidend sein. Schlachten werden im klassischen Echtzeit-Strategie-Gameplay ausgetragen. Sammelbare Ausrüstung, Verbesserungen und strategische Aufrüstung von eigenen Regionen, sorgen dafür, dass sich die Kampagnen von Dark Crusade und Soulstorm sehr taktisch spielen und ein wenig an den Brettspiel-Klassiker Risiko erinnern. Die Wahl zwischen den neun Fraktionen mit ihren individuellen Spielstilen und in Soulstorm Fähigkeiten, erhöht den Wiederspielwert enorm.
Rudimentäres Remaster
Doch so unterhaltsam Warhammer 40.000: Dawn of War Definitive Edition auch einundzwanzig Jahre nach der Erstveröffentlichung noch ist, bleibt die Frage, ob das Remaster wirklich überzeugt. Kurz gesagt: Ja und nein. Relic Entertainment hat dem Eindruck nach nur die notwendigsten Anpassungen vorgenommen. Das Echtzeit-Strategiespiel unterstützt nun moderne Auflösungen bis 4K und Breitbild. Zudem wurde die Kamera verbessert, was dank größerer Zoomstufen mehr Übersicht garantiert und die Spielbarkeit deutlich verbessert hat. Grafisch halten sich die Verbesserungen jedoch stark in Grenzen. Zwar sind die Texturen hochskaliert, schärfer und teilweise überarbeitet und einige Einheiten verfügen über mehr Polygone, dennoch fällt das Alter von Dawn of War noch deutlich auf. Die Umgebungen sehen fast genauso aus wie im Original und die Figuren zeigen besonders in Zwischensequenzen den Staub der vielen Jahre.
Ebenso hat Relic darauf verzichtet, moderne Genre-Standards zu erfüllen. So kann die Tastaturbelegung immer noch nicht frei festgelegt werden. Immerhin gibt es zwei neue, zeitgemäßere Hotkey-Vorlagen und die Hotkeys lassen sich auf den Icons anzeigen. Die nun zu den Einheiten passenden Schatten sind eine deutliche Verbesserung, während die hübscheren Wasserffekte hinter den Möglichkeiten zurückbleiben. Dank der angepassten Beleuchtung sind einige früher viel zu dunkle Szenen deutlich heller, was zum Komfort beiträgt. Doch bei aller Ernüchterung über die optischen Anpassungen, bleibt Dawn of War noch immer ein überaus stimmungsvolles Echtzeit-Strategiespiel. Das großartige Design, die brachialen Kampfanimationen und der knallige Sound fesseln noch immer an den Bildschirm. Dazu trägt die dichte Atmosphäre, die von der zwar nicht perfekten, dafür aber stimmungsvollen deutschen Sprachausgabe sowie den noch immer überzeugenden Soundtracks von Jeremy Soule und Inon Zur unterstützt wird, viel bei.
Anders als bei vergleichbaren Neuauflagen, wurde auf Extras wie Interviews, Making-of-Videos oder eine Galerie mit Artworks verzichtet. Ob das negativ ist, hängt von den persönlichen Ansprüchen ab. Warhammer 40.000: Dawn of War Definitive Edition mag nicht das beste Remaster sein, spielerisch ist das Echtzeit-Strategiespiel aber noch immer einer der besten Genre-Vertreter und nun endlich auf modernen PCs besser spielbar – alleine deshalb ist das Remaster gerechtfertigt.
Fazit
Warhammer 40.000: Dawn of War hat in den 2000er-Jahren zu meinen absoluten PC-Lieblingsspielen gehört. Stunde über Stunde, habe ich mich in die Schlachten geworfen, die Kampagnen durchgespielt und mit verschiedenen Fraktionen den Sieg errungen. Dass die Neuauflage des Echtzeit-Strategiespiels gerade grafisch eher rudimentär ausfällt, ist zwar schade, stört mich aber nicht. Dafür habe ich mit den Schlachten zwischen Space Marines, Chaos Space Marines, Orks, Eldar und den anderen Fraktionen noch immer viel zu viel Spaß. Die Definitive Edition ermöglicht es mir zudem, Dawn of War endlich mit moderner Auflösung und angepasst an einen aktuellen PC zu spielen. Da verzeihe ich die nicht genutzten Möglichkeiten gerne. Zumal das Echtzeit-Strategiespiel dank technischer Anpassungen besser als zuvor für Mod-Support geeignet ist. Ebenfalls ein großer Gewinn für Fans.
Kurzfazit: Rudimentäres Remaster eines zeitlosen Echtzeit-Strategiespiels, das mit Gameplay, Atmosphäre und Umfang begeistert und trotz nicht genutztem Potential der Neuauflage, für zahlreiche Stunden motiviert.
Vielen Dank an Relic Entertainment für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Warhammer 40.000: Dawn of War Definitive Edition!
Details
Titel: Warhammer 40.000: Dawn of War Definitive Edition
Genre: Strategie
Publisher: Relic Entertainment
Entwickler: Relic Entertainment
Spieler: 1-8
Syteme: PC (getestet)
Altersfreigabe: ab 18
Erscheinungsdatum: 14. August 2025
© Games Workshop Limited
© Relic Entertainment / Relic Holdings Co., Ltd.