Rezension: Highrise City (PC)

In Highrise City gilt es eine funktionierende und wachsende Stadt inklusive Industrie und Produktionskreisläufen zu errichten.

Nach knapp anderthalb Jahren im Early Access ist Highrise City Anfang September endgültig erschienen. Der City Builder des deutschen Studios FourExo Entertainment und von Publisher Deck13 verknüpft klassischen Städtebau mit Produktionsketten, wie wir sie aus der Anno-Reihe kennen. Eingebunden in eine simple Geschichte, die wir auch deaktivieren dürfen, ist es unsere Aufgabe eine große, funktionierende Stadt inklusive lukrativer Wirtschaft zu errichten, um Wohnraum für die wachsende Bevölkerung zu schaffen. Dank unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade und Karten wie New York oder Hong Kong, verspricht Highrise City nicht nur viel Spielzeit, sondern auch eine angenehme Spielerfahrung für Genre-Neulinge sowie -Profis.

Gewohnter Städtebau

Am Anfang steht immer eine Straße. Wie in anderen City Buildern, beginnen wir in Highrise City unsere Städte stets mit einer Straße, in deren Umgebung ein Kästchen-Raster entsteht. Dieses dürfen wir wie in anderen Genre-Vertretern wie Cities: Skylines entweder als Wohngebiet oder Geschäftsviertel markieren. Auch Mischviertel, in denen Wohn- und Bürogebäude wild durcheinander stehen, sind möglich. Während wir mit kleinen Einfamilienhäusern und kleinen Büros beginnen, schalten wir mit der Zeit neue Bevölkerungsgruppe und damit auch Möglichkeiten beim Bau der beiden verschiedenen Stadtviertelarten frei. So errichten wir mit der Zeit etwa Ingenieurs- oder Manager-Wohngebäude und nähern uns somit immer mehr riesigen Wolkenkratzern. Ähnliches gilt für Bürogebäude. Allerdings wird das Errichten der Viertel auch entsprechend teurer.

Hier zeigt sich dann bereits die Besonderheit von Highrise City. Anders als in vielen anderen Genre-Vertretern setzt der City Builder nicht nur auf Geld, sondern auch auf eine wachsende Zahl an Ressourcen. Benötigen wir Anfangs nur Holz und Dämmmaterial, sind für spätere Gebäude Ziegel, Stahlträger, Glas und Stahlbeton notwendig. Um die entsprechenden Materialien abzubauen und herzustellen, müssen wir, wie Eingangs erwähnt, Produktionsketten errichten. Beispielsweise bauen wir auf entsprechenden Vorkommen Minen, um Eisen abzubauen. In Eisenschmelzen wird das Eisen weiterverarbeitet. Dafür benötigen wir allerdings auch Kohle, die wir ebenfalls in Minen abbauen können. Zumindest wenn wir die notwendigen Vorkommen haben. Alternativ dürfen wir aus Holz Kohle gewinnen, müssen die Köhlereien aber in Wassernähe errichten. Zudem steht uns dann weniger Holz für die Herstellung von Brettern, die wir für den Bau von Gebäuden benötigen, zur Verfügung. Es ist essenziell, dass wir stets auf die Funktionalität unserer Industrie achten.

Effiziente Industrie

Allerdings benötigen wir verschiedene Ressourcen und Erzeugnisse nicht nur für das Errichten neuer Gebäude. Auch die Bedürfnisse der Bewohner unserer Stadt müssen erfüllt werden. Sind die Menschen der ersten Bevölkerungsgruppe noch vergleichsweise mit einer einfachen Grundausstattung zufrieden, steigen die Ansprüche je nach Schicht immer weiter an. Neben Einkaufsmöglichkeiten, medizinischer Versorgung, Bildung, Polizei und Feuerwehr müssen wir etwa auch für Freizeitmöglichkeiten oder religiöse Einrichtungen sorgen. Zusätzlich gilt es Nahrung, Kleidung, Spielzeug und andere Objekte herzustellen. Dafür benötigen wir wiederum andere Rohstoffe und Industriezweige, die wir ebenfalls mit einer wachsenden Stadt freischalten. Dank regelmäßiger Meilensteine, die oft auch neue Schritte in der seichten Geschichte freischalten, versteht es Highrise City, unsere Motivation nicht nur zu erhalten, sondern immer wieder aufs Neue anzustacheln.

