Rezension: Signalis (PC)

Androidin Elster begibt sich in Signalis in einer bedrohlichen Anlage auf die Suche nach Alina und muss sich zahlreichen Gefahren stellen.

Obwohl Signalis aus der leicht versetzten Vogelperspektive von schräg oben betrachtet wird, erinnert das Survival-Horror-Spiel recht früh an bekannte Genre-Größen wie Resident Evil. Als Elster, eine Replika, wie Androiden in der Welt von Signalis genannt werden, erwachen wir in einem abgestürzten Raumschiff aus dem Kälteschlaf. Schon bei der Untersuchung unserer Umgebung, stellen wir fest, dass etwas nicht stimmt. Alina, deren beschädigtes Foto im Cockpit hängt, ist nicht aufzufinden. Stattdessen wirkt alles verlassen. Ohne uns an alles zu erinnern, begeben wir uns auf den eisigen Planeten, um nach Alina zu suchen. Bereits hier zeigt uns Signalis, dass einige Szenen aus der First-Person-Perspektive umgesetzt sind. Das gilt vor allem für Traumsequenzen. Ob auch der Spielbeginn eine solche ist, erfahren wir zunächst nicht. Kurz nachdem wir eine unterirdische Anlage entdeckt, diese betreten und aufgrund der Blutspuren und Zerstörung festgestellt haben, dass etwas nicht stimmt, erwachen wir in einer der Toiletten. Es ist nun unsere Aufgabe, herauszufinden, was in der Anlage geschehen und wo Alina ist. Das können wir wahlweise auch auf dem Steam Deck, auf dem Signalis problemlos funktioniert.

Stimmungsvolle Erkundung

Im Gegensatz zu anderen Survival-Horror-Spielen, haben wir uns bei Signalis nie wirklich gegruselt oder erschreckt. Dafür setzt das deutsche Zwei-Personen-Studio rose-engine auf eine atmosphärische Präsentation, die dank der stimmungsvollen Musik und Soundkulisse hervorragend gelingt. Stets ein wenig angespannt, immer von den Ereignissen gefesselt, erkunden wir Raum für Raum und Stockwerk für Stockwerk der unterirdischen Anlage. Genre-typisch liefern uns Dokumente, hinterlassene Nachrichten oder Poster weitere Hinweise zu Geschichte und Welt von Signalis. Dabei stellt sich bald heraus, dass der Science-Fiction-Titel in einer an die DDR erinnernden Gesellschaft angesiedelt ist. Genauso offenbart sich uns das harte Leben der Menschen und Replikas in der Anlage. Unterricht, Arbeiten und Leben wirken kontrolliert und durchgeplant. Wer auch nur ein wenig abweicht oder dem Staat nicht hörig ist, wird bestraft. Das ist jedoch lediglich das spannende Szenario von Signalis.

Die Geschichte des Survival-Horror-Spiels erschließt sich uns erst langsam. Wir finden immer mehr über die Anlage heraus, rätseln aber sogar nach dem Abspann noch über Details, die wir erlebt haben. Natürlich ist das genauso gewollt und grandios umgesetzt. Die Mischung aus Realität, Erinnerungen, Träumen und unklare Linien zwischen diesen verleihen der Geschichte etwas Geheimnisvolles, das uns früh nicht mehr loslässt. Wir wollen einfach erfahren, was Elster noch erwartet, was es mit der Anlage auf sich hat und wo Alina ist. Hier verbirgt sich eine der größten Stärken von Signalis, die von gelegentlichen, zwar nicht vertonten, aber gut geschriebenen Dialogen gekonnt unterstützt wird. Ähnliches gilt für die erwähnten Sequenzen aus der First-Person-Perspektive, die nicht nur für Abwechslung sorgen, sondern weitere Rätsel aufwerfen und uns noch mehr fesseln.

Unspektakuläre Gegner, knifflige Rätsel

Natürlich kommt ein Spiel wie Signalis nicht ohne Feinde aus. In den düsteren Räumen der Anlage treffen wir regelmäßig auf entstellte Replika und andere Gegner, denen wir uns mit Waffengewalt entledigen. Allerdings ist die Munition für Pistole, Schrotflinte und Revolver stark begrenzt, weshalb wir stets gut überlegen sollten, ob wir kämpfen oder nicht lieber vor den Angreifern fliehen. Da Gegner uns nicht in andere Räume folgen und wir ihnen mit ausreichend Platz, der eher selten vorhanden ist, problemlos ausweichen können, fällt die Bedrohung hier eher gering aus. Irgendwann merken wir, dass die Gegner keine allzu große Herausforderung sind. Hierbei sorgen die drei Schwierigkeitsgrade für etwas Abhilfe. Doch nicht falsch verstehen: Als Stimmungsbringer funktionieren die Gegner trotzdem hervorragend. Schließlich sorgen sie für Gefahr und tragen zur beklemmenden Stimmung bei.

