Rezension: The Eternal Cylinder (PS5)

Die Kopfüßler-Wesen Trebhum versuchen in The Eternal Cylinder vor einem alles zerstörenden Zylinder zu entkommen und zu überleben.

Bereits in der Vergangenheit hat das chilenische Entwicklerstudio ACE Team mit ungewöhnlichen, eigenwilligen Spielen wie der Rock-of-Ages-Reihe Aufmerksamkeit erregt. Das Survival-Adventure The Eternal Cylinder setzt erneut auf ein surreales Design und eine einzigartige Spielerfahrung. Nach der Veröffentlichung Ende September 2021 für PlayStation 4, Xbox One und PC, hat The Eternal Cylinder mittlerweile auch eine Portierung für PlayStation 5 und Xbox Series X|S spendiert bekommen. Neben grafischen Verbesserungen wie Raytracing-Effekten zählen dazu auch verschiedene neue Inhalte, die Teil des Anniversary-Updates sind.

Zylindrische Gefahr

In The Eternal Cylinder schlüpfen wir in die Haut der Trebhum. Dabei handelt es sich um kleine, rundliche Wesen, die ausschließlich aus ihrem Körper, der zugleich auch ihr Kopf ist, und daran befindlichen Beinen bestehen. Mit ihrem Rüssel saugen die Trebhum allerlei Nahrung, Materialien und Wasser auf. Letzteres können sie auch möglichst gezielt verschießen, um andere Lebewesen zu ärgern, gefährliche Raubtiere aufzuhalten oder Rätsel zu lösen. Selbstverständlich dürfen wir in der Rolle der Trebhum selbst Kontrolle über diese Fähigkeiten übernehmen. Mittels den hinteren Schultertasten saugen wir alles um uns herum ein oder spucken Wasser, um voran zu kommen. Währenddessen ist unser Blick immer auf den Horizont gerichtet. Dort befindet sich ein großer, endlos wirkender Zylinder, der über den Planeten rollt und alles unter sich zermalmt. Nur besondere Türme, die wir beim Betreten aktivieren, halten den Zylinder auf. Allerdings nur solange, wie wir uns im schützenden Bereich des jeweiligen Turms befinden. Verlassen wir diesen, heißt es rennen und rollen, um rechtzeitig den nächsten Turm und somit die nächste schützende Zone zu erreichen.

Innerhalb des sicheren Bereichs können wir uns frei bewegen. Hier müssen wir keine Angst davor haben, vom Zylinder plattgewalzt zu werden. Das nimmt ein wenig den Stress aus der zentralen Spielmechanik, ohne die Gefahr die vom geheimnisvollen Objekt ausgeht zu mindern. Um zu überleben, erkunden wir unsere Umgebung genau. Die Trebhum müssen essen, sogar sehr viel. Nahrung in unserem Magen wird in Energie, von der unsere maximale Ausdauer abhängig ist, umgewandelt. Zusätzlich müssen wir darauf achten, dass unser sich langsam verbrauchender Wasservorrat stets ausreichend gefüllt ist. Vergessen wir das, drohen unsere Trebhum mit der Zeit zu sterben. Hier sind eindeutig die Survival-Elemente zu erkennen. So präsent diese sind, so entspannt fallen sie aus. Nie fühlen wir uns unnötig gestresst und sind doch immer dazu angehalten, auf das Überleben unserer kleinen Kopffüßler zu achten. Eine schöne Mischung aus Entspannung und Überlebenskampf.

Surreale Welt

Mit der Zeit schließen sich unserem anfänglich einsamen Trebhum weitere seiner Art an. Entweder befreien wir sie, päppeln sie wieder auf oder brüten Eier aus. Damit wächst unsere Familie immer weiter an. Die maximale Anzahl an Trebhum ist allerdings genauso begrenzt wie etwa das Fassungsvermögen unseres Magens, unseres Energiespeichers oder des Wasservorrats. All das können wir jedoch in Schreinen aufwerten, sofern wir die notwendigen Ressourcen dafür haben. Ein Grund mehr, die Welt genau zu erkunden. Jederzeit können wir zwischen den Trebhum frei wechseln und somit das Inventar eines jeden der Kopffüßler nutzen. Gerade um genug Nahrung bei uns zu haben, ist das wichtig. Außerdem finden wir in der offenen Welt allerlei besondere Objekte, die die Trebhum mutieren lassen. Größere Beine sorgen für besseres Sprungvermögen, eine Würfel-Form kann zum Öffnen von Türen genutzt werden und Wachstum bringt uns ein größeres Inventar. Jede Mutation ist hilfreich, wirkt sich aber nur auf einen der Trebhum aus. Deshalb sollten wir gut überlegen, wie wir vorgehen. Schließlich verlieren wir beim Ableben eines Trebhum nicht nur dessen Inventar, sondern auch die körperlichen Veränderungen.

