Rezension: Star Wars Jedi: Survivor (PS5)

Cal Kestis sucht auf der Flucht vor dem Imperium in Star Wars Jedi: Survivor nach einem alten Jedi-Geheimnis.

Knapp dreieinhalb Jahre nach Star Wars Jedi: Fallen Order, setzt Respawn Entertainment die Geschichte von Jedi Cal Kestits fort. Statt jedoch direkt an den Vorgänger anzuknüpfen oder das Ende grob als Ausgangspunkt zu nutzen, sind mittlerweile mehrere Jahre vergangen. Cal und seine Freunde sind getrennte Wege gegangen und der junge Jedi kämpft gemeinsam mit Rebellen um Saw Gerrera gegen das Imperium. Das führt ihn zu Beginn des Spiels zu imperialen Hauptwelt Coruscant. Hier beginnt das Spiel mit einem recht langen ersten und linearen Level, der uns den Stadtplaneten in all seiner Pracht erleben lässt, während wir die Gameplay-Grundlagen erlernen. Respawn Entertainment setzten bei ihrem zweiten Star-Wars-Spiel erneut auf eine Mischung aus Action-Adventure mit Metroidvania- und Soulslike-Elementen. Das stellen wir bereits auf Coruscant fest. Noch offensichtlicher wird es jedoch in den folgenden Spielabschnitten, in denen wir wesentlich weitläufigere, teils fast schon open-world-artige Planeten erkunden.

Überlebender Jedi

Wie der Titel schon verrät, konzentriert sich Star Wars Jedi: Survivor auf Cal als Überlebenden der Order 66 und der Auslöschung der Jedi. Das war bereits im Vorgänger so, doch nun ist aus dem unerfahrenen Padawan ein kampfstarker Jedi, der bereits zahlreiche Schlachten geschlagen hat geworden. Der Roman Star Wars Jedi: Kampfnarben, dessen englische Version kurz vor dem Spiel erschienen ist und dessen deutsche Veröffentlichung für Juli angekündigt ist, erzählt, was zwischen dem Vorgänger und Jedi: Survivor passiert ist. Eine schöne Ergänzung, die jedoch nicht nötig ist, um der spannenden und großartig erzählten Geschichte von Jedi: Survivor zu folgen. Dank eines ausführlichen Rückblicks, der jederzeit über das Hauptmenü aufgerufen werden kann, kann Cals zweites Abenteuer sogar ohne jegliches Vorwissen bestritten werden. Hinweise auf seine bisherigen Erlebnisse werden jedoch immer wieder in Gespräche mit bekannten und neuen Figuren eingestreut. Allgemein gelingt es Jedi: Survivor hervorragend, eine düstere Star-Wars-Atmosphäre zu erzeugen und sich gleichzeitig wie eine Rückkehr zu alten Freunden anzufühlen.

Dabei ist die Geschichte abseits der Verweise auf Cals Vergangenheit, komplett unabhängig vom Vorgänger. Nach seiner Mission auf Coruscant, begibt sich der junge Jedi zum abgelegenen Planeten Koboh, um Unterschlupf zu finden und Reperaturen an seinem Raumschiff vornehmen zu lassen. Hier stößt er jedoch auf ein großes, altes Geheimnis, das eng mit den Jedi aus der Ära der Hohen Republik, einem Zeitalter vor rund zweihundert Jahren, in Verbindung steht. Für Star-Wars-Fans, die auch Romane und Comics lesen, ist die Hohe Republik aufgrund des gleichnamigen Literaturprojektes natürlich bereits vertraut. Die Einbindung in Jedi: Survivor ist großartig umgesetzt und funktioniert hervorragend. Auch weil die Geschichte unabhängig von den Romanen und Comics bleibt und lediglich, den dort geschaffenen Rahmen einer lange vergangenen Ära für weitere Ereignisse in dem alten Zeitalter nutzt. Als Cal langsam mehr über die Vorkommnisse zu erfahren und sich neuen Gefahren zu stellen, ist überaus motivierend und trägt viel zum Spielspaß von Star Wars Jedi: Survivor bei.

