Rezension: Shin Ultraman (Blu-ray)

Um die Menschheit vor Kaiju zu retten, besucht der außerirdische Ultraman in Shin Ultraman die Erde und muss dort noch weitaus größere Bedrohungen bekämpfen.

Japan sieht sich einer großen Katastrophe gegenüber. Immer wieder erscheinen gigantische Monster und verwüsten ganze Landstriche oder Städte. Die als Kaiju genannten Wesen sind unerklärlich und stellen eine große Herausforderung für das Sonderkommando SSSP dar. Bei dem Versuch, ein weiteres Kaiju aufzuhalten, landet plötzlich ein silberner Riese auf der Erde und bekämpft das Monster. Von den Menschen Ultraman genannt, stellt sich die Frage, ob der Außerirdische Verbündeter oder Bedrohung ist. Derweil bleiben die Kaiju nicht die einzige Gefahr für die Erde.

Durchwachsene Superhelden-Rückkehr

Sechs Jahre nach dem großartigen und erfolgreichen Shin Godzilla, haben die kreativen Köpfe hinter dem Kaiju-Film einer weiteren klassischen, japanischen Figur einen neuen Film spendiert. Angelehnt an die TV-Serie der 1960er-Jahre, erzählen Regisseur Shinji Higuchi und Neon-Genesis-Evangelion-Schöpfer sowie Drehbuchautor Hideaki Anno in Shin Ultraman die Ursprungsgeschichte des silbernen Riesen aus dem All neu. Dafür sind nicht nur die Designs von Kaijus, Ultraman und anderen Wesen klassisch gehalten, sondern auch bei Kameraeinstellungen und Inszenierung ist die Inspiration der 1960er-Jahre zu erkennen. Leider stellt sich das nicht immer als Stärke heraus. Vielmehr verlieren die anfangs noch witzigen Blickwinkel mit der Zeit an Wirkung, erscheinen wirr, unsinnig und unnötig und helfen weder der sprunghaften Geschichte noch der schwachen Charakterdarstellung.

Dabei beginnt Shin Ultraman vielversprechend. In einem gelungenen Intro wird die Bedrohung Japans durch Kaiju inklusive bisheriger Vorfälle und die deshalb erfolgte Gründung der SSSP zusammengefasst. Anschließend müssen sich Captain Kimio Tamura und sein SSSP-Team mit einem weiteren Kaiju-Vorfall befassen und versuchen gemeinsam mit dem Militär die Bedrohung zu beseitigen. Während der Analyse stürzt ein riesiges Objekt im Einsatzgebiet ab und stellt sich als silberner Riese heraus. Das außerirdische Wesen mit humanoider Form bekämpft den Kaiju und verschwindet nach seinem Sieg wieder. Die hier gezeigte Action ist ordentlich und der erste Auftritt von Ultraman gut inszeniert. Anschließend wird mit Hiroko Asami ein Neuling im SSSP-Team, die bei der Untersuchung von Ultraman helfen soll, vorgestellt. Wobei hier bereits auffällt, dass die Charaktere lediglich einige grob gefasste Rollen und Persönlichkeiten haben. Das gilt auch für Asamis Parnter Shinji Kaminaga, der eine der Hauptrollen innehat.

Ausbleibende Spannung

Leider bleiben die verschiedenen Charaktere durchgehend blass. Viel Zeit zur Entfaltung haben sie allerdings sowieso nicht. Shin Ultraman baut in der Laufzeit von nicht ganz zwei Stunden mehrere Handlungsstränge auf. Diese schließen zwar aneinander an, dennoch wird schnell deutlich, dass sich Regisseur Shinji Higuchi und Drehbuchautor Hideaki Anno zu viel vorgenommen haben. Statt die Geschichte auf eine Bedrohung zu konzentrieren, werden neben den Kaiju noch drei weitere Gefahren vorgestellt und in die Handlung eingebaut. Diese folgen wie bei einer Serie nacheinander, wodurch ein wenig der Eindruck entsteht, Shin Ultraman sei ein Zusammenfassungsfilm. Das führt dazu, dass die Geschichte manchmal etwas sprunghaft erzählt ist und viele Elemente nicht lange genug thematisiert werden, um wirklich vollständig ausgearbeitet zu sein.