Dabei sind es nicht nur neue Gebäude, die unser Interesse wecken, sondern auch neue Möglichkeiten. Bei einer ausreichend großen Stadt schalten wir die Forschung frei und dürfen unter anderem durch das Erfüllen bestimmter Ziele gesammelte Forschungspunkte investieren, um Vorteile freizuschalten. Dadurch werden etwa unsere Industriegebäude effizienter oder die Ansprüche unserer Bevölkerung sind leichter zu erfüllen. Damit nicht genug, dürfen wir mit der Zeit auch Gesetze erlassen und so das Leben in unserer Stadt maßgeblich beeinflussen. Legalisieren wir etwa Glücksspiel bringt das Einnahmen und die Zufriedenheit der Bevölkerung steigt, gleichzeitig wird jedoch die Kriminalität gefördert. Es will also immer gut überlegt sein, welches Gesetz für uns Sinn ergibt. Selbiges gilt für Subventionen, die wir individuell in jeden Industriezweig stecken dürfen. Die richtige Investition kann zwar unsere finanziellen Mittel senken, dafür aber zu mehr Effizienz an der richtigen Stelle sorgen. Sofern notwendig, können wir das mit höheren Steuern, die wir unabhängig für jede Bevölkerungsgruppe festlegen dürfen, ausgleichen.

Wachsende Stadt

Mit der Zeit dürfen wir auch neue Gebiete in der Umgebung unserer Stadt kaufen, um auf diese Weise das weitere Wachstum zu ermöglichen. Hier gilt es stets im Vorfeld darauf zu achten, welche Ressourcen sich wo befinden, um nicht etwa ein Wohnviertel auf einem großen Eisen-, Kohle- oder gar Lithiumvorkommen zu errichten. Denn Umsiedeln ist nicht direkt möglich und Abreißen und Neubauen von Vierteln kann teuer, manchmal aber sinnvoll sein. Zudem erhalten wir mit der Zeit kleine Aufgaben, durch deren Erfüllung wir Belohnungen wie Geld oder Verbesserungen für Gebäude erhalten. Während anschließend neu gebaute Farmen, Minen und dergleichen direkt die höhere Stufe haben, müssen wir bereits existierende Gebäude für einen entsprechenden Preis an Geld und Ressourcen aufwerten. Das mag zwar auf den ersten Blick teilweise an unsere Ersparnisse und Lagerbestände gehen, rechnet sich meist aber aufgrund der höheren Produktivität. Auch Straßen dürfen wir auf diese Weise aufwerten und etwa von einer normalen Zweispurigen-Straße in eine Vierspurige-Straße umwandeln. Auf diese Weise reagieren wir auf ein hohes Verkehrsaufkommen. Dabei kann auch das Errichten von Nahverkehr helfen. Eine so große Rolle wie etwa in Cities: Skylines spielt der Verkehr in Highrise City jedoch nicht und wir hatten nie wirklich große Probleme mit verstopften Straßen oder dergleichen.

Abseits des Städtebaus dürfen wir uns im Editor kreativ austoben. Hier haben wir die Möglichkeit, bestehende Gebäude anzupassen oder komplett eigene Bauwerke zu erschaffen. Diese dürfen wir anschließend in unserer Stadt errichten und somit für mehr Individualität sorgen. Allerdings fällt die Bedienung des Editors etwas umständlich und behäbig aus. Nachdem wir uns daran gewöhnt hatten, war das jedoch kein allzu großes Problem mehr. Ansonsten funktioniert die Steuerung von Highrise City hervorragend. Zu keiner Zeit hatten wir größere Schwierigkeiten, Gebäude zu platzieren oder Straßen zu ziehen. Manchmal müssen wir zwar etwas nachjustieren oder die Ausrichtung anpassen, doch das sind Kleinigkeiten, die den Spielspaß nicht beeinflussen. Entsprechend angenehm bauen wir unsere Stadt auf und widmen uns den immer besser funktionierenden und weitläufigeren Produktionsketten. Zusätzlich dürfen wir nach dem Bau eines Hafens handeln und etwa benötigte Güter, die wir nicht selbst herstellen oder abbauen können, einkaufen.