Umfangreiche Jedi-Kräfte

Natürlich hat auch das Gameplay einen großen Anteil am Spaßfaktor des Action-Adventures. Als Cal rennen, springen und klettern wir durch die weitläufigen und linearen Abschnitte der verschiedenen Planeten und Monde und erkunden diese ausführlich. Dabei zücken wir unser Lichtschwert, stellen uns in actionreichen Kämpfen verschiedenen Feinden und nutzen auch die Macht. Da Cal bereits ein erfahrener Jedi ist, fangen wir zu Beginn des Spiels nicht bei Null an. Cal verlernt auch keine Fähigkeiten, wie das oft in anderen Spielen der Fall ist, um die Schwäche des Protagonisten zu begründen. Stattdessen können wir als Cal von anfang an verschiedene Machtfähigkeiten einsetzen und in zwei der insgesamt fünf Lichtschwertstile kämpfen. Im Verlauf des Abenteuers lernen wir trotzdem noch ausreichend Neues. Zudem ist das gesamte Spiel darauf ausgelegt, dass Cal von Anfang an bestimmte Fähigkeiten besitzt. Dadurch fühlen wir uns auf angemessene Weise bereits wie ein erfahrener Jedi, aber nicht übermächtig.

Zumal es trotzdem Bereiche gibt, die wir anfangs nicht erreichen. Erst mit der Zeit lernen wir neue Fähigkeiten oder finden erforderliche Tricks, um manche Orte betreten zu können. Hier kommt der Metroidvania-Anteil des Action-Adventures zum Tragen, da wir stets dazu angehalten sind, an zuvor bereits besuchte Orte zurückzukehren, weil wir jetzt die notwendigen Möglichkeiten haben, um hier vorhandene Hindernisse zu entfernen. Das motiviert ungemein und regt uns genauso wie die zahlreichen versteckten Kisten, Datenbankeinträge, Schätze und mehr dazu an, die Spielwelt ausführlich zu erkunden. Dazu gesellen sich die packenden Kämpfe, die uns je nach Schwierigkeitsgrad einiges abverlangen können. Bereits auf der mittleren Stufe, ist Jedi: Survivor eine Herausforderung. Ein Teil der Soulslike-Anleihen. Zudem verlieren wir unsere Erfahrungspunkte, wenn wir sterben und müssen sie vom Gegner, der uns bezwungen hat wiedererlangen. Allerdings gilt das nur für Erfahrungspunkte, die noch nicht zu einem Fähigkeitspunkt geworden sind. Das ist praktisch und erleichtert das Spielerlebnis etwas.

Anpassung eines Jedi

Auf klassische Levelaufstiege wird verzichtet. Stattdessen investieren wir unsere Fähigkeitspunkte, die wir vorwiegend durch das Bezwingen von Gegnern und Erlangen von ausreichend Erfahrungspunkten erhalten, in verschiedene Fähigkeitenbäume. Diese sind neben Cals Überlebensfähigkeiten, auf seine Lichtschwerstile sowie die Machtfähhigkeiten aufgeteilt. Dabei hat jeder Lichtschwertstil und jede Machtfähigkeit einen eigenen kleinen Baum. Auf diese Weise können wir unsere bevorzugten Fähigkeiten stärken und Cal ein wenig unsereren Vorstellungen und unserem Spielstil anpassen.

Ähnliches ermöglichen uns die Boni.Hierbei handelt es sich um passive Effekte, die wir ausrüsten können. Allerdings ist die Anzahl der gleichzeitig aktiven Boni begrenzt. Jeder Boni verbraucht eine bestimmte Anzahl an Slots. So nimmt etwa eine höhere Blockanzeige nur einen Slot ein, während Lebensregeneration drei Slots einnimmt. Bei anfangs lediglich vier Slots, sind mit diesen beiden Boni unsere Möglichkeiten bereits ausgereizt. Es will also taktisch überlegt sein, welche Effekte wir benötigen und was zu unserem Spielstil passt. Eine schöne weitere Individualisiserungsmöglichkeit. Genauso wie das Investieren von Fähigkeitspunkten, können wir Boni lediglich an Speicherpunkten wechseln. Das gilt auch für die fünf Lichtschwerstile, von denen wir lediglich zwei gleichzeitig ausrüsten dürfen, um jederzeit im Kampf zwischen ihnen wechseln zu können. Entsprechend müssen wir auch hier überlegen, welche Kampfweise uns gefällt und liegt, um Cal entsprechend zu individualisieren.

Nebenbeschäftigungen eines Jedi

Größere und weitläufigere Planeten wollen natürlich auch gefüllt sein. Und dafür sorgt Jedi: Survivor. Neben zahlreichen Truhen und Sammelobjekten, erhalten wir im Action-Adventure auch einige Nebenmissionen. Diese führen uns an die verschiedensten Orte auf den Planeten und erzählen ihre eigenen kleinen Geschichten. Manchmal könnten sie zwar etwas umfangreicher oder spannender sein, trotzdem sind wir stets motiviert, die als Gerüchte bezeichneten Nebenquests zu erfüllen. Zusätzlich führen wir immer wieder Gespräche mit unseren Mitstreitern oder den Bewohnern der Orte, die wir besuchen. Dabei ist besonders Koboh ein Planet auf den wir regelmäßig zurückkehren und an dem es erkennbaren Wandel durch unsere Taten gibt. Zwar bleibt das in einem kleinen Rahmen, trotzdem ist es schön, die Figuren in der Siedlung kennenzulernen und zu merken, dass sie sich an uns erinnern und auf uns eingehen.