Die Erzählweise und Struktur des Films führt dazu, dass gerade Ultraman-Neulinge einiges nicht verstehen können. Dafür werden wichtige Elemente zu knapp erklärt. Am geringen Unterhaltungswert ändert das aber nichts. Denn Shin Ultraman schafft es nicht, durchgängig zu motivieren. Vielmehr beginnt sich der Film nach etwa dem ersten Drittel zu ziehen. Hier wird deutlich, dass möglichst viel Ultraman-Geschichte in die Geschichte gestopft wurde, was auch dazu führt, dass kaum Spannung aufkommt. Dadurch fühlt sich der Film länger an als er eigentlich ist. Die vorhandenen Schwächen sind gerade deshalb schade, weil viele gelungene Ansätze vorhanden sind. Das gilt nicht nur für das klassische Design von Kaijus, Ultraman und anderen Kreaturen, sondern auch für die ordentliche schauspielerische Leistung des Casts. Diese liegt auf dem gewohnten Standard vieler japanischer Filme und kann deshalb manchmal etwas seltsam wirken, verleiht Shin Ultraman aber den gewünschten Charme. Umso bedauerlicher ist es, dass die Geschichte zu voll gepackt und holprig erzählt ist und keine wirkliche Spannung aufkommt. Selbst für Ultraman-Fans ist Shin Ultraman nur bedingt zu empfehlen. Schade. Hier wurde viel Potenzial verschenkt.

Fazit

Shin Godzilla war einer der besten Godzilla-Filme, die ich jemals gesehen habe. Deshalb fand ich den Gedanken, dass Shinji Higuchi als Regisseur und Hideaki Anno als Drehbuchautor Ultraman einen neuen Film spendieren, sofort großartig. Schließlich hat Shin Ultraman eine ähnliche Qualität erhoffen lassen wie der indirekte Vorgänger. Leider wurden meine hohen Erwartungen schnell enttäuscht. Fängt Shin Ultraman noch vielversprechend an, stellt sich bald heraus, dass der Film zu viel aus dem Ultraman-Universum beinhalten soll. Dadurch entsteht der Eindruck der Zusammenfassung einer TV-Serien-Staffel. Die klassische Ausrichtung und Orientierung an der 1960er-Jahre-TV-Serie sind hingegen große Stärken, die aber kaum Auswirkung auf die durchwachsene Qualität haben. Dafür überwiegen die Schwächen zu sehr. Nicht einmal Ultraman-Fans, kann ich Shin Ultraman uneingeschränkt empfehlen. Nur wenn ihr wirklich unbedingt einen neuen Film mit dem silbernen Riesen sehen wollt, solltet ihr einen Blick wagen, euch aber der Schwächen bewusst sein.

Kurzfazit: Durchwachsener Ultraman-Film, der unter zu vielen Handlungselementen, einer holprig erzählten, sich ziehenden Geschichte sowie mangelnder Spannung leidet und trotz guter Ansätze kaum unterhält.

Vielen Dank an Plaion Pictures für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Shin Ultraman!

Details
Titel: Shin Ultraman
Originaltitel: Shin Ultraman
Genre: Superheld, Action, Science-Fiction
Regie: Shinji Higuchi
Studio: Toho Studios, Cine Bazar, Tsuburaya Productions, Khara
Produktionsjahr: 2022
Laufzeit: ca. 112 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 24. Juli 2025
Herstellershop: Shin Ultraman bei Plaion Pictures

© 2022 Shin Ultraman Film Partners / Tsuburaya Productions
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