Rezension: Ghostly Things – Band 1 (Manga)

Als Oberschülerin Yachiho Takahara in Ghostly Things Band 1 ein neues Haus zieht, entdeckt sie dort schon bald allerlei Übernatürliches.

Da ihr Vater aufgrund seiner Forschungen nicht anwesend ist, zieht Yachiho Takahara alleine in das neue Haus am Rand der Stadt. Schon bald findet sie heraus, dass die Gerüchte über Geister tatsächlich wahr sind. Nicht nur passieren seltsame Dinge in ihrem neuen Heim, im versperrten, riesigen Keller entdeckt sie außerdem den kleinen Naturgeist Moro, dessen Aufgabe als Fährmann ist es, die verschiedensten Wesen von der Menschen- in die Geisterwelt zu geleiten. Ausgerechnet Yachihos neues Haus dient Moro als Anlegeplatz. Kurzerhand wird die Oberschülerin zu Moros Gehilfin. Schließlich sucht sie in dem Haus etwas, das der Vorbesitzer zurückgelassen haben soll: die Schrift des Totenreichs. Mit dieser will sie endlich ihrer vor fünf Jahren verschwundenen Mutter auf die Spur kommen.

Übernatürlicher Alltag

Viel Zeit für Erklärungen lässt sich Mangaka Ushio Shirotori bei Ghostly Things Band 1, dem Auftakt der dreiteiligen Mystery-Fantasy-Reihe, nicht. Die Geschichte beginnt kurz nach Yachihos Einzug in des unheimliche Haus am Stadtrand. Der Ruf des Gebäudes ist sogar so schlecht, dass Yachihos Tante sie anruft, um sich nach ihr zu erkundigen. Schließlich lebt die Oberschülerin fortan alleine in dem Haus, da ihr Vater auf Feldforschung ist. Das kurze Telefongespräch dient vorwiegend dazu Yachihos Ausgangslage kurz zusammenzufassen. So wird nicht nur verraten, weshalb ihr Vater abwesend ist, sondern auch, dass ihre Mutter seit fünf Jahren vermisst wird und dass es sich um ein vermeintliches Geisterhaus handelt. Genauso schnell wird deutlich, dass die Gerüchte stimmen. Dank ihrer Katze Fuku-chan entdeckt Yachiho einen etwas versteckten Zugang zum Keller, der nicht nur eine Bibliothek beherbergt, sondern sich wesentlich weiter erstreckt, als das darüber stehende Haus. Hier setzen leichte Grusel-Elemente, die aber nie wirklich schaurig sind, ein. Vielmehr konzentriert sich Ghostly Things Band 1 auf eine leichtgängige Mystery-Geschichte.

Passend dazu, zeigen sich auch nicht wirklich boswillige Wesen. Zwar macht Yachiho im Keller, als sie Zeuge einer Hinüberführung in die Geisterwelt wird, eine eher unschöne Erfahrung, wirklich gefährlich wird es für sie aber zu keiner Zeit. Im Anschluss bleibt die Geschichte weitgehend sogar noch sanfter und ruhiger. Der Fokus liegt nicht auf großer Spannung oder gefährlichen Geisterbegegnungen, sondern auf der bodenständigen Erkenntnis, was Naturgeister sind. Entsprechend akzeptiert Yachiho die Geister um sich, auch wenn diese teilweise recht nervig werden können. Sie wird sogar eine Art Gehilfin für den Fährmann Moro, dessen Aufgabe es ist, die unterschiedlichsten Wesen wieder in die Geisterwelt zu schicken. Dabei trumpft Ghostly Things Band 1, besonders mit den einfallsreichen, aus japanischen Legenden, Mythen und Sagen stammenden Naturgeistern und anderen Wesen wie Drachen oder Baumgeistern, auf. Es ist durchaus interessant immer wieder neue übernatürliche Geschöpfe zu entdecken und sie gemeinsam mit Yachiho kennenzulernen. Dass die Atmosphäre dabei meist eher ruhig bleibt, stört keineswegs. Manchmal fühlt sich Ghostly Things Band 1 sogar wie ein Slice-of-Life-Mystery-Manga an.