Im Gegensatz dazu gehören die Rätsel mit zu den großen Stärken von Signalis. Obwohl hier eher typische Genre-Elemente verarbeitet werden, verstehen es die Knobelaufgaben, uns zu motivieren. Da ist die Suche nach einer Schlüsselkarte, um eine Tür zu öffnen, schon eher einfach. Wenn wir aber einen Tresor öffnen wollen, müssen wir erst die Kombination finden. Hinweise darauf finden wir in Dokumenten. Für einige Rätsel müssen wir sogar unseren Radioempfänger im Menü aktivieren und die richtige Frequenz einstellen, um beispielsweise einen Code übermittelt zu bekommen. Dabei gelingt es Signalis hervorragend, eine Balance aus anspruchsvollen und kurzweiligen Rätseln zu bieten. Manche Knobelaufgaben sind gar nicht so einfach zu lösen, andere hingegen präsentieren sämtliche Hinweise im selben Raum. Doch gerade diese Mischung sorgt dafür, dass wir nie genervt oder frustriert festhängen. Vielmehr entwickelt sich ein angenehmer Spielfluss, der uns immer weiter antreibt.

Platzprobleme in atmosphärischer Optik

Ein kleiner Wermutstropfen ist jedoch das Inventar. Mit gerade einmal sechs Plätzen ist es wirklich klein. Besonders weil Waffen, Munition, Schlüsselkarten, Heilgegenstände und alles andere dort untergebracht werden müssen. Tragen wir beispielsweise Pistole, Schrotflinte plus jeweiliger Munition und Reparaturflicken, haben wir gerade noch einen Platz frei für eventuell gefundene Objekte. Das bringt uns dazu, gut zu planen, was wir mitnehmen wollen. Nicht selten sind wir aber gezwungen, einfach zum nächsten Speicherraum, in dem sich auch immer eine Lagerkiste befindet, zu laufen, um unser Inventar zu leeren. Anschließend geht es wieder zum zuvor nicht mitnehmbaren Gegenstand. Auf Dauer kann das etwas störend sein. Allzu zu sehr auf den Spielspaß drückt der Umstand jedoch nicht. Dafür fesseln uns Geschichte, Atmosphäre und Rätsel zu sehr.

Wie bereits erwähnt, brilliert Signalis bei Musik- und Sounduntermalung. Doch auch optisch kann sich das Survival-Horror-Spiel sehen lassen. Stimmungsvolle Umgebungen, schicke Charaktermodelle und gelungene Licht- und Schatteneffekte unterstreichen die düstere Atmosphäre. Dabei setzt Signalis keineswegs auf eine moderne Grafik, schafft es aber mit einem minimalistischen Stil genau die richtigen Töne zu treffen, um zu gefallen. Nicht selten werden wir an PlayStation- und PlayStation-2-Zeiten erinnert – und das in rein positivem Sinn! Eine perfekte Abrundung des Survival-Horror-Erlebnisses das Signalis bietet.

Fazit

Signalis hat mich nach wenigen Minuten gepackt. Das Survival Horror-Spiel schafft es, mit einer düsteren, beklemmenden Atmosphäre, stimmungsvollen Sound- und Musik-Kulisse, düsteren Optik sowie spannender Geschichte zu fesseln. Die gewählte isometrische Vogelperspektive schadet dem Titel dabei keineswegs, sondern trägt zur Stimmung bei und unterstreicht die Eigenständigkeit von Signalis. Dank gelegentlicher First-Person-Abschnitte zeigt sich zudem, dass die Perspektive bewusst gewählt wurde. Gemeinsam mit den gelungenen Rätseln schafft es die Geschichte, mich immer wieder aufs Neue zu motivieren. Daran ändern auch kleine Schwächen, wie nur bedingt bedrohliche Charaktere oder das gelegentlich nervige, zu kleine Inventar nichts. Survival-Horror-Fans sollten sich Signalis unbedingt näher anschauen.

Kurzfazit: Signalis ist ein atmosphärisches Survival-Horror-Erlebnis, das trotz kleinerer Schwächen mit spannender Geschichte und stimmungsvoller audiovisueller Präsentation fesselt.

Vielen Dank an Humble Games und rose-engine für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Signalis!

Details
Titel: Signalis
Genre: Survival-Horror, Action-Adventure
Publisher: Humble Games
Entwickler: rose-engine
Spieler: 1
Syteme: PC (getestet), PlayStation 4, Xbox One, Switch
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 27. Oktober 2022