Rezension: Omori – Band 1 (Manga)

Kurz vor seinem Umzug trifft Sunny in Omori Band 1 seine alten Freunde wieder und muss sich der lange verdrängten Vergangenheit stellen.

Seit einem tragischen Vorfall vor einigen Jahren, verlässt Sunny weiterhin nicht mehr das Haus. Zurückgezogen verbringt er seine Tage alleine. Deshalb hat seine Mutter beschlossen, dass sie umziehen werden. Drei Tage vor dem Umzug ist Sunny alleine zu Hause, als sein einstiger Freund Kel auftaucht, um ihn noch einmal zu sehen. Kurzerhand nimmt Kel Sunny mit nach draußen. Die Begegnung mit weiteren Freunden reißen alte Wunden auf und wecken Erinnerungen, die Sunny tief in sich verborgen hat. Schon bald findet er sich in seiner Traumwelt, in der er weiterhin seine Zeit mit seinen Freunden verbringt, wieder.

Belastete Freundschaften

Omori Band 1 ist der Auftakt der Manga-Adaption des gleichnamigen, erstmals 2020 für den PC veröffentlichten Rollenspiels von Studio Omocat. Vorkenntnisse zur Vorlage, die wiederum auf einem Webcomic von Game-Director Omocat basiert, sind nicht erforderlich. Entsprechend stellt Omori Band 1 eine gute Möglichkeit dar, die düstere, von ernsten Themen durchzogene und auf psychologische Horror-Elemente setzende Geschichte zu erleben. Schon der Einstieg zeigt mit der Wandlung von Sunnys Traum zu einem Alptraum, dass der Protagonist psychisch schwer belastet ist. Seit einem tragischen Vorfall, der mit Sunnys Schwester Mari in Verbindung steht, hat sich Sunny zurückgezogen und das Haus nicht mehr verlassen. Deshalb will seine Mutter mit ihm umziehen und ihm so einen erhofften Neuanfang ermöglichen. Allerdings muss sich Sunny, der im Verlauf des Mangas kaum spricht, schon bald mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen.

Der Besuch seines einstigen Freundes Kel leitet den Beginn der Geschichte ein. Setzt Omori Band 1 hier noch auf vermeintliche Fröhlichkeit, unterstreichen die Seiten zuvor zusätzlich, wie sehr Sunny leidet. Etwas, das auch im weiteren Verlauf des Mangas eine wichtige Rolle spielt. Doch nicht nur der Protagonist ist von dem bisher nur wenig erklärten tragischen Vorfall gezeichnet. Auch bei einigen ehemaligen Freunden zeigen sich deutliche Traumata und psychische Leiden. Dabei setzt Omori Band 1 unter anderem auf die Vorstellung der verschiedenen Charaktere und rückt neben Sunny und Kel vor allem Aubrey in den Mittelpunkt. Zumindest in der Realität.

Geteilte Realitäten

Schon nach dem ersten Kapitel zeigt sich, dass Sunny zusätzlich in einer Traumwelt lebt. Er schlüpft in sein Alter Ego OMORI und verbringt viel Zeit mit seinen Freunden. OMORI, Mari, Kel, Aubrey, Basil und Hero haben eine enge Bindung und erleben reichlich Abenteuer in der fantasievollen, nicht realen Welt. Hier inszeniert der Manga hervorragend die Kämpfe der Rollenspiel-Vorlage als Teil der Handlung und bindet somit wichtige Gameplay-Elemente auf notwendige Weise ein. Der Fokus liegt aber weiterhin eindeutig auf der Geschichte und dem Abenteuer der Freunde. Eine wichtige Wendung hat großen Einfluss auf die Ereignisse in der Traumwelt und auch in der Gegenwart muss sich Sunny indirekt mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen.

Obwohl Omori Band 1 vieles nur andeutet und vorwiegend die Grundlagen für die Handlung schafft, zeigt der Mystery-Drama-Manga bereits eine fesselnde Erzählweise. Erstklassig inszeniert, lebt Omori Band 1 zusätzlich von der dichten Atmosphäre, den interessanten, gut geschriebenen und tiefgründigen Charakteren und den vielschichtigen Themen. Noch setzt der Manga vor allem auf die Traumata der Hauptfiguren, doch es zeichnet sich bereits ab, dass der tragische Vorfall in der Vergangenheit genauso wie die psychischen Probleme von Sunny der Reihe eine ernste Tonalität verleihen können. Omori Band 1 versteht es gleichermaßen, eine spannende Mystery-Drama-Geschichte zu erzählen und die beklemmenden Themen auf genau die richtige Weise einzubinden. Dabei profitiert der Manga spürbar von den detailreichen, stimmungsvollen Zeichnungen, die gerade bei der Darstellung der Charaktere und ihrer Mimik brilliert. Letztlich gipfelt Omori Band 1 in einem spannenden, offenen Ende, das eine perfekte Überleitung zum Nachfolger darstellt. Bleibt zu hoffen, dass Omori Band 2 nicht zu lange auf sich warten lässt.

Fazit

Die Videospiel-Vorlage von Omori Band 1 habe ich zwar nicht gespielt, aber ich war schon, bevor ich den Manga gelesen habe, neugierig auf das Rollenspiel. Umso gespannter war ich auf die Manga-Adaption, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat. Besonders die düstere, vielschichtige Atmosphäre in Einklang mit den detailreichen Zeichnungen haben mich früh für sich vereinnahmt. Die spannende Geschichte und die gut geschriebenen, tiefgründigen Charaktere haben schließlich dafür gesorgt, dass ich unbedingt wissen will, was hinter allem steckt und was Sunny beziehungsweise OMORI als nächstes erlebt. Entsprechend gespannt bin ich nach dem offenen Ende auf den nächsten Band. Fans ernster, abwechslungsreicher und düsterer Mystery-Drama-Manga, die kein Problem mit belastenden Themen wie psychischen Erkrankungen oder Traumata haben, sollten Omori Band 1 unbedingt eine Chance geben.

Kurzfazit: Fesselnder Mystery-Drama-Manga, der mit dichter Atmosphäre, gut geschriebenen Charakteren, interessanter Welt, vielschichtiger Geschichte und ernsten Themen fasziniert.

Vielen Dank an altraverse für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Omori – Band 1!

Details
Titel: Omori – Band 1
Originaltitel: Omori
Genre: Mystery, Drama
Verlag: altraverse
Original Story: Omocat
Manga: Nui Konoito
Seiten: 208
Preis: 10,00 €
ISBN: 978-3-7539-3140-1
Verlagsseite: Omori – Band 1 bei altraverse
Erscheinungsdatum: 16. Juni 2025

© 2024 Omocat, Nui Konoito / Kodansha Ltd.
© Altraverse GmbH