Die seichte Geschichte mag dabei allerdings nicht jedem gefallen. Ähnliches gilt für die Charaktere. Außer Yachiho und Moro wird kaum eine Figur wirklich ausgearbeitet und selbst die Protagonistin bleibt noch etwas zu blass. Ähnliches gilt auch für den potenziellen Antagonisten, der wenig überzeugt und gegen Ende sogar fast wie ein Fremdkörper wirkt. Es ist nachvollziehbar, welche Rolle er einnehmen, und dass auf diese Weise mehr Spannung entstehen soll, doch vorerst funktioniert das nur bedingt. Es sind viel eher die kurzweiligen Alltagsgeschichten rund um Yachiho, Moro und die Naturgeister, die das Interesse an den beiden Fortsetzungen wecken. Trotz der vorhandenen Schwächen, zeigt Ghostly Things Band 1 ausreichend Potenzial, um Genre-Fans, die eine kurzweilige, ordentliche gezeichnete Geistergeschichte suchen, bei Laune zu halten.

Fazit

Carlsen Manga bewirbt Ghostly Things Band 1 mit dem Satz „Chihiros Reise ins Zauberland trifft auf die Spiderwicks!“. Hoch angesetzte Vergleiche, die mich neugierig gestimmt haben. Enttäuscht hat mich der Auftaktmange der dreiteiligen Reihe nicht, an den meisterhaften Ghibli-Film reicht Ghostly Things aber zumindest nach dem ersten Band noch nicht ran. Allerdings sind die Vergleiche nachvollziehbar. Schließlich bekommt es in Ghostly Things Band 1 die Oberschülerin Yachiho Takahara mit allerlei Geistern aus japanischen Geschichten zu tun. Gerade der Schauplatz des alten Hauses und ihre Fähigkeiten die übernatürlichen Wesen zu sehen, erinnert an die Spiderwicks. Dabei kann die kurzweilige, aber auch etwas seichte Geschichte mit ihrer Mischung aus Mystery, Fantasy und Slice of Life durchaus unterhalten. Trotz kleiner Schwächen wie etwas zu oberflächlicher Charaktere und eines blassen, teilweise noch deplatziert wirkenden Antagonisten, habe ich Ghostly Things Band 1 gerne gelesen. Alleine das Setting und die sympathische Protagonistin haben mich bei Laune gehalten. Die zahlreichen, einfallsreichen Naturgeister haben zudem meine Neugier geweckt. Somit ist es dann auch Yachihos Alltag mit Fährmann Moro und den übernatürlichen Wesen, die mein Interesse an der Reihe aufrecht erhalten und nicht das offene Ende, das eine größere Geschichte und Bedrohung andeutet. Ob auch das funktioniert, muss sich noch zeigen, aber ich lasse mich gerne überraschen. Genre-Fans mit einem Hang zu kurzweiligen, ruhigen Naturgeist-Geschichten können einen Blick wagen.

Kurzfazit: Kurzweiliger, etwas zu seichter Mystery-Fantasy-Manga, der trotz Schwächen mit interessantem Setting, sympathischer Protagonistin und einfallsreichen Naturgeistern unterhalten kann.

Details
Titel: Ghostly Things – Band 1
Originaltitel: Ayashikoto-gatari
Genre: Mystery, Fantasy
Verlag: Carlsen Manga
Mangaka: Ushio Shirotori
Seiten: 178
Preis: 7,00 €
ISBN: 978-3-551-76353-2
Verlagsseite: Ghostly Things – Band 1 bei Carlsen Manga
Erscheinungsdatum: 23. März 2021

© Ushio Shirotori / MAG Garden Corporation / Carlsen Manga