Rezension: Banishers: Ghosts of New Eden (PS5)

Verbanner Red mac Raith stellt sich in Banishers: Ghosts of New Eden mit seiner Geisterpartnerin Antea den grausigen Schrecken Neuenglands.

Banishers: Ghosts of New Eden ist das neue Action-Rollenspiel von Life-is-Strange-Studio Don’t Nod, die bereits mit Vampyr Genre-Erfahrung gesammelt haben. Dabei setzt das französische Studio mit den britischen Kolonien in Nord-Amerika im siebzehnten Jahrhundert auf ein frisches, unverbrauchtes Szenario und verbindet das mit Geistern und übernatürlichen Schrecken. Als Verbanner-Paar Red mac Raith und Antea Duarte verschlägt es uns zu Beginn von Banishers: Ghosts of New Eden nach New Eden Town. Hier soll laut einer Nachricht eines befreundeten Pastors ein gefährlicher Geist sein Unwesen treiben. Schnell wird deutlich, dass uns ein mächtiger Feind erwartet.

Stimmungsvolle Geisterjagd

Im Prolog lernen wir erst in der Rolle von Antea und später als Red die nötigen Gameplay-Grundlagen kennen. Gleichzeitig werden wir schnell von der dichten Atmosphäre und der düsteren Geschichte gepackt. New Eden Town leidet sichtlich unter der bösartigen Erscheinung, die die Kolonie heimsucht. Am Ende strandet Red weitab der kleinen Stadt und Antea wird getötet. Das ist angesichts des Ankündigungstrailers von Banishers: Ghosts of New Eden kein Spoiler, da bereits hier gezeigt wurde, dass Red vom Geist seiner Mentorin und Geliebten Antea begleitet wird. Dadurch sind wir nie wirklich alleine und regelmäßig sorgen die Gespräche der beiden für gefühlvolle, bedrückende, ernste oder auch mal witzige Momente, die Einblicke in ihre Beziehung sowie ihre Tätigkeit als Verbanner gewähren.

Ganz Verbanner ist es unsere Aufgabe, Geister auszutreiben und Heimgesuchten wieder Frieden zu bringen. Entsprechend nehmen die sogenannten Spukermittlungen eine zentrale Rolle bei Haupt- und Nebenquests ein. Diese erzählen eigene, spannende Geschichten, die uns immer wieder mit persönlichen Schicksalen konfrontieren. Alleine deshalb lohnt es sich, auch jede optionale Spukermittlung abzuschließen. Dabei gilt es bei jeder Geisterheimsuchung mehr über die betroffenen Menschen und die Geister zu erfahren. Wir befragen Siedler, beschwören die Geister und lauschen ihren Geschichten und untersuchen die Umgebung, um in Briefen oder Objekten weitere Hinweise zu entdecken.

Belastete Entscheidungen

Am Ende müssen wir uns stets entscheiden, ob wir Siedler oder Geist beschuldigen. Das ist oft gar nicht so einfach, da die Ereignisse nicht immer eindeutig sind. Nicht selten ist den Geistern Unrecht geschehen. Allerdings leben die Siedler in einer harten Welt und müssen um Überleben und gegen den Hunger kämpfen. Daher erwischen wir uns dabei, wie wir unsere eigene Moral hinterfragen und selbst verwerfliche Taten verstehen und bereit sind zu verzeihen. Letztlich ist es an uns, ob wir einen Geist verbannen oder erlösen beziehungsweise einen beteiligten Menschen beschuldigen. Bei letzterem töten wir die betroffene Person, damit sie ihre Schuld mit ihrem Leben sühnt. Das kann massiven Einfluss auf die Spielwelt haben. Entscheiden wir etwa, dass eine Anführerin für ihre Taten bezahlen muss, geht das zu Lasten der von ihr abhängigen Siedler. Damit erschwert uns Banishers: Ghosts of New Eden theoretisch jede Entscheidung.

