Rezension: Call of Duty: Modern Warfare II (PS5)

Terroristen, mexikanische Kartelle und viel Action in Kampagne und Mehrspieler-Modus bietet Call of Duty: Modern Warfare II.

Nachdem 2019 Call of Duty: Modern Warfare wieder auf die bei Fans beliebte Unterreihe aus den Jahren 2007, 2009 und 2011 setzte, kehrt Activision 2022 mit Call of Duty: Modern Warfare II zum Gegenwarts-Szenario zurück. Dabei setzt der Shooter wie gewohnt auf eine Solo-Kampagne und den großen Mehrspieler-Modus. Mit rund sieben Stunden Spielzeit, die je nach Spielstil und Schwierigkeitsgrad variieren kann, fällt die Kampagne sogar recht umfangreich aus und bietet einige Höhepunkte und angenehm viel Abwechslung, jedoch auch sehr zähe und nervige Momente. Die Geschichte fällt dabei recht simpel aus: Major Hassan, Stellvertreter eines von den US-Streitkräften im fiktiven Al-Mazrah getöteten Generals, will Rache. Dafür plant er, Raketen auf Ziele in den USA zu schießen. Gemeinsam mit Captain Price, Ghost, Soap McTavish und anderen Charakteren, ist es an uns, das zu verhindern.

Zäh mit Höhepunkten

Klingt bekannt und nicht sonderlich spannend? Kein Wunder. Die Handlung von Modern Warfare II ist genau das, was wir von Call of Duty kennen. Mit drei Einsatzteams erfüllen wir Missionen vom Nahen Osten über Europa bis nach Mexiko. Während die übliche Terroristen-bedrohen-die-USA-Geschichte kaum zu begeistern weiß, sind es die Abschnitte in Mexiko, die zu den Höhepunkten gehören. Hier bekommen wir es mit einem Kartell, das irgendwie in den Schmuggel der Raketen verwickelt ist, zu tun. Dabei werden auch neue Charaktere wie Alejandro Rojas oder der mysteriöse Kartell-Boss El Sin Nombre vorgestellt. Die Story-Abschnitte in Mexiko sind so stark und fühlen sich derart frisch an, dass wir uns wünschen, Modern Warfare II hätte sich komplett darauf konzentriert. Eine sechs bis sieben Stunden lange Kampagne, die uns in den Kampf gegen mexikanische Kartelle schickte, hätte viel Potenzial.

Bereits Modern Warfare II beweist das und weckt Erinnerungen an die Serie Narcos oder den Film Sicario. Hier zeigt sich, wie viel Potenzial in dem Setting steckt und das obwohl weiterhin gewohnte Call-of-Duty-Mechaniken zum Einsatz kommen. Das muss aber nicht negativ sein. Schließlich ist es eine große Stärke der Reihe und auch von Modern Warfare II actionreich inszenierte Kampagnen zu bieten. Genau hier trumpfen die Missionen gekonnt auf, obwohl es immer wieder zu zähen oder sogar nervigen Abschnitten, die in Trial and Error ausarten können, kommt. Dafür entschädigen starke Level, in denen wir uns schleichend fortbewegen. Sogar das Herstellen von improvisierten Ausrüstungsgegenständen ist in einer Mission wichtig. Aber wieso fast nur in dieser? Der Abschnitt gehört unserer Meinung nach zu den stärksten von Modern Warfare II und bietet in sich schon reichlich Abwechslung. Hier trumpft der Shooter richtig auf, wodurch uns andere Level umso mehr enttäuscht zurücklassen.

