Rezension: Rainbow Cotton (Switch)

Hexe Cotton bekämpft in Rainbow Cotton Monster, um von den Feen ihre heißgeliebten bonbonartigen Willows zu erhalten.

Als Rainbow Cotton im Jahr 2000 ausschließlich in Japan für Segas Dreamcast erschien, wandelte der fünfte Teil der Cute’em-Up-Reihe erstmals die Perspektive. Statt klassischem 2D-Sidescroller-Shoot’em-Up setzt Rainbow Cotton auf ein 3D-Railgun-Shooter-Gameplay. Dabei fliegt die Protagonistin auf ihrem Besen durch kunterbunte Level und schießt mit ihrer Magie auf die niedlichen Gegner, die sie von allen Seiten attackieren. Es ist offensichtlich, dass sich Entwicklerstudio Success für den Dreamcast-Titel von Spielen wie Space Harrier oder Panzer Dragoon inspirieren ließ. Über vierundzwanzig Jahre nach der Erstveröffentlichung, hat Rainbow Cotton eine Neuauflage für Nintendo Switch, PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X, Xbox One und PC spendiert bekommen und ist erstmals außerhalb Japan erschienen.

Übernommene Mängel

Rainbow Cotton setzt das Dreamcast-Original in gelungener HD-Grafik, die dennoch dem Stil des Originals treu bleibt, um. Auch beim Gameplay bleibt die Neuauflage den Ursprüngen treu, was sich jedoch als eher unpraktisch erweist. In Rainbow Cotton sehen wir die Protagonistin von hinten und steuern sie auf ihrem Besen fliegend in 3D-Leveln. Auf Knopfdruck schießen wir mit unserer Magie auf Gegner oder setzen einen zuvor eingesammelten Spezialangriff ein. Das funktioniert alles gut, leidet jedoch spürbar unter dem viel zu großen Charaktermodell von Cotton. Sorgt bereits die schiere Masse an Objekten und Effekten für eine Reizüberflutung und gerade beim Einstieg für Unübersichtlichkeit, verstärkt die Protagonistin diesen Umstand noch mehr. Immer wieder ist uns Cotton schlicht im Weg, um richtig zielen zu können oder den Überblick zu wahren.

Das ist jedoch nicht das einzige Problem. Zwar steuert sich die Protagonistin ordentlich, das Zielen fällt aber aufgrund des schwammigen und unbeständigen Zielkreuzes unnötig schwer. Dazu kommt ein oftmals unzureichendes Trefferfeedback. So wissen wir nicht immer, ob wir Gegnern auch wirklich Schaden zufügen. Werden wir selbst getroffen, äußert sich das zwar in Animation, Stimme und Controller-Vibration, doch auch das ist nicht immer eindeutig. Viel zu oft haben wir Schaden erlitten, ohne zu wissen, weshalb oder aus welcher Richtung. Dadurch wird Rainbow Cotton manchmal frustrierend. Zumal auf Checkpoints in den Leveln verzichtet wurde. Sterben wir und nutzen eines unserer fünf Continues, müssen wir wieder am Anfang des aktuellen Levels beginnen. Nur die Bosse dürfen wir im Falle eines Ablebens direkt wieder angehen.

Vorhandenes, ungenutztes Potenzial

Allerdings ist Rainbow Cotton trotz der Mängel kein zwingend schlechtes Spiel. So weisen die Level alternative Routen auf. Diese erlauben es sogar, Zwischenbosse zu umgehen. Auch warten die Level mit kniffligen Flugpassagen und optischer Vielfalt auf. Leider kann das die Gameplay-Schwächen nur bedingt ausgleichen. Zumal die spielerische Abwechslung nicht vorhanden ist. Das ist angesichts der kurzen Spielzeit auch kaum notwendig. Nach knapp einer Stunde haben wir die fünf Level abgeschlossen. Immerhin bietet Rainbow Cotton vier Schwierigkeitsgrade, so dass wir versuchen können, das 3D-Cute’em-Up mit einer größeren Herausforderung erneut anzugehen. Dabei fällt jedoch auf, dass die Balance auf keinem Schwierigkeitsgrad ideal ist und teilweise kann Rainbow Cotton sogar unfair werden. Als kleinen Ausgleich dürfen wir das Abenteuer auch im Co-Op-Modus zu zweit erleben. Außerdem ist ein Retro-Modus mit Scanlines, 4:3-Seitenverhältnis und gewölbten Rändern enthalten.

Erwähnt sei noch die eher belanglose, aber trotzdem irgendwie charmante Geschichte. Das Feen-Königreich Filament wird von Monstern angegriffen und die Vorräte der bonbonartigen Willows sind in Gefahr. Um die Gefahr zu bekämpfen, locken einige Feen die Süßigkeiten-liebende Hexe Cotton an. Mit einem Trick bringen die Feen sie dazu, gegen die Monster zu kämpfen. Die Hexe hofft wiederum darauf, selbst einige der leckeren Willows essen zu können. Was nur als rudimentärer Rahmen für das Gameplay dient, wird in schicken Anime-Zwischensequenzen, die stimmig japanisch vertont sind und auf den typischen Cotton-Humor setzen. Dieser ist nicht nur eine der größten Stärken der Reihe, sondern vor allem von Rainbow Cotton. Ein Ausgleich für die Gameplay-Mängel kann die charmante und witzige Inszenierung allerdings nicht bieten.

Fazit

Rainbow Cotton ist bereits das vierte Spiel der Cotton-Reihe, das seit der Rückkehr der Cute’em-Ups nach längerer Pause für aktuelle Systeme erscheint. Das Remake des ursprünglich nur in Japan für Segas Dreamcast erschienenen 3D-Cute’em-Up-Railgun-Shooters, schafft es leider nicht, die Mängel des Originals zu beheben. Ist das grundlegende Gameplay noch recht ordentlich umgesetzt, fallen schnell einige Schwächen auf, die spürbar am Spielspaß kratzen. Besonders das viel zu große Charaktermodell von Cotton, das jegliche Übersicht erschwert, fällt störend auf. Doch auch die fehlenden Checkpoints haben mir bald jegliche Motivation geraubt, zumal es auch keine Passwörter oder Levelauswahl gibt. Stets muss ich von vorne beginnen, was besonders bei einem Ableben aus unersichtlichen Gründen oder aufgrund unfairer Szenen mehr als ärgerlich ist. Hier wäre definitiv mehr möglich gewesen. Co-Op- und Retro-Modus sind für mich nicht mehr als kleine Boni. Immerhin weiß Rainbow Cotton mit dem üblichen Charme und Humor der Cotton-Reihe ein wenig zu punkten und auch technisch ist das 3D-Cute’em-Up sauber umgesetzt. Umso bedauerlicher sind die spielerischen Mängel. Genre- und Cotton-Fans finden bessere Alternativen, können aber unter Berücksichtigung der Schwächen einen Blick wagen.

Kurzfazit: Spielerisch durchwachsenes Cotton-Remake, das vorhandenes Potenzial ungenutzt lässt, aber technisch sauber läuft.

Vielen Dank an ININ Games für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Rainbow Cotton!

Details
Titel: Rainbow Cotton
Genre: Action, Cute ‚em Up, Shoot ‚em Up
Publisher: ININ Games
Entwickler: Success
Spieler: 1-2
Syteme: Switch (getestet), PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X|S, Xbox One, PC
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 09. Mai 2024