Gerade in der gefährlichen Welt kann das Überleben durchaus schwierig sein. Giftige Gase, eiskalte Regionen und tödliche Raubtiere sind nur einige der Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Dabei setzt The Eternal Cylinder auf ein surreales Design. Alles hinterlässt bei uns einen eigenwilligen Eindruck. Seien es exotische Pflanzen, riesige laufende Eier mit Mund an der Unterseite oder eine unnatürlich wirkende Mischung aus Mensch und Auto, die uns jagen und deren gelbliche Scheinwerfer regelrecht Gefahr schreien. Hier brilliert The Eternal Cylinder mit einem einzigartigen Stil, der uns sofort fasziniert hat. Immer wieder haben wir uns dabei erwischt, uns sogar Feinden oder anderen Gefahren zu nähern, nur um sie besser betrachten zu können. Auf unserem Weg haben wir dann auch noch verschiedene Geheimnisse entdeckt und das ist wirklich wichtig.

Rätselhaftes Überleben

The Eternal Cylinder ist nicht einfach nur der Kampf der Trebhum in einer tödlichen Welt. Das Survival-Adventure erzählt eine Geschichte, die immer wieder von einem auf englisch hervorragend vertonten Erzähler vorangetrieben wird. Eng verknüpft mit hilfreichen Tutorials, lernen wir die Spielmechaniken kennen und schreiten gleichzeitig in der Geschichte voran. Diese ist ein wenig verwirrend und dreht sich um die Trebhum, ihre Vergangenheit und ihr Schicksal. In alten Ruinen, Höhlen oder Tempeln müssen wir Rätsel und Geschicklichkeitsabschnitte lösen, um neue Fähigkeiten zu entdecken oder mehr über die Trebhum und die Welt zu erfahren. Das ist wirklich motivierend und veranlasst uns dazu, jeden Ort genau zu untersuchen. Faire Speicherpunkte, die Möglichkeit, gestorbenes Trebhum wiederzubeleben und ein anpassbarer Schwierigkeitsgrad runden das Survival-Adventure ab.

Bedauerlicherweise sorgt die ungenaue Steuerung immer wieder für Ärger. Gerade wenn wir mittels Sprüngen eine Höhle verlassen oder einen Abgrund überqueren müssen, scheitern wir viel zu oft aufgrund nicht präziser Eingaben. Dazu gesellen sich gelegentlich Abschnitte, in denen uns Leveldesign oder Grafik das Weiterkommen unnötig erschweren. Wenn eine Höhle derart dunkel ist, dass wir überhaupt nichts erkennen und deshalb nicht wissen, wo wir hin sollen, ist das einfach schlechtes Spieldesign. Glücklicherweise halten sich Probleme in Grenzen und meistens ist das Erkunden der surrealen Welt einfach faszinierend und unterhaltsam – trotz der Steuerung. Dabei profitiert das Survival-Adventure vom stimmungsvollen Soundtrack und der passenden Atmosphäre, die die Einzigartigkeit des Planeten, auf dem wir uns bewegen, unterstreicht. Eine ungewöhnliche, wenn auch nicht perfekte Survival-Adventure-Erfahrung.

Fazit

Da ich The Eternal Cylinder vergangenes Jahr nicht gespielt habe, wollte ich die Chance der PlayStation-5-Umsetzung nutzen, mir das Survival-Adventure genauer anzusehen. Schnell hat mich die surreale Welt fasziniert und in ihren Bann gezogen. Als kleiner Trebhum durch ungewöhnliche Landschaften zu laufen, zu rollen und zu hüpfen ist wirklich unterhaltsam. Wenn sich mir dann auch noch weitere der kleinen Kopffüßler, zwischen denen ich frei wechseln darf, anschließen, entwickelt sich ein regelrechtes Vertrauensgefühl mit den Trebhum. Umso bedauerlicher ist es, wenn eines der Wesen stirbt. Immerhin kann ich sie an bestimmten Schreinen wiederbeleben und überzählige Trebhum sogar an einem sicheren Ort speichern. Auch die Speicherpunkte sind fair gesetzt, so dass Frust ausbleibt. Allerdings sorgt die ungenaue Steuerung immer wieder für Ärger und manche Szenen sind viel zu dunkel, um etwas zu erkennen. Davon abgesehen bietet The Eternal Cylinder aber ein ungewöhnliches Survival-Adventure-Erlebnis in einer faszinierend-surrealen Welt.

Kurzfazit: Surreales Survival-Adventure, das vor allem mit der ungewöhnlichen Gestaltung fasziniert und dessen Spielspaß von den kleineren Macken kaum getrübt wird.

Vielen Dank an Good Shepherd Entertainment und ACE Team für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Eternal Cylinder!