Allerdings steht den moralischen Entscheidungen ein wenig die Geschichte im Weg. Red und Antea schließen relativ früh im Spiel einen Pakt. Dieser besagt entweder, dass wir Antea erlösen und ihren Geist somit aufsteigen lassen oder aber, dass wir sie wiederbeleben. Der Erfolg des jeweiligen Paktes hängt allerdings von unseren Entscheidungen in den Spukermittlungen ab. Für Anteas Wiederbelebung benötigen wir Opfer und müssen Siedler entsprechend beschuldigen und töten. Soll Antea hingegen aufsteigen, müssen wir andere Geister erlösen. Das sorgt dafür, dass sich die Entscheidungen in den Spukermittlungen kaum noch relevant anfühlen, da wir uns meistens sowieso an den mit dem gewählten Pakt zusammenhängenden Weg halten. Zudem wissen wir nie, wie nah wir der Erfüllung des Paktes sind. Dadurch können wir nicht einsehen, ob wir noch Siedler verschonen dürfen, um die Wiederbelebung Anteas zu erreichen. Oder umgekehrt, wie viele Siedler wir noch beschuldigen dürfen, wenn wir sie aufsteigen lassen wollen. Das ist bedauerlich, da die Spukermittlungen dadurch an Bedeutung verlieren. Gerade aufgrund der hohen Qualität der erzählten Geschichten, hinterlässt das einen gemischten Eindruck, sorgt aber zugleich dafür, dass wir alle Haupt- und Nebenquests abschließen wollen.

Schlagkräftiges Verbanner-Duo

Abseits der Spukermittlungen erkunden wir die zwar offene, aber schlauchig gestaltete Welt. Abgesehen von ein paar kleineren, offenen Gebieten folgen wir fast immer vorgegebenen Pfaden. Bereits kleine Steine, Flüsse oder Äste können für Red unüberwindbare Hindernisse darstellen. Zumal der schottische Verbanner lediglich an vorgegebenen Stellen springen oder klettern darf. Das schränkt unsere Bewegung zwar ein, garantiert aber auch, dass sich die Welt wirklich lebendig anfühlt und überaus stimmungsvoll gestaltet ist. An den Einschränkungen haben wir uns nie wirklich gestört, dafür lädt New Eden zu sehr zum Erkunden ein. Umso bedauerlicher ist es, dass unser Entdeckerdrang oft nur marginal belohnt wird. Meist entdecken wir lediglich ein paar Ressourcen. Selbst in Truhen finden wir oft nichts anderes. Aber optionale Briefe, Bücher und andere Texte liefern mehr Hintergründe zur Welt. Außerdem dürfen wir uns Nebenaufgaben wie Schemennestern, Elitegegnern oder verfluchten Truhen stellen. Das mag alles nicht unbedingt abwechslungsreich sein, kann aber zumindest kurzweilig motivieren.

Weitaus wichtiger sind die Kämpfe. Regelmäßig treffen wir auf geisterhafte Gegner und müssen uns ihnen schlagkräftig entgegenstellen. Das Kampfsystem spielt sich ziemlich gut und fühlt sich natürlich an. Als Red setzen wir auf Säbel und Gewehre, um Schemen und wandelnden Leichen zuzusetzen. Zudem dürfen wir auf Knopfdruck jederzeit mit Antea tauschen und in ihrer Geister-Gestalt mit Schlägen und Spezialangriffen den Gegnern zusetzen. Dabei verursacht Antea, besonders bei Schemen, die Leichen übernommen haben, mehr Schaden. So schlagen wir mit ihr auf die wandelnden Toten ein, bis der Schemen den toten Körper verlassen muss, wechseln anschließend zu Red und setzen dem teilweise durchsichtigen Geist weiter zu. Entgehen können wir den Kämpfen leider nicht, da wir weder den Bereich verlassen können noch mit Red springen oder klettern dürfen, sobald Feinde in der Nähe sind. Das kann gerade beim Erkunden mitunter nervig werden. Zumal die meisten Kämpfe auf dem dritten von fünf Schwierigkeitsgraden kaum Herausforderung bieten. Immerhin wissen Bosskämpfe für Abwechslung zu sorgen.

