Rezension: Blossom Tales II: The Minotaur Prince (PC)

Nach einem unüberlegt ausgesprochenen Wunsch, muss Lily in Blossom Tales II: The Minotaur Prince ihren Bruder Chrys retten.

Fast fünfeinhalb Jahre nach Blossom Tales: The Sleeping King, setzt Entwicklerstudio Castle Pixel das stark von der The-Legend-of-Zelda-Reihe inspirierte Action-Adventure fort. In Blossom Tales II: The Minotaur Prince schlüpfen wir erneut in die Haut eines Mädchens namens Lily. Allerdings ist die Geschichte, die in der Rahmenhandlung den Geschwistern Lily und Chrys von ihrem Großvater erzählt wird, keine direkte Fortsetzung und auch die Protagonistin ist nicht dieselbe Person. Stattdessen ist Lily nach einer einstmals großen Heldin benannt. Das ehemalige Königreich ist nun Blütental, ein kleines Dorf ohne König. Hier lebt Lily mit ihrem Bruder Chrys und ihrer Großmutter. Am Tag des Minotaurenfestes treten die Geschwister beim Turnier an. Als Chrys beim Kampf gegen seine Schwester auf unfaire Mittel zurückgreift, wünscht diese in ihrer Wut, er möge für immer verschwinden. Das beschwört jedoch den einst verbannten Minotaurenkönig, der nun zurück ist und Chrys mit sich nimmt. Lily muss aufbrechen, um ihren Bruder zu retten. Im Anschluss erwartet uns ein etwa zehn bis fünfzehn Stunden langes Abenteuer voller Dungeons, Items, Tränke und Nebenaufgaben, das uns immer wieder an The Legend of Zelda: A Link to the Past und ähnliche Serienteile erinnert.

Klassisch-modernes Pixelabenteuer

Castle Pixel versucht bei Blossom Tales II: The Minotaur Prince noch weniger als beim Vorgänger, die offensichtliche Zelda-Inspiration zu verbergen. Im Grunde kann das Action-Adventure ganz im Stil moderner Unter-Genrebezeichnungen von einem Zelda-like gesprochen werden. Das beginnt bereits bei der leicht versetzen Draufsicht und der schicken, bunten Pixelgrafik, die an 8- und 16-Bit-Zeiten erinnert. Als Lily durchstreifen wir eine aus mehreren Abschnitten bestehende, offene Welt. Mit unserem Schwert und verschiedenen Items, die wir im Laufe des Abenteuers finden, bekämpfen wir direkt unterschiedliche Gegner wie Schleime, riesige Spinnen oder Piraten. Gerade in Kombination mit den Items, sind die Kämpfe wirklich gelungen und spaßig. Lediglich die Einschränkung auf zwei gleichzeitig ausrüstbare Gegenstände wirkt veraltet und wie eine unnötige Einschränkung. Das ist aber meckern auf einem hohen Niveau, da wir das System schon nach kurzer Zeit verinnerlicht haben. Dennoch kann es nervig sein, wenn wir im Minutentakt Items über unser Inventar wechseln müssen.

Am Spielspaß ändert das jedoch nichts. Dafür ist Blossom Tales II zu vielschichtig. Im Laufe der durchaus gelungenen, spannenden und witzig erzählten Geschichte erleben wir allerlei verschiedene Abenteuer. Wie im Genre üblich, lösen wir verschiedene Rätsel, die sich wirklich gut ins Spielgeschehen einfügen, entdecken Geheimnisse und Schätze und wagen uns in gefährliche Dungeons. Letztere sind natürlich eng mit unserem Ziel Lilys Bruder Chrys zu retten verbunden. Schließlich müssen wir, um ins Labyrinth des Minotaurenkönigs zu gelangen, die dafür notwendigen Schlüsselteile finden. Exzellent gestaltet, wissen die Dungeons mit viel Abwechslung, ordentlicher Größe, motivierenden Bosskämpfen und der Einbindung neuer Items mehr als nur zu überzeugen. Selten haben wir in einem Zelda-artigen Action-Adventure abseits der Nintendo-Reihe bessere Dungeons gesehen.

