Rezension: Ender Lilies: Quietus of the Knights (Xbox Series X)

Als junge Priesterin kämpfen wir in Ender Lilies: Quietus of the Knights gegen die Schrecken eines von Unreinheit befallenen Landes.

Seit einigen Jahren liegen Spiele, die das nach der Metroid-Reihe und den späteren Castlevania-Teilen benannte Metroidvania-Prinzip nutzen, im Trend. Ender Lilies: Quietus of the Knights von Publisher Binary Haze Interactive und den Entwicklerstudios Adglobe und Live Wire setzt ebenfalls auf die bekannten Gameplay-Strukturen. Wie in Metroidvanias üblich, erkunden wir eine aus zusammenhängenden Gebieten bestehende offene Welt, die wir mit dem Erlangen von neuen Fähigkeiten immer weiter erkunden können. Sind uns Wege anfangs versperrt oder erreichen wir Geheimnisse nicht, wissen wir von anderen Genre-Vertretern, dass wir irgendwann die notwendigen Mittel erhalten, um auch die letzten Ecken der weitläufigen Welt entdecken zu können. Obwohl Ender Lilies das Genre nicht neu erfindet, gehört das Action-Rollenspiel zu den bisher besten Spielen seiner Art im Jahr 2021.

Melancholischer Überlebenskampf

Ender Lilies: Quietus of the Knights ist im untergegangenen Reich namens Endlang angesiedelt. Vor langer Zeit wurde das Land von einem verfluchten Regen, der sämtliche Bewohner in unreine Wesen verwandelt hat, heimgesucht. Selbst die Weißpriesterinnen, die das Unreine läutern können, konnten den Niedergang nicht verhindern. Nun erwacht, entdeckt von einem untersterblichen Ritter, die letzte der Weißpriesterinnen. Lily ist allerdings noch ein Kind und kann sich an nichts mehr erinnern. Als Lily erkunden wir die düstere Fantasy-Welt, die sowohl Mittelalter- als auch Gothik-Einflüsse für eine wundervolle, finstere Kulisse nutzt, und bekämpfen die zahlreichen Unreinen, die sich uns in den Weg stellen. Selbst kann Lily sich jedoch nicht zu Wehr setzen. Stattdessen agiert der unsterbliche Ritter, der sie als Seelenkugel stets begleitet, als ihre Waffe. Im Verlauf des Spiels erlangen wir, durch das Besiegen der knackigen Bossgegner und nicht weniger faszinierenden Zwischenbosse, neue dieser Waffenseelen. Insgesamt sechs dürfen wir in zwei schnell wechselbare Sets ausrüsten, so dass wir gänzlich unterschiedliche Spielstile wählen können. Zudem kann Lily ausweichen und erlangt, wie erwähnt, im weiteren Spielverlauf neue Fähigkeiten wie eine mächtige Stampfattacke, die an bestimmten Stellen Wege öffnet, einen Doppelsprung oder einen kleinen Dash, der auch unser Ausweichen verbessert.

Die Kämpfe sind schön brachial und halten sich auch bei der Optik nicht zurück. Egal ob wir uns Standardgegnern, die ebenfalls durchaus herausfordernd sein können, oder den mehrere Phasen durchlaufenden, teils wirklich harten Bossen stellen, stets haben wir das Gefühl der vollen Kontrolle. Trotz manchmaligem Ärger über einen Tod, fühlt sich Ender Lilies niemals unfair an. Selbst an den nicht mehr üblichen Schaden bei Berührung eines Gegners haben wir uns mit der Zeit gewöhnt. Lediglich die bei manchen Gegnern nicht eindeutige Trefferzone kratzt ein wenig am sonst spaßigen Kampfsystem. Nach kurzer Eingewöhnungszeit fällt das aber ebenfalls nicht mehr auf. Weitaus wichtiger ist zudem die emotionale Geschichte, die uns stets dazu motiviert weiterzuspielen. Wir wollen einfach wissen, was Lily auf ihrem Weg noch erwartet und zusammen mit ihr mehr über die Vergangenheit, die traurigen Schicksale der einstigen Bewohner von Endland und natürlich Lily selbst, erfahren. Dabei bietet Ender Lilies drei unterschiedliche Enden, die an bestimmte Bedingungen kurz vor dem jeweiligen Abschluss geknüpft sind. Wirkliche Entscheidungen treffen wir im Laufe des Spiels aber nicht.