Stimmungsvolle Kolonie

Mit der Zeit sammeln wir durch das Besiegen von Gegnern oder Abschließen von Spukermittlungen Erfahrungspunkte und steigen im Level auf. Dadurch verdienen wir Fertigkeitspunkte, die wir in rudimentären Fähigkeitsbäumen investieren dürfen. Dadurch verstärken wir vor allem passive Boni. Außerdem können wir mit gesammelten Ressourcen unsere Ausrüstung aufwerten. Diese hat ebenfalls maßgeblichen Einfluss auf unsere Attribute. So erhalten wir etwa höhere Vitalität und damit mehr Gesundheitspunkte oder erlangen mehr Stärke. Da die unterschiedlichen Ausrüstungsgegenstände auch noch passive Effekte haben, können wir Red und Antea dank der Ausrüstung zumindest etwas an unseren bevorzugten Spielstil anpassen.

Banishers: Ghosts of New Eden lebt besonders von der dichten Atmosphäre und dem unverbrauchten, erstklassig umgesetzten Szenario. Wichtig ist auch, dass das Action-Rollenspiel wirklich schick aussieht. Die Landschaft Neuenglands ist abwechslungsreich und wartet mit schaurigen Wäldern, eisigen Bergen, gruseligen Sümpfen und mehr auf. Zusätzlich sind uns keine nennenswerten Ruckler, Framerate-Einbrüche oder Bugs aufgefallen. Der stimmungsvolle, erstklassige Soundtrack unterstützte hervorragend die packende Atmosphäre. Abgerundet wird die gelungene audiovisuelle Präsentation von einer sehr guten deutschen Synchronisation. Diese kann zwar die verschiedenen Akzente und Slangs des englischen Originals nicht einfangen, ist unabhängig davon aber erstklassig. Damit ist Banishers: Ghosts of New Eden trotz kleinerer Macken ein fesselndes Action-Rollenspiel in unverbrauchtem Szenario, das vor allem aufgrund der dichten Atmosphäre und spannenden Geschichten viel Spielspaß bietet.

Fazit

Banishers: Ghosts of New Eden ist für mich eine große Überraschung. Zwar habe ich auf ein spaßiges und stimmungsvolles Action-Rollenspiel gehofft, doch das neue Werk von Don’t Nod ist deutlich besser, als ich erwartet habe. Sicher, das Action-Rollenspiel leistet sich ein paar offensichtliche Macken und verschenkt vorhandenes Potenzial. Das wirkt sich aber nie auf den Spielspaß aus. Dafür können Geschichte, Szenario und Gameplay mich viel zu sehr überzeugen, motivieren und fesseln. Besonders die Spukermittlungen mit ihren vielen kleinen Geschichten und Schicksalen sind großartig und verdienen es erlebt zu werden. Fans ungewöhnlicher Szenarien und düsterer Geschichten sollten sich das Action-Rollenspiel nicht entgehen lassen.

Kurzfazit: Atmosphärisches Action-Rollenspiel, das kleinere Macken mit motivierendem Gameplay, unverbrauchtem Szenario, großartigem Protagonisten-Duo und vielschichtigen Geschichten ausgleicht und viel Spielspaß bietet.

Vielen Dank an Focus Entertainment & Don’t Nod für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Banishers: Ghosts of New Eden!

Details
Titel: Banishers: Ghosts of New Eden
Genre: Action-Adventure, Action-Rollenspiel
Publisher: Focus Entertainment
Entwickler: Don’t Nod
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet), Xbox Series X|S, PC
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 13. Februar 2024