Rezension: Little Noah: Scion of Paradise (Switch)

Seelchimistin Noah erkundet in Little Noah: Scion of Paradise gemeinsam mit Katze Zipper eine geheimnisvolle und gefährliche Ruine.

Roguelites sind schon seit einigen Jahren ein sehr präsentes Genre, das einige große Hits und einige Indie-Perlen hervorgebracht hat. Mit Little Noah: Scion of Paradise beschreitet Cygames beim Switch-Debüt gemeinsam mit Entwicklerstudio Grounding ebenfalls die bekannten Genre-Pfade. Obwohl die Abenteuer der jungen Seelchimistin Noah nur wenige Neuerungen mit sich bringen, kann das kleine Roguelite-Action-Rollenspiel mit zahlreichen Stärken überzeugen.

Ruinenerforschung

Little Noah: Scion of Paradise beginnt mit einer schön gezeichneten Zwischensequenz, die eher aus Standbildern und Text besteht. Wir lernen kurz die Protagonistin Noah, eine Seelchimistin kennen. Sie befindet sich mit ihrem Luftschiff auf einer Reise und der Suche nach ihrem verschwundenen Vater, als sie plötzlich von einem Sturm, einer sprechenden Katze und Monstern überrascht wird und abstürzt. Fortan ist es an uns, die vor uns liegenden Ruinen zu erkunden. Dabei treffen wir auf den finsteren Greigh, der böse Pläne zu verfolgen scheint und die bereits erwähnte sprechende Katze, die irgendwie mit den Ruinen verbunden ist. Ganz Roguelite, werden wir nach unserem Ableben wieder auf unser Luftschiff, die Arche, zurückbefördert und verlieren alles, das wir bei uns tragen. Außerdem müssen wir die Ruinenerkundung wieder von vorne beginnen. Aber das ist gar nicht so schlimm, da uns Little Noah mit Verbesserungen motiviert.

Bevor es aber dazu kommt, müssen wir erst einmal in die Ruinen aufbrechen. Unser erster Ausflug ist recht storyintensiv. Schließlich müssen wir erst einmal mehr über die Geschichte erfahren. Wir treffen auf die sprechende Katze, die Noah kurzerhand Zipper nennt, und den bereits erwähnten finsteren Greigh. Immer wieder treiben Dialoge die Handlung voran und sorgen dafür, dass wir für jedes noch so kleine Weiterkommen in den von Monstern besiedelten Ruinen belohnt werden. Das motiviert enorm und weckt unseren Willen, auch nach mehrmaligem Scheitern, einen erneuten Versuch zu starten. Schließlich wollen wir wissen, wie die kurzweilige Geschichte endet. Zwar können wir je nach Schwierigkeitsgrad und bereits getätigtem Fortschritt einen Durchgang und somit die Handlung auch in einer Stunde abschließen, bis wir das aber erstmals schaffen, sind wir durchaus sieben bis acht Stunden beschäftigt. Und auch dann haben wir noch nicht alles in Little Noah erreicht.

Actionreiche Kämpfe

Das Spielgeschehen wird in einer schicken polygonalen 3D-Grafik aus der Seitenansicht dargestellt. Als Noah springen und rennen wir durch die zufällig aneinandergereihten Levelbausteine, bekämpfen Monster und sammeln unterschiedliche Objekte ein. Allerdings greift Noah nur für ihre Anima-Spezialangriffe, die bei Aufladung der entsprechenden Anzeige zur Verfügung stehen, selbst zur Waffe. Ansonsten setzt die Seelchimistin auf von ihr beschworene Astralwesen. Bis zu fünf dürfen wir ausrüsten und somit mittels Button als Waffe einsetzen. Zusätzlich stehen uns, sofern bereits freigeschaltet, zwei Astralwesen-Spezialangriffe zur Verfügung. Welche Mitstreiter wir an unserer Seite haben, können wir jedoch nur bedingt selbst entscheiden. Zu Beginn unserer Erkundung erhalten wir drei Astralwesen. Anschließend müssen wir darauf hoffen, dass wir weitere der Kämpfer in Alchemiekesseln, Truhen oder bei den Händlern, die in den Leveln auf uns wartet, erhalten. Dadurch müssen wir unsere Taktik stets den verfügbaren Astralwesen anpassen, wodurch ausreichend Abwechslung entsteht. Mit über vierzig Astralwesen wird eine große Auswahl geboten. Die Kämpfe fühlen sich, trotz der leicht indirekten Ausrichtung, fantastisch an und lassen sich hervorragend spielen. Es ist einfach ein großer Spaß mit Noah die zahlreichen Gegner, bei denen es sich ebenfalls um Astralwesen handelt, zu bekämpfen.