Zusätzlich finden wir einige Klediungsstücke, Frisuren, Lichtschwert- und BD-1-Bauteile mit denen sich Cal, seine Waffe und sein kleiner Droiden-Begleiter jederzeit optisch anpassen lassen. Können wir Lichtschwert und BD-1 nur an Werkbänken verändern, dürfen wir Cal jederzeit über das Menü neue Kleidung, einen Bart oder eine andere Frisur verpassen. Das hat zwar keinen Einfluss aufs Gameplay oder die Geschichte, ist aber trotzdem ein schönes Detail. Immer wieder haben wir uns dabei erwischt, wie wir besonders Cal umgestaltet haben.

Wunderschöne Planeten, technische Macken

Star Wars Jedi: Survivor sieht fantastisch aus. Anders lässt sich die grafische Opulenz des Action-Adventures kaum beschreiben. Wunderschöne, lebendige Planeten, detailreiche Charakter-, Gegner- und Tiermodelle, realistische Licht- und Schatteneffekte, grandiose Partikeleffekte und mehr sorgen dafür, dass Cals zweites Abenteuer zu den schönsten Spielen des Jahres gehört. Allerdings hatte das Action-Adventure gerade zur Veröffentlichung mit einigen technischen Problemen zu kämpfen. Eine nicht konstante Bildwiederholungsrate, was zu Rucklern und Slowdowns geführt hat, grafische Fehler und verschiedene Bugs haben den Spielspaß getrübt. Nach mehreren Patches, ist Star Wars Jedi: Survivor mittlerweile aber in einem zufriedenstellenden technischen Zustand. Von den früheren Problemen gibt es kaum noch eine Spur. Ruckler und Slowdowns treten höchst selten auf, Bugs konnten wir ebenfalls keine mehr feststellen und Abstürze hatten wir nur einen direkt bei Spielstart. Da verzeihen wir kleinere grafische Schwächen wie manchmal ausbleibende Gesichtsanimationen, insbesondere bezüglich Lippensynchronität.

Die optische Darstellung, gerade in der nun technisch gelungenen Version, unterstützt die fantastische Star-Wars-Atmosphäre. Wenn wir als Cal neue Ecken eines Planeten entdecken, erstmals einen neuen Himmelskörper entdecken und uns atemraubende Anblicke bieten, versinken wir regelrecht in der Spielwelt. Dazu trägt natürlich auch der grandiose und stimmungsvolle Soundtrack bei, der perfekt zu Star Wars passt und auch abseits des Spiels dazu einlädt angehört zu werden. Abgerundet wird das Spiel von einer hochwertigen deutschen Sprachausgabe, bei der wirklich jede Stimme passt und den Figuren glaubhaft Leben eingehaucht wird. Großartig!

Fazit

Star Wars Jedi: Survivor übertrumpft in fast allen Belangen den bereits sehr guten Vorgänger. Trotz der anfänglichen techischen Schwierigkeiten, die dank Patches glücklichlicherweise fast komplett behoben sind, ist das Action-Adventure ein Genre-Meisterwerk und eines der besten Star-Wars-Spiele, die ich je gespielt habe. Actionreiche Kämpfe, weitläufige Planeten, eine wunderschöne optische Präsentation, fantastische Musik und eine spannende, wendungsreiche Geschichte, die von glaubhaften und vielschichtigen Charakteren getragen wird, sorgen dafür, dass ich regelrecht in Star Wars Jedi: Survivor versinke. Es ist einfach ein riesiger Spaß mit Cal gegen das Imperium zu kämpfen, neue Feinde zu bezwingen und der Spur eines alten Jedi-Geheimnisses zu folgen. Action-Adventure-Fans sollten genauso wie Metroidvania- und Soulslike-Freunde unbedingt zugreifen. Für Star-Wars-Fans ist Star Wars Jedi: Survivor sowieso fast schon ein Pflichtkauf!

Kurzfazit: Fantastisches Action-Adventure, das eine atmosphärische Geschichte mit tollen Charaktere erzählt und spaßiges Gameplay bietet. Eines der besten Star-Wars-Spiele aller Zeiten!

Vielen Dank an Electronic Arts für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Star Wars Jedi: Survivor!

Details
Titel: Star Wars Jedi: Survivor
Genre: Action-Adventure
Publisher: Electronic Arts
Entwickler: Respawn Entertainment
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet), Xbox Series X|S, PC
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 28. April 2023