Das soll aber nicht heißen, dass die Kampagne misslungen ist. Obwohl es klare Unterschiede zwischen Leveln und Abschnitten gibt, versteht es der Story-Modus zumindest kurzweilig zu unterhalten. Die etwa sieben Stunden Spielzeit fühlen sich meistens wirklich gut an und wir haben uns gerne auf die Suche nach den Raketen und in den Kampf gegen Terroristen und Kartell begeben. Selbst wirklich nervige Momente, an denen wir das Spiel gerne zur Hölle gejagt hätten, haben wir letztlich hingenommen, um die Kampagne zu beenden. Aber allzu viel sollte wirklich nicht erwartet werden. Der Story-Modus von Modern Warfare II ist gelungen und gehört definitiv nicht zu den schlechten Vertretern der Reihe, es gab aber auch schon bessere Call-of-Duty-Kampagnen. Trotzdem sollten Fans weitgehend zufrieden sein. Und die manchmal haarsträubende Geschichte bringt sogar noch ein wenig eigenwilligen Charme mit.

Gelungene Mehrspieler-Schlachten

Wie gewohnt ist das Herzstück von Modern Warfare II der Mehrspieler-Modus. Anders könnte es bei einem klassischen Call of Duty auch nicht sein. Hier überzeugt der Shooter, wie auch in der Kampagne, mit dem hervorragenden Gameplay. Das Spielgefühl ist einfach großartig. Waffen fühlen sich wuchtig an. Explosionen sind spürbar. Und auch sonst überzeugt Modern Warfare II mit einer gelungenen Spielbarkeit. Dazu gesellen sich gewohnt motivierende Modi wie Versus mit zwei Teams aus jeweils sechs Spielern. Gleichzeitig ist Modern Warfare II aber auch langsamer als andere Call-of-Duty-Teile. Was sich vielleicht im ersten Moment negativ anhört, wird von den gelungenen Karten locker aufgewogen. Verwinkelte Wege und ein genau auf das Gameplay ausgelegter Aufbau sorgen dafür, dass uns die gedrosselte Geschwindigkeit nach einiger Zeit kaum noch auffällt.

Zudem überzeugt Modern Warfare II mit einer gewohnt abwechslungsreichen Modi-Auswahl. Einige neue Varianten bringen willkommene Abwechslung mit sich. Darunter natürlich auch die Möglichkeit, Schlachten mit bis zu vierundsechzig Spielern auszutragen. Außerdem wird wieder auf gewohnte Fortschritte gesetzt. Entsprechend schalten wir mit der Zeit neue Inhalte und Möglichkeiten frei. Auch in Mehrspieler-Runden können wir dadurch auf weitere Taktiken zurückgreifen. Modi wie Gefangenenrettung, bei der es gilt zwei Geiseln zu befreien, erfordern von uns wirklich überlegtes Vorgehen und das Zusammenarbeiten im Team, fühlen sich etwas zäh an. Andere Spielvarianten sind unterhaltsamer,auch wenn manche Karte unter schlecht platzierten Rücksetzpunkten oder mangelnder optischer Abwechslung leidet. Letztlich setzt Modern Warfare II hauptsächlich auf zerstörte Fabrikanlagen, Städte oder dergleichen. Etwas mehr Unterschied wäre hier begrüßenswert. Am grundsätzlich spaßigen Mehrspieler-Modus ändert das aber wenig.

Etwas knapp fällt jedoch der Spec-Ops-Modus aus. Lediglich drei kooperative Aufträge standen bei Veröffentlichung zur Verfügung. Mittlerweile sind zwei weitere Varianten erschienen. Wirklich viel ändert das aber nicht an den grundsätzlichen Problemen. Obwohl der Modus auf Zusammenarbeit ausgelegt ist, ist eine Absprache kaum erforderlich, rudimentäre Kommunikation reicht völlig aus. Oft sind die Missionen sogar erfolgreich abzuschließen, ohne dass wir in irgendeiner Weise miteinander gesprochen haben. Dennoch bleiben die Koop-Aufträge kurzweilig. Dank neuer Inhalte wird hier mehr Abwechslung geboten, so dass die Schwächen aufgewogen werden können.