Fordernd, motivierend, spaßig

Zudem wartet in jedem der aus mehreren Leveln bestehenden Abschnitte ein Zwischenboss und ein Boss auf uns. Obwohl sich die hier anzutreffenden Kontrahenten mit der Zeit wiederholen, ist jede neue Auseinandersetzung eine Herausforderung und motiviert ungemein. Nicht selten sind wir gerade an den Zwischenbossen und Bossen gescheitert, mussten ihre Angriffsmuster lernen und unsere Strategie an sie anpassen. Dazu gehören auch die elementaren Ausrichtungen von Astralwesen und Ausrüstung, die viel Einfluss auf die Wirksamkeit unserer Angriffe haben. Wenn wir endlich einen Boss besiegt haben, ist das ein wahres Erfolgserlebnis. Hier kommt uns zu Gute, dass wir Little Noah auf einfach, normal und schwer spielen dürfen. So kann jeder das Roguelite an die eigenen Anforderungen und Wünsche anpassen.

In den Leveln sammeln wir jedoch nicht nur Astralwesen sondern auch Ausrüstung, die uns und den Astralwesen Boni gewährt. Zusätzlich finden wir stärkende Kristalle und Geld, das wir beim Händler ausgeben dürfen. Kleine Herausforderungsabschnitte bergen oft wertvolle Schatztruhen, und auf Friedhöfen können wir uns besonders schweren Gegnern stellen. Hier zeigt das Roguelite, dass trotz der eher simplen Levelgestaltung für Abwechslung gesorgt sein soll. Selbst der Mangel an neuen Ideen für das Genre wirkt sich nicht aus, da das Gameplay-Konstrukt einfach zu jederzeit Spaß macht und uns immer wieder zu motivieren weiß. Zu verdanken ist das wie Eingangs erwähnt, dem stetigen Fortschritt durch Verbesserungen. Scheitern wir, verlieren wir zwar alle Astralwesen, Ausrüstungsgegenstände, Kristalle und unser Geld, doch vollkommen sinnfrei war die Sammelei nicht. Alles was Noah bei sich trägt wird in Mana umgewandelt. Dieses Mana wiederum benötigen wir, um unser Luftschiff zu reparieren.

Reparaturen bringen Verbesserungen

Sind wir also wieder einmal gestorben und landen auf der Arche, fühlt es sich in Little Noah nicht so an als hätten wir wirklich alles verloren und würden nicht voran kommen. Bei so gut wie jeder Rückkehr wartet etwas Neues auf uns. Wir reparieren Teile des Luftschiffs und schalten damit neue Boni frei. Auf diese Weise beginnen wir unseren nächsten Durchgang in den Ruinen gestärkt. Beispielsweise kann Noah fortan einen Heiltrank mit sich tragen, ihre Lebenspunkte erhöhen, von Anfang an Geld oder Ausrüstung mit in die Ruinen nehmen oder mehr Schaden austeilen. Zusätzlich schalten wir bei Erfüllen bestimmter Ziele Statuen frei, die noch mehr Boni freischalten. Allerdings müssen wir die zur Errichtung erforderlichen Sockel erst bei der Schiffsreparatur freischalten und dürfen nur maximal fünf der Statuen gleichzeitig aufstellen. Hier müssen wir also planen, was wir gerade nutzen möchten. Zusätzlich dürfen wir mit der Zeit zwischen unterschiedlichen Animagestalten von Noah wechseln. Diese haben nicht nur Einfluss auf das Aussehen der Seelchmistin, sondern gewähren auf Boni wie höhere Feuer- oder Eisresistenz und zudem einen jeweils eigenen Animaspezialangriff.