Seelen und Unreinheit

Ganz Action-Rollenspiel erhalten wir durch das Besiegen von Gegnern Erfahrungspunkte, die jedoch Unreinheit genannt werden. Dadurch steigen wir langsam im Level auf und werden auch minimal Stärker. Da sich der Effekt von Levelaufstiegen in Grenzen hält, sind in der Welt auffindbare Relikte und Objekte jedoch weitaus wichtiger. Manche bringen einen sofortigen Bonus wie minimal mehr Lebenspunkte oder die Möglichkeit mehr Relikte auszurüsten. Diese wiederum gewähren uns teilweise wirklich hilfreiche Boni. Angefangen von erhöhten Lebenspunkten über mehr Erfahrungspunkten und besserer Heilung durch die normalerweise drei verfügbaren Heilgebete bis hin zu einem zusätzlichen Gebet wird einiges geboten. Da wir aber nur eine begrenzte Anzahl an Reliktslots haben, müssen wir uns gut überlegen, was wir genau ausrüsten wollen. Ändern können wir unsere gewählten Relikte genauso wie die Waffen nur an Ruheorten, die gleichzeitig als Speicherpunkte dienen. Nutzen wir einen solchen, kehren allerdings auch alle normalen Gegner wieder zurück. Zusätzlich dürfen wir an Ruheorten die unreinen Seelen, die uns als Waffen dienen, verbessern, sofern wir die notwendige Unreinheit beziehungsweise Seelenreste gesammelt haben. Gerade unseren anfänglichen unsterblichen Ritter können wir nur mit sehr seltenen alten Seelenresten aufwerten. Diese sind überaus gut versteckt. Es lohnt sich also die Spielwelt genau zu erkunden und auch später an bereits besuchte Orte zurückzukehren. Ein Schnellreisesystem zwischen den Ruheorten sowie eine farbliche Markierung, die uns verrät, ob wir in einem Gebiet alles gefunden haben, erleichtern uns die Suche nach noch nicht entdeckten Geheimnissen.

Ender Lilies lebt abseits der spaßigen Kämpfe besonders vom düsteren Dark-Fantasy-Setting und der emotionalen Geschichte. Um so wichtiger ist eine entsprechende Präsentation. Obwohl auf eine Sprachausgabe komplett verzichtet wurde, schaffen es die gut geschriebenen Texte, auch auf deutsch, wunderbar die Gefühle der Figuren zu vermitteln. Zudem sorgt die wunderschöne, finstere 2D-Grafik für malerische, wenn auch stets bedrückende Umgebungen in denen die nicht weniger hervorragend gezeichneten Figuren agieren können. Als strahlend weiße Lichtgestalt grenzt sich Lily merklich von den Hintergründen, Gegnern und ihren Begleitern ab, doch gerade das passt wunderbar, schließlich ist die kindliche Priesterin der letzte Hoffnungsschimmer in einem verlorenen Land. Die melancholische Atmosphäre wird zusätzlich exzellent vom abwechslungsreichen, stets erstklassig passenden Soundtrack getragen. Jedes Lied, jede Melodie fügt sich nahezu perfekt ins Geschehen ein und unterstreicht das aktuelle Geschehen hevorragend. Ender Lilies ist einfach ein audiovisuelles Erlebnis, das zugleich bei Gameplay und Story brilliert und somit einer der besten Genre-Vertreter des Jahres ist.

Fazit

Ender Lilies: Quietus of the Knights hat mein Interesse alleine mit ersten Screenshots geweckt. Die düster-malerische Optik hat mich sofort fasziniert und ich wollte mehr über das Action-Rollenspiel wissen. Dank des gelungenen Metroidvania-Spielprinzip und spaßiger, brachialer Kämpfe hat mich Ender Lilies auch schnell gepackt. Noch mehr haben dazu aber die emotionale Geschichte, das düstere Dark-Fantasy-Setting, der gefühlvolle Soundtrack und die melancholische Atmosphäre beigetragen. Es ist einfach stets aufs Neue motivierend, andere Gebiete der weitläufigen Spielwelt zu entdecken und mehr über die Vergangenheit, die einstigen Bewohner, das Leid eines ganzen Reichs und auch Lily zu erfahren. Alleine dieser Sog hat mich immer wieder dazu gebracht mich den knackigen Bossgegnern zu stellen, egal wie sehr ich mich über jeden Tod geärgert habe. Irgendwann habe ich die unreinen Seelen doch bezwungen und nicht nur das Erfolgserlebnis, sondern auch die neuen Details zur Geschichte, haben dazu beigetragen, dass ich weiterspielen wollte. Wer auch nur ein bisschen was mit metroidvania-artigen Spielen und dem düsteren, melancholischen Setting anfangen kann, sollte sich Ender Lilies nicht entgehen lassen. Für mich bereits jetzt einer der besten Genre-Vertreter des Jahres.

Kurzfazit: Melancholisches Action-Rollenspiel, das mit einer emotionalen Geschichten, düster-malerischen audiovisuellen Präsentation, brachialen Kämpfen und einer bewegenden Atmosphäre fasziniert.

Vielen Dank an Binary Haze Interactive für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Ender Lilies: Quietus of the Knights!