Gelungene Präsentation & Kleine Macken

Spielspaß und Motivation werden von der schicken Optik zusätzlich unterstützt. Frei zoomen wir in unsere Stadt hinein und können das Treiben auf den Straßen beobachten. Dabei bietet Highrise City für ein Strategiespiel eine wirklich gute Grafik mit tollen Effekten. So spiegelt sich etwa das Sonnenlicht in Fenstern oder Dachluken und es kann vorkommen, dass wir einen kurzen Lensflare-Blendeffekt erhalten, wenn wir aus dem richtigen Blickwinkel über unsere Stadt scrollen. Auch das Wasser weiß zu überzeugen und es bleiben sogar kurz Tropfen an unserer Kamera hängen, wenn wir mit Neigen und Scrollen abtauchen. Ein schönes Detail, das zwar keinen tieferen Sinn hat, aber zeigt, mit wie viel Liebe FourExo Entertainment Highrise City entwickelt hat.

Seltene und minimale Einbrüche der Framerate in Einklang mit Rucklern können wir entsprechend genauso wie gelegentliche Grafikfehler, die keine Auswirkungen aufs Gameplay haben, verzeihen. Allerdings hatten wir auch mehrere Abstürze, die uns sogar aufgrund Reproduzierbarkeit einen Spielstand gekostet haben. Hier sei jedoch erwähnt, dass seit dem letzten kleinen Update keine Abstürze mehr aufgetreten sind. So nervig das sein kann, hat es den Spielspaß nie maßgeblich beeinflusst, zumal der Fortschrittsverlust dank regelmäßiger Auto-Speicherstände überschaubar ausfällt. Die angenehme Atmosphäre in Einklang mit der ruhigen Musik und den Geräuschen der Stadt, runden Highrise City ab und unterstreichen noch einmal, wie gelungen der City Builder ist und wie viel Spaß wir beim Errichten unserer Städte haben.

Fazit

Schon seit dem Genre-Klassiker Sim City, habe ich immer wieder in verschiedenen City Buildern großen Spaß damit gehabt, Städte zu errichten. Zudem gehören Reihen wie Die Siedler und Anno auch aufgrund ihrer Produktionsketten und dem strategischen Bauen zu meinen Favoriten im Strategie-Genre. Entsprechend neugierig war ich auf Highrise City, das klassisches Städte bauen mit dem Planen von Industrie verknüpft. Schon nach wenigen Stunden, war ich komplett gefangen vom Kreislauf aus, Wohngebiete und Geschäftsviertel errichten sowie dem Bauen von neuen Produktionsgebäuden, Minen und dergleichen. Damit setzt sich Highrise City merklich von anderen City Buildern ab, ohne die Kernessenz des Genres zu vergessen. Großartig und erfrischend. Es macht einfach unglaublich viel Spaß meine Stadt zu planen, zu bauen und immer effizienter zu gestalten. Die kleinen Macken verzeihe ich entsprechend gerne, zumal sie zu keiner Zeit den Spielspaß negativ beeinflusst haben. City-Builder- genauso wie Anno-Fans sollten sich Highrise City unbedingt näher anschauen.

Kurzfazit: Motivierender City-Builder, der den Städtbau mit Produktionskreisläufen verbindet und trotz kleinerer Macken viel Spielspaß garantiert.

Vielen Dank an Deck13 & FourExo Entertainment für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Highrise City!