Das ist jedoch noch nicht alles. In den Ruinen finden wir Geschenke, die wir als einziges wieder mit auf unser Luftschiff nehmen dürfen. Mit diesen Geschenken können wir unsere Bindung zu den Astralwesen verstärken, wodurch wir in fünf Stufen spezifische Stärkungen freischalten. Dadurch können wir etwas Angriffe schneller wieder ausführen oder die Stärke des Astralwesens steigt. Ein weiterer Aspekt, der dafür sorgt, dass wir stets motiviert bleiben und trotz aller Roguelite-typischen Verluste immer das Gefühl haben stärker zu werden. Nach einiger Zeit fällt es uns sogar leicht, zuvor kaum bezwingbare Bosse innerhalb kürzester Zeit zu besiegen. Das trägt zusätzlich zum Spielspaß bei und unterstreicht wie gelungen der Spielfluss von Little Noah ist. Alles greift irgendwie ineinander und schnell verlieren wir uns in dem Sog aus schnellen Kämpfen, Scheitern, Verbesserungen freischalten und in den Ruinen weiter vorankommen. Bis wir unser Luftschiff komplett repariert haben vergehen zahlreiche Stunden. Lediglich die eher kurze Geschichte kratzt hier etwas am Gesamteindruck, da wir bereits deutlich bevor wir alles freigeschaltet haben, mit der Handlung durch sind. Dass uns Little Noah trotzdem noch motiviert, zeigt aber noch mehr, wie spaßig das Gameplay ist.

Charmantes Abenteuer

Präsentiert wird Little Noah in einem charmanten 3D-Grafikstil inklusive schön gezeichneter Charaktere und Zwischensequenzen. Dabei fällt auf, dass der Stil – besonders bei den Figuren – an die Bravely-Default-Spiele erinnert. Die Optik trägt viel zur gelungenen Atmosphäre des Spiels bei und weiß zu gefallen. Auch wenn wir nach einiger Zeit jede Umgebung mehrfach gesehen haben, hat das am positiven Eindruck wenig geändert. Zudem wird das Spielgeschehen von stimmungsvoller Musik begleitet. Die sehr gute japanische Vertonung haucht den Charaktere zusätzlich zu den gelungenen deutschen Texten, die allerdings manchmal nicht ganz in die Textboxen passen, Leben ein. Das unterstreicht zusätzlich den hohen Sympathiefaktor, den Little Noah ausstrahlt. Zu verdanken ist das auch der schön erzählten, kurzweiligen Geschichte und der liebenswerten Hauptfigur.

Fazit

Als Little Noah: Scion of Paradise in der Nintendo Direct Mini: Partner Showcase am 28. Juni 2022 vorgestellt und direkt im Anschluss an die Präsentation veröffentlicht wurde, war mein Interesse sofort geweckt. Obwohl ich Roguelites nur bedingt etwas abgewinnen kann, haben mich der charmante Grafikstil und das unterhaltsam aussehende Gameplay neugierig gestimmt. Nachdem ich mit Noahs Reise begonnen hatte, war ich schnell im Bann des Abenteuers gefangen. Es macht einfach unglaublich viel Spaß, mit Noah die Ruinen zu erkunden, Gegner zu bekämpfen, der Geschichte zu folgen und Schritt für Schritt stärker und besser zu werden. Dass die Geschichte grundsätzlich recht schnell zu Ende ist, ist der vielleicht einzige Kritikpunkt, den ich Little Noah anrechnen muss. An meinem grundsätzlich positiven Eindruck ändert das aber nicht viel, da ich mit dem Roguelite einfach stundenlangen Spaß habe. Selbst nachdem ich den Abspann gesehen habe, bin ich motiviert weiterzuspielen, um Noahs Luftschiff vollständig zu reparieren. Dank der lockeren Ausrichtung, den drei Schwierigkeitsgraden und dem beständigen Fortschritt, ist Little Noah: Scion of Paradise nicht nur für Genre-Fans eine klare Empfehlung. Bleibt zu hoffen, dass Cygames dem kleinen Abenteuer der Seelchimistin eine Fortsetzung spendiert. Verdient hätte Noah es.

Kurzfazit: Charmantes und spaßiges Roguelite-Action-Rollenspiel das mit motivierendem Fortschrittssystem, schickem Grafikstil, kurzweiliger Geschichte und gelungenem Gameplay unterhält.

Vielen Dank an Dotemu für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Little Noah: Scion of Paradise!

Details
Titel: Little Noah: Scion of Paradise
Genre: Roguelite-Action
Publisher: Cygames
Entwickler: Cygames, Grounding Inc.
Spieler: 1
Syteme: Switch (getestet), PlayStation 4, PC
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 28. Juni 2022

© Cygames, Inc.