Zahlreiche Stärken

Doch nicht nur die Dungeons gehören zu den Stärken von Blossom Tales II. Auch die Welt selbst ist mit ihren fünf Gebieten abwechslungsreich, vielfältig und angenehm groß. Es gibt viel zu entdecken und zahlreiche Nebenaufgaben zu erfüllen. So tragen wir Post aus, helfen Bienen ihren gestohlenen Honig wiederzufinden oder pflanzen Bäume ein. Natürlich winken meist Items oder die wichtigen Viertelherzen und -kristalle als Belohnung. Letztere beiden benötigen wir, um unsere Lebensenergie beziehungsweise Ausdauerleiste zu vergrößern. Haben wir jeweils vier davon, erhalten wir entweder ein Herz mehr oder unsere maximale Ausdauer erhöht sich. Neben der Ausweichrolle, die recht viel Ausdauer kostet, benötigen wir die grüne Leiste auch, um viele unserer Items einzusetzen. Blossom Tales II verzichtet auf eine endliche Zahl an Bomben, Pfeilen und dergleichen. Stattdessen kostet der Einsatz der meisten Gegenstände etwas Ausdauer. Wir müssen also gut darauf achten, dass wir nicht im falschen Moment plötzlich nicht mehr wie gewünscht agieren können.

Ein Schnellreisesystem, Schriftrollen für neue Angriffe und Lieder runden das Gameplay zusätzlich ab. Dabei sind die Musiksstücke natürlich ein Element, das an The Legend of Zelda: Ocarina of Time erinnert. Sobald wir unser Instrument haben, können wir unterschiedliche Lieder lernen und sie für verschiedene Funktionen einsetzen. Teilweise sind sie sogar essentiell, um in der Geschichte voranzukommen. Optionaler ist die Alchemie, die es uns ermöglicht, unterschiedliche Tränke mit gesammelten Materialien herzustellen. Auf diese Weise können wir uns nicht nur heilen oder ein Extraleben verschaffen, sondern auch Schilde aktivieren und mehr. Ein gelungenes Gameplayelement, das sich genauso gut in Blossom Tales II einfügt wie das Angeln.

Wie bereits erwähnt, setzt das Action-Adventure auf einen bunten Pixel-Grafikstil, der an 8- und 16-Bit-Zeiten und somit NES und vor allem SNES erinnert. Große Unterschiede zum Vorgänger gibt es zwar optisch nicht, doch insgesamt wirkt Blossom Tales II in Details noch etwas runder entworfen. Schicke Umgebungen, viele Details, schöne Charakter- und Gegnerdesigns unterstreichen den charmanten Grafikstil des Action-Adventures. Die witzigen, unter anderem auf deutsch verfügbaren, Dialoge und der perfekt passende, stimmungsvolle Soundtrack runden Blossom Tales II hervorragend ab. Damit bietet Lilys Abenteuer erstklassige Genre-Unterhaltung.

Fazit

Da ich bereits den Vorgänger sehr gerne gespielt habe, war Blossom Tales II: The Minotaur Prince für mich ein Pflichttitel. Castle Pixel ist es gelungen, den spaßigen Vorgänger noch einmal zu übertreffen. Gameplay, Welt, Dungeons und Geschichte sind nochmal besser als im sowieso schon sehr guten ersten Teil. Sämtliche Elemente von Blossom Tales II greifen wunderbar ineinander, wodurch kleinere Macken schnell vergessen sind und dem Spielspaß zu keiner Zeit schaden können. Gerade, weil sich Nintendo mit The Legend of Zelda: Breath of the Wild vom klassischen Zelda-Prinzip etwas entfernt hat, freue ich mich immer, wenn andere Studios sich dem Konzept annehmen. Blossom Tales II ist für mich eine der besten Alternativen zu klassischen Zelda-Abenteuern im Stil von A Link to the Past, Link’s Awakening, Oracle of Seasons oder Oracle of Ages. Zugleich ist das Action-Adventure eines der besten Spiele des Jahres 2022. Eine klare Empfehlung und ein Pflichttitel für alle Genre-Fans!

Kurzfazit: Fantastisches Action-Adventure im klassischen Zelda-Stil, das mit eigenen Ideen, großartigem Gameplay und einer liebenswert-witzigen Geschichte viel Spielspaß bietet.

Vielen Dank an Playtonic Friends & Castle Pixel für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Blossom Tales II: The Minotaur Prince!