Audiovisueller Realismus

Call of Duty: Modern Warfare II sieht fantastisch aus. In den stärksten Szenen erreicht das Spiel eine derart hohe Grafikqualität, das der Unterschied zur Realität fast verwischt. Hier spielt der Shooter mit den Möglichkeiten der PlayStation 5. Allerdings wird diese Qualität nicht immer erreicht. Es sind eher die ruhigen, wenig effekt- und actionreichen Szenen und kleinen Level, die das volle grafische Potenzial zeigen. Doch auch abseits davon, weiß Modern Warfare II trotz kleinerer Schwächen visuell zu überzeugen. Dazu gesellen sich nicht weniger gelungene Effekte wie Explosionen, Rauch oder Licht- und Schattenspiele. In einigen Leveln, kann der Shooter hierbei wirklich auftrumpfen. Auch in den gut inszenierten Zwischensequenzen, weiß Modern Warfare II fast restlos zu überzeugen.

Leider gilt das nicht unbedingt für die deutsche Synchronisation. Zwar ist die Vertonung an sich in Ordnung, aber ganz sicher auch keine Stärke des Shooters. Im Gegenteil, fallen einige Charaktere sogar recht mau aus – und das liegt nicht an den oftmals mies geschriebenen, aber zum Spiel passenden Dialogen. Vollkommen misslungen ist die deutsche Sprachfassung aber nicht, so dass Modern Warfare II auch damit gespielt werden kann. An die Qualität des englischen Originals reicht die Vertonung aber nicht heran. Dafür kann das 2022er Call of Duty beim Sound in allen anderen Bereichen überzeugen. Brachiale Waffen- und realistische Umgebungsgeräusche lassen uns noch mehr in das Spiel eintauchen. Zudem spielt sich der Shooter wirklich gut. Dafür sorgt der umständliche Menüaufbau gerade beim ersten Start des Spiels eher für Verwirrung als übersichtliche Modi-Findung. Hier sollten spätere Teile unbedingt etwas ändern. Am grundsätzlichen Spielspaß von Call of Duty: Modern Warfare II ändert das aber natürlich nichts.

Fazit

Eine eher stumpfsinnige, aber unterhaltsame Kampagne und ein umfangreicher Mehrspieler-Modus sind genau das, was ich von einem Call of Duty erwarte. Call of Duty: Modern Warfare II bietet beides und kann damit durchaus überzeugen. Egal ob nun Mehrspieler-Gefechte oder Einzelspieler-Missionen, ich hatte stets viel Spaß mit dem Shooter. Daran ändern auch kleinere Schwächen wenig. Lediglich mancher Abschnitt in der Kampagne hat mich regelrecht zur Weißglut getrieben. Dafür entschädigen die Höhepunkte , so dass ich mit der etwa sieben Stunden langen Geschichte ausreichend Spaß hatte. Besonders fasziniert hat mich der Shooter aber mit der Grafik. Einige Level sehen überaus realistisch aus. Hier trumpft Modern Warfare II wirklich auf. Optisch etwas schwächere Abschnitte oder die im Stil abwechslungsarmen Mehrspieler-Karten können das nicht trüben. Abgerundet wird der Shooter von einer wirklich guten Spielbarkeit. Call-of-Duty- und besonders Modern-Warfare-Fans sollten zugreifen.

Kurzfazit: Abwechslungsreiches Call of Duty, das trotz Schwächen in Kampagne und Mehrspieler-Modus mit gelungenem Gameplay und grafischer Opulenz überzeugt und kurzweiligen Spielspaß bietet.

Vielen Dank an Activision für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Call of Duty: Modern Warfare II!

Details
Titel: Call of Duty: Modern Warfare II
Genre: First-Person-Shooter
Publisher: Activision Blizzard, Inc.
Entwickler: Infinity Ward, Demonware, Treyarch, Toys for Bob, Raven Software, High Moon Studios, Beenox, Sledgehammer Games, Activision Shanghai
Syteme: PS 5(getestet), PS4, Xbox Series X/S, Xbox One, PC
Altersfreigabe: ab 18
Erscheinungsdatum: 27. Oktober 2022

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