Rezension: SINoALICE – Band 1 (Manga)

Träume, zwei Puppen und enge Beziehungen bringen das Leben von Oberschülerin Alice in SINoALICE Band 1 durcheinander.

Alice ist eine normale Oberschülerin, die ein gewöhnliches Leben führt. Zumindest wirkt es auf den ersten Blick so. Doch Alice hat sich in ihren Lehrer, der sie geschwängert hat, verliebt. Eines Tages begegnet sie in ihrem Traum zwei seltsamen, auf sie ununterbrochen einredenden Puppen, die sie fragen, was sie sich von ihrem Leben wünscht. Allerdings ahnt Alice nicht, welche Auswirkungen ihre Antwort auf ihr eigenes Leben, ihre Situation und ihre Freundin Miki hat. Oder ist ihr gesamter Alltag nur ein Traum? Ehe es Alice ahnt, wird sie in ein grausames Spiel um Leben und Tod gezogen.

Belastende Träume

SINoALICE basiert auf dem gleichnamigen Mobile-Spiel von Pokelabo und Square Enix, das unter der Leitung von NieR- und Drakengard-Schöpfer Yoko Taro entstanden ist. Entsprechend ist Yoko Taro bei der Manga-Adaption auch für die Story und als Supervisior zuständig. Die Geschichte folgt der fünfzehnjährigen Oberschülerin, die zu Beginn von SINoALICE Band 1 einen seltsamen Traum von zwei geheimnisvollen Puppen hat. Unaufhörlich reden sie auf Alice ein und stellen anschließend die entscheidende Frage: „Was wünschst du dir für diese Welt?“. Bereits diese ersten Seiten unterstreichen, dass SINoALICE reichlich Mystery- und Fantasy-Elemente nutzt. Im Anschluss konzentriert sich der Manga jedoch auf das vermeintlich normale Leben von Alice. Die Protagonistin wacht nach ihrem Traum auf, zieht sich an und unterhält sich beim Frühstück mit ihrer Mutter. Spätestens die Hinweise auf eine sexuelle Beziehung der fünfzehnjährigen mit ihrem Lehrer und ihre Schwangerschaft, unterstreichen, dass Alice doch kein so normales Leben führt.

Ein Drama sollte hier aber nicht erwartet werden. Auch wenn sich das erste der drei Kapitel von SINoALICE Band 1 fast komplett auf ihre Weltsicht und den Umgang mit ihrer Situation konzentriert, werden bereits Hinweise auf die kommenden, recht heftigen Entwicklungen gestreut. So ist Alice nicht die einzige Schülerin, die der Lehrer geschwängert hat und relativ früh im Auftaktmanga, wird die Geschichte brutal, blutig und heftig. Angesichts der Umstände nachvollziehbar und von den Mangaka Takuto Aoki und himiko hervorragend inszeniert. Sowohl erzählerisch als auch bei den Zeichnungen, werden Alice und die anderen wichtigen Figuren ausreichend charakterisiert, vorgestellt und in die für ihre Rollen und Geschichten notwendigen Ausgangslagen gebracht. Auf diese Weise sind die Wendungen sogar dann logisch, wenn die Charaktere irrational agieren, schocken und können sich komplett entfalten.

Zum Ende des ersten Kapitels, nimmt SINoALICE Band 1 noch einmal richtig Fahrt auf. Nach der ersten harten Wendung, wandelt sich scheinbar alles. Das wird auch optisch in Alice Charakterdesign berücksichtigt. Diese weitere Wandlung der Geschichte dient jedoch nur dafür, die wahre Handlung einzuleiten und Alice mit den Folgen ihrer unausgesprochenen Wünsche zu konfrontieren. Genauer, wird sie von den beiden Puppen aus ihren Träumen in eine grausame Welt gezogen, in der sie sich einem Spiel auf Leben und Tod stellen muss. Letzteres wird zwar nur angedeutet, ist aber ein relevanter Faktor, der auch in der offiziellen Storyzusammenfassung erwähnt wird. Dabei bleibt SINoALICE Band 1 nicht nur optisch ein wahrer Hochgenuss, sondern versteht es auch erzählerisch von Anfang bis Ende zu fesseln. Die Verwendung bekannter Märchen für die Geschichte, ihre Verbindungen zueinander und potenziell mächtige Kräfte sowie die kurze Bonus-Light-Novel, wecken die Neugier bezüglich der Fortsetzung und der weiteren Entwicklung der Geschichte und was noch auf Alice zukommt.

Fazit

Da ich das Mobile-Spiel kenne, habe ich bei SINoALICE Band 1 eine noch etwas stärker Fantasy-Lastigkeit erwartet. Doch die Manga-Adaption ist wirklich gelungen, spielt mit zahlreichen Hinweisen und Elementen der Vorlage und verknüpft diese gekonnt mit dem nicht ganz so normalen Leben einer fünfzehnjährigen Oberschülerin. Allerdings ist nach dem ersten Kapitel nicht vollständig klar, was denn nun Traum und was Realität ist. Gerade das trägt aber viel zur dichten Atmosphäre des Mangas bei. Ähnliches gilt für die detailreichen, schönen Zeichnungen, die jede Szene perfekt einfangen und die gesamte Grausamkeit, Verzweiflung und Brutalität einiger Momente zeigen. Gleichzeitig verstehen es die Mangaka wunderbar, Alice als tiefgründige und vielschichtige Hauptfigur vorzustellen. Ähnlich interessant sind auch die Nebenfiguren, deren Rollen teilweise überraschend ausfallen. Gerade das erste Kapitel weiß mit einer unerwarteten Handlung und einer schockierenden Wendung zu überraschen, während die anschließende Geschichte immer spannender wird und mich bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt. Auch die Kurz-Light-Novel, die den ersten Band als Bonus abschließt, ist gut geschrieben und eine willkommene Ergänzung der Geschichte. Am liebsten würde ich sofort weiterlesen. Fans düsterer Fantasy-Mystery-Geschichten sowie der Mobile-Spiel-Vorlage sollten einen genauen Blick wagen.

Kurzfazit: Düsterer Auftakt-Manga der mit einer spannenden Fantasy-Mystery-Geschichte, einer vielschichtigen Protagonistin und schockierenden Wendungen fesselt.

Vielen Dank an altraverse für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von SINoALICE – Band 1!

Details
Titel: SINoALICE – Band 1
Originaltitel: SINoALICE
Genre: Fantasy, Mystery, Drama
Verlag: altraverse
Story/Supervision: Yoko Taro
Scenario: Takuto Aoki
Artwork: himiko
Character Design: Jino
Seiten: 196
Preis: 7,00 €
ISBN: 978-3-7539-0269-2
Verlagsseite: SINoALICE – Band 1 bei altraverse
Erscheinungsdatum: 21. Februar 2022

© himiko, Takuto Aoki / Yoko Taro / Square Enix Co. Ltd. / Altraverse GmbH